05: Es war einmal im Mai - 2

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Hey Ho!
Wie schön, dass ihr immer noch dabei seit! :D
In diesem Kapitel geht es wieder zurück auf das Magdeburger schlachtfeld. Das heißt Gewalt, Tod und eine versuchte Vergewaltigung werden hier eine Rolle spielen. Wer das nicht lesen mag, der kann im nächsten Kapitel weiterlesen, da sind sie wieder in Berlin der 20er Jahre und es geht auch mit dem Plot weiter. (Die Rückblicke sind hier mehr Hintergrundinformationen zu Lillian. ^^'' )
Anyway: Viel spaß beim Weiterlesen! <3
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Deutschland, Magdeburg – 21. Mai 1631

Instinktiv wich sie zurück, als grobe Hände sich in ihre Richtung streckten, doch da stieß sie gegen die Wand in ihrem Rücken. Kein Entkommen, als die gierigen Finger ihr Handgelenk zu fassen bekamen und sie ruckartig nach vorn zogen. Lillian verzog das Gesicht, als ihr Schultergelenk beunruhigend knackte und geriet ins Stolpern.

„Nicht so schüchtern, Kleine", grölte eine der Stimmen, während sich die Finger in ihre Haare gruben und ihren Kopf brutal hochrissen. „Du kommst genau richtig, um mit uns zu feiern!"

„Nein-", flüsterte die Vampirin. „Ich-"

Sie wurde unterbrochen, als der andere Mann sie brutal herumriss und gegen die Wand drückte. Sie dort mit seinem Körper festhielt, während plumpe Hände ihren Rock hochschoben.

Mit einem Aufschrei versuchte sie, die Hände abzuschütteln. Doch es half nichts. Sie waren zu stark. Lillian ächzte und wünschte sich, sie hätte in ihrem Leben mehr körperliche Stärke aufgebaut. Schließlich waren die toten Muskeln ihres Körper nur so stark und so schnell wie zu ihren Lebzeiten – was damals leider nur Durchschnitt gewesen war.

„Oh – eine Wildkatze. Das mag ich ja", säuselte der Soldaten amüsiert in ihr Ohr, während er mit der anderen Hand an seiner Hose nestelte.

Lillian wollte würgen. Doch stattdessen warf sie ihren Kopf zurück. Krachend kollidierte ihr Schädelknochen mit seiner Nase. Der Schmerz ließ helle Sterne vor ihren Augen blitzen. Noch mehr, als ihr Kopf gegen die Wand vor ihr gerammt wurde. Doch all das spielte kaum eine Rolle, denn sie roch, schmeckte, spürte etwas anderes. Blut. Sein Blut.

Blutfluss gleich Aurafluss.

Ein Kichern kroch aus der Kehle der Vampirin, so leise, dass es sich zwischen dem Tod und Leid dieser untergegangenen Stadt sofort verlor. Aber was spielte das für eine Rolle?

Der nekromantische Talisman in ihrem Körper streckte sich nach der heraussickernden Aura des Soldaten – und Lillian hielt es nicht auf. Im Gegenteil. Sie genoss das kitzelnde Gefühl, als die Aura durch sie hindurch in den Talisman gezogen wurde. Sie genoss das warme Prickeln, als die Aura von dem Talisman in Magie umgewandelt wurde. Als diese Magie durch ihren Körper floss und ihn dem Leben wieder ein Stück näher brachte. Alle Sinne auf Anschlag. Aber vor allem genoss sie das Gefühl, wie die gierigen Hände an ihrem Körper irritiert innehielten und sich schmerzhaft verkrampften.

Lillian versuchte nicht mehr, den Soldaten abzuschütteln. Aura konnte nur fließen, wenn wenigstens ein minimaler Hautkontakt bestand. Als würde ihr Angreifer das ahnen, riss er sich von Lillian los und ging schwer atmend auf Abstand.

Nun konnte die Vampirin sich umdrehen. Zum ersten Mal sah sie ihre beiden Angreifer deutlich. Der eine vor Schmerzen gekrümmt, der andere starrte verwundert zwischen ihm und ihr hin und her. Beide waren fast noch Kinder. Und beide hatten heute mit Sicherheit schon Kinder getötet, die jünger waren als sie. „Monster", knurrte Lillian.

Noch immer spürte sie die Aura ihres Opfers durch ihren Körper kreisen. Es war so lange her, dass sie menschliche Aura genommen hatte, statt tierische oder gar pflanzliche. Und es war so viel besser. Sie wollte mehr.

„Was?", krächzte der unverletzte Soldat.

Aber die Vampirin machte sich nicht die Mühe einer Antwort. Stattdessen zog sie eine verborgene Klinge aus einer Seitentasche ihres Rockes, an die sie bisher nicht herangekommen war.

Etwas an dieser Bewegung schien den verletzten Mann regelrecht zu entsetzen. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte, während der andere ihm hinterher starrte.

