142 - Claras Geheimnis - Fr. 13.9.1571

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Nach dem reichhaltigen Mahl machen wir einen entspannten Spaziergang durchs Dorf. Die vier Männer schlendern mit angeregten Gesprächen hin und her, und Hannes muss ununterbrochen Menschen begrüßen oder die tausend Fragen der drei anderen beantworten. Vor allem Ludo hat wohl das Bedürfnis, so viel wie möglich über die Zeit zu erfahren, in der er so Angst um seinen verschollenen Bruder hatte.

So kommt es, dass Clara und ich bald alleine unterwegs sind und ich ihr ganz andere Seiten des Dorflebens zeige. Schließlich landen wir auf der Bank vor meinem Haus. Clara ist einen Moment still und schaut auf ihre seltsam nervösen Hände. Dann richtet sie sich entschlossen auf.
„Ich ...bin wirklich froh, dass ich doch hier sein kann. Es ging mir in den letzten Wochen gesundheitlich nicht so gut."
„Was ist, Clara? Kann ich dir helfen? Das ist nicht schön!"
Sie lächelt, mit ein klein wenig Unsicherheit dabei.
„Wahrscheinlich die Hitze. Ich ... mir ist morgens immer so schwindelig, dass ich manchmal gar nicht aufstehen kann. Und dann bekomme ich in den engen Gewändern keine Luft."

Ich strahle sie an.
„Aber, Clara, das ist doch wundervoll. Du bist wohl guter Hoffnung! Weiß Ludwig das schon? Oder soll ich meinen Mund halten?"
Ich zwinkere ihr zu. Clara schaut mich mit großen Augen an.
„Du meinst ... Außer meiner Zofe weiß das noch niemand. Aber ... denkst du wirklich?"
Ich nicke.
„Komm, wir spazieren zur Lene. Das mit der Übelkeit muss nicht sein."
Ich hake mich bei Clara ein und führe sie ans andere Ende vom Dorf.
„Habt ihr überhaupt schonmal darüber geredet?"
„Ja, schon. Wir wünschen uns das beide sehr. Und natürlich starren mir alle bei Hofe auf den Bauch, weil sie auf einen baldigen Thronfolger hoffen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass das ... so schnell ..."

Ich muss schmunzeln. Das liegt in Gottes Hand, aber wenn zwei sich lieben und gern Zeit miteinander verbringen, dann schenkt Gott gerne.
„Hoffentlich wartet er nicht zu sehr auf einen Jungen. Das setzt dich sonst so unter Druck. Sie sind alle wunderbar, egal ob Junge oder Mädchen."
„Neinnein. Er hat gesagt:'Mir ist es egal, ob wir einen kleinen Jakob oder eine kleine Susanna bekommen'. Und das darfst du ruhig als Kompliment nehmen. Deine Kinder waren die schönste Auflockerung, die es an den Festtagen geben konnte."
„Vor allem Jakob im Nachthemd beim Ball."
Wir müssen beide sehr lachen. Inzwischen sind wir bei der alten Lene angekommen. Ich klopfe und trete mit Clara ein. Lene sortiert grade Kräuter, die sie im Wald gesammelt und an ihren Dachsparren zum Trocknen aufgehängt hat. Gleich wendet sie sich uns zu und versinkt wackelig auf ihren steifen Beinen in einen Knicks.
„Bitte, Frau Lene, nicht. Ich weiß, dass Euch das Mühe macht. Und heute bin ich auch nur eine einfache, junge Frau, die einen Rat braucht."
Ich freue mich dass Clara so herzlich reagiert hat. Sie hilft Lene wieder auf und zu ihrem Stuhl. Auch wir suchen uns Plätze zum Sitzen.

„Was kann ich für Euch tun, Hoheit?"
Clara beschreibt, wie sie sich seit ein paar Wochen fühlt. Wir überlegen, wie lange die Hochzeit wohl schon her ist, und Lenes Lächeln wird immer breiter. Dann will sie noch ganz viel über die Übelkeit und den Schwindel wissen.
„Nun, Euer Hoheit, das ist für mich ziemlich eindeutig. Ihr seid guter Hoffnung. Und ich kann auch dafür sorgen, dass diese Hoffnung ein bisschen weniger Last ist."
Sie steht auf und geht zu ihrem Regal mit Tontöpfen. Dort sucht sie einige Kräuter zusammen, zerkrümelt sie miteinander, füllt sie in einen Beutel und reibt noch Krümel einer gelblichen Wurzel dazu.

