Montag - 6.3 - Warten auf Godot

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Don't forget  -  it's fiction!

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Dass wir heute wieder einen Ausnahme-Wasser-Benutz-Tag haben, lässt mich leider vermuten, dass die in Biblis immer noch nicht rausgefunden haben, was da nicht richtig funktioniert, und dass es NOCH ein paar Tage länger dauern kann. Dafür häufen sich im Radio die Berichte über Menschen, die in ihren Wohnungen durchdrehen, über überquellende Notunterkünfte und Krankenhäuser, dehydrierte Alte und ausgeflippte Jugendliche, über Straßensperren, um die heimlichen Ausreißer einzufangen, über einen Raubüberfall auf einen Supermarkt. Wenn wir wenigstens wüssten, worauf wir warten! Auf das erlösende „alles falscher Alarm, wir haben ein Kabel falsch gelötet" oder wenigstens das „das ist der GAU, nix wie weg hier". Inzwischen ist vielen sicher jede Antwort recht, Hauptsache, es kommt irgendeine. Es ist wie 'warten auf Godot', weil man das Gefühl hat, dass so gar nichts passiert.

Wir überlegen derweil mal wieder, womit wir den Nachmittag sinnvoll füllen können, damit wir NICHT durchdrehen. Maja stellt sich in die Küche, backt Unmengen an Brownies, Jeongguk leistet ihr dabei Gesellschaft und häckselt mit Hingabe in ihrem Auftrag Schokolade klein. Wir können SOOO froh sein, dass wir uns den Luxus noch leisten können! Jin nutzt den Leerlauf, um den anderen seine „Wer bin ich"-Fragen zu stellen, die er inzwischen für sich formuliert hat. Auch einige Mails an ausgewählte Menschen verschickt er.

Mir fällt inzwischen ein, dass ich ja noch ganz viel Wäsche aufzuhängen habe. Ich bringe also die ganzen nassen Klamotten ins Nachbarhaus, wo einfach mehr Platz für die Wäscheständer ist. Da ploppt Guk neben mir auf, der offensichtlich in der Küche nicht mehr gebraucht wird.
„Darf ich dir helfen? Das geht doch nicht, dass du immerzu für uns alle die Wäsche versorgen musst."
Ich wimmele ab, auch, weil ich einfach sehr eigen mit meinen Klamotten bin und das immer gerne selbst mache.
„Doch doch, ich will helfen. Mir ist das langsam echt peinlich. Du bist doch nicht unser Dienstmädchen!"
Wenn du wüsstest, WIE peinlich dir das gleich sein wird!
Ich werde ihn einfach nicht los. Also kann ich ihm das leider nicht ersparen.
"Jeongguk, bitte, lass mich das selbst machen. Ich nutze das als Auszeit, um ein bisschen allein zu sein. Und außerdem - ..."
„Ja?"
„... und außerdem willst du bestimmt nicht die Unterwäsche von Maja und mir auf die Leine hängen. Das wäre auch Maja nicht recht."
Uuuuups - ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemand SO rot werden sehen.
Er würde am liebsten im Boden versinken und windet sich und weiß nicht, wie er da elegant wieder rauskommen soll. „Jeongguk, wir vergessen das einfach, o.k.? Du flitzt jetzt nach oben zu deinem PC oder kümmerst dich ein bisschen um Hobi, ich gehe nach nebenan mit der Wäsche, und wir reden nie wieder drüber. Ich verrate niemand was hiervon, und alles ist gut."
Dankbar nickt er und verschindet, so schnell er kann.
Armer Teufel!
Aber ich muss doch grinsen. Es war ja lieb, dass er helfen wollte – aber leider beim falschen 'Projekt' ...

Als ich vom Wäscheaufhängen wieder komme, ist inzwischen die Kaffeetafel gedeckt. Genüsslich vertilgen wir die saftigen Brownies und unterhalten uns dabei. Ich frage die Jungs nach ihren Träumen für später. Sie erzählen auch von der Militärzeit und denken dann einfach mal laut drüber nach, was sie danach gerne machen würden oder könnten. Ob es überhaupt eine Zukunft für BTS gibt. Immerhin ist Jin 37, wenn Jeongguk als letzter damit durch ist. Oder ob sie doch in Gruppen zum Militär antreten sollen. Aber in jedem Falle ist BTS einfach nicht BTS, wenn die Hälfte nicht da ist. Und eine befriedigende Lösung dafür kann sich eigentlich keiner von uns vorstellen. Dafür haben wir jede Menge Ideen, wie es danach weiter gehen könnte. Am Spannendsten ist noch die Idee der Freizeit-Schule: 

