Weihnachtsbälle und Ehrengäste

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„[...] Das MVeT- Gen (Magische Verstärkung einzelner Talente) ist eine Mutation, die sich recht selten vererbt. [...] Träger dieser Anlagen sind in keinem Fall mit richtigen Menschen zu verwechseln! Sie sind bösartig und eine Gefahr für jeden Bürger des Landes. Wer ihnen begegnet, sollte sofort die Behörden verständigen oder als Mithelfer und Aufrührer neben ihnen hingerichtet werden. [...]"

(Aufruf des Maurel Caios, 2. Hof- Medikus im 80. Jahr von Kaelchon)

❆❆❆

Einige Wochen später...

„Ich geh da nicht rein, nicht einmal gefesselt und geknebelt." Elayn stand bis zu den Knien im Schnee versunken und hatte die Arme verschränkt. Ein Grabmul hätte kein trotzigeres Bild abgeben können und genau diesen Effekt wollte sie auch erreichen.

Jamah stand neben ihr, die Arme ebenfalls verschränkt, ein breites Grinsen auf dem Gesicht und sah auf sie hinab.
„Mir gefällt, wohin dich deine Vorstellungskraft bringt, aber ich befürchte, wenn ich dich verpacke wie ein Geschenk, würden wir zu viel Aufmerksamkeit erregen."

Elayn weigerte sich, ihren Blick von dem Herrenhaus zu nehmen, das sich gemütlich an den Fuß des Hanges kuschelte. Eine beinahe perfekt runde Mauer zog sich darum und Rauch stieg aus den Schornsteinen.
„Du bist einer der Prinzen dieses Landes. Selbst wenn ich auf meinen Händen durch dieses Tor kommen würde, würdest du mehr Aufmerksamkeit erregen."

Wie jedes Mal, wenn sie Jamah auf seinen Titel ansprach, zog dieser die Nase kraus.
„Das ist nicht die Krone, das ist das unglaublich schöne Gesicht darunter, Hasenzahn."

Hasen-...Nicht schon wieder. Elayn überlegte kurz, ob sie ihm eine verpassen sollte, doch sie konnte ihre Knie nicht bewegen und sie sah sich selbst bereits vor ihm im Schnee liegen. Nein danke. Da gab es andere Möglichkeiten. Bedrohlich langsam drehte sie ihren Kopf in seine Richtung.
„Gegen das Gesicht kann ich etwas unternehmen, wenn du das möchtest."

Jamah grinste noch, als eine Krähe sich aus dem kahlen Baum hinter ihr erhob. Doch das Grinsen gefror auf seinen Lippen, als Schnee von ihren Krallen rieselte, die sie freudig nach seinem Gesicht ausstreckte.

Panisch versuchte er ihr auszuweichen und endete selbst auf dem Po, als seine Beine sich keinen Millimeter bewegten. Die Krähe ging in den Sturzflug.
„Schon gut! Schon gut! Keine Hasenzähne mehr, wenn du mit mir da rein gehst! Der Baron ist ein alter Familienfreund! Er wird uns ohne weitere Fragen aufnehmen!"

Elayn hob nur eine Augenbraue. Jeder stellte Fragen, das hatte ihr ein gewisser Sir Rubecht auf die harte Weise beigebracht. Die Krähe flatterte zufrieden zu ihr zurück, setzte sich auf ihre Schultern und begann ihr Gefieder zu putzen.
„Weißt du wie ich als Genträgerin so alt geworden bin? Indem ich nicht in Landgute von alten Familienfreunde des Königs gehe, der ein Preisgeld auf die Köpfe aller magischen Kinder ausgesetzt hat."

Umständlich kämpfte sich Jamah wieder auf die Füße. Schnee klebte an seinem Mantel und in seinen blonden Locken.
„Nicht alle... ich bin auch magisch", mit einer vollkommen unnötigen Handbewegung, die er nur des Dramawegens über sein Gesicht zog, heilte er die dort entstandenen Kratzer. „Genau wie meine Schwester. Du erinnerst dich? Das Mädchen, das du versprochen hast, mit mir zu suchen?"

