Bonusszene: Die Sache mit Sumsa und dem Abholen

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Ich starrte blicklos vor mich hin, während ich Giselles Tirade wieder einmal über mich ergehen ließ. Meisterin Thoran war unterwegs, um neue Stoffe zu kaufen und ich mit Giselle allein. Das hieß im Wesentlichen, eine Schmähung nach der anderen. Aber wenn man immer wieder mehr oder weniger das Gleiche hörte, könnte man irgendwann erstaunlich gut abschalten...

Da klingelte plötzlich die Ladenglocke.

"Seeeeeeeeeeeengaaaaa!", schallte Sumsas all zu vertraute Stimme zu uns herüber. "Du hast Feeeeeieraaaaabend!" Giselle und ich warfen gleichzeitig einen Blick zur Uhr. Tatsächlich. Ich hatte Schluss. Das hätte ich fast verpasst. Gerade wollte Giselle nach vorne eilen, als Sumsas dunkler Haarschopf in der Tür zur Werkstatt erschien. Dann fixierte er mich mit einem breiten Grinsen "Ab nach Hause."

Giselles Gesicht verdüsterte sich schlagartig. "Kunden ist der Zutritt hierher untersagt", zischte sie ihn steif an und ich zog überrascht eine Augenbraue hoch. So war sie sonst nie zu Anderen (außer zu mir). Normalerweise erlebten alle sie immer als „freundliche, höfliche, liebreizende, junge Dame". Doch ganz offensichtlich mochte sie Sumsa nicht. Und er sie auch nicht – zumindest nach dem Blick zu schließen, den er ihr nun aus seinen goldenen Augen zuwarf, die sich zu funkelnden Schlitzen verengt hatten. "Na wie gut, dass ich kein Kunde bin, sondern Sengas persönlicher Anstands Wau-Wau. Nicht, dass sie wieder irgendwelche gut aussehenden Typen anschleppt."

Ich lief tief rot an. Natürlich wussten alle, dass er mich wegen der Irrlichter abholte – und wie unangenehm mir das war. Nur wusste ich gerade nicht, ob es diese Begründung nun besser machte, weil er "mein Problem" nicht mit einem Wort erwähnte oder schlimmer, weil diese Ausführung mehr als peinlich war. Sumsa jedenfalls grinste mich frech und zweideutig an. "Ehrlich – da lässt man dich einmal allein nach Hause gehen und schwupps, habt ihr Familienzuwachs. Da sind bald Glückwünsche angebracht."

Schlimmer. Er machte es definitiv schlimmer. Giselle wurde blass und ich noch röter. "Zac... Er.. Ich... Wir sind nicht.... Haben nicht...", stotterte ich und Sumsa lachte mich nur ausgelassen an.

"Schon klar. Kommst du jetzt oder willst du hier übernachten? Dann kann ich nämlich wieder nach Hause gehen."

Noch immer sprachlos schüttelte ich den Kopf.

"Vergiss nicht, deinen Müll wegzuräumen", erinnerte mich Giselle mit gepresster Stimme und wütendem Blick. Stimmt. Ich musste noch meinen Arbeitsplatz kehren und aufräumen. "Zehn Minuten, Sumsa..."

"Und du verschwindest nach vorne...", knurrte Giselle nun wieder wesentlich selbstbewusster zu Sumsa und da fiel es mir wieder ein: Die beiden waren sich ja nicht fremd. Sumsa war mit ihr in einem Jahrgang gewesen, genau wie Epoh.

"Ich denke, ich warte lieber hier", informierte er sie ungerührt und lächelte mir zu, während er mir kommentarlos den Besen abnahm und begann, die Faden-und Stoffreste unter meinem Tisch zusammenzufegen. Dankbar lächelte ich ihm zu und machte mich daran, den Rest wegzupacken.
Giselle atmete neben mir tief durch. Sie schien ihn wirklich zu hassen. "Ich drücke es anders aus: Verschwinde. Oder ich erstatte Anzeige."

Ich schluckte überrascht, sagte aber nichts, sondern arbeitete nur noch schneller. Sumsa jedoch schnaubte herablassend. "Warum? Weil ich deine zweitklassige Arbeit stehlen will? Ich bitte dich. Wenn ich was vernünftiges Geschneidert haben will, frag ich Senga. Das Hemd, das sie für Zac geschneidert hat, sieht gut aus. Erstklassig abgemessen, würde ich sagen."

Einen kurzen Moment lang herrschte Stille und ich wagte nicht, zu den beiden hinüber zu sehen, packte meine Tasche im rasendem Tempo weiter. Es wurde Zeit, dass wir hier wegkamen. Dringend.

"Wegen Ruhestörung, du selbstverliebter Arsch." Mittlerweile hatte Sumsa alles sorgfältig zusammengefegt und weggeschmissen. Jetzt stand er Giselle direkt gegenüber und erwiderte ihren feindseligen Blick kalt und abwertend. "Gerade bist du wesentlich lauter als ich. Wenn dir nichts Klügeres einfällt: Sei so gut und halt den Mund. Und schau hübsch aus. Also wie immer eigentlich. Das kannst du schließlich am Besten."

Giselle wollte ihn tatsächlich ohrfeigen. Doch er wich ihrer Hand geschickt nach hinten aus und lachte. "Oha - jetzt handgreiflich werden? Soll ich-"

"Fertig!", schrie ich dazwischen, packte meine Tasche mit der einen Hand und Sumsas Handgelenk mit der anderen. Dann zerrte ich ihn einfach hinter mir her nach draußen.


Als die Ladentür ins Schloss fiel, ließ ich ihn mit hämmernden Herzen wieder los. Auch er sah mich überrascht an. "Senga! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!"

Ehrlich gesagt, ich mir auch nicht und ich war mindestens genauso überrascht von mir, wie er. Doch darüber dachte ich nicht weiter nach. "Was zur Hölle sollte das gerade?"

Sumsa zuckte gleichgültig die Achseln. "Sie hat angefangen."

Seufzend rieb ich mir über die Stirn. "Das war-"

Ich fand keine Worte dafür und fragte mich, wie die Situation nur so schnell eskalieren konnte.

Sumsa ahnte offenbar, was ich dachte und zuckte die Achseln. "Ach, das ist eine alte Geschichte zwischen Ihr, Epoh und mir. Mach dir nichts draus. Sie wird drüber hinwegkommen."

"Aha." Ich fragte mich nur, ob ich darüber hinwegkommen würde. Wahrscheinlich war es dann auch diese alte Geschichte, die Epoh dazu veranlasste, immer draußen zu warten, wann immer sie mich abholte. Am liebsten hätte ich noch weiter gefragt, aber Sumsa war nach kurzem Schweigen schon beim nächsten Thema angelangt, womit der Vorfall für ihn anscheinend abgeschlossen war. Na gut, ich würde auch nicht mehr darauf herumreiten.

Vielleicht erzählte ich nachher Epoh davon. Dann dachte ich an die verachtungsvollen Blicke, die sich Giselle und Sumsa zugeworfen hatten.

Vielleicht aber auch nicht.

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Lichtis Quatschecke:

Ach, das musste ich jetzt auch noch mal loswerden, bevor es mit dem nächsten Kapitel dann so langsam ernst wird und auf das Ende zusteuert. :)

Ich bin gespannt, wie euch die letzten Kapitel gefallen!

Liebe Grüße! :D

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