022 - Planen und üben - FR. 8.12.1570

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Sehr viel entspannter und zufriedener steigt Hannes wieder die Leiter hinauf. Ich hingegen beschließe, mal wieder die Lene zu besuchen, sobald mein Jakob vom Müller heimläuft. Fleißig arbeite ich weiter, bis Jakob zur Tür hereinspringt und mir aufgeregt berichtet, dass der Nikolaus der Müllerin Britt nicht Strümpf sondern ein Kind gebracht hat.
„Jedenfalls so irgendwie, denn der Mathis und der Laurenz haben sich unterhalten, dass sie bald ein Geschwisterchen haben werden. Und das kann ja nur der Nikolaus gewesen sein!"

Polternd stoße ich ein paar Holzscheite neben dem Herd um, damit mein Jakob nicht hört, wie sich oben der Hannes das Lachen verkneift.
„Nein, sowas! Denk nur, Jakob. Dann hat der Nikolaus sicher die Botschaft gebracht, damit die Müllerin alles vorbereiten kann für das Kind."
Ich beschließe, Hannes ein bisschen zu quälen.
„Und das Kind bringt dann sicher der Osterhas!"
Breit strahle ich Jakob an, während ich aufstehe und dabei den Schemel geräuschvoll über den gestampften Lehmboden schiebe.

„Weißt du was, Jakob. Ich komm gleich mit, um mit dir gemeinsam der Lene die frohe Nachricht zu bringen!"
Ich ziehe mich wärmer an, packe das Peterle im Tragekasten auf den Rücken und mein Stickbündel unter den Arm, greife nach Jakobs Hand und gehe zur Tür. Erst, als ich von draußen die Tür zu ziehe, werfe ich einen Blick zur Bodenluke und zwinkere Hannes zu, der mir breit grinsend mit dem Finger droht.

„Jakob? Darfst du denn die frohe Nachricht von der Müllerin überhaupt weiter erzählen?"
Jakob nickt eifrig, während er an meiner Hand durchs Dorf hüpft.
„Ja, Mutter. Ich solls der Lene sagen, dass sie zur Müllerin kommt."
Dann habe ich mit der Zeit um Ostern vielleicht gar nicht so Unrecht. Auch wenns nicht leicht werden wird für Britt, weil sie nun doch schon älter ist.
„Dann lauf und erzähl es allen."
Sofort flitzt Jakob los und wahllos in einige Häuser hinein.     Ich möchte nicht wissen, was er nun überall berichtet, nachdem ich ihm vorhin so einen Unsinn erzählt habe ...

Aber ich nutze gleich die Gelegenheit, den Pastor zu informieren, dass Hannes noch ein Treffen zur Reisevorbereitung vorschlägt, weil wir weitere Ideen haben.
„Nur Ihr, der Hannes und der Klaas. Ich bin jetzt bei der Lene. Schlagt einfach vor, wann Hannes kommen soll."
Dann trete ich wieder auf die Dorfstraße, wo mir Jakob aus dem Haus der Ferzens entgegen springt.
„Frau Mutter, sie freuen sich alle so, wenn ich ihnen sag, dass die Müllerin vom Osterhasen ein Kind bekommt."
DAS kann ich mir lebhaft vorstellen! Sie wissen wahrscheinlich alle nicht, wo sie hinschauen sollen vor „Freude".
„Dann komm, Jakob. Dann gehen wir jetzt zur Lene."

Ich nehme Jakob bei der Hand, bis wir vor Lenes Tür sind. Wiederum saust mir der Junge davon und erzählt sogleich die Geschichte vom Nikolaus und dem Osterhasen und dem neuen Kindlein. Ich trete hinter ihm in die Hütte und schaue Lene mit großen, warnenden Augen an. Aber sie ist sowieso eine, der man nichts anmerkt, wenn sie es nicht will. Mit völlig ernster Miene hört sie Jakob bis zu Ende zu.
Dann nickt sie. „Dann werde ich wohl bald mal die Müllerin besuchen gehen, damit es ihr gut geht, bis der Osterhas das Kind bringt."

Jetzt endlich kann etwas anderes Jakobs Aufmerksamkeit erringen, denn Susanna und Lene haben offensichtlich heute aus Lumpen eine Puppe für sie gebastelt. Und die muss sie uns beiden nun natürlich zeigen. Bald schon spielen die Kinder glücklich mit der Lumpenpuppe. Ich dagegen lasse mich bei der Lene am Herdfeuer nieder, sortiere mein Stickzeug und wir Frauen genießen wieder die konzentrierte Arbeit und die guten Gespräche. Als die Kinder grade hinten mit Lenes einzigem Schaf beschäftigt sind, kann ich ihr schnell verraten, dass wir mit Hannes Tarnung ein gutes Stück weiter gekommen sind.