„Ich will sie ja suchen! Und sie ist ganz sicher nicht in dieser Todesfalle." Elayn warf dem Herrenhaus einen verächtlichen Blick zu. Niemand, der sein magisches Talent gemeinhalten wollte, würde freiwillig dort reingehen. Sie sahen von außen vielleicht gemütlich, schön und elegant aus, aber die Zimmer hatten Ohren, Flure hatten zweite Flure von denen nur diejenigen wussten, die diese Macht missbrauchten und alles war eingepackt in falsche Höflichkeit und Gift.

„Es ist ein Landhaus", sagte Jamah einen beunruhigten Ausdruck in ihre Richtung werfend, als könne er ihre Gedanken hören, „Die haben sogar einen Winterball", versuchte er es erneut, „Und wir werden Lya kaum weitersuchen können, wenn wir vorher im Schnee versunken sind." Er versuchte seinen einen Stiefel aus dem Schnee zu ziehen, wankte und wäre fast wieder auf dem Hintern gelandet, wenn Elayn ihn nicht im letzten Moment gepackt hätte.

„Du willst da rein, weil es einen Ball gibt?", sie sah das Leuchten in seinen Augen und ließ ihn los, „Ich wünschte, du würdest schneller im Schnee versinken." Manchmal war er einfach... einfach... so adelig.

Mit einem dumpfen Laut landete Jamah wenig adelig im Schnee, kämpfte sich aber sofort wieder mit rudernden Armen hoch, „Nur weil du nicht tanzen kannst..."

„Oh, ich kann tanzen. Aber noch lieber möchte ich leben."

„Du kannst tanzen?", sein skeptischer Blick war Beleidigung genug, dass Elayn ihm Schnee ins Gesicht reiben wollte, „Quadrille? Mazurka?"

„Sogar Walzer, auch wenn mein Lehrer schockiert war."

„Du hattest einen Lehrer? Elayn Anira, ich weiß viel zu wenig über dich."

Elayn klappte den Mund abrupt zu. Das war zu viel Information gewesen.
„Du weißt, dass ich da nicht rein möchte", sagte sie stattdessen knapp.

Jamah warf die Arme in die Luft und setzte sich einfach in Bewegung.
„Du kannst mir unmöglich derartige Dinge erzählen und jetzt nicht mit mir tanzen."

„Ich könnte dir ein Bein amputieren, wenn es das für dich leichter macht?", schlug Elayn vor, doch er storch-wadete einfach weiter- nicht schnell, aber unaufhaltsam. „Wenn das schiefgeht, werde ich von meinem Grab aus dafür sorgen, dass du nie mehr in deinem Leben auf einem Pferd sitzen wirst."

Sie hörte Jamahs Lachen im eisigen Wind, „Wie könnte ich dir wiederstehen, wenn du so charmant zu mir bist?"

Er war un-mög-lich. Rot wurde sie trotzdem. „Streich das, ich nehme dich gleich mit ins Grab", murmelte Elayn zu sich selbst, aber schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Die Krähe schickte sie vorsichtshalber wieder weg. Selbst Adelige ignorierten nur so viel merkwürdiges Tierverhalten, bevor sie misstrauisch wurden. 

❆❆❆

Die abgestellte Wache am Tor beäugte sie genau so lange merkwürdig, bis Jamah seinen Namen nannte. Dann fiel er fast über seine Füße, um seinen Hausherren schnell genug zu holen.

Elayn war noch nicht fertig mit Augenrollen, als ein dicklicher Mann die rot lackierten Flügeltüren des Tors aufstieß. „Mein Prinz! Welche außergewöhnliche Ehre!", brüllte er ihnen förmlich entgegen, doch sein rundes Gesicht verriet, dass er sich tatsächlich freute. (Warum sich irgendjemand über Jamahs Besuch freuen würde, war Elayn ein Rätsel) „Und Ihr kommt in Begleitung."

Oh ja, sie war auch noch da. Hastig bemühte sie sich, um ein kleines, möglichst unverdächtiges Lächeln. Er sah nett aus- für einen nicht-magischen Adeligen, der einen vielleicht einsperren, verkaufen oder dem König ausliefern würde.

Neben ihr breitete Jamah die Arme aus und zog den weißhaarigen Herren an sich, als handele es sich hier um seinen Vater.
„Lord Maschrist, ich hoffe wir kommen nicht ungelegen."

