131 - Hochzeitspläne - DO. 24.5.1571

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In den folgenden Tagen genießen wir weiter die freie Zeit und schmieden Hochzeitspläne. Wann, wo, mit wem und wie möchten wir heiraten? Vater, Hannes und ich verbringen vergnügliche Stunden, in denen wir mal ernsthaft, mal überaus albern die verrücktesten Ideen entwickeln, wie wir alle Wünsche und alle Gäste unterschiedlichen Standes zusammen bekommen können, ohne dass sich jemand unwohl fühlen wird. Lütgenhusen als Ort und Pastor Johann Crüger als der, der uns trauen wird, stehen schnell fest. Das ganze Dorf und all unsere Verbündeten wie zum Beispiel Bauer Freese möchten wir gerne dabeihaben. Aber wie geht das zusammen mit einem Herzog?

Am Ende einigen wir uns darauf, dass die Trauung in Lütgenhusen sein wird für unsere einfachen Freunde. Dorthin laden wir nur Hannes Bruder Ludo und Karl von Pagenstecher und natürlich meinen Vater ein, für die ein geeignetes Quartier geschaffen werden kann. Vielleicht noch von Thaden und Gert Maier. Am nächsten Tage wird uns von den Dörflern nur Klaas in die Stadt begleiten. Und dann werden in Gieboldehusen einige vornehme Gäste aus dem Lehen und die Stadthonoratioren zu einem fürstlichen Fest empfangen. Hier werden wir auch den Wirt zur Mithilfe heranziehen, der uns im Winter seine Kutsche anvertraut hat. Und dabei sollen uns am Nachmittag die Kinder des Christophorushauses besuchen.

Aber vor allem müssen wir die Hochzeit von Herzog Ludwig und seiner Clara abwarten. Ich hatte immer gesagt: ich passe nicht an einen Fürstenhof. Aber nun bin ich eine Grafentochter. Ich werde sicherlich kurz vorher furchtbar nervös werden. Aber ich werde an der Seite von Hannes dort sein. Linde werden wir bitten, nun auf Dauer für meine Kinder als Kindermädchen zu arbeiten. Nur das Problem, dass wir in Salzderhelden nicht einfach in die Kirche und zum Fest gehen können ohne, dass ich eine Anstandsdame habe, das bereitet uns noch ein wenig Kopfzerbrechen. Für Vater wäre die Reise zu weit und zu anstrengend, der kann also nicht mein Begleiter sein.

Hannes lässt sich von Bader eine Listen aller Adligen in seinem und den Nachbarlehen aufstellen. Diese gehen wir dann gemeinsam durch. Hannes kennt diese Menschen kaum, hat ein paar davon bei Ludos Krönung vorgestellt bekommen und liest stirnrunzelnd die Liste durch. Plötzlich stutzt er.
„Ha! Der Name. Das ist das Paar, das mir beim Krönungsfest den Brief von Jakob gegeben hat! Von Bottlenberg-Schirp. Die können wir bitten, dich unter ihre Fittiche zu nehmen. Du bist ihr Schützling und meine Verlobte, und damit werden alle zufrieden sein."

Sogleich bin ich weniger aufgeregt.
„Die freundliche Dame, die so gütig zu Jakob war? Das ist eine gute Idee. Ach, weißt du was, Hannes? Das habe ich dir glaube ich noch gar nicht erzählt."
Schnell berichte ich ihm und meinem Vater von der zweiten Begegnung mit dem großzügigen Paar.
„Und dann hat sie ganz spontan beschlossen, mir ein Angebot zu machen. Sie möchte für unseren so schlauen Jakob die Unterbringung und das Schulgeld zahlen, damit er auf deine Schule gehen kann."

Wir müssen alle drei lächeln, denn das ist ja nun überhaupt nicht mehr nötig. Aber es rückt uns diese Menschen noch ein gutes Stück näher. Hannes wird also einen Brief an seinen Bruder schreiben und ihn bitten, dieses Paar einzuladen. Und sobald dann die Einladungen bei uns angekommen sind, hoffentlich mit einer Bestätigung für unseren Wunsch, können wir den von Bottlenberg-Schirps schreiben und sie bitten, meine Begleitung anzunehmen und mich unter ihren Schutz zu stellen.
„Die werden Augen machen, wenn sie mich erkennen!"
Aber Hannes schüttelt den Kopf.
„Das sollten wir ihnen schon vorher erklären in unserem Brief. Sonst könnten sie sich seltsam fühlen. Aber ich bin mir sicher, dass sie unserer Bitte mit Freuden entsprechen werden."
So ist also auch das geregelt.

Vater hat mir in der Zwischenzeit ein genaueres Bild von Schloss Brabeck und den dazu gehörenden Ländereien gemalt und mir erzählt, was davon nicht zum Fidei Commis gehört. Er möchte für jedes meiner Kinder ein Erbteil einsetzen und mich selbst sehr gut versorgt wissen. Er wird sich nun auch darum kümmern und herausfinden, welcher seiner zahllosen entfernten Verwandten derzeit eigentlich sein Erbe ist. Und er wird bei den dortigen Behörden meine Existenz als seine rechtmäßige Tochter melden. Sollte sein Erbe ein sympathischer Mensch sein, kann er ihn auch zu unserer Hochzeit einladen, damit wir einander kennenlernen können.

Als die Woche sich dem Ende zuneigt, beginnt Vater, Heimweh nach seinem Schloss zu haben. Und so bereiten wir seine Rückreise für Anfang nächster Woche vor. Die beiden Wachmänner, die er selbst zur Begleitung mitgebracht hatte, werden ihn sicher nach Hause bringen. Der Abschied ist herzlich und durchzogen von Wehmut, aber so Gott will und Vater dann immernoch bei guter Gesundheit ist, werden wir uns schon bei unserer Hochzeit wiedersehen. Und er ist schon sehr neugierig auf unser Dorf, dass er bei dieser Gelegenheit dann kennen lernen wird.

