Mittwoch - 1.4 - to deal with ...

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Don't forget - it's fiction!

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Ist das Sirenengeheul wirklich erst 5 ½ Stunden her?
Mir kommt es vor, als hätte ich einen Marathon gelaufen. Markus und ich schauen uns an und beschließen, erstmal Familienrat zu halten. Erstens sind die Jungs jetzt sowieso nicht aufnahmebereit für irgendwelche Planungen von Tagesabläufen und Beschäftigungsstrategien. Und zweitens ist es an der Zeit, unseren Kindern Aufmerksamkeit zu schenken und uns auch um ihr seelisches Wohl zu kümmern. Darum hocken wir uns alle vier in unser Elternbett und reden einfach darüber, wie es uns mit der ganzen Situation geht. Wir alle haben Fragen und Sorgen auf der Seele und sprechen kunterbunt alles aus.

Und -      was hat die Menschheit eigentlich vor Google gemacht ???       - wir versuchen, uns zu informieren und Antworten zu finden auf all die Fragen. Auf zwei Laptops und zwei Handys laufen die Suchmaschinen heiß. Von „typisches Essen in Korea" über „Anorexie / Bulimie" und „BTS am Gesicht erkennen" bis zu „wie funktioniert ein Reaktor-Rückbau?" ist so ziemlich alles dabei. Wir lesen uns gegenseitig vor, was wir da so finden, reden darüber, überlegen gemeinsam, was das für uns und unsere Situation mit den Jungs bedeuten kann. Die sachlichen Informationen helfen auch den Kindern, die Lage richtig einzuschätzen, und das heitere Gesichterraten bringt vor allem Maja und mich ziemlich häufig zum Lachen. Unsere Männer tun sich echt schwer, und wir erinnern uns daran, wie es uns am Anfang ging.

„Das ist Namjoon!"
„Nö, das ist Jimin mit grauen Haaren."

„Aber das ist doch Jimin!"
„Nö, da ist das Hobi, und in der Zeit hatte Jimin orangene Haare."

„Der Orangene ist also Jimin?"
„Nö, in der Zeit war Tae so blond-gelb-orange."

„Aber das ..."
„Jungs, vergesst einfach die Haarfarbe. Allein in diesem Jahr hatten sie schon vier verschiedene Farben auf dem Kopf! Und wir haben erst März ..."
Da auch die Outfits ständig wechseln, wird das Ganze zu einem lustigen Puzzlespiel. Aber am Ende haben sie über Fotogalerien und Stimmproben doch einen ungefähren Überblick. Außerdem haben wir die persönlichen Studienobjekte ja unten auf dem Sofa gestapelt. Das wird schon.

Nach diesem Familienrat sind wir alle besser gerüstet, um nun an weitere Planungen zu gehen. Da wir keine Ahnung haben, wie lange wir es in unserer Festung aushalten müssen, beschließen wir, einen festen Tagesablauf und feste Hilfsdienste und Aufgaben abzusprechen. Und es soll Orte im Haus für Ruhe, Action, Arbeit, ... geben. Denn jeder braucht mal einen Ort ganz für sich alleine. Simon zum Beispiel hat ja sein Zimmer komplett hergeben müssen. Also müssen wir ihm wo anders Freiraum schaffen.

Nun beschließen wir doch, mit den Jungs gemeinsam weiterzuplanen. Nach all der inneren und äußeren Action sind auch bei ihnen wahrscheinlich einige Fragen und Bedürfnisse aufgetaucht. Die Jungs haben es sich inzwischen im Viererzimmer bequem gemacht. Jimin schläft. Er muss erschöpft sein nach diesem für ihn so bewegenden Vormittag.
Wie süß!
Er hat die gelbe Decke mit hochgenommen und sich komplett darin eingemummelt. Jeongguk sitzt neben ihm, als würde er seinen Schlaf bewachen. Die Schrecken dieses Vormittags sind ihm noch ins Gesicht geschrieben. Er hat ja mal gesagt, dass er eigentlich mit allem klar kommt – außer, wenn es seinen Hyungs nicht gut geht. Namjoon und Yoongi sortieren aus ihren Koffern ihr technisches Equipment, weil sie gerne arbeiten wollen. Dafür zum Beispiel müssen wir einen sinnvollen Platz einrichten. Jin hat grade Simons Wii entdeckt und schaut die vorhandenen Spiele durch. Die beiden werden sicher viel Spaß beim Zocken haben. Und Hoseok und Tae stehen staunend vor den Bergen von Lego, die unser Sohn gehortet hat, und versuchen, das Prinzip zu verstehen. Sie erzählen uns, dass es wohl seit einigen Jahren Lego auch in Korea gibt, sie aber noch nie welches in den Händen hatten.
Hei, vielleicht ist das die Chance, die ganzen teuren, komplizierten Aufbauten wieder zusammen zu kriegen?! Zeit zum Kleinteilesortieren haben wir jetzt mehr als genug ...