Elayn wünschte sich wirklich, dass sie ungelegen kamen, denn hinter dem alten Mann erblickte sie eine lange Einfahrt geschmückt mit Kerzen und Strohsternen in den kahlen Bäumen und die brachten Erinnerungen mit, die sie am liebsten weit hinter sich gelassen hätte.

„Zur Wintersonnenwende kommt niemand jemals ungelegen! Kommt herein, kommt herein! Bevor sich der Schnee auf ihren Schultern noch bis unter das Tor stapelt." Als erwarte er eine ganze königliche Heerschaar, stieß der Mann die Tür noch ein Stückchen weiter auf und wackelte vor ihnen auf die mit Kieselsteinen bestreute Allee.

Diese endete in der flachen, halb-runden Treppe des Haupthauses, auf die das Licht der offenstehenden Haustüre fiel.

„Ich habe von Eurem heldenhaften Gesuch gehört, Eure Schwester zu Eurem Stiefvater zurückzubringen. Ihr müsst umkommen vor Sorge, dass sie bei diesem Wetter womöglich alleine draußen unterwegs ist", sagte Lord Maschrist zu Jamah der sich fortwährend den Schnee aus den Haaren schüttelte.

Elayn folgte mit Sicherheitsabstand, unsichere Blicke zu dem sich schließenden Tor zurückwerfend.

Jamah lachte auf. „Ihr hattet wohl das Glück niemals meine Schwester kennenzulernen! Ich suche sie allein aus Sorge vor der armen unwissenden Bevölkerung, auf die wir sie versehentlich losgelassen haben."

Das bellende Lachen des Hausherren echote über den Leeren Innenhof. Seine Antwort verzögerte sich jedoch kurzzeitig, als er all seinem Atem für die Treppe brauchte.
„Und diese wundervolle junge Dame hat sich Eurem Abendteuer angeschlossen? Nun, scheut Euch nicht meine Lady, jeder Freund von unserem Prinzen, ist auch ein Freund dieses Hauses! Liss, Liebling? Wir brauchen Bäder! Wir haben noch mehr Gäste!"

Liss, die im Türrahmen auftauchte, war offensichtlich die Dame des Hauses. Elayn machte das an zweierlei Dingen fest: Erstens passte ihr dunkelrotes Kleid farblich zu dem Wams ihres Mannes und Zweitens versuchte ein junges Dienstmädchen verzweifelt noch Mehlreste aus dem Saum des Kleides zu befreien, während ihre Herrin begeistert um die Ecke kam. Das Nudelholz in ihrer Hand verriet den Rest: Sie war begeisterte Köchin, ihr Mann begeisterter Esser.

Bei dem Gedanken lächelte Elayn dieses Mal ehrlich.

„Oh bei allen Göttinnen! Eure Hoheit, wo kommt Ihr denn her? Und wen habt Ihr uns da mitgebracht?" Liss, die genauso wenig auf die steife Etikette gab wie ihr Mann, streckte ihre Hände zu Jamahs Gesicht aus und platzierte einen herzlichen Kuss auf seiner Wange.

Jamah, jetzt vollkommen in seinem Element, griff ihre Hand und führte sie seinerseits an seine Lippen. Dann trat er einen Schritt zur Seite, um den Blick auf Elayn freizugeben.
„Das ist Lady Elayn Anira. Und obwohl ich niemals für sie sprechen würde, kann ich sagen, dass für mich ein Bad wundervoll klingt."

„Anira?", nur für einen Herzschlag studierte sie Elayns Gesicht eingehender, ehe sie die Gedanken mit einem Kopfschütteln vertrieb und stattdessen Elayns Hand nahm, „Komm mit, mein Mädchen. Du musst dringend aus diesen miefenden Kleidern raus."

Und noch ehe Elayn Protest von sich geben konnte, wurde ins Haus gezogen, weg von einem fröhlich winkenden Jamah, der sich sofort wieder dem Hausherrn widmete.

Das Hausmädchen bekam sichtlich Stress bei dem Schneematsch, den Elayns Stiefel auf dem polierten Boden hinterließen, dessen schwarze und weiße Fliesen die Lichter in dutzenden glänzenden Kronleuchtern widerspiegelten.