Bald darauf setzen wir uns mit Bader, Barkhausen, dem Koch und Frau Jansen zusammen. Ich brauche in Zukunft eine Zofe, die Räume im oberen Stock müssen so umgeräumt und umgebaut werden, dass dort tatsächlich ein Graf, seine Gräfin und deren Kinder in geeigneten Räumen leben können. Die Gästezimmer müssen in Angriff genommen werden. Der noch mit kostbaren Scheußlichkeiten vollgestopfte Saal muss bis dahin ein stilvoller, einladender Saal für das Fest werden.

Als nächstes gehe ich mal wieder in die Gerbergasse zu Frau Bünte. Sie freut sich sehr mit mir über all die Neuigkeiten und beginnt sogleich, mit mir eine Liste der für mich notwendigen Garderobe aufzustellen. An den ersten Kleidern konnte sie sehen, wie ich es gerne habe. Und ihre Vorschläge, wie meine schlichten Wünsche sich auf Herzogenhochzeit-taugliche Festgewänder übertragen lassen, zeigen, dass sie mich verstanden hat. Ich werde mich wohlfühlen, egal wo ich hinkomme. Auch für meine Kinder sind inzwischen einige Kleider in Auftrag gegeben worden, die zu den Herrschaften im Schloss passen, die Kinder aber nicht einengen und sie dazu verdonnern, nur noch brav auf der Bank zu sitzen. Sie sollen sich bewegen und neugierig die Welt erkunden können, wie sie es gewohnt sind. Währenddessen dürfen die Kinder im Christophorushaus spielen, denn Linde begleitet mich, damit auch für sie mehrere Kleider bestellt werden können, mit denen sie im Schloss als Kindermädchen und Zofe arbeiten kann. Sie ist erst scheu, lässt dann vorsichtig die gezeigten Stoffe durch ihre Finger gleiten und strahlt am Ende über all das Unerwartete und Wundervolle, dass im Moment mit ihr geschieht.

Hannes schickt sofort einen Boten mit einem langen Brief an seinen Bruder los, um zu berichten, was sich hier alles getan hat und dass es in diesem Sommer nun zwei Hochzeiten geben wird. Schon nach einer Woche kommt Benjamin zurück mit Ludos Antwort. Die Hochzeit dort wird in sechs Wochen sein. Die von Bottlenberg-Schirps sind sowieso auf der Gästeliste. Und Ludo freut sich ungemein, dass das Geheimnis meiner Herkunft sich gelichtet hat und Hannes nun endlich sein Ja von mir bekommen hat. Er lässt mich ausdrücklich von ihm und Carl grüßen und ausrichten, dass er sich sehr darauf freut, mich schon vor seiner Hochzeit am 7. Juli im Schloss begrüßen zu dürfen. Nun können auch wir weiter planen. Hannes schickt sofort den nächsten Brief in die andere Richtung, damit er mir meine Begleitung für Ludos Hochzeit sichern kann.

Und so nimmt der Frühsommer seinen Lauf. Während die Handwerker in Gieboldehusen am und im Schloss fleißig werkeln, reisen die Kinder, Linde und ich zurück nach Lütgenhusen. Noch einmal schlüpfe ich in das einfache Kleid der Kätnerin Anna, noch einmal helfe ich bei der Heumaad, noch einmal erlebe ich Schlachttag und Backtag, treibe Vieh auf die Allmende und schlafe mit meinen drei Kindern neben mir zufrieden-erschöpft auf meiner einfachen Pritsche ein.

Linde genießt den letzten Sommer im Dorf auch sehr. Ihre Eltern sind einverstanden und sehr stolz, dass ihre Tochter nun in Stellung im Schloss des Lehnsherren geht, dass ihr sogar der Schulbesuch ermöglicht werden wird. Der Vogt und Pastor Crüger platzen beinahe vor Stolz, dass sie bald eine fürstliche Hochzeit ausrichten und einen echten Grafen trauen dürfen. Und Klaas bekommt mit schöner Regelmäßigkeit bei unseren Planungsrunden leichte Panikattacken, dass er – außer mir, der Braut – der einzige aus unserem Dorf sein wird, der zu dem fürstlichen Ball in der Stadt eingeladen werden wird. Aber er ist wild entschlossen, sich das nicht nehmen zu lassen. Wir verabreden, dass er mich und meine Kinder mit dem Elias vom Vogt nach Gieboldehusen fahren soll, wenn es zur Hochzeit nach Salzderhelden geht. Und bevor er wieder nach Hause fährt, wird ihm passende Kleidung für unsere Hochzeit angemessen werden.

 Die Aufregung schon Monate vorher im Dorf ist unbeschreiblich. Unsere Hochzeit soll gegen Ende der Erntezeit sein, aber nicht so spät, dass das Wetter schon wieder allzu herbstlich ist. Immer wieder werde ich von meinen Verbündeten ausgelacht, dass ich so lange gezweifelt und gehadert habe. Aber Irmel verteidigt mich jedes Mal.
„Hört doch auf. Annas Leben ist völlig auf den Kopf gestellt worden. Sie brauchte Zeit, das reifen zu lassen. Und so ist nun ihr Ja zu Hannes ein sicheres, überzeugtes, durchdachtes Ja geworden. Das ist genau richtig so!"
Ich bin unendlich glücklich, dass ich in diesem Dorf zu Hause sein darf.

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12.5.2020

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