019 - neue Verbündete - DO. 7.12.1570

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Als es dunkel ist und das Peterle bereits schläft, kommt der Klaas und kratzt an der Türe. Gemeinsam mit Jorge und Jasper laufen wir den Weg außenrum zurück, den Hannes heute Nacht nach dem Ausflug mit Hurtig gekommen ist. So nähern wir uns von hinten dem Haus des Dorfvogtes. Als wir zur Hintertür kommen, sehen wir den Siegfried, der den Hund still hält, damit der nicht anschlägt. Von der anderen Seite nähert sich – ich schlucke etwas – der Pastor mit der Lene. Da ist also noch einer eingeweiht worden!

Als wir die warme Stube betreten, nimmt mir die Drebberin gleich den Tragekasten mit dem Peterle ab und verschwindet in ihrer warmen Küche. Etwas erschrocken bleibe ich auf der Schwelle stehen, denn hier wartet außer dem Drebber auch noch der Oswald Ferz. Und nun bekomme ich allmählich Sorge, ob das gut geht. Doch der Vogt nickt mir zu mit beruhigender Miene. Ich soll wohl stille halten.

Als wir alle beisammen sitzen mit einem Krug Bier, bittet mich der Vogt, von vorne her zu berichten. Also stelle ich Hannes vor, soweit wir etwas über ihn wissen, und berichte von der Sturmnacht. Als ich dann seinen Mantel zeige mit dem vornehmen, weißen Wollstoff als Futter, da glauben uns der Pastor und der Ferz sofort, dass Hannes von hoher Geburt ist und nur leider sein Gedächtnis verloren hat. Bald verstehen sie die Lage vollkommen.

Dann ergreift Hannes selbst das Wort. „Ich weiß noch immer nicht, wer ich bin. Aber ich weiß, dass dieses Dorf hier mein Leben gerettet hat und nun beschützt. Ich bin unendlich dankbar und möchte mich erkenntlich zeigen, denn ich bin weiter auf Hilfe angewiesen wenn nicht sogar noch in Gefahr. Ich hab mein Leben noch, und will darum hier geben, was zum Leben notwendig ist."
Als er seine Geldkatze vom Hosenbund nimmt, packt mich die Angst. Auch der Drebber versucht, warnende Blicke zu werfen. Aber als der Beutel offen ist, ist nichtmal der zehnte Teil seines Geldes darinnen, die ganz großen Münzen gar nicht.     Schlau! So kann er Hilfe anbieten, ohne sich völlig zu offenbaren.

„Ich kann zwar meine Schulter noch nicht wieder richtig brauchen, aber ich kann es langsam auf dem Dachboden nicht mehr aushalten. Und ich sehe jeden Tag, wie Frau Adam ihre Kinder vermisst und die Kinder die Mutter. Wir werden gut überlegen müssen. Aber wenn es irgend möglich ist, möchte ich, dass ich bis zur Weihnacht vom Boden herunter bin und die Kinder wieder zu Hause. Und ein neues Zuchtschwein in Bauer Ferzens Stall!"

Oswald Ferz fallen bald die Augen aus dem Kopf. Man sieht ihm an, dass er in den letzten Tagen vor lauter Sorge kaum geschlafen hat.
Hannes spricht weiter. „Ich glaube inzwischen selbst, dass ich zumindest nicht aus dem bäuerlichen Umfeld stamme, denn was auch immer ich beobachte oder nachfrage – ich habe einfach keine Ahnung von all dem, was dieses Leben ausmacht. Was die Möglichkeiten und Grenzen meines Auftauchens hier, die Folgen eines neuen Schweins und sonstige Hilfe fürs Dorf angeht, bin ich also auf Euer aller Rat und Hilfe angewiesen. Aber ich möchte es wirklich möglich machen, dass dieses Dorf gut über den Winter kommt. Dieser Halunke von Steuereintreiber soll mit seiner Willkür nicht das letzte Wort haben."

Der Pastor ist die ganze Zeit still, sitzt zurückgelehnt und beobachtet alles. Ich kann nicht erkennen, was hinter seiner Stirne vorgeht. Oder warum der Vogt ihn überhaupt dazu geladen hat. Aber nun ergreift er das Wort.
„Ich glaube, ich weiß noch nicht genug, um raten zu können. Aber ich für mein Teil helfe gerne, dass Ihr zurück ins Leben findet, werter Herr. Lasst uns eine Posse ersinnen, mit der wir alle anderen täuschen können. Allen voran unseren 'geliebten' Verwalter und seine Handlanger."
Ich muss schmunzeln.     Wer hätte gedacht, dass in unserem rundlich gemütlichen Pastor Crüger ein kleiner Abenteurer steckt!

