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Kapitel 3

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          Das war nicht der Plan! Ich war mir für eine gute solide Minute nicht sicher, ob ich nicht einfach ohnmächtig werden würde. Das hier war zu schlecht, um wahr zu sein. Nathaniel Cub? Wirklich? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass zwei dieser Sorte hier herumliefen?

Ich brauchte so lange, um diese Information zu verarbeiten, dass Jules, der beim Teambriefing nicht zugehört hatte, wieder zurücklaufen und mich an der Hand hinter sich herziehen musste. Verschwörerisch neigte er seinen Kopf in meine Richtung: „Was glaubst du, wie stehen meine Chancen, das Stahlauge da vorne für mein Team spielt?"

WIRKLICH? Das war seine Priorität? Ob er eine Chance bei dem Erfinder der nächsten Zeitmaschine hatte? Ich starrte ihn fassungslos von der Seite an. „Du darfst deinen Zauberstab nur aus der Hose lassen, wenn er uns aus dieser Situation hexen kann!", zischte ich ihn gepresst an. Nathaniel Cub war ein Mörder! Vielleicht jetzt gerade noch nicht, aber die kommenden Tage würden sehr entscheidend sein.
Etwas unsicheren Schrittes passierte ich die Türschwelle und lief beinahe gegen eine Wand aus abgestandener, warmer Luft. Ihr rostiger Geschmack heftete sich auf meine Zunge und ließ mich unangenehm schlucken.

Um uns herum standen mehrere Container verteilt und schummriges Licht aus den Dachfenstern ließ tanzende Staubpartikel glitzern. Weiter hinten in er Halle befanden sich eine eiserne Leiter und ein zweites Stockwerk, in dem früher einmal das Kontrollzentrum gewesen sein musste.

Jules hatte die Hände in seine Hosentasche gestopft und trat neben mich. Dieser begeisterte Glanz strahlte wieder von ihm ab und ich war mir ziemlich sicher, dass er meinen letzten Satz überhaupt nicht gehört hatte. ... oder als Herausforderung verstand. Wen interessierte schon die Gefahr, in die sie ihre Mission brachten, wenn Nathaniel Cub wunderschöne blaue Augen hatte?

„Nathan!" Von der Kontrollstation wurde eine Tür aufgestoßen und ein bulliger Kerl mit buschigen braunen Haaren trat an das Geländer des Balkons heran. Als Erstes fiel mir sein beinahe schwarzer Arm auf, dessen Tattoos ich auf die Distanz nicht ausmachen konnte. Er stützte sich auf dem rostigen Gestell ab, was ich ihm nicht empfohlen hätte, und lehnte sich herunter, um den Angesprochenen besser zu sehen, der sich bereits seinen Weg zwischen den Containern hindurch gesucht hatte. „Bitte sag mir, dass mein Auto immer noch in einem Stück ist?"

Nathaniel fuhr sich mit der linken Hand über die kurzgeschorenen Haare. „Sicher doch! Nur wir haben unter Umständen... also ganz vielleicht... ein bisschen Kohle verloren." Er neigte den Kopf und erreichte mit den Fingern seinen Nacken.

Ein bisschen. Sicher doch. Den Geräuschen nach zu urteilen, hatte Jules die gesamte Ladung nach dem Polizisten geworfen. Mein abfälliges Schnauben wurde allein von meinem wild galoppierenden Herzen unterdrückt. Dafür, dass er Wahrheit so sehr schätzte, wusste er sie durchaus zu umgehen.

Die Antwort seines Freundes wurde von einem hohen Summen verschluckt. Eine goldglitzernde Kugel huschte durch die offenstehende Tür und blendete mich kurzzeitig, während sie unschlüssig in der Luft kleine Drehungen vollführte. Dann plötzlich preschte es wie ein Geschoss auf Cub zu, verlor vier Meter an Höhe und rammte ihn an der Schulter.

