Kapitel 6

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Helenas Gedanken waren bei dem Buch, dass sie gestern zusammen mit dem Mann gelesen hatte. Sie hielt ihn für einen Gelehrten, da er sicher kein einfacher Herr sein konnte. Die Geschichte, die sie gestern zusammen gelesen hatten, ging um eine arme, kranke Frau, die durch etwas Glück ihr Leben wieder zurückbekam. 

Es machte sehr viel Spaß mit ihm zu lesen. Auch wenn es manchmal nur wenige Stunden waren, sie retteten Helena den Tag. Gespannt lauschte sie seinen Worten und ab und zu las sie auch ein Stück. Von Tag zu Tag wurde sie besser. Während sie früher noch mehrere Stunden für eine Seite gebraucht hatte, waren es jetzt nur noch wenige Minuten. 

Die Tage flogen nur so dahin. Die Frau hatte in der Zeit vollkommend vergessen, dass sie ihr Zuhause nie wieder sehen würde. Es fühlte sich an, als wäre sie in einem Traum gefangen, aus dem sie nie wieder aufwachen wollte. 

Gerade stieg sie die Stufen zum Deck hinauf, bis ihr ein gehetzt wirkender Matrose entgegenkam. 
"Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber du kannst heute nicht nach oben", erklärte er ihr. 
Verwundert blieb sie stehen. 
"Was ist denn passiert?", fragte sie neugierig. 

Der Mann blinzelte, ehe er antwortete: 
"Noch ist nichts passiert, aber es zieht ein Unwetter auf. Wir müssen den nächsten Hafen erreichen. Solange solltest du unten bleiben", sagte er ruhig und rannte dann in Richtung Frachtraum. 

Helena runzelte die Stirn. Sie wollte nicht nach unten in den stickigen Raum, der voller Menschen war. 
"Hast du schon die Neuigkeiten gehört?", fragte sie eine Stimme nahe am Ohr. 

Erschrocken wirbelte sie herum. Vor ihr stand der Gelehrte, der ihr das Lesen beigebracht hatte. 
"Ich denke schon. Muss die Stunde dann heute ausfallen?", fragte sie leise. 

Sie wollte nicht, dass die Stunden aufhörten, auch nicht für diesen einen Tag. Die Geschichte, die sie gestern noch angefangen hatten, war einfach sehr spannend und das Ende war nicht absehbar. 

"Ich glaube hier in der Nähe gibt es einen kleinen Lagerraum. Wenn du willst können wir die Stunde auf dort verschieben", sagte er lachend. 
Helena hätte am liebsten in die Hände geklatscht wie ein kleines Kind. 
"Das wäre so lieb", sagte sie dankbar. 

Zusammen gingen sie in einen hinteren Teil des Schiffes. Die Kammer war etwas dunkel, aber man konnte trotzdem alles sehen. Von draußen peitschte der Find gegen das kleine Fenster, dass rechts eingelassen war. Der Matrose hatte recht gehabt. Es zog ein Sturm auf. 

Die Wellen türmen sich immer wieder auf und das Meer scheint sich nicht zu beruhigen. 
Der Mann setzt sich auf einem klapprigen Stuhl. Nachdem Helena sich auch einen Platz gesucht hatte, fing der Unterricht an. 

Zusammen lasen sie einige Seiten, bis der schwere Teil der Fremdbegriffe kam. Helena verstand immer weniger der geschriebenen Wörter. Sie mussten stoppen und der Mann erklärte ihr die Begriffe. 

"Wie heißen Sie eigentlich?", fragte die Frau interessiert. 
Der Angesprochene blickte sie an und schlug derweil das Buch zu. 
"Mein Name ist Aleix", sagte er nach einer Weile. 

"Aleix. Das klingt schön", sagte sie. 
Dass sie das Wort noch nie gehört hatte, verschwieg sie. 

Mittlerweile wurde der Wind stärker. 
"Denken Sie, dass wir es bis zum nächsten Hafen schaffen?", fragte Helena. 
Normalerweise waren Unwetter nicht ihre Schwäche, doch gerade begann sie sich zu fürchten. Unbemerkt zitterten ihre Arme und sie musste immer wieder die Augen schließen. 

"Du kannst mich ruhig normal ansprechen", sagte der Mann. 
Nach einer langen Pause, seufzte er schließlich. 
"Ich will dir nichts vormachen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir es zum Festland schaffen, ist sehr gering. Es ist immer ein Wagnis so weit wegzufahren. Aber ich denke, der Kapitän hat Erfahrung und weiß, wie man in solchen Unwettern umgeht. Mach dir keine Sorgen", beruhigte er sie. 

Das Wasser schwabbte gegen den Rumpf. 
"Ich bin noch nie mit einem Schiff gefahren", erklärte Helena überflüssigerweise. 
Sie war sich sicher, dass er das bereits wusste. Alleine die Angst, die sie momentan verdeutlichte, war mehr als offensichtlich. 

"Das sehe ich. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Falls es ein Unglück geben sollte, könntest du hoffen, dass du nicht ertrinkst", sagte er. 

Die Frau schaute auf. Irgendwie hatte er recht. Alleine was sie in den letzten Tagen aus den Erzählungen der Matrosen gehört hatte, klang grauenhaft. Langsam zu ersticken. Sie schüttelte sich. 

"Danke, aber das habe ich schon gehört", sagte sie. 
Bei dem Gedanken, wie sie nach Luft schnappte und das Wasser in den Mund strömte, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. 

"Du brauchst keine Angst zu haben. Alles wird Gut", sagte er überzeugend. 
Helena vertraute Aleix, mit dem sie die letzten Tagen nur gelesen hatte. 
"Und was ist mit den anderen unter Deck? Werden sie sich nicht auch fürchten?"

Der Mann drehte sich zu ihr. 
"Ich bin sicher, dass es auch dort jemand gibt, der die Menschen beruhigt", sagte er. 

Noch immer war sich Helena unsicher. Von draußen drang lautes Donnergrollen nach drinnen. Jedes Mal erschreckte sich die Frau zu Tode. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und Atmen konnte sie schon lange nicht mehr. 

"Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist nur ein Gewitter", sagte Aleix immer wieder. 
Doch die Worte waren erfolglos. 
"Ich habe Angst", gestand Helena und presste ihr Beine eng an ihre Brust. Ihr ganzer Körper zitterte. 

"Komm, du kannst dich gerne neben mir setzen", erwiderte der andere Gesprächspartner freundlich und klopfte neben sich. 

Verlegen krabbelte die Frau zu ihn hinüber. Den Kopf hielt sie gesengt, so als würde sie im nächsten Moment etwas grausames erwartet. Bei ihm angekommen, setzte sie sich in einem Schneidersitz. 

"Das wird schon", meinte Aleix und legte eine Hand beruhigend auf ihre Schulter. 
Das Zittern wurde deutlich weniger. Helena beruhigte sich. Das Gefühl kehrte in ihre Fingerspitzen zurück. Doch was sie wahrscheinlich niemals vergessen würde, war die warme Hand an ihrer Schulter. 

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