Verbunden

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Ich wusste nicht, wie viele Tage, Wochen und vielleicht sogar Monate vergangen waren. Ich wusste auch nicht, wie weit wir gekommen waren. Der Wald schien endlos und ich konnte nicht einmal sagen, ob wir im Kreis liefen. Verlaufen konnten wir uns nicht, da wir kein bestimmtes Ziel angepeilt hatten. Eine neue Heimat suchten wir, ja. Aber wo diese war und wann wir sie erreichen würden, war unklar. Nur war ich mir sicher, dass sie sich nicht in diesem Wald befand, und obwohl ich mit Creepy nie darüber gesprochen hatte, hatte ich die Vorahnung, dass er es auch wusste. Man möchte meinen, dies würde für mich grausam sein, so ziellos, doch muss ich gestehen, dass mir das egal war, solange Creepy bei mir war. Er gab mir ein Gefühl von Sicherheit und meine Psyche machte in ihrer Regeneration auch langsam Fortschritte.

Es war ein Abend wie jeder, der Himmel war wolkenlos und die Sonne näherte sich langsam aber sicher dem Horizont. Wir waren in einem hügeligen Abschnitt des Waldes angekommen, und machten in einer Senke Halt. In der Nähe stand ein Baum, höher als alle anderen in der Umgebung.

"Ich übernehme die erste Wache", meinte ich zu Creepy. Wir mussten nachts immer darauf achten, dass jemand aufpasste während der andere schlief, denn überall waren angriffslustige Pokémon, die kein Problem damit hätten, uns im Schlaf zu attackieren und umzubringen.

"Gut, weck mich einfach wenn du müde wirst, ja?", bestätigte mein einziger Freund grinsend und schloss die Augen. Es fiel ihm, im Gegensatz zu mir, sehr leicht einzuschlafen. Wenn er schlief wirkte seine Gestalt unscheinbarer, transparenter. Als wäre er wirklich einfach nur eine Ansammlung von Schmutzpartikeln, und da man wenn er seinen Mund und seine Augen schloss auch nichts sehen konnte was auf ein Gesicht hinwies, war es für ihn auch deutlich einfacher sich zu verstecken, vor allem bei Nacht.

Ich lief die Senke hoch, zu dem Baum der alle anderen überragte. Ich sprang von Ast zu Ast, immer höher, bis ich die Baumkrone erreicht hatte. Von hier aus hatte ich einen atemberaubenden Blick über den gesamten Wald, der wirklich sehr groß war, um nicht zu sagen, riesig. Wir mussten hunderte Kilometer gelaufen sein, denn er schien aus der Richtung aus der wir gekommen waren gar kein Ende mehr zu nehmen. Ich wendete meinen Kopf und erkannte, dass der Waldrand gar nicht mehr weit entfernt war. Ich blickte zum Horizont, wo die Sonne langsam unterging und alles in die wunderschöne Abendröte getaucht wurde. Immer weiter sank unser täglicher Lichtspender, bis auch die letzten Strahlen verschwunden waren. Ein wundervoller Anblick, ohne Zweifel.

Ich kauerte mich auf dem relativ dicken stabilen Ast zusammen und blickte in den klaren Sternhimmel. Ich erblickte die Sternbilder die Vater mir einmal gezeigt hatte. Das Kleine Sonnfel, das Große Somniam, und auch das Kleine Symvolara. Und erneut hallte seine Stimme durch meinen Kopf.

"Siehst du, Darkness? Die Nacht scheint immer so dunkel, doch in Wirklichkeit gibt es immer Sterne, die dir zeigen, dass es nicht nur die Dunkelheit gibt. Sie bilden einen leuchtenden Pfad, der dir den Weg weist, egal, wohin du auch gehst. Solange dir die Sterne nachts den Weg leuchten, musst du dir keine Sorgen machen. Denn, egal, wie dunkel alles auch sein mag, die Sterne werden immer da sein, über dich wachen und auf dich herab scheinen, selbst, wenn du sie nicht sehen kannst."