„Das, Euer Hoheit, sind Kräuter, die zusammen gegen die Übelkeit helfen. Ihr solltet Euch von Eurer Zofe jeden Morgen eine Tasse Tee davon ans Bett bringen lassen und dann noch etwas Süßes essen, zum Beispiel einen Apfel oder ein paar Pflaumen. Was die Jahreszeit so hergibt. Lasst Euch Zeit. Wenn Ihr dann aufsteht, dürftet Ihr eigentlich keine großen Probleme mehr haben."
„Was ist in diesem Tee enthalten? Ich bin nicht misstrauisch. Aber wenn es hilft, will ich mir in Salzderhelden Nachschub besorgen können."
Lene lächelt.
„Das ist Pfefferminze für den frischen Geschmack, Kamille beruhigt, Melisse hilft gegen Nervosität und beim Einschlafen und Ingwer ist direkt gegen die Übelkeit. Probiert das in den nächsten Tagen aus. Wenn es nicht reicht, könnt Ihr vor der Abreise nach Hause noch nach weiteren Möglichkeiten fragen. Die Hausdame in Gieboldehusen weiß vielleicht auch dort eine kundige Kräuterfrau."

„Dann danke ich Euch sehr, Frau Lene. Kann ich sonst noch etwas für mein Wohlbefinden tun?"
„Ja. Ihr könnt langsam machen, Euch vor Hitze und Kälte schützen, Eure Erwartungen an Euch selbst herunterschrauben und Euren Gatten bitten, Euch zu bremsen, falls Ihr übermütig werdet. Ihr könntet Jasmin- und Rosenöl verdampfen lassen, damit die Räume angenehm riechen, aber nicht zur Nacht, Ihr sollt frei atmen können. Ansonsten lasst Euch von niemand einreden, dass Ihr krank seid und Euch schonen müsst und Euch nicht mehr bewegen dürft. Das ist Unsinn. Euer Körper braucht jetzt feste Gewohnheiten, ausreichend Schlaf UND ausreichend Bewegung. Dann wird die Geburt leichter. Aber eine gute Hebamme weiß das alles auch. Ihr werdet sicher daheim jemand Vertrauenswürdigen finden."

Noch eine Weile plaudern wir über dies und das, und Clara ist nun viel gelassener als vorhin.
Ich hoffe, sie findet bei Hofe jemand, mit dem sie so vertrauensvoll reden und auch mal ihre Ängste loswerden kann.
Es klopft an der Tür, und unsere Männer stoßen wieder zu uns. Klaas ist nun auch dabei, er ist tatsächlich mit seiner Arbeit soweit fertig, dass er morgen feiern und dann zwei Tage nach Gieboldehusen verschwinden kann, ohne dass hier alles drunter und drüber geht. Und ich sehe mit Freuden, dass er wie immer mit Hannes ganz ungezwungen, aber auch mit Karl und Ludwig ohne Scheu umgehen und reden kann.

Nun endlich sammeln wir die Kinder wieder ein und gehen nach Hause. Clara legt sich ein wenig hin, Vater spielt mit den Kindern und lässt sich von Jakob das Schreiben zeigen, ich sticke weiter an der Haube für Susanna und die Männer haben sich weiter viel zu erzählen. Nach einer Weile kommt Clara mit einer Tasse Tee in der Hand wieder heraus, trinkt den langsam und genüsslich und bringt die Tasse wieder hinein. Sie flüstert mir im Vorbeigehen etwas zu.
„Ich denke, ich werde jetzt gleich mit Ludwig reden."
Sie kommt schnell wieder heraus und lädt dann Ludwig ein, ein wenig mit ihr spazieren zu gehen. Ich sehe den beiden nach und freue mich einfach für sie.

