Kapitel 7.2 - Bücher!

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Eine kleine Weile und ein paar wesentlich angenehmere Gesprächsthemen später, setzte Papa mich mit meinen Büchern vor der Bibliothek ab. Lächelnd verabschiedete ich mich von ihm und von Pallas, mit ein paar heimlichen Zuckerstückchen. Immer noch zufrieden betrat ich das Gebäude, wo ich drinnen erst einmal stehen blieb und mich wie immer umsah – ich mochte es hier.

Es war nur eine kleine Bibliothek. Natürlich, es war ja auch nur ein kleiner Ort. Aber sie wurde ebenso liebevoll wie akribisch gepflegt. Das sah man schon hier im Vorraum, der mit seinen gemütlichen Hockern, verschiedenfarbigen Kleiderhaken, den von Kindern selbstgemalten Bildern und den liebevoll gerahmten Fotos verschiedenster Leute mehr an einen einladenden Hausflur erinnerte, als an ein öffentliches Gebäude.

Auch die Hausordnung sprach von liebevoller Pflege. Gemäß dieser zog ich meine Jacke aus und hing sie an einen blauen Fisch-Kleiderhaken, stellte meine Schuhe direkt darunter und tauschte sie gegen die bequemen Gästepantoffel aus. Sie waren hier Pflicht, wenn man zu den Büchern wollte, da sie den gemütlichen Teppichboden der Bibliothek nicht so schmutzig machten. Aber vor allem musste man sich die Hände waschen, bevor man den Bücherraum überhaupt betreten durfte. Und zwar gründlich. Fräulein Laurentian verstand da absolut keinen Spaß. Doch wenn man sich an diese Regeln hielt, half sie einem immer bereitwillig und freundlich weiter.

Aktuell saß sie hinter ihrem Tresen und las selbst ein Buch. Neugierig warf ich einen Blick auf den Titel: „Der Krieg der Götter – Belege und Widersprüche der ältesten Mythen Karathers" Urgh. Geschichte. Als ich aufblickte, sah ich direkt in ihr schmunzelndes Gesicht. „Nicht deins?"

Ich schüttelte nur den Kopf und sie zuckte lächelnd die Achseln. „Was kann ich für dich tun, Senga?"

„Ich würde gern die hier zurückgeben...", murmelte ich und hievte die schwere Tasche mit Zacs und meinen Büchern auf den schlichten, hölzernen Tresen. Ehrlich, mir war es ein Rätsel, wie Zac so viele Bücher lesen konnte. Das Meiste dazu noch Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen: Geographie, Geschichte, Kartographie, sogar ein Buch über die Haltung von Gubbies – warum auch immer er sich das ausgeliehen hatte. Auf meinen erstaunten Blick vorhin, hatte er nur die Achseln gezuckt und gesagt, dass er viel Abends lese und dass ihm das beim Einschlafen half. Andererseits: Wenn ich was über Gubbies lesen müsste, würde ich wohl auch einschlafen.

„Schon wieder alles ausgelesen? Das ging ja fix...", fragte Fräulein Laurentian im Plauderton, während sie die Tasche auspackte und dann irritiert stockte, als sie auf die ganzen Bücher vor sich hinunter sah „Aber – das sind doch nicht alles deine Ausleihungen...?"

Wow. Manchmal machte mir ihr Gedächtnis Angst. Hätte mich jemand gefragt, ich wäre mir fast sicher, dass sie genau wusste, welche Titel ich mir vor zwei Wochen ausgeliehen hatte – gruselig.

„Nein, nein", wehrte ich gleich ab. „Ich bringe auch Zacs Bücher zurück."

„Zac", murmelte sie nachdenklich, dann machte es Klick. „Ahhhh! Zacery! Euer neuer Geselle, nicht wahr?"

Ich runzelte die Stirn – war sie etwa ein bisschen rot geworden? Doch dann schnalzte sie schon mit der Zunge und nahm die Bücher entgegen. „Nimmst du noch was Neues mit?"

Ich nickte und wandte mich der Bücherhalle zu, während ich noch ihre obligatorische Frage abnickte.

„Hast du dir auch die Hände gewaschen?"

Manche Leute konnten einfach nicht aus ihrer Haut raus.