Wärme und der Geruch von süßem Gebäck kamen aus einer Halle, in der ein großes Feuer im Kamin prasselte, doch Lady Liss gab ihnen keine Zeit herauszufinden, was sich auf dem hölzernen Banketttisch befand. Stattdessen zog sie Elayn eine Treppe hinauf, deren Handlauf mit glänzenden Glaskugeln und roten Bändern verziert worden war.

Hätte Jamah ihr nicht gesagt, dass ein Ball ausstünde, Elayn wäre schockiert über das Maß an Dekoration gewesen. Selbst in dem Gästezimmer, dass Liss ihr kurz darauf zuwies, stand ein Bukett voll Winterrosen. Es war wunderschön und es brach ihr ein ganz kleines bisschen das Herz.

Sie gewann schließlich die Diskussion, ob sie sich alleine ausziehen und ins Bad setzen könne, da die Köchin panisch nach oben gehechtet kam und die dringende Hilfe der Hausherrin verlangte.

Die Badewanne war im Nebenzimmer, direkt vor einem riesigen bodentiefen Fenster, dass sich eigentlich niemand leisten können sollte. Jemand hatte Öle dem Wasser zugemischt und es duftete herrlich nach Tannennadeln. Wann hatte sie das letzte Mal so ein Bad genossen? Vor zehn Jahren? Oder waren es noch mehr? Hätte sich das Wasser von dem Reisedreck nicht so schnell verfärbt, Elayn hätte Stunden in der wohligen Wärme verbringen können.

Doch schließlich kehrte das Zimmermädchen zurück. Sie trug eine Unmenge an Handtüchern, über die sie kaum hinwegsehen konnte. „Ich habe Euch ein Ballkleid herausgelegt. Klingelt einfach nach mir, wenn Ihr bereit seid, dass ich Euch für den heutigen Abend fertig mache."

Elayn drehte sich in ihrer Badewanne.
„Oh ich brauche kein Ballkleid, ich..." Sie wusste selbst nicht, was sie genau sagen wollte.

Das Hausmädchen warf ihr einen verschmitzten Blick zu und goss eine dampfende rote Flüssigkeit in einen Becher, den sie Elayn reichte.
„Aber wie wollt ihr denn sonst mit dem Prinzen tanzen?"

Elayn warf erst dem Becher und dann dem Mädchen einen kritischen Blick zu.
„Gar nicht?" Es war ihr ziemlich egal, ob Jamah ihr glaubte, dass sie tanzen konnte oder nicht. Wichtiger war, dass er ihr glaubte, dass sie ihn lynchen konnte, sollte es darauf ankommen.

Doch genau diese Nachricht schien bei dem Prinzen nicht angekommen zu sein, denn das Hausmädchen lächelte nur, als Elayn vorsichtig einen Schluck probierte und erwiderte stattdessen:
„Er hat gesagt, dass Ihr das sagen würdest und mich angewiesen Eure eigene Kleidung vorsichtshalber gleich in die Wäsche zu geben. Es ist schließlich ein Ball im Anlass unseres Ehrengastes: Sir Rubecht."

Elayn fiel der Becher ins Badewasser. Verdammte Grabmul-kacke, das konnte nicht ihr ernst sein. 

❆❆❆

"Frohe Weihnachten und tolle Überraschungsgäste!", wünschen euch Elayn, Morgan und TJ

Und? Habt ihr all eure Geschenke schon oder fehlt die Hälfte noch? :D

Post ist ja manchmal ein bisschen schwer kurz vor Weihnachten :D

Und wer von euch muss die nächsten Tage von Familie zu Familie tingeln und sich dort vollfressen?

Das ist TJ und mein großes Glück :D die gesamte Verwandtschaft wohnt so weit weg, wir dürfen ab jetzt drei Tage lang chillen, ehe wieder irgendwas passiert :D 
(PS: Wer TJ vor dem Weihnachtsbaum sehen will, sollte mal in INSTA vorbeischauen xD)

Wusstet ihr, dass Elayn eigentlich der Hauptcharakter in diesem Universum war, weit bevor ich mit Lyas Geschichte weitergemacht habe und sie dann irgendwann der kleine Star wurde? (Und von Gwinn wollen wir gar nicht erst anfangen xD)

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