Wir lassen Jimin schlafen und machen es uns miteinander bequem. Wieder führen wir Listen, teilen Räume ein und malen lustige Piktogramme, damit Türen / Möbel / Geräte so beschriftet werden können, dass es alle verstehen. Das artet dann in ziemliche Alberei aus. Wir stellen schnell fest, dass unterschiedliche Kulturen oft unterschiedliche Symbole verwenden. Es entstehen Bilder für Ruhe / Musik / ... und vieles mehr. Aber: Wie stellt man „Alleinsein" dar? Oder „Wasserhahn nicht benutzen"???
Ach was, die kleben wir einfach zu!
Zu den Bildchen kommen dann Worte in Koreanisch, Englisch und Deutsch. Die Jungs blödeln rum, weil sie gegenseitig ihre Schrift nicht lesen können, Namjoon versucht, die deutschen Wörter auszusprechen. Und wir beschließen, dass wir ja aus Jux alle Alltagsgegenstände im Haus mit dreisprachigen Zettelchen versehen können.
So kann man seine Zeit auch rumkriegen ... Aber wenn dabei alle mehr Englisch-Vokabeln lernen – so what?

Der zweite Stock wird vollständig dem Rückzug und der Konzentration gewidmet. In den beiden Räumen soll Stille herrschen. Und dort werden auch die Computer von Namjoon und Yoongi aufgebaut. Sie schaffen nun endlich auch alle ihre Koffer hoch und richten sich in den Zimmern ein.

Im Vierer-Zimmer sollten die Matratzen tagsüber hochgeklappt werden, damit Raum zum Toben und Spielen ist. Die Wii wird angeschlossen. Und wir holen das kleine Trampolin vom Dachboden, denn das bietet auf kleinstem Raum die Möglichkeit, Energie rauszutoben. Im Erdgeschoss ist der Bereich zum Kochen, Essen, Spiele spielen und allgemeiner Geselligkeit.

Zwischendurch meldet sich PD aus London. Die Nachrichten sind inzwischen auch außerhalb Deutschlands voll mit der Vielleicht-oder-auch-nicht-Reaktor-Katastrophe, und so hat er beschlossen, die London-Konzerte zu verschieben. Das nimmt fürs erste den Druck raus, baut ihn aber hinten wieder auf, denn nach dem letzten Konzert-Wochenende in Europa sollte es sofort weiter nach USA zu einer Woche voller wichtiger Promoting-Interviews vor dem Release der letzten Love Yourself-Scheibe und den BBMA's gehen. Daraus wird nun ein Mörderwochenende: Freitag und Samstag Abend die nachgeholten Konzerte in London, danach sofort in den Flieger, die Zeitverschiebung nutzen zum Schlafen und am nächsten Abend dann: lächeln, lächeln, lächeln. Roter Teppich, Interviews, Winkewinke. Lächeln, lächeln, auftreten und hoffentlich den zweiten „Top Social Artist" einsammeln. Maja und ich zweifeln keine Sekunde daran, die Jungs sind da bescheidener.

Lange überlegen die Jungs, wie sie für die internationale ARMY die Situation entschärfen können, damit das Netz nicht heißläuft und sich alle unnötig Sorgen machen. Sie beschließen, sich einfach hier auch gegenseitig zu filmen und ab und zu ein Broadcast abzuseilen. „Alles normal" lautet die Devise für die Fan-Base. Dazu äußern wir allerdings eine Bitte.
"Unser Wohnort, unser Haus, unsere Einrichtung und unsere Gesichter / Namen/ Stimmen / ... sollten nicht erkennbar sein. Wir möchten bitte völlig anonym bleiben."

Dann besprechen wir so praktische Dinge wie: wo steht wem welches und wieviel Wasser zur Verfügung, die Toiletten werden mit Eimer aus der Badewanne gespült, Wasserflaschen und ein 2. Wasserkocher werden ins Bad gestellt fürs Zähneputzen und sich Waschen. Da wir möglichst kein schmutziges Geschirr produzieren sollten, verteile ich Eddings zum Beschriften der Flaschen, und jeder darf pro Tag zwei Flaschen Wasser trinken.
Dass ich im friedlichen Mitteleuropa mal Wasser rationieren würde, habe ich in diesem Leben auch nicht mehr erwartet. Wir wissen überhaupt nicht, wie gut es uns eigentlich normalerweise geht!