Die Nachricht von Britts Schwangerschaft spricht sich im Dorf so schnell rum wie ein Lauffeuer, und wie nebenbei die Bitte von Hannes um ein weiteres Treffen. Der Pastor und Klaas verabreden einfach, zur Nacht zu uns zukommen, dann kann auch ich mitdenken. Und Hurtig wird gleich mitgeführt und steht solang in meinem Stallgang vor dem Verschlag der Ziegen. Als Klaas zur Lene kommt und so tut, als wolle er über die Botschaft vom Nikolaus und dem Osterhas ratschen, gibt er mir den Wink, und so kann ich wieder aufbrechen. Ich verabschiede mich von meinen Kindern und bete im Stillen, dass alle Pläne gelingen und ich tatsächlich in einer Woche meine Kinder wieder bei mir habe.

Hannes freut sich sehr, dass das Planen so schnell weiter gehen kann. Nachdem wir etwas zur Nacht gegessen haben, höre ich, wie er oben auf dem Boden das Schlurfen und das schleppende Reden übt. Als dann das Dorf endlich in tiefer Ruhe versinkt, hören wir kurz darauf das Scharren an der Hintertür. Klaas führt Hurtig herein, der von Hannes freudestrahlend begrüßt wird.
Derweil kommt Pastor Crüger auf mich zu, droht mir grinsend mit dem Finger und schimpft gespielt:"Anna Adam, was für heidnische Ideen flöst du deinem armen Sohn ein! Nun denkt er für den Rest seines Lebens, dass die Kinder vom Osterhas kommen. Und nicht Geschenke unseres gütigen Gottes sind."
Wir müssen alle lachen.
„Ach, Herr Pastor. Ich bin mir sicher, dass Jakob nur wenige Jahre noch brauchen wird, um zu begreifen, das es den Osterhas nicht gibt. Und dann versteht er das andere dazu. Oder er fragt bei mir nach, wo denn nun die Kinder herkommen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich mich um Enkel nicht werd sorgen müssen, noch darum, dass mein Jakob ein gottesfürchtiger Mann wird."

Ich stelle einen großen Krug heißen Kräutertee und Becher auf den Tisch und hocke mich wieder ans Herdfeuer zum Sticken. Hannes dagegen gibt eine kleine Vorstellung vom Duderstädter Trottel zum besten, dass die Männer sich gar nicht mehr halten können vor Lachen. Hannes berichtet von unsrer Idee über seine Rolle hier. Dann sprechen sie, wer wann wie reist, wo sie sich zusammen finden jenseits der Grenze, Hannes bittet darum, etwas Dialekt lernen zu dürfen. Der Pastor hat sichtlichen Spaß an seiner Rolle als ein bisschen übergeschnappter Erbe, der sich nicht zurück halten kann. Aber er sorgt sich doch nun auch um seine Reputation.

„Hannes, Ihr müsst aber nicht all Euer Geld fürs Dorf ausgeben. Nicht, dass vor lauter Geschenken hinterher Euer Beutel ganz leer ist!"
Hannes lächelt. „Ich verrat Euch, Herr Pastor, dass ich gestern Abend nicht mein ganzes Geld gezeigt hab. Da ist einiges mehr. Ich werd sicher nicht verhungern, wenn ich eines Tages wieder nach Hause finde."
Mit unverholener Neugierde schaut der Pastor dem Hannes tief in die Augen, und der schaut völlig gelassen direkt zurück.
„Bitte findet heraus, was jeder Hof hier braucht. Es sollen alle bedacht werden auf eine Weise, die wirklich nutzt, ohne das der Steuerteufel es ihnen wieder abnehmen kann."

Leise schüttelt der Pastor den Kopf.
„Und ich soll als der edle Spender herhalten?"
Hannes schaut nun bittend auf den Pastor.
„Ich ... Ich fühle mich furchtbar hilflos und gefangen. Und gleichzeitig so geborgen hier im Dorf. Ich weiß nicht, ob ich in meinem früheren Leben nicht auch ein Steuerteufel war. Aber ich weiß jetzt um das Leben der Menschen, die das ganze Land ernähren, und kann die Ungerechtigkeiten kaum aushalten. Sorgt Euch nicht um den Inhalt meines Beutels. Bitte, lasst mich machen, dass es allen ein bisschen besser geht. Immerhin füttert das gesamte Dorf grade trotz einer kargen Ernte einen kräftigen Mann und ein großes Pferd mit durch, und manche wissen nicht einmal darum."