War das...? Schoss jemand etwa-...? Ich machte einen Schritt auf ihn zu und erhaschte die Aufmerksamkeit unseres Begrüßungskomitees. „Und unangekündigten Besuch hast du auch mitgebracht. Nathan, wolltest du nicht einfach eine Nachricht überbringen? Muss ich dir das nächste Mal eine Gouvernante zur Seite stellen oder hast du dir selbst eine gefunden?"

Jules lachte schnaubend auf, doch ich hatte den Seitenhieb verpasst, weil ich just in diesem Moment erkannte, was sich dort auf Nathaniels Hand gesetzt hatte. Wie in Trance trat ich näher, fasziniert von dem kleinen Flugobjekt. Es war ein Meisterwerk. Wunderschön in seiner Verarbeitung.

Als Nathan meinen offenstehenden Mund bemerkte, brach er in ein leises Lachen aus, ehe er mir den goldenen Vogel auf seinen Fingern hinhielt. „Sein Name ist Lil' Cub." Stolz füllte seine Stimme, als er die winzige Maschine so drehte, dass ich den gläsernen Bauch und die drehenden Zahnräder darin erkennen konnte.

Etwas abgehackt neigte der Vogel den Kopf, machte jedoch keine Anstalten seinen Sitzplatz zu verlassen. Er hatte feingliedrige Flügel aus goldenen Platten und grünleuchtende Augen. Seine drahtigen Beine zuckten immer wieder, als habe er Probleme, sein Gleichgewicht zu halten.

„Wie funktioniert er?", ich war selbst überrascht, wie atemlos ich klang, doch diese lebensgroße Apparatur war anders als alles, was ich jemals zuvor gesehen hatte. Sie reagierte auf ihre Umwelt, als wäre sie... beseelt. Ich wusste, dass in Pria im Verlauf der Zeit noch großartige Dinge erfunden werden würden, doch das hier... war etwas anderes.

„Ein Erfinder darf niemals seine Pläne veröffentlichen, wenn er nicht will, dass der Staat eingreift", schmunzelte Nathan und strich beinahe schon liebevoll über die leise quietschenden Flügel, „Einmal davon abgesehen ist er leider nutzlos, zerbrechlich und anhänglich."

Als Antwort stieß der Vogel ein empörtes Pfeifen aus, dass mich empfindlich zusammenzucken ließ, ehe er sich mit schweren Schlägen wieder in die Luft erhob. Er drehte einen dramatischen Kreis um uns, ehe er sein Ziel in der Kontrollstation fand.

„Du hättest ihm keine Persönlichkeit geben sollen. Irgendwann wird er uns aus Eifersucht alle verpfeifen", rief der Dunkelhaarige vom Balkon, ehe er vom Geländer wegtrat und mit bleiernen Schritten zur Tür zurückkehrte.

Unverständliche Stimmen schwappten von oben zu uns herunter. Meine Eingeweide zogen sich zusammen und ich drehte mich zu Jules um. Wir mussten fort von hier. Je mehr Menschen uns sahen, desto wahrscheinlicher, dass wir ungewollte Veränderungen vornah-...

Im Augenwinkel bemerkte ich Nathaniels musternden Blick auf meinem Gesicht. Da war etwas in seiner stummen Beobachtung. Er traute uns nicht.

Ich zwang mich zu einem entspannteren Ausdruck, ehe ich mich zu ihm umdrehte und auffordernd die Augenbrauen hob. Sollte er doch denken, was er wollte. Ich würde diese kurze Abweichung unseres Plans aussitzen und dann einfach zu Forges zurückkehren, mich entschuldigen und abwarten, bis die Fachmänner dieses Problem gelöst hatten.

Nathaniel hatte sich neben eine Leiter gestellt, von der bereits so viel Lack abgeblättert war, dass die Farbe nicht sicher feststellbar war.
„Nach dir", grinste er mich an und klopfte einmal auf das hohle Metall.