Als es daran geht, uns sinnvolle Beschäftigungen auszudenken für den Fall, dass aus dem einen mehrere Tage werden, spule ich im Kopf durch, was ich von den einzelnen über ihre Interessen weiß.
Namjoon füttert die Fan-Base. Er liest gerne, und dieses Haus kann definitiv auch ohne Wände stehen, die Bücherregale halten das locker. Aber: es ist fast alles auf Deutsch! ... Halt! Da steht noch die Reihe mit Agatha Christies, vielleicht hat er ja Bock auf klassische Krimis ... Yoongi komponiert, tut er sowieso dauernd. Jin kann aber nicht nur kochen und zocken, den muss ich fragen, worauf er Lust hat. ... Ach, genau! Ich werde ihm meine Gitarre anbieten! ... Tae interessiert sich theoretisch und praktisch für Kunst, da lässt sich was machen. Alle sollten ab und zu die Choreos durchtanzen, damit sie in Übung bleiben. Platz genug gibt's aber nur, wenn man das halbe Wohnzimmer ausräumt. Das muss also gut geplant werden. ... Sie spielen sehr gerne. Auch das ist kein Problem, wir sind Vielspieler und haben gefühlte 1000 Spiele im Schrank. Kookie wird mit dem Filmen, Schneiden und Hochladen über diese Zeit hier gut beschäftigt sein. Witzig – Golden Closet aus Südhessen – damit hat sicher nie jemand gerechnet!

Ich spreche meine Gedanken laut aus und habe bei einigen tatsächlich den Nerv getroffen. Außerdem meldet Maja an, dass sie etwas Koreanisch lernen will. Kookie bietet sich an, ihr zu helfen. Und Namjoon möchte sein Gehirn mit Deutsch beschäftigen.
Oha! Da darf dann ich ran. Und er ist sehr logisch strukturiert, da kann ich sicher helfen.

Hobi will darauf achten, dass sie jeden Tag einmal tanzen. Und er fragt nach dem Lego. Da ist er bei Simon an der richtigen Adresse.

Tae meldet sich.
"Was meinst du damit, dass du in Sachen Kunst „helfen" kannst?"
„Naja, ich habe einige Bildbände über Kunst und Künstler, falls du was kopieren willst, und ich habe einen Keller voller Farben, Pinsel, Papiere und anderem Kreativmaterial. Dort kannst du dich austoben, ich stelle eigentlich fast alles zur Verfügung. Von der Bohrmaschine bis zum Speckstein ist alles da."
Das Wort Speckstein, auf Englisch Sope Stone, kennt keiner. Also zeige ich ihnen meinen kleinen Elefanten, den ich vor Jahren aus einem Restestück gearbeitet habe und seitdem immer in der Hosentasche mit mir rumtrage. Da bekommt nicht nur Taehyung leuchtende Augen. 

Sofort reden alle durcheinander.
"Dürfen wir das mal gemeinsam machen und dabei filmen? So wie damals bei dem 'Run BTS' in der Töpferwerkstatt! Falls du genug Material und Werkzeug dafür hast ..."
Habe ich. Das Problem ist eher, dass ich dafür mein kreatives Chaos unten total gründlich aufräumen muss, damit ich da überhaupt sieben Leute hinsetzen kann ... Oder wir machen es im Esszimmer an der langen Tafel. Danach kann ja jeder, der gerne weiterarbeiten möchte, das einzeln im Keller tun.

Am Schluss kaspern wir noch aus, wer jetzt gleich mit mir in die Küche kommt, weil es schon Mittagszeit ist. Als wir dann noch Maja die Fürsorge für die Meerschweinchen übertragen, weil die sowieso in ihrem Zimmer stehen, meldet sich plötzlich eine leise, verschlafene Stimme aus dem Hintergrund.
"Darf ich bei den Meerschweinchen helfen? Aber vielleicht darf ich ja nicht in dein Zimmer ..."
Jimin. Er ist aufgewacht und hat den Schluss unserer Gespräche mitgehört.

Maja, die sowieso keinen Bock hat, das alleine zu machen, strahlt ihn an.
"Natürlich, total gerne! Du kommst so gut mit den Tieren klar. Das ist toll!"
Und Jimin strahlt zurück.

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21.10.2018    -    5.4.2019    -    17.10.2019
28.10.2019    -    23.3.2020

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