Ich schaue Richtung Dorf und sehe, dass dort nun überall eifrige Geschäftigkeit entsteht. Die Zweige und Blumen, die die Kinder gesammelt haben, sind schon lange ins Wasser gestellt, auf dem Dorfplatz werden alle vorhandenen Tische und Bänke aufgestellt. Der Ochse wurde schon gestern geschlachtet, ist nun ausgeblutet und wird über der gewaltigen Feuerstelle aufgehängt. Einige Tücher sollen verhindern, dass sich die Fliegen darüber hermachen. Bei allen Höfen im Dorf wird vor den Häusern und Scheunen aufgeräumt, das Erntegerät wird in die Scheunen gebracht, es soll alles schön aussehen für uns.

Morgen. Morgen ist meine Hochzeit mit Hannes. Die ich niemals für möglich gehalten hätte. Zehn Monate – und alles ist anders. Der Namenlose Fremde, der schwer verletzt durch meine Tür gestolpert ist, hat erst sich und dann mich gefunden. Er wurde Herzog, hat abgedankt, hat aus mir eine Gräfin gemacht, hat meinen Vater gefunden. Und die Kinder sind bei ihm wohl aufgehoben und geliebt. Sie können lernen und wachsen und sich geborgen fühlen. Das Leben hat mich so reich beschenkt in diesen Monaten. Ich musste erst lernen, darauf zu vertrauen, und das war ein weiter Weg. Aber jetzt darf ich glücklich sein.

Als Clara und Ludwig von ihrem Waldspaziergang zurückkehren, strahlen sie alle beide.
Recht so! Nun können sie sich gemeinsam darauf freuen.
Zum Abendessen sind wir bei Irmel eingeladen, und ihre Nachbarin Gunda hilft ihr dabei, denn nun sind wir schon eine ganze Menge. Nach dem Essen werden wir bald fortgeschickt, Geheimnisse! Die Kinder müssen ins Bett, wir Erwachsenen wollen auch genug Schlaf bekommen vor dem Fest. Klaas greift nach Hannes Arm.
„Du kommst schön mit mir. Anna siehst du erst in der Kirche wieder."

Schnell schreite ich ein.
„Mooooment! Da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden."
Ich laufe zu Hannes, nehme ihn in den Arm und flüstere ihm noch etwas zu.
„Ich liebe dich, ich bereue es keine Sekunde und ich wünsche dir angenehme Träume! Ab morgen kann uns niemand mehr trennen!"
Lächelnd nimmt er meine Hände und schaut mir tief in die Augen.
„Du bist das größte Glück meines Lebens. Anna, ich kann es kaum erwarten! Schlaf gut und fest, damit du morgen unseren großen Tag in vollen Zügen genießen kannst!"
Schnell gibt er mir noch einen Kuss, bevor Klaas ihn wieder fortzerren kann. Dann verschwinden die beiden, und ich mache mich mit den anderen Gästen auf nach Hause.

In meiner Kammer hängen mein Gewand für morgen und die Kleidung für die Kinder. Da die Fensterläden schon geschlossen sind, lasse ich im Dunklen den Stoff durch meine Finger gleiten. Ich habe mich entschieden, das Gewand anzuziehen, das Hannes mir aus Duderstadt mitgebracht hat. Ich hatte es mit in der Stadt, damit Frau Bünte es noch ein bisschen festlicher gestalten konnte, und nun ist es allemal Dorfhochzeits-fein. Und es ist eine wunderbare Erinnerung für uns beide. Ich sende im Stillen meine Dankgebete zu Gott. Er hat es so gut mit mir gemeint. Ich bin so reich beschenkt, dass mir bald das Herz überläuft vor Glück.

Wahrscheinlich kann ich jetzt gar nicht einschlafen vor lauter rasender Gedanken.
Ich lege mich in mein Bett, neben meine wunderbaren Kinder und starre im Dunklen an die Decke. Und eh ichs mich versehen habe, bin ich schon ins Land der Träume und Wünsche davongeglitten.

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29.5.2020

Soweit erstmal wieder.
Jetzt kommt die Hochzeit, und die Kapitel muss ich erst noch schreiben.
Danke für Dein Verständnis!

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