Doch das Monster in Lillian ließ das nicht zu. Stattdessen holte es mit der Hand aus und warf den Dolch, traf am Bein. Der Soldat keuchte auf, taumelte und fiel. Am Boden griff er intuitiv nach der Klinge und zog sie wieder heraus, ehe er sich aufrappelte und weiter davonhumpelte. Blut färbte seine schmutzig-blaue Hose rot-braun.

Die Vampirin lächelte.

Mehr Blutfluss gleich mehr Aurafluss.

Jetzt musste sie das Mäuschen nur noch einfangen. Aber zuerst würde sie sich um ihren anderen, neuen Freund kümmern, der gerade dabei war, seinen Rapier zu ziehen.

Das Monster in ihr frohlockte. Da rannte noch mehr Aura auf sie zu. Sie versuchte nicht einmal, auszuweichen, als die scharfe Klinge des Soldaten auf sie zustieß. Stattdessen nahm sie es hin, dass sie direkt ihren Hals aufschlitzte.

Schmerz.

Egal. Der Orden hatte sie gelehrt, Schmerzen zu ertragen und sich von ihnen nicht handlungsunfähig machen zu lassen. Das hier war nichts im Vergleich zu dem, was sie für diese Lektionen hatte erdulden müssen.

Einen Moment lang sah das Monster den Triumph in dem Gesicht seines Opfers. Doch der verwandelte sich in blanke Panik, als ihm eine Erkenntnis kam: Die Frau vor ihm blutete nicht.

Da war ein klaffender Schnitt. Die Vampirin spürte den rasenden Schmerzen an ihrer Kehle, ebenso wie den Umstand, dass die Luft einen seltsamen Weg zu nehmen schien. Doch sie wusste, dass da kein Tropfen Blut herausströmte. Wie auch? Ihr Körper besaß keines mehr.

Der Soldat jedoch wusste das nicht. Kreidebleich stand er da und starrte sie an.

Das Monster in ihr grinste zurück. „Willst du es noch mal versuchen?", ihre Worte waren nur noch ein verzerrtes Kratzen – er musste ihre Stimmenbände erwischt haben. Da ließ der Soldat den Rapier fallen und rannte genau wie der andere vor ihm. Freude machte sich in der Vampirin breit, als sie die Waffe des Mannes aufhob und ihm hinterherjagte. Durch die zerstörten Straßen einer brennenden Stadt. Vorbei an den tausenden und abertausenden Leichen. Er war schnell. Schneller als sie. Doch das spielte keine Rolle. Ihre toten Muskeln kannten keine Erschöpfung.

Die Vampirin holte auf, als sein Körper müde wurde.


Es dauerte gar nicht so lange, bis er tot war.

Die Vampirin nahm ihre Hände erst von der Haut des Mannes, als das letzte Zucken seines Körpers verklungen und das letzte Quäntchen Aura aus ihm gewichen war.

Lillian blinzelte und starrte auf die Leiche vor sich. Sie fühlte sich großartig. Satt. Das erste Mal seit Wochen, das sie keinen Hunger hatte. Sogar ihre Haut wirkte wieder weniger blass, rosiger, menschlicher. Das und so viele andere Dinge, die ihre untote Existenz erst ermöglichten, machte die gestohlene Aura – und die Magie, die der Talisman in ihren Körper daraus gewann. Kein Lebewesen konnte ohne Aura existieren. Sie hielt den Geist zusammen, schützte ihn und stärkte den Körper. Und auch wenn Menschen nichts von der Existenz dieses fünften Elements wussten, so waren sie doch genauso abhängig von ihm, wie die Vampirin, die es sich von anderen Lebewesen stehlen musste, um zu überleben, weil ihr toter Körper nicht mehr fähig war, die benötigte Aura selbst herzustellen.

Doch Aura war nicht alles.

Sehnsüchtig starrte sie auf die frischen Blutpfützen, die sich um den Toten herum sammelten. Die Wärme, die von ihnen ausging, schien auf Lillians Haut zu pulsieren, zu locken zu flehen, sie möge noch ein bisschen näher kommen.

Wie hypnotisiert streckte Lillian die Hand nach der roten Suppe aus und tunkte eine Fingerspitze hinein, starrte den Blutstropfen an, der daran klebte. Am liebsten hätte sie ihn mit ihrer Zunge abgeleckt, schmecken und spüren wollen, wie er ihre eigene Kehle herabrann. Köstlich und süß würde er ihr für einige Augenblicke einen Herzschlag zurückgeben. Dann würde das fremde Blut in ihrem toten Körper alle geschlagenen Wunden schneller heilen, ihr das euphorische Gefühl geben, in einen süßen Schlaf zu schweben, ehe ihr Körper es unter Krämpfen wieder ausschied. Aber das wäre es wert gewesen.

Alles in Lillian sehnte sich danach.

Doch es wäre ihr Ende.

Der Orden verzieh Tote, aber nicht einen Tropfen Menschenblut. ‚Vampire auf Blut waren nicht berechenbar und eine Gefahr für alle.' Es kostete die Vampirin alle Selbstkontrolle, die sie hatte, dem Blutstropfen zuzusehen, wie er sich in quälender Langsamkeit von ihrer Haut löste, um endlich wieder zu Boden zu fallen.


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