Der Vogt versucht, den Rahmen für unsere „Posse" zu stecken.
„Gut. Wir haben nach der Geburt des Peterle im Sommer schon darüber geredet, dass Frau Adam im zeitigen Frühjahr einen Knecht auf dem Hofe brauchen wird. Wenn nun zufällig ein Tagelöhner daher kommt, sollte es gelingen, ihn dafür zu verdingen. Da kommt das erste Hindernis: ich muss das spätestens dem Steuereintreiber beim nächsten Besuch melden, der wird ihn sehen wollen, und darf ihn doch nicht erkennen. Auch muss die Verwundung soweit geheilt sein, dass man ihm das nicht mehr anmerkt. Zum zweiten kann natürlich dieser Tagelöhner mit einem Schwein entlohnt worden sein und nun damit hier hergewandert kommen. Aber auch das muss ich dann anmelden. Oder er kommt mit zweien. Dann werden sie uns eines lassen vermutlich. Und das kommt dann zum Oswald Ferz in den Stall. Aber welcher Tagelöhner bekommt zwei Schweine als Lohn???"

„Keiner."
Der Pastor mischt sich wieder ein.
„Aber ich hab vor kurzem geerbt. Der Verwalter Brudenhusen weiß, dass ich aus dem Hause eines Gildenmeisters stamme und entgegen dem Willen meines Vaters zum Geistlichen geworden bin. Auch meine Frau ist guter Herkunft. Wir stammen nicht aus der Gegend, kommen aus dem Thüringischen, vom Eichsfeld her, das kann er nicht kontrollieren. Mein Onkel war Vollbauer bei Duderstadt, hat keine eigene Familie hinterlassen und darum alles mir vermacht. Bisher haben wir den Hof verpachtet und alles laufen lassen. Mein Bruder schaut ab und zu nach dem Rechten. Aber dass wir nun beschließen, von unserem Erbe ein Zuchtschwein und anderes mehr fürs Dorf zu kaufen, kann uns keiner verwehren. Ich unterstehe auch steuerlich nicht dem Verwalter als evangelischer Pastor. Ich bin der einzige hier im Dorf, der wirklich freie Hand hat."

Verblüfft starren wir ihn alle an. Nur der Vogt sieht sehr zufrieden aus.     Deshalb hat der Drebber ihn dazu gebeten! Das Schwein ist nur jenseits der Grenze gefahrlos zu beschaffen. Und dabei ist ihm der Pastor aus Duderstadt eingefallen.     Auch beim Jungbauern Klaas fällt nun der Groschen.
„Ihr stammt vom Eichsfeld, Herr Pastor? Dann wäre es nur logisch, wenn ihr dort in Duderstadt das Schwein kauft. Vielleicht könnt ihr sogar den Knecht auch noch von dort mitbringen."

Hannes beginnt zu strahlen, weil er merkt, dass ein Ausweg in Sicht ist. Aber er bleibt ganz sachlich.
„Besteht noch das Problem, dass ich von der Arbeit eines Knechtes, von der Feldarbeit keine Ahnung habe."
Aber Klaas winkt sofort ab.
„Seit dem Tod meiner Eltern im letzten Winter bin ich allein auf unserem Hof. Darum esse ich immer entweder bei der Lene oder bei Frau Adam. Ich helfe den Damen bei aller Schwerarbeit, dafür führen sie mir den Haushalt, weil ich das nicht könnte. Selbst, wenn Ihr als zukünftiger Knecht von Frau Adam bei Ihr wohnt, werdet Ihr doch die ganze Zeit bei mir mitlaufen, alles mit mir gemeinsam tun und dabei von mir lernen. Und wenn einer der nicht Eingeweihten fragt, fällt einem von uns schon die richtige Antwort ein. Wenn der Pastor Euch aus dem Thüringischen mitbringt, könntet ihr zum Beispiel als Waldarbeiter gehandelt werden, dann wäre es logisch, dass Ihr von der Feldarbeit nichts versteht."

Der Drebber wiegt bedächtig den Kopf.
„Das ist alles noch ziemlich vage, aber allmählich denke ich doch, dass wir einen Weg finden werden. Bleibt das Problem, dass hier Menschen ins Dorf kommen, die euch erkennen könnten. Jasper?"
Der blinde Mann berichtet nun, dass er am letzten Zahltag die Stimme eines der Knechte als einen der Verfolger aus der Sturmnacht erkannt hat."

Oswald Ferz hat bisher nur zugehört und kann nicht fassen, was hier passiert.
„Und dann wollt Ihr Euer Schwein in meinen Stall stellen, Herr Pastor, als Zuchtschwein fürs ganze Dorf?"
Der Pastor lächelt ihn an. „Nein, Ferz. Das Angebot dieses Herrn ist eindeutig. Ich werde DEIN Schwein in deinen Stall stellen. Meines ist es nur für den Steuerteufel. Ihr seid betrogen worden und bekommt Ersatz. So einfach ist das."
Bauer Ferz fängt an zu weinen und wischt sich peinlich berührt über die Augen.
Hannes legt ihm die Hand auf die Schulter. „Bitte nehmt mein Angebot an. Ich weiß zwar nicht, wer ich bin, noch, was für ein Leben ich geführt habe. Aber ich weiß, wie dankbar ich bin um mein Leben. Und wie wütend ich bin um dieser Ungerechtigkeit willen."