Sie würden gerne gemeinsam eine Schule für Jugendliche eröffnen, wo sie von den Basics in Singen, Rappen, Tanzen über Schauspiel und Entertainment und technische Fertigkeiten wie Fotografieren, Filmen, Filme bearbeiten, Kulissenbau bis hin zu Musiktheorie, Produktion von Musik alles lernen können. Aber! Nicht als Kaderschmiede für künftige K-Pop-Stars sondern als sinnvolle Freizeitbeschäftigung für Jugendliche ohne Ansehen der Herkunft oder Person. Immer mehr verlieren sie sich in diesem Tagtraum: Jeder von den Jungs kann etwas anderes besonders gut und übernimmt einen Fachbereich. Dazu suchen sie sich für alle Fächer gute Leute, die als Lehrer in dieser Schule arbeiten. Wenn diese Schule in Seoul richtig gut läuft, gründen sie Ableger in allen Städten, aus denen sie selbst stammen. Sie können frei wählen, ob sie weiter miteinander leben oder zurück in ihre Heimat ziehen wollen, um näher bei ihren Eltern zu sein. Aber sie sind auf jeden Fall weiter beruflich miteinander verbunden und können auf ihrer langjährigen Erfahrung miteinander aufbauen. Sie können sogar eigenständige Projekte wie Schauspielengagements oder ähnliches wahrnehmen, weil sie ja für alles Lehrer haben. Diese Rumspinnerei macht offensichtlich allen Spaß, und die Ideen werden immer unwahrscheinlicher, aber auch immer genussvoller. Sie stellen fest, dass sie dann nicht mehr durch Verträge an irgendwelche Regeln gebunden sind, die ihr Leben beschneiden. Sie machen dann selbst die Regeln! Sie träumen davon, dass benachteiligte Jugendliche über einen Fond an allen Angeboten teilnehmen dürfen, ohne dafür zu bezahlen. Weil sie an sich selbst gesehen haben, dass Talent unabhängig vom Geldbeutel der Eltern ist.

Das Gespräch nimmt irgendwann eine andere Richtung, als sie anfangen, davon zu träumen, dass sie eigene Familien gründen wollen. Ich höre die Trauer heraus, dass sie gar nicht wissen, wie sie eine Partnerin kennen lernen sollen, wenn sie als Idols immer im Rampenlicht stehen. Ich bekomme die gefährliche Frage gestellt:"Woher weiß man, dass der/die andere der/die Richtige ist? Woher sollen wir wissen, dass da nicht einfach eine geldgierige Frau auf den Star aus ist sondern wirklich der Mensch vor uns steht, der uns als echten, normalen Menschen kennenlernen und liebenlernen will?"
Tja, woran erkennt man den/die eine? Wie sind Markus und ich übereinander gestolpert? Über eine Freundin. Und wir haben „es" einfach  gewusst. Da lässt sich das Leben nicht in Regeln pressen.

Sie malen sich Traumhäuser und Traumfamilien aus. Aus einer Eingebung heraus hole ich große Papierbögen und verschiedenste Stifte und lasse sie einfach mal malen, wovon sie träumen. Und Guk kriegt Filmverbot. Hinterher kann immer noch jeder selbst entscheiden, ob seine Träume im Netz landen sollen. Erstmal sollen sie frei von der Seele weg malen oder schreiben, wofür ihr Herz schlägt, wo sie sich in der Zukunft sehen. Auch das kennen sie von den Summer Packages, ein bebildertes Tagebuch. Aber nun dürfen sie fern jeder Realität alles zusammen spinnen, was ihnen einfällt. Im Traum ist alles möglich. Und damit vergeht auch dieser Nachmittag wie im Flug.

Intensive Gespräche gehen nahtlos über in Gemüsegeschnibbel, Reis kochen, Fleisch braten und genüssliches gemeinsames Schmausen. Im Anschluss wird energisch der zweite Teil der Drachensaga eingefordert, weshalb wir wieder PC und Leinwand auspacken und sich das bekannte Menschenknäuel auf unserem Sofa bildet.
Ich glaube, diesen Anblick werde ich nie vergessen. Es sieht so gemütlich und vertraut und zufrieden aus!      Wir amüsieren uns über die durchgeknallten Bräuche auf Berk, bewundern gemeinsam Hicks immer ausgefeiltere (und verrücktere) Ausrüstung, freuen uns über das Auftauchen von Valka, fiebern mit beim Kampf gegen Drago, leiden mit bei Haudraufs Tod und drücken Hicks und Ohnezahn die Daumen für das große Showdown gegen den dunklen Alpha. Am Schluss ernten wir dann noch Buhrufe von den Jungs, als wir ihnen beichten, dass der dritte Film schon seit drei Jahren 'bestimmt im nächsten Jahr ins Kino' kommen soll.

„Wiiieeeee? Der ist noch gar nicht gemacht! Das geht so aber nicht!!! Los – sag, dass das ein Scherz ist!"
Jin meckert empört los.
„Es tut mir furchtbar leid, Jin, aber die kommen einfach nicht aus dem Quark. Im Moment ist der dritte Teil versprochen für das Frühjahr 2019. Aber ich glaube das erst, wenn ich die Kinokarte in der Hand halte. Ich habe keinen Schimmer, warum das so viel länger dauert als die ersten beiden Filme. Fakt ist nur: wir müssen uns noch gedulden. Und glaub mir - mir fällt das genauso schwer."

Jin stirbt den theatralischen Heldentod auf der Sofakante, ...

... und Jimin schmollt. Und das sieht beides so süß aus, dass wir uns alle den Bauch halten vor Lachen. Ehe wir es uns versehen, entsteht eine wilde Kissenschlacht, die zum Teil echt hausrat-gefährdend wird. Mehrfach muss ich meine Blumentöpfe am Fenster retten, bis schließlich die Stimme der Vernunft in Form von Yoongi eingreift und dem Spuk ein Ende setzt.

Allmählich wird es auch wieder Zeit für unser Abendritual – bettfertig machen, Bohnen in der rechten Tasche nachzählen, Abendlieder singen (inzwischen haben sie uns auch eines von ihren beigebracht) und schlafen gehen.

Und natürlich – Krisensitzung auf unserem Sofa ...
Mein kleiner Mann im Ohr meldet sich. Wie Recht er damit hat ...

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15.11.2018    -    21.4.2019    -    29.10.2019
27.3.2020

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