Er hat recht gehabt. Das war mir nun bewusst. Damals hatte ich es nie wirklich verstanden, woraufhin er gelächelt und gesagt hatte:

"Du wirst es eines Tages verstehen, versprochen. Gib niemals die Hoffnung auf, und denk an meine Worte, egal was passieren mag."

Als hätte er vorhergesehen, was passieren würde. Deshalb hielt ich mich daran. Diese Worte rief ich mir immer wieder in den Kopf wenn alles hoffungslos war. Auch nach allem was sich ereignet hatte vertraute ich immer noch darauf. Und in diesem Moment schwor ich mir, niemals die Hoffnung aufzugeben, weiter zu kämpfen und, was auch immer die Zukunft bringen mag, unter keinen Umständen aufzugeben. Wegen meinem Vater. Wegen meiner Mutter. Wegen Creepy.

Eine leichte Brise fuhr durch mein Fell. Und dann hörte ich auf einmal eine Stimme.

"Na, alles gut?"

Ich wäre fast vom Ast gefallen. Erneut wendete ich meinen Kopf und sah Creepys Augen in der Luft schweben.

"Creepy! Was tust du denn hier?", fragte ich halb aufgebracht, halb beruhigt dass er es war. Er schwebte an meine Seite.

"Ich wollte dir ein wenig Gesellschaft leisten, dann hast du jemanden zum Reden diese Nacht. Du wirkst immer so traurig wenn du Wache hältst und entfernst dich immer von mir. Darf ich wissen, warum?"

Ich seufzte und gestand ihm: "Ich... ich brauche die Nacht zum Nachdenken. Über meine Vergangenheit, über meine-"

Ich unterbrach mich. Fast wäre mir herausgerutscht, dass ich über meine Eltern nachgedacht hatte.

"Oh, okay. Ich kann das verstehen. Soll ich wieder gehen?" Man hörte heraus, dass er die Wahrheit sagte.

"Nein, nein, schon gut. Bleib ruhig hier."

Ich atmete kurz ein und aus, dann blickte ich über den Wald, und erneut in den Sternenhimmel. Creepy folgte meinem Blick.

"Das... ist einfach atemberaubend."

"Ja... Creepy? Darf ich dir eine Frage stellen?"

Er grinste breit und antwortete: "Nur zu."

"Wo genau wollen wir eigentlich hin? Ich meine, ja, wir wollen den Wald verlassen, aber was dann? Was kommt danach und in welche Richtung müssen wir zunächst?"

"Nun, ich habe bereits mehr oder weniger einen Plan. Ich bin mir nur unsicher ob er funktioniert, deshalb möchte ich dir keine falschen Hoffnungen machen und verrate dir noch nichts. Aber sobald ich soweit bin und hundertpronzentig weiß, dass mein Plan aufgeht, erkläre ich ihn dir. Ist das okay für dich?"

Ich nickte, obwohl er das wahrscheinlich nicht sehen konnte und sagte bestätigend: "Ja, natürlich. Wie lang wird das dauern, also bis wir unser Ziel erreichen?"

Er dachte kurz darüber nach, antwortete aber dann: "Vertrau mir, Darkness, es wird nicht mehr lange dauern. Und egal was geschieht, ich werde dich beschützen, versprochen. Ich werde dich niemals allein lassen. Niemals."

"Warum... warum sagst du mir das?", fragte ich, etwas perplex von seiner plötzlichen Aussage.

"Weil ich dein Freund bin. Und weil ich weiß...", er senkte seine Stimme leicht, "weil ich weiß, wie es sich anfühlt, zurück gelassen zu werden. Ich will unter keinen Umständen, dass du dich so fühlen musst."

Seine Worte waren so aufrichtig und seine Stimme strahlte pure Ehrlichkeit aus, weshalb ich ihm sofort glaubte.

"Danke... danke, Creepy."

Mein Vater hatte recht gehabt. Es gab immer einen Weg, egal was passierte. Creepy würde für mich da sein wenn es kein anderer war. Dessen war ich mir sicher. Denn ich wusste, er war genau das, was ich brauchte.

Ein wahrer Freund.


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