Jorge ist die Freude darüber, dass sich alles so gut zu lösen scheint, wirklich anzumerken. Ich habe schon gespürt, dass er Hannes von Herzen gern hat.
„Herr Pastor. Wann ist denn der Wintermarkt in Duderstadt? War der schon, oder kommt der noch? Wir sollten daran weiter planen. Denn Hannes sollte hinzu heimlich ins Eichsfeld gelangen, damit er herzu zum ersten Mal die Grenze passiert. Wir müssen überlegen, wie die Reise von statten gehen soll. Falls der Markt nur am Wochenende ist, müssen wir regeln, wie wir eure Abwesenheit im Gottesdienst erklären. Die Kosten für die Reise lassen sich aus der Erbschaft erklären. Aber werdet Ihr zu Fuß oder zu Pferde reisen?"

Klaas schaltet sich ein. „Und was wird mit Hurtig? Der kann noch eine Weile in meinem Stall stehen, aber dem Tier bekäme es allmählich auch, wenn er Bewegung und eine Weide hätte. Dann ist die Frage, ob Ferz sich sein Schwein nicht gerne selbst aussuchen würde. Statt es von einem Pastor und einem Wasauchimmer wählen zu lassen. Nichts für Ungut, aber beide haben in Wahrheit keine Ahnung, worauf sie achten müssten."

Der Pastor muss eine Weile nachdenken. „Wir steuern grade auf den zweiten Advent zu. Und der Markt ist ... Ich meine, er ist immer in der ersten vollen Woche nach dem Nikolaustag. Und das hieße auch, dass ich zwischen den beiden Sonntagen mich problemlos um mein Erbe kümmern kann. Und dass Hannes am dritten Advent bereits offen zu unserem Dorf gehören kann."

„Frau Lene? Was meint ihr, bin ich mit der Wunde in der Lage, eine weitere Strecke zu reiten?"
Lene hat die ganze Zeit geschwiegen.
„Wenn Ihr am nächsten Montag aufbrecht, habt Ihr vier weitere Tage Ruhe gehabt. Das müsste reichen."
Jorge schaltet sich wieder ein. „Klaas, könnte der Pastor deinen Esel haben?"
Klaas grinst. „Natürlich. Wenn er ihn vom Fleck bringt."
Jorge nickt zufrieden. „Dann müssten wir den Hannes auf Hurtig über die Grenze schmuggeln, während der Pastor ganz offiziell mit dem Esel rüberreitet. Drüben treffen sich die beiden und reisen gemeinsam nach Duderstadt zum Markt. Hannes stattet sich mit allem aus, was er auf der Reise und hier bei uns braucht, die beiden finden eine Möglichkeit, zuverlässig ein gutes Schwein zu erstehen. Und dann tauschen sie die Rollen. Der Pastor hat sich nämlich nach dem Höllenritt auf Klaasens störrischem Esel den Luxus eines eigenen Pferdes gegönnt. Und dann den neuen Knecht auf den Esel gesetzt."

Hannes schüttelt den Kopf und grinst. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Pastor eher auf Hurtig den Höllenritt hat, denn der lässt in der Tat außer mir niemand in den Sattel. Aber wir müssten ja auch erst kurz vor der Grenze tauschen. Mit einem Karren mit einem Schwein und noch anderen Einkäufen können wir sowieso nicht schnell reisen. Der Karren kommt hinter den Esel. Und kurz vor der Grenze kommt Herr Pastor auf Hurtig, und ich führe beide Tiere. Wenn ich ihn führe, lässt Hurtig das zu, und den Esel... ja. Der MUSS einfach."

Klaas und Jorge sehen sich in die Augen und beginnen, schallend zu lachen.
„Dann bleibt mein Esel lieber hier. Ich hab noch eine andere Idee. Der Ferz sollte hier bleiben, er hat Famillie und Hof. Wie wäre es, wenn ich Pferd und Kutsche vom Vogt nehme und den Pastor rüber nach Duderstadt fahre? Dann suche ich das Schwein aus. Der Pastor muss gar nicht reiten. Und der neue Knecht reitet dem Pastor das Pferd nach Haus. Auf der Kutsche sind das Schwein, die anderen Einkäufe. Hurtig steht dann wie gehabt in meinem Stall, weil der Pastor ja keinen hat. Der neue Knecht kommt zu Frau Adam, weil wir der ja sowieso einen suchen wollten. Und alles andere, was unser Hannes als Mitbringsel im Gepäck haben will,verschwindet in den jeweiligen Kasten und Stuben."
Stumm und zufrieden schauen wir uns eine Weile lang an, dann beginnt Hannes zu strahlen.

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19.1.2020

der Esel, der nun doch nicht nach Duderstadt muss:

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