Montag - 6.4 - Panikmache

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Don't forget - it's fiction! - Triggerwarnung: Panikattacken!

..................................................................................................................

Und natürlich - kommt die vorprogrammierte Krisensitzung auf unserem Sofa. Völlig automatisch treffen Namjoon und ich uns dort. Hoseok ist im Laufe des Nachmittags und Abends innerlich immer mehr ausgestiegen, hat nur noch die äußere Form gewahrt und ist leider dann bei der Abendsirene - so wie man es von ihm kennt - förmlich von seinem Stuhl auf den Boden geflogen, das Gesicht gezeichnet von Angst. Alle waren sehr erschrocken, und Jin hat ihm schnell wieder aufgeholfen. Aber die „Richtung" zeichnet sich leider klar ab. Er wird nicht mehr lange durchhalten. Jeongguk ist informiert, er soll uns Bescheid sagen, falls etwas mit Hobi ist, bzw. ihn runterbringen, falls es nötig ist. Uns Dreien ist klar, dass das übliche nächtliche Schnellfeuer ihm heute den Rest geben wird. Seine Nerven liegen völlig blank. Inzwischen schieben wir Drei eine solche Wut auf seine Eltern, dass wir uns vornehmen müssen, uns da echt am Riemen zu reißen. Hobi hat gar nichts davon, wenn wir uns jetzt gehen lassen. Aber seine Eltern können froh sein, dass ich kein Koreanisch kann. Sonst hätte ich denen längst gründlich den Kopf abgerissen.

Leider müssen wir gar nicht lange warten. Kaum ist Hobi eingeschlafen, beginnen die Alpträume. Guk kriegt ihn kaum wach und schleppt ihn dann mitsamt seines unseligen Handys runter ins Wohnzimmer. Er vergewissert sich, dass er jetzt nicht gebraucht wird, und geht wieder ins Bett. Hobi zittert und weint. Wir nehmen ihn in die Arme, packen ihn warm ein und geben ihm alle Zeit der Welt, sich zu beruhigen. Das passiert nur leider nicht. Denn immer, wenn er grade aufgehört hat zu weinen, bimmelt wieder das bescheuerte Telefon, und wir drücken die Anrufe weg. Schließlich wird Namjoon energisch.
„Hobi, das geht so nicht mehr weiter. Du leidest seit Tagen wie blöd, du klebst ununterbrochen an dieser unseligen Maschine und gehst allmählich vor die Hunde. Entsperre das jetzt bitte, damit ich deinen Chat mit deinen Eltern ansehen und dann mit ihnen telefonieren kann. Nein, keine Widerrede, das hört jetzt sofort auf! Das muss aufhören, weil es dich krank macht. Schau dich doch an. Du hilfst hier niemandem, wenn du weiter versuchst, stark zu sein, obwohl es dir gelinde gesagt besch... geht."
Hobi ist sogar zu verstört, um über diese ungewöhnlich strenge Ansage verblüfft zu sein. So kennt er Namjoon gar nicht, aber das merkt er nicht. An irgendeinem Punkt seiner "Festplatte" hat er sich aufgehängt und findet den Ausweg nicht.
„A.aa.aber, das sind doch meine Eltern, die machen sich doch Sorgen. Da muss ich doch rangehen!"

„Hobi, die machen sich Sorgen, genau wie alle unsere Eltern auch. Aber zusätzlich machen sie DIR Sorgen, und das geht zu weit. Das ist Telefonterror, was da passiert. Und zwar für alle in deinem Zimmer. Meine Eltern zum Beispiel haben einmal angerufen, und seitdem schreiben sie mir einfach immer, wenn hier Morgen ist, dass sie mich lieben, dass sie stolz auf mich sind, dass sie sich freuen, im Internet zu sehen, dass wir die Lage im Griff haben, und dass sie sich ganz doll für uns wünschen, dass bald alles vorbei ist. Punkt. Auch die Eltern aller anderen haben Angst um ihre Söhne, aber sie geben sich alle Mühe, uns zu stärken, weil sie kapiert haben, dass es das ist, was wir brauchen. Deine Eltern sind liebe Menschen, aber sie schaden dir leider grade sehr, und darum muss ich da jetzt einen freundlichen, aber bestimmten Riegel vorschieben."

„Aber wenn sie doch so Angst um mich haben!"
Dann sollen sie gefälligst dem nächsten Nachbarn oder dem Papst die Ohren voll jammern!
Ich möchte am liebsten schreien. Ich bewundere grade Namjoon, der heute viel ruhiger ist als ich.

Namjoon schüttelt den Kopf.
„Dann müssen sie vor allem darauf bedacht sein, ihre Angst nicht auf dich zu übertragen, weil du doch derjenige bist, der das hier aushalten muss. Du steckst in dieser Situation, nicht sie. Du brauchst Hilfe und Ermutigung, nicht sie. Hobi, erlaubst du mir bitte, dass ich ihnen schreibe? Jetzt? Ich weiß, in Korea ist es mitten in der Nacht, aber die letzte Nachricht hat vor 3 Minuten Pling gemacht. Die sind wach, sie werden nicht locker lassen, sie werden immer weitermachen. Und das muss ein Ende haben. Bitte."
Hoseok weint so sehr, dass er kaum nicken kann. Aber dann macht es schon wieder Pling, und er zuckt zusammen. Wir schauen ihn auffordernd an. Also entsperrt er sein Handy doch und lässt Namjoon machen, während ich ihn einfach im Arm halte, ihn wiege und tröste. Es ist ihm anzusehen, dass nun völlig überflüssiger Weise auch noch schlechtes Gewissen gegenüber seinen Eltern zu all den anderen Ängsten dazukommt. Und das ist so schizophren, so idiotisch und so überflüssig, dass ich am liebsten schreien möchte.

