Montag - 6.2 - Kim 'Picasso' Taehyung

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Don't forget  -  it's fiction!

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Kurz danach kommt Tae zu mir und zeigt mir seinen Speckstein. Er hat bei jeder Gelegenheit daran herumgeschmirgelt, und nun ist sein kleiner Handschmeichler wunderbar glatt und samtig. Fehlt also nur noch das Ölen. Wir beschließen, das gemeinsam mit den anderen zu machen, ich hole alles Nötige, und dann gehen wir nach oben. Und als die Jungs dann sehen, wie der Stein durch das Öl anfängt zu leuchten, erklingt begeistertes Ah und Oh. Der Stein ist plötzlich grün, schwarz gesprenkelt und durchzogen von einem feinen, terracotta-farbenen Band, die Form des kleinen Tropfens liegt wunderbar in der Hand. Tae fragt mich, ob er vielleicht noch einen größeren Stein anfangen darf, auf die Gefahr hin, dass er nicht fertig wird. Mir ist das egal, soll er ruhig. Also machen wir uns auf zu meinen Steinvorräten, während die anderen mit frischer Motivation an ihren kleinen Steinen rumpolieren, um auch so ein schönes Ergebnis zu erhalten.

Tae sucht sich einen flachen Stein aus, der beim Versand in der Kiste durch den Druck der anderen Steine gespalten wurde. Die Innenseiten der beiden Hälften sind ganz flach und glatt durch den Bruch. Auf den Oberseiten sind Ausbuchtungen, die aussehen wie Nasen – bei dem einen Stein an der Seite, bei dem anderen mittendrin. Aus beidem kann man wunderbar ein Gesicht machen, und das will er versuchen. Nach langem Überlegen wählt er die seitliche „Nase". Ich bin neugierig, wie das wohl wird. Wir hocken gemeinsam im Keller, wo ich vor mich hinbastele, während er sich erst ein paar Skizzen macht. Ich arbeite am PC und drehe ihm deshalb den Rücken zu. Ich muss lächeln, als hinter mir ein vorfreudiges Aufseufzen erklingt, bevor er das Werkzeug am Stein ansetzt. Sehr schnell ist das Gesicht in groben Zügen zu erkennen, und es erinnert mich sofort an die Gesichter von Picasso oder anderen Künstlern dieser Zeit. Wenn er das weiter herausarbeiten kann, wird das richtig ein kleines Kunstwerk!

Ich beobachte ihn, wie er konzentriert arbeitet, immer wieder innehält, seinen Stein betrachtet und völlig darin aufgeht. Vielleicht ist Taehyung am Ende der einzige von den Jungs, der nicht irgendwann zusammenklappt. Er macht sich zwar Sorgen um Jimin, auch um die anderen. Aber er wirkt, als ob er in sich ruht, für sich selbst sorgt und dabei durchaus auch einen gewissen Egoismus an den Tag legt. Wenn er zu etwas keinen Bock hat, muss er schon geschubst werden, wo die anderen längst aus reinem Pflichtbewusstsein brav ihre Aufgaben erledigen. Manchmal denke ich, er und Jimin könnten sich gegenseitig etwas von ihrem Wesen abgeben – der eine etwas mehr zu sich stehen, der andere etwas mehr Allgemeinsinn entwickeln. Das täte beiden gut. Denn in ihren Herzen sind sie beide ganz wunderbare, sensible und warme Menschen, die man total gerne um sich hat.

Nachdem er eine ganze Weile stumm gearbeitet hat, stellt Tae mir aus heiterem Himmel eine Frage.
"Glaubst du, Jimin schaffst das? Jetzt mit der körperlich sehr antrengenden Tournee und hinterher mit einer Therapie? Dass er wieder ganz gesund wird, und dass seine Lebensfreude und Selbstliebe stärker wird als all die Belastungen? Psychisch krank zu sein, ist in Korea ein totales Tabuthema, das macht es so schwer. Das macht mir echt Angst."
Diese Fragen erwischen mich so unerwartet aus der Hüfte, dass ich erstmal nachdenken muss. Wir werfen beide unsere Geräte mit den Übersetzungsprogrammen an, denn so ein Gespräch ist nicht mit Radebrechen zu führen. Hobi ist meiner Ansicht nach für solche Themen nicht mehr belastbar genug, Yoongi hat sich zwar auch nochmal an seinen Stein gemacht, sich dafür aber nach oben verzogen - der will offensichtlich grade alleine sein - und Namjoon soll nicht schon wieder ran.

„Ach, Tae, das hängt von so vielen Faktoren ab. Er bekommt hier die allerbesten Startvoraussetzungen. Er hat viel Zeit und Ruhe. Er hat nur wohlwollende Menschen um sich rum, die ihn aufrichtig lieben. Sein Körper kann sich von allen Anstrengungen echt erholen. Er bekommt auch kaum was von außen mit, weil er intuitiv selbst die Finger davon lässt. Er kann sein Essverhalten völlig selbst bestimmen, wird nicht gedrängt und bekommt jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Aber das wird nicht so bleiben. Viel wird davon abhängen, wie PD damit umgehen wird. Auch die Reaktionen der Fans kann er nicht mehr wegschieben, sobald er beim ersten Fan-Sign auftaucht. Sein Zustand ist zu offensichtlich. Wird er stark genug sein, um bei den Konzerten sein Innerstes zu verschenken, ohne sich völlig körperlich zu verausgaben? Und wenn er dann Fehler macht – wird er wieder in Selbstzweifeln versinken, oder kann er dann gnädig mit sich selbst sein? Das kann keiner von uns vorhersagen."

Tae hält einen Moment inne und runzelt die Stirn.
„Ich habe am meisten Angst davor, dass er unzufrieden mit sich selbst ist. Die Reaktionen der Fans werden wir steuern können. Im Zweifelsfall lassen wir ihn nicht mehr ins Internet. Aber wenn er ein Konzert nicht durchsteht, wird er verzweifeln. Und sich damit gleich noch mehr Kraft rauben. Wir haben 16 Konzerte in Europa und die BBMA's obendrauf. Danach das Comeback in Korea. Das ist echt hart!"

„Weißt du, was ich denke? Eigentlich ist es völlig egal, welches Programm ihr zeigt. Die Fans in Europa haben noch kein einziges eurer Konzerte gesehen. Keine der drei Themenserien. Ihr könntet völlig auf Jimins Reserven abgestimmt irgendwas zeigen. Die Fans hier wären immer glücklich. Ob das 'Boy in Luv' oder 'Fake Love' ist. Wie viele Solosongs dabei sind. Das ist völlig egal! Für uns ist alles zum ersten Mal live. Was denkst du – werdet ihr PD noch umstimmen können, wenn er erstmal sieht, wie es Jimin wirklich geht? Werdet ihr ihn dazu bringen können, euch mal richtig zuzuhören, wenn ihr vor ihm sitzt? Oder wird er stur bleiben? Ehrlich gesagt habe ich davor am meisten Angst. Wenn Jimin grundsätzlich akzeptiert, dass das Programm um seinetwillen entschärft wird, wenn die Anforderung realistisch wird, dann kann er sich doch besser darauf einlassen und wird eher Erfolgserlebnisse haben."

„Im Moment kann ich PD gar nicht einschätzen. Wir haben uns in den letzten Tagen mehrfach darüber unterhalten. Wir kapieren alle nicht, warum er grade so verbissen ist. Und Namjoon hat echt Angst, dass er so richtig Stress kriegt, wenn er sich zu weit aus dem Fenster hängt. Er sagt das zwar nicht, aber wir kennen ihn ja gut genug. Wir sind aber alle wild entschlossen, einander fest zur Seite zu stehen, falls PD es darauf ankommen lässt."