Ha. Ha. Ha. Nein. Ich war vielleicht nicht die hellste Gaslaterne. Aber so schnell vergaß ich nicht, dass ich nicht mehr einen Entenpyjama trug, sondern ein Kleid aus dem 19. Jahrhundert. Und dass ich mich nicht effektiv genug gegen die Oma-Unterhosen der Garderobe gewehrt hatte.
„Wer sagt, dass du bei der Aussicht nicht wieder rückwärts von der Leiter fällst? Das können wir nicht riskieren", lächelte ich mein süßestes Noch-ein-Versuch-und-ich-erdrossle-dich-im-Schlaf- Lächeln, dessen Botschaft Nathaniel nicht im Mindesten erschreckte.

Mit gespielter Empörung ließ er seinen Mund auffallen und griff nach einer Strebe der Leiter.
„Also wirklich! Ein Gentleman kann durchaus seinen Blick kontrollieren." Er machte eine dramatische Handbewegung an sein Herz, als könne er nicht glauben, dass ich so etwas denken könne. Doch er begann er zu klettern.

Jules schlurfte neben mich.
„Ein Gentleman vielleicht, aber ich nicht", zuckte er mit den Schultern, während er vollkommen ohne Scham Nathans Hinterteil beobachtete, die Daumen entspannt in seinen Hosenträgern verhakt.

Ich war mit meiner leisen Schimpftirade über das unmögliche Verhalten mancher Männer immer noch nicht fertig, als Nathaniel uns oben die Tür zum Kontrollraum öffnete und dieses Mal tatsächlich den Vortritt ließ. Allerdings spürte ich seinen kritischen Blick in meinem Rücken.

Jemand hatte das Zimmer mit den unterschiedlichsten Sofas zugestellt, die ich je in meinem gesamten Leben gesehen hatte. Unwillkürlich zog ich die Nase kraus bei so vielen kämpfenden Muster und Stilarten, die sich dicht an dicht drängten und eher schlecht als recht die kupfernen Rohre aus den Wänden und die Rostflecken verdecken konnten. Das hier war ein Nest und kein Lager.

Kissen und Decken lagen zwischen mehreren Leuten verteilt, die alle den Kopf drehten, kaum da Nathaniel den Raum betrat. Es waren Männer wie Frauen in lumpiger, geflickter Kleidung, die den Mann vom Balkon beinahe chic herausstechen ließen. Ihre Knochen waren kaum von Fleisch bedeckt und der Dreck der Straße hatte sich unter ihren Fingernägeln und in ihren Haaren abgesetzt.

Obwohl auch die Weste ihres Sprechers und sein Hemd älteren Modells waren, waren sie sauber und in Schuss gehalten. Er hatte sich sogar in eine Krawatte und ein ledernes Schulterholster für die unverborgene Waffe an seiner Seite gezwängt.

Jules bekam sofort wieder flatternde Lider und ich trat ihm vorsichtshalber in den Weg, ehe er den Mann bitten konnte, Pistolen zu vergleichen. Irgendetwas sagte mir, dass wir besser als naive Bauern herüberkamen, anstatt waffenschwingende Fanatiker, die nicht einmal eine Polizeikontrolle umgehen konnten. Vielleicht würden sie meine Behauptungen einfach in den Wind schießen und wir konnten von hier verschwinden? Mit ein bisschen Glück war Forges inzwischen zur Zeitkapsel zurückgekehrt und verfluchte gerade unsere Namen. Zurecht.

„Willst du mir deine neuesten Freunde auch vorstellen?" Die Frage wirkte wie eine sich schließende Tür in unserem Rücken. Mit verschränkten Armen lehnte der Mann gegen einen alten Schreibtisch, der gefährlich unter seinem Gewicht quietschte. Wie alles andere in dieser Halle auch, sah er heruntergekommen und baufällig aus.

Da Nathan unsere Namen nicht kannte und auch Jules bewusst war, dass das kein gutes Licht auf unsere jüngste Beziehung werfen würde, sprang er ein. Sehr zu meinem Leid. Noch ehe ich ihm auf den Fuß treten konnte, sprudelte er bereits los.
„Mein Name ist Jules, das ist Queenie. Wir sind hier, um den Bürgermeister zu stürzen!"

So viel zu einem bedeckten Profil.

Schweigen. Sprachloses Schweigen von allen anderen, die überhaupt nicht seinen springenden Gedanken folgen konnten.

Wenn es nicht so auffällig gewesen wäre, ich hätte mein Gesicht gerne in den Händen vergraben. Warum genau nahm Forges noch einmal einen Teenager mit auf solche Abenteuer? Warum nicht schweigsame Superhelden, die sie aus jeder Situation herausboxen konnten?
Jules stieg sein persönliches Abenteuer so schnell zu Kopf, dass ich langsam begriff, warum Forges ihn lieber bei der Zeitkapsel gelassen hätte.

Ich seufzte einmal leise und sofort verlagerte sich die kollektive Aufmerksamkeit auf mich, als hätte ich ein Mikrofon angestellt. Wie angewurzelt starrte ich in fragende Gesichter, die von mir eine Antwort forderten, die ich nicht geben wollte. Wie konnte ich unsere Idee also so unauffällig verrückt klingen lassen, dass wir in der nächsten halben Stunde vor die Tür gesetzt wurden?
„Der Bürgermeister will seine Macht auf das ganze Land ausweiten und uns alle dem Untergang weihen. Wir wollen ihm zuvorkommen."

Im Hintergrund lehnte sich jemand zur Seite, um eine bessere Sicht auf die zwei Komiker zu bekommen. Ich versuchte es mit einem freundlichen Lächeln, das sich auf meinen Lippen wie eine Drohung anfühlte.

Der breitschultrige Mann, den ich für den Anführer dieser kleinen Gruppe hielt, wechselte einen fragenden Blick mit Nathan, der offensichtlich unsere Zurechnungsfähigkeit in Frage zog.

Ich kämpfte mit meinen rastlosen Beinen. Das hier war komplett verrückt. Wir sollten nicht bei der hier sein, sondern beim Bürgermeister. Was wir hier taten, widersprach beinahe jedem kleinsten Detail unserer Mission und sollte Forges davon erfahren, würde er unsere Köpfe fordern.
Alles, was mich an direkter Flucht hinderte, war der Spaß, den meine Mutter zweifelsohne in diesem Moment gehabt hätte.

Nathan zuckte mit den Schultern. Für ihn war die Sache gänzlich eindeutig. „Queenie und Jules haben mir erzählt, dass Ives tatsächlich seinen Hut in den Ring des freien Landratspostens geworfen hat. Ich dachte mir, dass das vielleicht interessant für dich wäre."

Und da ging sie hin, unsere Unglaubwürdigkeit.

Eine Frau nahe der Fenster schnappte lautstark nach Luft und es kam Bewegung in die kleine Versammlung. „Das kann er doch nicht machen, Jeter! Ives würde unser ganzes Land zu Grunde richten!" In beinahe schon greifbarer Angst sprang sie von ihrem Sitzplatz auf und wankte zu ihm neben den Schreibtisch. „Es wäre unser aller Tod!"

Die Leute steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Sie waren die Kehrseite von Prias technologischem Fortschritt. Die Gehälter waren in den vergangenen Jahren so weit gesunken, dass es kaum noch möglich war, sich ein eigenes Zimmer zu leisten. Schlafbetten in den Fabriken wurden modern, doch es würde noch gut fünf Jahre dauern, bis sie gesellschaftlich auch akzeptiert wurden.
Diese Menschen beteten nachts für Veränderungen, die sie- im Gegensatz zu mir- nicht abschätzen konnten.

„Also...", wollte ich bereits ihre Dramatik einschränken. Das hatte ich nicht mit ‚Untergang' gemeint.
Doch Nathaniels fragend hochgezogene Braue ließ mich den Mund wieder zuklappen.

Jeters Armmuskeln verspannten sich deutlich. Wie ein Schatten verdunkelten sich seine Augen, als er die Finger nacheinander zur Faust ballte.
„Das ist ein Scherz, oder? Er hat in dieser Stadt sämtlichen Rückhalt verloren. Wie würde er so ein Amt halten wollen? Durch die Anzahlen der Adeligen?" Wie ein Grollen rollten seine Worte durch mich hindurch und ließen mein Herz erzittern. Keine Frage: Wir befanden uns in einem Lager der Widerstandsbewegung.

„Unwahrscheinlich, das ist wahr", versuchte ich es neuerlich, doch auch andere Stimmen wurden laut.

„Unmöglich!"

„Das würde er nicht wagen!"

Nathan zog seine Schutzbrille zurecht. „Er ist der Bürgermeister der zweitgrößten Stadt in unserem Land. Aus seiner Sicht sehe ich keinen Grund, warum er es nicht versuchen sollte. Er würde seinen Einfluss deutlich steigern."
Auch wenn er ruhig gesprochen hatte, seine Worte hatten beinahe gegenteiligen Effekt auf die Anwesenden. Es war gar nicht so unähnlich dem Mentos-Cola-Prinzip.

Geschlagen ließ ich die Arme fallen und trat zurück neben Jules, der mir einen mitleidigen Seitenblick zuwarf. Vielleicht funktionierte aussitzen besser als widersprechen.

„Sicher hat er wieder einige unserer Pläne verkauft, um sich den Posten zu sichern, während wir auf den Straßen verhungern!" Mit einer Hand schlug Jeter neben sich auf die Tischplatte und ich zuckte zusammen. Ein kleines Echo aus zustimmenden Rufen schallte von den Sofas und weitere Mitglieder erhoben sich. Es waren mehr, als ich im ersten Moment erwartet hätte. Ein entschlossener Haufen, aber ganz sicher nicht alle, die seine Ansichten teilten.

„Er wird seine Freunde aus diesem verseuchten Loch holen und unsere Kinder ersticken lassen. Sagt mir, dass das nur ein Gerücht ist", mit seinen letzten Worten wandte er sich wieder an mich und Jules, den Mund zu einer grimmigen Linie verzogen.

Ach, jetzt wollten sie mir doch zuhören?
Der plötzliche Umschwung der Aufmerksamkeit ließ mich wie Rehe im Scheinwerferlicht zurück. Auch Nathan beobachtete mich, Lil'Cub auf seiner Schulter. Nachdenklich rieb er seinen Nasenrücken, der irgendwann einmal gebrochen und nicht richtig verarztet worden war. Er kalkuliere unsere Motive oder die Auswirkungen der Nachrichten von neuem.

Das war die bescheuertste Ausrede, die ich mir jemals hatte einfallen lassen. Und das, obwohl ich einmal meinem Postboten die Tür nicht geöffnet hatte, mit der Begründung ich würde hier überhaupt nicht wohnen.
Trotzig trat Jules nach vorne, die Arme wie eine scheltende Mutter in die Seite gestemmt: „Wir lügen nicht. Und wir haben bereits einen Plan, wie wir den Bürgermeister aufhalten können."

Einfach großartig. Sein Talent alles noch schlimmer zu machen, war beeindruckend.
„Ein Plan, dessen Details wir aber nur preisgeben wollen, wenn wir sicher sein können, dass wir auf derselben Seite sind", schob ich hastig hinterher, einen warnenden Blick an meinen jungen Freund weiterreichend.
Forges hätte uns niemals gemeinsam alleine lassen sollen. Wir gaben ein katastrophales Team ab. Jules steuerte in die falsche Richtung und ich gab Vollgas.

Jeters Haltung verlor an Anspannung, doch sein Ausdruck wurde nicht weniger entschlossen. Für einen kurzen Moment suchte er die Gesichter der andern Anwesenden nach Zustimmung ab, dann nickte er entschieden. „Ich vermute mal, dass Nathan euch wieder aus irgendeinem Missgeschick gerettet hat? Das sollte Beweis genug sein."

Er kannte seinen Freund gut, keine Frage. Was für mich eine Nahtoderfahrung gewesen war, gehörte für den jungen Erfinder anscheinend zum Alltag. Fast hätte ich meinen vergessenen Hut darauf verwettet, dass Nathan auch streunende Hunde und Katzen hierher brachte, nur um sie von den ohnehin schon geringen Rationen wieder aufzupäppeln.
Mit einem Nicken, dass ihm diesen Zuspruch durchaus eingestand, hob ich die Hände. Ich hatte keine andere Wahl. Wenn wir von hier fort und zurück zur Zeitkapsel wollten, mussten wir weiterspielen.
„Vor zwei Wochen haben wir das Schreiben einer gewissen Lady Elizabeth Cane abgefangen, die einem Kinderfreund ihrer Mutter leider ihren Besuch absagen musste. Da der Brief noch immer in unserem Haus liegt, weiß Clement Ives nicht, dass er heute am Luftschiff-Hafen versetzt werden wird." Meine Stimme klang so stabil wie eine Schiffschaukel.

Jeter kratzte sich an seinem Kinnbart. Seine Schultern hatten sich soweit in eine nachdenkliche Pose entspannt, doch ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er den Sturm auch genauso schnell wieder zurückrufen konnte.
„Und ihr wollt euch zu zweit als diese Besucher ausgeben?" Er klang noch nicht einmal so skeptisch. Was war bloß los mit diesen Rebellen? Obdachlose waren misstrauischer gegenüber Spenden als diese Männer.
Dann wiederum zählte bereits der Großteil der Bevölkerung zu den Aufständischen. Es war unwahrscheinlicher einen Unterstützer des Bürgermeisters aufzugabeln als Fremde vom Land, die zufällig ihre Zeitkapsel vor der Stadt geparkt hatten.

„Wir haben noch zwei weitere Freunde, die uns vorausgegangen sind", stellte ich kleinlaut richtig, „Wenn nichts dazwischengekommen ist, sollten sie sich bereits in seinem Haushalt befinden."
Zumindest hoffte ich das inständig. Das Treffen am Hafen mit dem Bürgermeister hatten wir auf jeden Fall schon verpasst. Und Forges würde sich bestimmt an unsere Pläne halten, auch wenn gut die Hälfte seines Teams aus der Reihe tanzte. Auf einer anderen Bühne. Eeehhhh Macarena!

Alle Augen wanderten langsam zum Anführer der Gruppe zurück, da er neben Nathan offensichtlich der Einzige war, der sich in diesem Raum zu irgendetwas Gedanken machte. Selbst Jules starrte ihn an, als erwarte er die Verkündung einer Prüfungsnote. Durchgefallen.
„Werden sie nicht, wenn sie genauso gekleidet sind, wie ihr", gab Jeter nach einem kurzen Moment zurück und gab der Frau neben ihm ein Handzeichen, „Lucy wird euch etwas Passendes finden und Nathan euch bei eurem Vorhaben begleiten."

Lieber nicht. Ich wollte bereits widersprechen, doch der Kerl war noch nicht fertig, „Wir werden schneller zuschlagen müssen, als ich ursprünglich dachte. Solltest du eine freie Schussbahn auf diesen Bastard bekommen-..." Er hob vielsagend die Augenbrauen und Nathan senkte den Kopf.

Nein, nein. Nein! Niemand würde hier erschossen werden! Das war nicht die Mission! Das war das Gegenteil der Mission! Ich öffnete erneut den Mund, um eine freundliche Absage zu formulieren, da riss ein ohrenbetäubender Knall uns von den Füßen.

Und einfach so, von einer Sekunde auf die Nächste gab es keinen Boden und keine Sofas mehr, die meine Augen schmerzen lassen konnten. 

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"Voted oder ich lass euch bei der nächsten Leiter ebenfalls den Vortritt."- Jules. 

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