Namjoon holt sich derweil die Nummer aus Hobis Handy, speichert sie bei sich ein und fängt an, eine lange, wohlüberlegte Nachricht an Hobis Eltern zu schreiben. Er gibt ihnen die Kontaktdaten seiner Eltern, damit sie sich dort ausheulen können, macht freundlich, aber bestimmt klar, dass sie Hobi ab sofort total in Ruhe lassen sollen. Es sei denn, sie haben was Schönes zu erzählen oder entspannte Durchhalteparolen auf Lager. Er findet erklärende und beruhigende Worte über die vermutliche Lage in Biblis und die wahrscheinlich gar nicht existente Gefahr von dort, schildert unser Leben hier miteinander und macht klar, dass für uns nur eines zählt: Ruhe bewahren und positiv denken. 'Aufbauen' statt 'Einreißen' ist die Devise. Er erzählt, wie freundlich wir als Gastfamilie sind, dass es Hobi an gar nichts fehlt, dass er sich hier wohl und geborgen fühlt. Aber eben nicht, wenn er sich dauernd Sorgen um seine Eltern machen muss, die eigentlich hoch und trocken in Korea sitzen.

Nachdem er die Nachricht abgeschickt hat, informiert er noch per SMS seine Eltern, dass ihnen nun unverhofft eine neue Aufgabe zugewachsen ist, und bittet sie, uns zu helfen, indem sie sich Hobis Eltern annehmen. Dann warten wir ab, ob eine Reaktion kommt. Hobis Eltern müssen offensichtlich erstmal verdauen, was ihnen da zugemutet wird, denn eine ganze Zeit lang hören wir nichts mehr.

Wir versuchen derweil, Hoseok zu entlocken, womit wir ihm jetzt grade etwas Gutes tun können. Aber er ist schier unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Tiefe Verwirrung und panische Angst haben ihn fest im Griff. Nach einer endlosen halben Stunde rufen seine Eltern schließlich bei Namjoon an, und der geht raus, um in Ruhe mit ihnen reden zu können. Als er nach einer Weile wieder reinkommt, hat er dort wahrscheinlich echt Ruhe rein bringen können, wie ich seinem Blick entnehmen kann.

Aber hier ist leider gar nichts in Ordnung. Nach wie vor klammert sich Hoseok panisch an mich und weint unkontrolliert. An ein vernünftiges Gespräch ist gar nicht zu denken. Eigentlich hilft wahrscheinlich nur schlafen. Und so beschließen wir schließlich um Mitternacht, dass wir das Sofa ausklappen, Hobis und mein Bettzeug runterholen und ich hier mit ihm auf dem Sofa versuche zu schlafen. Irgendwann muss sich ja der innere Sturm ausgetobt haben. Und wenn er wieder Alpträume hat, werde ich ihn einfach halten.

Und halten. Und halten. Und halten. Viel Schlaf bekomme ich nicht in dieser Nacht. Hoseok kriegt wahrscheinlich einiges davon gar nicht mit. Irgendwann schreit er im unruhigen Schlaf, und es wirkt wie Endzeitstimmung.
"Wir werden alle sterben, wir kommen nie mehr nach Hause!"
Oder wahrscheinlich ähnlicher Unsinn ...
Himmel, ich möchte allmählich wirklich wissen, was für Horrorvisionen seine Eltern ihm alles zugemutet haben. Es ist zum Auswachsen! Wäre er doch bloß früher damit zu uns gekommen. Namjoon hätte das schon vor Tagen abstellen und Hobi Luft verschaffen können. Dann wäre es nicht so weit gekommen.

Wie bei meinen Kindern, als sie Säuglinge waren und Blähungen hatten oder gezahnt haben, singe ich beruhigende Schlaflieder am laufenden Band und wiege den sonst so liebenswerten und jetzt so aufgelösten jungen Mann in meinen Armen. Und wie damals wünsche ich mir, die Lieder hätten nicht drei sondern 30 Strophen, damit ich nicht immer wieder dasselbe singen muss. Ich erinnere mich daran, wie Hoseok in Interviews erzählt hat, dass seine Mutter ihn immer in den Schlaf gestreichelt hat. Also beginne auch ich, sanft und vorsichtig über seine Arme und seinen Rücken zu streichen. Erst gegen Morgen beruhigt sich Hoseok langsam. Seine Kräfte erlahmen. Und meine auch. Wir fallen in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Ich weiß, dass Namjoon und Guk dafür sorgen werden, dass wir nicht für die üblichen Proben gestört werden. Schlaf ist jetzt das einzige, was zählt. Und ohne Hobi die Choreos zu proben, ist sowieso nicht richtig sinnvoll.

......................................................................

16.11.2018 - 21.4.2019 - 16.8.2019

29.10.2019 - 27.3.2020

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro