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Kapitel 2

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          Das Gefühl eine schlechte Entscheidung historischen Ausmaßes getroffen zu haben, begleitete mich noch eine ganze Weile. War ich neuerdings übergeschnappt, ohne es bemerkt zu haben? Anthony würde für derart leichtsinniges Verhalten kein Verständnis haben. Nach Pria reisen. Also wirklich. Und das kurz bevor dort die Aufstände losgingen.

„Meine Herren!", unterbrach Carstenson meine Selbstzweifel, kaum da wir eine Art Laboratorium betreten hatten. Theken mit vielen bunten Knöpfen reihten sich vor einer Fensterscheibe die den Blick auf eine größere Halle, sowie einen jungen Kerl im Overall freigab, der energisch einen Schraubenschlüssel nach seinem Kollegen schwenkte.
„... das würde sie überhaupt nicht aushalten! Denk doch mal an ihre Beschichtung!"

Sein Mitarbeiter auf unserer Seite der Glasscheibe hatte uns ebenfalls noch nicht bemerkt. „Die Mathematik lügt nicht, Jules. Sie-..."
Carstenson ließ die Tür geräuschvoll zufallen.
Der Mann im grauen Kittel drehte sich so abrupt zu uns um, dass sein Stuhl beinahe umfiel. Er war ein großer, hagerer Typ mit dunklen krausen Haaren und einem akkurat gestützten Backenbart.
Als sein Blick auf mich fiel, brachte er ein nervöses Lächeln zustande, das ich auf seine Überraschung schob.

„Jules, komm da raus!", herrschte Carstenson den Burschen hinter der Glasscheibe an, der wenig beeindruckt seinen Meinungsverstärker wieder senkte, „Du kannst auch noch morgen an deinem Spielzeug herumbasteln. Es gibt Arbeit."

„Sie müssen Professor Queensbury sein", wandte sich der ältere Mann mir zu und pflückte seine Brille aus den schwarzen Haaren, ehe er mir die Hand reichte, „Dr. Norton Bram, zu Ihren Diensten."

Bram? Der Name sagte mir tatsächlich etwas. Ich musste von ihm gelesen haben. Oder war es ein Beitrag im Fernsehen gewesen? Ich konnte es nicht sicher sagen. Mit einem gezwungenen Lächeln ergriff ich seine kalte Hand.
„Bitte, nennen Sie mich Queenie."

„Queenie? Eine Historikerin mit Spitznamen?" Jules trat auf wie ein jeder Mechaniker aus allen Sitcoms, die ich jemals gesehen hatte. Er schlenderte durch die Tür, als befände ich mich in seiner Garage, einen Lappen in den Händen, mit denen er vergeblich versuchte, die dunklen Streifen an seinen Armen abzuwaschen. Er war kleiner und schmächtig, kaum größer als ich, mit einem jugendlichen Grinsen und wildabstehenden blonden Locken. Er durfte nicht einmal 25 Jahre sein. „Ich hätte nicht gedacht, dass Carstenson Sie wirklich überzeugt. Er konnte selbst Bram nur mit Mühe von seinem Schreibtisch lösen."

„Jules!" Sein Vorgesetzter warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, doch ich bemerkte den leichten roten Schimmer auf seinen Wangen. Und auch Bram wandte ertappt seine Aufmerksamkeit einem Monitor zu, auf dem ein Zeiger zwischen mehreren Zahlen herum pendelte.

Hinter uns schob sich Forges durch die Tür. „Die Garderobe ist verständigt. Mit Miss Queensburys Hilfe hätten sie die Kostüme in einer halben Stunde fertig", berichtete er Carstenson, ehe er sich neben Bram in einen der Drehstühle fallen ließ. Er sah müde aus, als hätte er die letzte Nacht wenig geschlafen.

„Sehr gut, sehr gut", nickte der Leiter und faltete seine Hände vor dem Bauch, „Wenn wir jetzt vollständig sind, können wir ja mit dem Briefing beginnen. Bram?"

Der Angesprochene brauchte einen kurzen Moment, ehe er aus seinen eigenen Gedanken über die Informationen des Schreibers wiederauftauchte.
„Bitte? Oh... natürlich. Miss Queensbury, sind Sie vertraut mit unserer standardisierten Vorgehensweise?"

Sicher doch. Das Handbuch liegt zuhause, gleich neben der Rezeptsammlung von Coca-Cola.
„Sie reisen in die Vergangenheit der Welt und zerstören die Zeit-Maschine, bevor sie hier landet?", riet ich auf gut Glück.

Bram schüttelte den Kopf und rückte einmal seine Brille zurecht. Ein nervöser Tick.
„Wir reisen noch weiter in die Vergangenheit und verhindern ihre Erfindung mit Hilfe des Firefly- Effekts. Der äh-...wurde nachbenannt nach dem Butterfly-Effekt."

Weil Schmetterlinge langweilig waren?

Neben ihm stöhne Jules auf. „Wenn du weniger mit Fachbegriffen um dich werfen würdest, würde sie auch verstehen, was du ihr sagen willst und wir könnten endlich aufbrechen!", er warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu, „Der Butterfly-Effekt ist eine bewiesene Zeittheorie, in der davon ausgegangen wird, dass ein einziges Event oder eine einzige Entscheidung immer Auswirkungen auf die folgenden Entscheidungen haben wird. Selbst der Flügelschlag eines Schmetterlings. Das heißt, wenn ich in der Vergangenheit etwas verändere, kann das scheinbar unzusammenhängende Folgen für die Gegenwart haben."

Genau das war meine Sorge.

Bram nestelte an seiner Brille. „Das ist eine himmelschreiend grobe Zusammenfassung meiner Arbeit, aber bitte." Sein junger Kollege hatte ihn tatsächlich verstimmt.

Ich nickte, ohne wirklich folgen zu können. Und was von dem allen hatte mit dem Piloten aus einer anderen Welt zu tun?

Forges kam mir zu Hilfe. „Bram hat ein Computerprogramm entwickelt, das berechnen kann, welches historische Ereignis verhindert oder geändert werden muss, damit am Ende keine Zeitmaschine erfunden wird und möglichst wenig Veränderung an sonstigen Zukunft vorgenommen werden."

„Das Firefly-Programm", schloss Jules mit einer theatralischen Armbewegung, die ihm einen weiteren maßregelnden Blick seines Vorgesetzten einbrachte.

Ein wenig selbstbewusster richtete sich der Zeitforscher wieder auf.
„Richtig. Leider fehlen uns in diesem Fall einige historische Eckdaten, weswegen die Berechnungen alles andere als kugelsicher sind, doch ich denke, sie sollten ausreichen." Er hob ein Tablet von der Theke und tippte mehrere Sekunden angestrengt darauf herum, eher er sich einmal wichtig räusperte.
„Unser Pilot, Nathaniel Cub, hat es in die Geschichtsbücher für seine Erfindung der ersten Bluttransfusionsmaschine geschafft, ehe er spurlos verschwand. Er wurde zuletzt beim Sturm auf das Haus des Bürgermeisters gesehen?" Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er sich an mich, damit ich diese offensichtliche Lücke füllen konnte.

Sturm auf ein Bürgermeisterhaus? Wir waren näher an der Revolution dran, als schön war. Das Gefühl einer nahenden Katastrophe kehrte mit voller Wucht zurück.
Ich massierte mir den Nasenrücken. „Ist der Bürgermeister bei dem Angriff umgekommen?"

Bram wischte und tippte, dann nickte er. „Bürgermeister Clement Ives wird bei einem Überfall auf sein Haus erschossen."

Natürlich wurde er das.
Mein Seufzen füllte den Raum.
„Sämtliche Erfindungen in Pria müssen staatlich, also vom Bürgermeister, abgesegnet werden. Als um die Jahrhundertwende die Armut der einfachen Bevölkerung zunimmt, brechen Proteste im Land aus, die unter anderen sich an den Häusern der Stadtleiter entluden. Mein Tipp wäre, dass Cubs Erfindung erst nach dem Sturm auf das Haus, vom neuen Bürgermeister genehmigt wurde."
Historisch gesehen passierte das überall in Pria. Deine Entdeckung wird nicht gestattet? Bring den Bürgermeister um und schau, ob sein Nachfolger kooperativer ist. Ein Land voller Wahnsinniger.
„Ich denke, die Bluttransfusionsmaschine hat genug Geld abgeworfen, dass er auch in anderen Gebieten weiter forschen konnte. Und jetzt ist er hier."

Schweigen folgte meinen Worten und Carstenson tauschte einen zufriedenen Blick mit Bram, der meinen Vorschlag hastig in seinem Programm überprüfte. Ich versuchte, es nicht persönlich zu nehmen und stattdessen für mich selbst noch einmal zu wiederholen, was die anderen gerade grob umrissen hatten. Jemand hatte in Pria, einem unterentwickelten Universum, eine Zeitmaschine gebaut und sie mitten in die TWT-Agentur geflogen. Ironie hin oder her, das Endergebnis war, dass ausgerechnet ich jetzt in eine Zeitkapsel steigen musste, um nach Pria zu fliegen und eben diese Erfindung zu verhindern? Das war Mist.

„Das heißt, wir retten den ersten Bürgermeister und die Zeitmaschine bleibt reines Wunschdenken?", erkundigte sich Forges bei seinem Kollegen, der lediglich einen Finger hob, um sich mehr Zeit für seine Berechnungen zu verschaffen.

„Unmenschliche Frage, aber warum reisen wir nicht zurück und verhindern die Geburt von diesem Cub? Erscheint mir einfacher, als mitten in eine Revolution zu stolpern", schlug Jules vor, der es sich inzwischen auf der Armatur bequem gemacht hatte und mit seinem Hintern immer wieder einen roten Knopf betätigte.

Eine kleine biestige Stimme in meinem Hinterkopf gab ihm recht. Es wäre wirklich einfacher.

„Weil mein Programm sagt, dass das zu große Auswirkungen hat", erwiderte Bram scharf, ehe er endlich seine Nase von dem Display löste, „Hat sonst noch jemand Vorschläge?"

Ich hob vorsichtig die Hand und sein Blick wurde sofort versöhnlicher.
„Kein Vorschlag, aber eine Frage. Kann Ihr Programm ebenfalls die Auswirkungen unseres Eingriffs auf ein bestimmtes späteres Ereignis berechnen?"

Seine Brust blähte sich sichtlich auf. Mit langen Fingern winkte er mich zu sich herüber, während Forges im Hintergrund versuchte, einen aufkeimenden Streit zwischen seinem Chef und dem Bordmechaniker zu entschärfen.
„Gibt es ein besonderes Event, das Ihnen am Herzen liegt, Miss Queensbury?"

Das gab es in der Tat.

Fünf Minuten später kehrte ich erleichtert zu den anderen zurück. So lange wir uns ganz genau an die Mission hielten und nicht zu viele Leute von unserer Anwesenheit erfuhren, war alles im Lot. Keine dramatischen Veränderungen für Pria oder unsere Welt. Keine dramatischen Veränderungen für mich.

Dr. Bram folgte mir, das Tablet wie die heiligen Schriften vor sich hertragend.
„Wir haben uns geeinigt. Der Plan ist, das Überleben des Bürgermeisters zu sichern. Und Miss Queensbury ist bereits auf die perfekte Coverstory für uns gestoßen."

Carstenson klatschte in die Hände.
„Ausgezeichnet, dann bekommen jeder von Ihnen jetzt noch seine Grundimmunisierung und dann dürft ihr hinunter in die Garderobe."

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          „Siebenundzwanzig Spritzen und die sollen ‚das Gröbste abdecken'?", wiederholte ich die Worte des Generals skeptisch, während eine pummelige Frau mit aller Gewalt versuchte, meine Korsage aus falschem Leder enger zu ziehen. Pria hatte Krankheiten, die wir nicht einmal kannten, das war mir bewusst, aber wir würden uns doch nur sehr kurz dort aufhalten, oder?

Die Garderobe von TWTA sah aus wie ein riesiger Faschingsladen, dessen Reihen nach Welten und Jahreszahlen geordnet worden waren. Ich wäre zu gerne ein wenig länger in Skubus- Bereich geblieben, der mit seiner modernen Kleidung aussah, als wären sie unserer eigenen Welt gerade einmal eine Fashion-Saison voraus. Doch Forges hatte auf Eile bestanden. Zusammen mit zwei deutlich versierteren Kostümnäherinnen hatte ich sehr ungeschickt aufgezeichnet, genau wie praktisch veranlagt die Mode in Pria zum Zeitpunkt der Revolution war.

Da Pria nicht direkt als mögliche Gefahr einkalkuliert worden war, hatten die Damen der Maske kreativ werden müssen. Lederkorsagen, Zylinder und lange Röcke ließen sich noch leichter auftreiben als realistische Gold-Arm-Prothesen oder Gasmasken. Das städtische Museum hatte ihnen Einzelstücke ihrer eigenen Relikte aus dem 19. Jahrhundert geliehen, doch sie waren zu ländlich, um mit dem industriellen Leben der Stadt mitzuhalten.

„Sag mal, wurde Eliza Cane nicht in einen Dampfkessel geworfen und bei lebendigem Leibe... gekocht?", fragte Bram nach.

„Aber sie lebte zwei Jahre länger, weil sie ihre Mutter anlog und anstatt zu deren Kindheitsfreund, einfach in die Hauptstadt zog und dort fröhlich die Gesellschaft genoss. Sie wurde später sogar berühmt dafür. Sozusagen", versuchte ich, meine Idee zu verteidigen.

„Berühmt und gekocht", erwiderte er, doch seine Stimme wurde von dem langen Überrock gedämpft, den mir jemand grob über den Kopf zog, „Wir können nur hoffen, dass Bürgermeister Ives sie wirklich noch nicht davor zu Gesicht bekommen hat."

Ich war mir ziemlich sicher. Darüber gab es doch sogar einen Film, oder nicht?

Eine andere Frau pinnte mir einen kleinen Hut in die mühsam gedrehte Hochsteckfrisur und stach mir dabei mehrmals in die Kopfhaut. Ich widerstand dem Drang, ihre langen Finger wegzuschlagen und die Kopfbedeckung selbst zu platzieren.

„Wie seh' ich aus?" Jules kam um einen Kleiderständer herum marschiert, die Daumen lässig in seine Hosenträger gehakt. Er trug eine Melone mit goldgesprühter Schutzbrille, metallenen Armmanschetten und darunter ein grünes Hemd, das er nicht ganz zugeknöpft hatte.
Vor mir und Bram hielt er an und warf sich stolz in Pose, die Brust herausgestreckt, als hätte man ihm gleich noch einen Orden verliehen.

Meine Augen blieben bei den weißen Laufschuhen hängen. Die hatte ich aber nicht ausgesucht...

„Als wärst du der Baustelle im Südviertel entlaufen", erwiderte Forges, der im selben Moment von der anderen Seite kam. Ihm hatten sie eine dunkelblaue Uniform mit goldenen Knöpfen und Schulterkappen angezogen, was ihm erstaunlich gutstand.

Jules wollte etwas erwidern, wurde jedoch von dem Lautsprecher unterbrochen, der uns in den Abflugterminal rief.
Mein Magen ging in die Knie. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg, angeführt vom Captain, der sofort wieder sämtlichen Humor verloren hatte. Bestimmt dachte er an seine Familie, die er zurückließ.

„Fürchtest du dich denn nicht?", wisperte ich dem jungen Mechaniker zu, als wir die langen Gänge entlang hasteten, ohne dass ich wirklich wusste, wo ich war oder wo wir hingingen.
Ein knäul an Emotionen hatte sich in meinem Bauch gesammelt und beschleunigte meinen Puls mit jedem verstreichenden Herzschlag.

Jules zeigte mir sein schiefes Grinsen und schüttelte den Kopf. „Das ist mein fünfter Einsatz und Forges hat mich jedes Mal wieder sicher mit nach Hause gebracht. Er hat es meiner Mutter versprechen müssen."

Oh, das war natürlich beruhigend.
„Wie alt bist du denn?", fragte ich skeptisch nach. Jules hatte weder Bartwuchs noch einen anständigen Haarschnitt, was es schwierig machte sein Alter einzuschätzen.

„Ich werde in zwei Monaten neunzehn!", erklärte er nicht im Mindesten beleidigt, „Mr. Carstenson hat mir mein Stipendium gezahlt und mich gleich danach in seiner Firma verpflichtet."

Wirklich sehr beruhigend. Der Bordmechaniker war ein Teenager. Ich überlegte, schreiend auf dem Absatz kehrtzumachen und auf eigene Faust den Ausgang aus diesem Labyrinth zu finden. Es hatte bestimmt seine Berechtigung, wenn Jules mit neunzehn sein Studium abgeschlossen hatte. Bei Adelion, oder einer anderen Handy-Marke, ich war nicht älter gewesen. Und er wirkte deutlich weniger beunruhigt, als Bram, der kein Wort mehr von sich gab, kaum da wir das Terminal betreten hatten, das, wie sich herausstellte, jene Halle hinter der Glasscheibe war.

Forges telefonierte mit seiner Frau, als wir eintraten.
„Schatz ich liebe dich, aber ich traue deinen Kochkünsten nicht. Bestell einfach Take-out bis ich wieder da bin", er lief an Carstenson vorbei, „Bleib aus meiner Küche, Joshs Lebensmittelvergiftung ist erst einen Monat her."

„Okay, noch einmal zur Wiederholung: Das Ziel eurer Mission ist es, euch in den Haushalt des Bürgermeisters als die eingeladene Tochter einer alten Freundin zu schleichen und von dort aus seinen Tod zu verhindern", wiederholte Carstenson, kaum da wir in seine Hörweite kamen. Er hatte ein Klemmbrett in der Hand, auf dem er mehrere Stichpunkte abhakte, als müsse er sich seine eigene Mission noch einmal schrittweise vergegenwärtigen.
„Wir schicken euch vier Tage vor dem Sturm hin. Das sollte euch genug Zeit geben. Es gelten die üblichen Regeln: Nicht auffallen, keine außerplanmäßigen historischen Änderungen und vor allem: Erzählt niemals, wer ihr seid und woher ihr kommt."

Hinter ihm wurde eine riesige bronzefarbene Kugel auf einem Rollgestell in Position gebracht. Sie sah aus, als hätte jemand mehrere Metallplatten aneinander genietet und danach vergessen, eine saubere Verkleidung dafür zu finden. Schläuche und Röhren sprenkelten sich wie wahllos verteiltes Dekor darüber und lenkten mich kurzzeitig von der runden Öffnung an der rechten Seite ab.

Das war also eine Zeit- und Weltreise- Maschine? Sah nicht sonderlich modern aus. Da waren die Sitcoms des 20. Jahrhunderts kreativer gewesen. Mein Blick glitt durch die Halle und machte mindestens vier weitere metallene Kugeln aus, die alle in ihrer äußeren Modernität variierten.

Jules bemerkte dasselbe. „Ich soll das alte Ding fliegen? Leute! Sie sieht aus, als hätten wir sie gestern im Wohnzimmer meiner Großeltern erfunden!"
Entrüstet verschränkte er die Arme vor seinen Hosenträgern. Forges schlenderte wieder zu uns herüber.

Carstenson entließ ein langgezogenes Stöhnen und wank ein paar Männer in ähnlich blauen Overalls herbei, wie Jules ihn vorher getragen hatte. „Mach ruhig deine Witze, Julian, aber ja, das wird ihr Jungfernflug werden. Wir hatten bisher noch keine Verwendung für dieses Modell, also..." Er brach von alleine ab, als er die panischen Blicke von mir und Bram bemerkte.
„Sie ist auf jeden Fall genauso modern, wie jede andere Ausführung in diesem Raum!"

Sie war nur nicht getestet worden. Kein Ding. Anthony, ich komme zurück. Ich verschränkte die Finger vor meinem Mieder und Bram putzte seine Brille, was kaum darüber hinwegtäuschte, dass er zu schwitzen begonnen hatte.

Einer der herangewunkenen Mechaniker brachte Carstenson ein Tablett mit mehreren kreisförmigen Sensoren, an denen jeweils eine Nadel befestigt war. Sie sahen aus wie elektrische Broschen aus silbrigem Metall, an denen ein winziges Licht saß und stabil rot leuchtete.

Bram putzte seine Brille heftiger.

„Es tut mir leid, Miss Queensbury, es wird noch einmal komplizierter", entschuldigte sich Carstenson, als er das Tablett entgegennahm und Forges den ersten Sensor reichte.
„Wie Sie sicherlich wissen, sind Einsteins Rosenbrücken schwarze Löcher in ein paralleles Universum, aber physisch nicht passierbar. Ihr Körper würde unendlich schnell altern, wenn wir versuchen würden Sie durch so ein Loch zu schicken."

Jules nahm sich den zweiten Sensor, doch sein schelmisches Grinsen war merkwürdig steif und seine Finger lang und spitz, als er den kleinen Gegenstand zwischen ihnen hin und her drehte.

„Unsere Zeitkapseln umgehen dieses Problem, indem sie beim Start von sich und ihrer Besatzung eine Art Kopie anlegen und diese wie eine Astral-Projektion durch die Brücke schickt. Haben Sie zufällig ‚Avatar' gesehen? Nein? Wie schade.
Dieser Sensor verlinkt Ihren Verstand und Ihren richtigen Körper hier auf der Erde, mit der Kopie in Pria. So können Sie alles hören, sehen und fühlen und vor allen Dingen auch mit Gegenständen interagieren. Und wir haben außerdem die Möglichkeit ihre Vitalzeichen zu überprüfen."

Forges nahm seinen Sensor und stach ihn direkt hinter seinem Ohr in die empfindliche Haut vor seinem grauen Haaransatz. Nur noch der Kreis war zu sehen, dessen rotes Lämpchen spontan auf blau wechselte.
Neben ihm verzog Jules den Mund, tat es ihm jedoch gleich.

„Der einzige Nachteil bei diesem Prozedere ist, dass jeglicher Schaden, den Ihre Kopie nimmt, auch Ihren richtigen Körper hier betreffen wird. Das heißt, Sie sind alles andere als unverwundbar, verstanden?" Mit einem aufmunternden Lächeln reichte Carstenson mir einen Sensor.

Er war klein und leicht. Unscheinbar genug, dass ich ihn unter meinen blonden Haaren verbergen konnte.
„Was passiert, wenn ich ihn verliere?" Eine sehr berechtigte Frage, wie ich fand.

Das Lächeln des Firmenleiters flackerte. „Dann müsste Ihr Bewusstsein ohne die Hilfe der Maschine alleine zurück durch das schwarze Loch, schnell genug, damit er sich nicht auflöst."

Bram hatte immer noch keinen Sensor genommen, ganz gleich wie lange sein Chef ihm das Tablett auch hinhalten mochte. Carstenson verlor langsam die Geduld.
„Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Miss Queensbury. Es ist eine verbreitete Notlösung unter Agenten, wenn ihre Kopie tödlich verwundet ist, sich den Sensor zu ziehen und darauf zu hoffen, dass wir ihn hier drüben retten können. Und ein oder zwei Mal funktionierte es auch. Aber legen sie es nicht darauf an. Die Gesetze der Wahrscheinlichkeit sind nicht auf Ihrer Seite."


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Die Gesetze der Wahrscheinlichkeit sind nicht auf ihrer Seite", äffte Jules eine halbe Stunde später den Tonfall des Leiters der TWT-Agency nach. Er saß vor der Kontrolleinheit der ZeWe-Maschine und bediente scheinbar nach Lust und Laune irgendwelche Knöpfe und Hebel. „Als ob irgendeiner von uns freiwillig springen würde..."

Ich sparte mir eine Antwort. Mein Herz schlug bis zum Hals und der Nadelstich hinter meinem linken Ohr pochte schlimmer als mein Griff in die Kakteen letzte Woche. Ich wollte nach Hause, aber der festgezogene Anschnallgurt fesselte mich an Ort und Stelle. Viele sinnlose Fragen, die ich viel früher hätte stellen sollen, sammelten sich in diesem Moment auf meiner Zunge und sie konnte nicht alle zurückhalten.
„Warum hat TWTA kein hauseigenes Ärzteteam, das auftretende Wunden sofort am Original heilt?"

Ich blickte hoffnungsvoll neben sich. Bram kämpfte mit seinem eigenen Gurt. Er war käsebleich und so fahrig, dass Forges ihm helfen musste, während er sich unablässig Luft zu fächerte.
Er erweckt richtig Vertrauen in diese Mission. Und er weiß noch nicht einmal, wie es in Pria während den Aufständen zu ging. Ich schon.

„Weil sie die Zeitkapsel nicht öffnen dürfen, sonst würde die Brücke abgebrochen werden", erklärte Jules an seiner statt und vollführte eine dramatische Drehung mit seinem Pilotenstuhl. Ein begeisterter Glanz hatte sich auf seine grünen Augen gelegt, obwohl es auch einfach nur die Deckenbeleuchtung sein konnte.
Oder Wahnsinn.

„Hast du die Koordinaten eingegeben?", fragte Forges nach, als er seinen Platz neben dem Jungen wieder eingenommen hatte. Seine Augenbrauen hatten sich zu grimmiger Entschlossenheit verdichtet.

Dieser nickte zufrieden. „Findest du nicht auch, dass es hier drinnen wie in einem neuen Auto riecht?"
Der Captain ging auf die Bemerkung gar nicht erst ein. Mit einem Kopfnicken bedeutete er unserem Piloten, den letzten Hebel umzulegen.

Jules knackte einmal mit den Knöcheln, dann kam er der Anweisung nach.
„Ich hoffe wirklich, dass du recht hattest Bram. Wäre doof, wenn das das erste Mal wäre, da sich die Mathematik irrt."
Seine schlanken Finger am schwarzen Griff des Partikelbeschleunigers, war das Letzte, was ich sah.  

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"Voted und ich zeige euch meine Garage"- Jules, gibt seinen Zeitmaschinen Kosenamen

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