„Ich bete, dass das nicht nötig ist. Denn eigentlich seid ihr alle angeschlagen. Nicht nur Jimin. - Außer dir vielleicht. Du bist der einzige, der mir noch richtig stabil erscheint. Alle anderen hat es ja inzwischen einmal von den Beinen gerissen."

„Und Hobi."

„Hobi? Ich fürchte, nach dem, was Guk Namjoon berichtet hat, und was wir heute beobachtet haben – Hobi wird den heutigen Tag auch nicht ohne Zusammenbruch überstehen. Er ist ganz kurz davor. Namjoon und ich haben heute mehrfach versucht, mit ihm zu reden, um das vielleicht verhindern zu können. Aber er mauert und streitet alles ab. Am liebsten würde ich sein verdammtes Handy aus dem Fenster werfen!!! Und das Schlimmste ist, dass es seine eigenen Eltern zu sein scheinen, die ihn so verängstigen, dass er kurz vorm Durchdrehen ist."

„Guk hat sein Handy jetzt ein paarmal nachts ausgestellt, weil es dauer-gebrummt hat. Letzte Nacht war echt erholsam, nachdem Namjoon es rausgeholt hat."

„Tae?"Er schaut auf.
„Ja?"
„Tust du mir einen Gefallen? Und dir auch? Bitte – falls du dich irgendwie unwohl fühlst – Ärger, Angst, Müdigkeit, Budenkoller, egal was – kommst du dann bitte rechtzeitig zu uns, damit wir dir helfen können? Es würde der Gruppe gut tun, wenn wenigstens einer von euch einfach so ist wie immer. Eine Konstante, auf der die anderen aufbauen können. Eine Person, die für die anderen einschätzbar und verlässlich ist."

„Ich wäre schön blöd, wenn ich das nicht täte. Auch wenn ich es witzig finde, dass du ausgerechnet mich als Konstante bezeichnest."
Ich seufze.
„Ach Tae, du dürftest inzwischen gemerkt haben, dass ich auf die ganzen Fan-Klischees nichts gebe. Du bist kein Alien. Du bist einfach ein Mensch, der es sich erlaubt, zu sich selbst zu stehen. Der seine Interessen lebt, der seinen Humor nicht versteckt, der eine gesunde Portion Egoismus hat. Die allermeisten Menschen auf der Welt können das nicht, oder glauben, es nicht zu dürfen oder ... was weiß ich. Du tust es einfach. Und das verstehen viele nicht. Das macht dich besonders. Und ich glaube, dass die anderen sechs Jungs dich nach all den Jahren sehr gut kennen, genau wissen, was sie an dir haben – und dich deshalb wohl gut einschätzen können."

Während wir uns so unterhalten, nimmt sein steinernes Gesicht langsam Formen an. Ich finde das immer wieder erstaunlich. Wenn man eine Vorstellung im Kopf hat, können solche künstlerischen Sachen manchmal total schnell gehen. Manchmal folge ich Ideen wie in einem Rausch. Markus steht dann immer völlig fasziniert daneben. Ich darf dann nur keine trockenen Verpflichtungen haben. Entweder Wäsche aufhängen oder der kreative Prozess. Wenn beides kollidiert, wird es echt chaotisch.

Einer nach dem anderen kommen nun auch die restlichen Member runter und wollen ihren Stein ölen. Und sie sind ganz fasziniert, weil jeder Stein anders aussieht und in anderen Farben leuchtet nach dem Ölen. Guk filmt einfach die Endergebnisse, die auf einem Tuch liegen, damit das Öl einziehen kann. Und auch ein bisschen Taes Hände beim Arbeiten. Das wird er zwar sicher nicht verwenden, aber für Tae ist es eine schöne Erinnerung.

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14.11.2018    -    21.4.2019    -    29.10.2019
27.3.2020

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