„Na gut." Pastor Crüger seufzt ergeben, und ich danke Gott im Stillen, das er bereit ist, Hannes diesen Herzenswunsch zu erfüllen.
„Dann gebe Gott – um meiner Ehre und Eurer Seele willen -, dass Ihr bald Euer Gedächtnis wieder erlangt und wir allen gegenüber ehrlich sein können."

Ich bin noch einmal dankbar, weil Klaas dem Gespräch nun eine andere Wendung gibt.
„Wie wollen wir es mit den Übernachtungen halten? Wir werden einkehren müssen."
Wieder gibt sich Hannes ganz sicher.
„Wenn wir uns jenseits der Grenze gefunden haben, denke ich mir, ich bin der Herr, denn das zeigt ja meine Kleidung. Ich reise mit meinem Knecht Klaas und einem Pastor ins Thüringische, wir steigen in Gasthöfen ab, und in Duderstadt erledigt mein Knecht einige Einkäufe, während der Pastor seine Erbschaftsangelegenheiten regelt. In welcher Kleidung und wie ich dann dort mit Klaas einkaufen gehe, werden wir vor Ort sehen."

Der Pastor schüttelt den Kopf.
„Die guten Quartiere sind alle am Samstag vorher bereits vergeben. Der Markt zieht viele Händler und Käufer von weit her an. Wir werden erst Dienstag Abend dort eintreffen. Dann wird es schwierig, überhaupt was zu finden. Ich denke, wir sollten zu meinem Bruder gehen. Er wäre mir sehr bös, wenn ich nicht zu ihm käme. Und dafür sollten wir Euch kurz vor der Stadt doch bäuerliche Kleidung anziehen. Denn meinem Bruder müsste ich sonst genau erklären, warum ihr so reich gekleidet seid. Ihr würdet wahrscheinlich mit Klaas zusammen überm Stall schlafen."
Mit einem Grinsen schaut Hannes kurz zu meiner Bodenluke hinauf.
„Es wird mir ein Vergnügen sein!"

„Mein Bruder wohnt am Stadtrand. Von dort aus könnt ihr gemeinsam alle Erledigungen besorgen. Achtet dabei darauf, wie die einfachen Menschen dort gekleidet sind. Dann werdet ihr schon darauf kommen, was ihr Euch kaufen müsst. Solltet ihr kleinere Münzen brauchen, als ihr habt, was ich vermute, dann will ich gerne Einkäufe so tätigen, dass ich dabei die Münzen kleiner tauschen kann. Aber vieles können wir auch erst planen, wenn wir vor Ort sind. Inwiefern wir meinen Bruder einweihen, werden wir ebenfalls dort entscheiden. Er wird sich jedenfalls über meinen Besuch nicht wundern, im Gegenteil, wegen der Erbschaft erwartet er mich ja sowieso."

Hannes ist mit allem einverstanden.
„Dann werde ich die Reise mit meiner eigenen Kleidung antreten. So werden wir auf halbem Wege auch bessere Zimmer im Gasthof bekommen. Kurz vor Duderstadt schlüpfe ich dann wieder in die Kleider vom Bauern Adam. Und dort werde ich mich mit verschiedenen Garnituren für verschiedene Gesellschaftsschichten ausstatten, darunter die Kleidung eines echten Eichsfelder Knechtes."

Klaas wendet noch etwas ein.
„Das Schwein sollten wir aber recht bald kaufen. Am Ende der Woche wird nichts Gutes mehr übrig sein, und wir wollen ja ein wirklich gutes Zuchtschwein ersetzen. Der Verkäufer wird sicher nichts dagegen haben, wenn wir das Tier dann erst am Donnerstag Morgen bei ihm abholen."
Aber der Pastor winkt ab.
„Oh, das ist sicher kein Problem. Mein Bruder hat ein paar Schweine im Stall. Da können wir unseres bestimmt dazu stellen. Vielleicht kann er uns auch beraten, bei wem wir kaufen sollten."

Mit einem Mal müssen alle gähnen.
„Nun muss ich nur noch die Gegebenheiten der Grenze kennenlernen, wissen, wo ich gefahrlos hinüber komme, wo wir uns treffen werden ..."
Klaas hebt warnend den Finger.
„Aber nicht selbst des nachts auf Abenteuer gehen, Hannes! Lasst mich das machen. Ich denke, spätestens Samstag Nacht weiß ich alles, was wir wissen müssen."

Die beiden Gäste erheben sich, verabschieden sich, auch von mir, und verschwinden dann mit Hurtig wieder im Dunkel der Nacht. Zufrieden steigt Hannes auf meinen Dachboden.
„Gute Nacht, Hannes."
Leise höre ich von oben die Antwort. „Gute Nacht, Frau Adam."

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22.1.2020

kurz vor Vollmond:

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