Wenige Augenblicke später stand ich mitten in der Bücherhalle. Ich war gern hier, denn genau wie der Vorraum sah auch die Bücherhalle weniger nach einer Bibliothek und mehr wie ein gemütliches Wohnzimmer aus. Ich hatte auch schon andere Bibliotheken gesehen, größere mit sehr viel mehr Auswahl – aber keine war auch nur ansatzweise so gemütlich gewesen wie diese hier. Hier gab es einen schönen, dunkelroten Teppich und passende, kuschelige Sessel. Sogar die gepolsterten Stühle an den etwas zurückgezogenen Schreibtischen sahen gemütlich aus, ganz so als könnte man wirklich mehrere Stunden dort sitzen und Bücher für Recherchearbeiten wälzen. Zufrieden lief ich die nahezu staubfreien Regalreihen aus dunklem Holz entlang und blieb hier und da stehen, um ein Buch prüfend in die Hand zu nehmen und zu entscheiden, ob ich es mitnehmen wollte oder nicht.

Plötzlich stockte ich und blickte den Mann an, der da vor einem Regal stand und unschlüssig auf die Bücher starrte. Es dauerte einen Moment, ehe ich ihn erkannte, aber dann überlief es mich eiskalt. Es war Tribald – und er sah alt aus.

Was machte er hier?

Ich hatte ihn noch nie in der Bibliothek gesehen. Wäre Schule nicht verpflichtend für alle, wäre ich mir ehrlich gesagt nicht einmal sicher, ob er überhaupt lesen konnte. Einen Moment lang wollte ich einfach weitergehen und so tun, als hätte ich ihn nicht bemerkt, doch dann entschied ich mich anders. Immerhin war er von Irrlichtern überfallen worden, genau wie ich. „Hallo Tribald."

Er zuckte zusammen, als wäre ich mit einer gusseisernen Pfanne auf ihn losgegangen, doch dann entspannte er sich wieder, als er mich erkannte. „Oh. Äh. Hallo Senga."

Natürlich kannte er mich. Seit meiner Irrlichtbegegnung vor zwei Jahren kannte mich praktisch jeder im Umkreis von drei Dörfern. Man gewöhnte sich daran. Einen Moment lang schwieg ich und musterte die Bücher, die er hielt. In seinen grobschlächtigen, von viel Arbeit gezeichneten Händen sahen sie fast genauso verloren aus, wie der Ausdruck seiner blass-blauen Augen schien, als er unsicher auf eben jene Bücher hinabblickte. Innerlich seufzte ich. Ich kannte diese Bücher, hatte sie selbst immer wieder durchgeblättert, aber ergebnislos. „Da wirst du nicht viel über Irrlichter finden."

„Das hat Fräulein Laurentian auch schon gesagt", antwortete er bedauernd und zögerte bei den Gedanken an die Bibliothekarin plötzlich. „Sag mal – musstest du ihr auch deine Hände zeigen, nachdem du sie gewaschen hattest?"

Ich grinste kurz, antwortete aber nicht. Stattdessen zog ich ein anderes, ziemlich dünnes Buch aus dem Regal („Lichter der Verdammnis – Eine Abhandlung über Verhaltensweisen und Gefahren von Irrlichter") und reichte es ihm. „Hier. Ich weiß, der Titel klingt hochtrabend, aber eigentlich steht da alles drin, was man über Irrlichter weiß. Leider ist es wirklich nicht viel. Fräulein Laurentian hatte damals noch ein paar andere Bücher aus größeren Universitätsbibliotheken für mich bestellt, aber da stand auch nichts anderes drin, als in dem hier. Deshalb hat sie das Buch gekauft und alle anderen zurückgeschickt."

„Verstehe. Danke."

„Nicht dafür", sagte ich matt lächelnd und wollte mich schon abwenden und gehen.

„Ähm, Senga? Sag mal – als du damals angegriffen worden bist, haben sie dich da auch um Hilfe gebeten?"

Ich schaute ihn staunend an. „Nein. Da war nur Gesang."

„Oh", murmelte er verlegen. „Dann war es wohl nur Einbildung oder eine Falle dieser Kreaturen."

Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, doch mit einem Mal erinnerte ich mich an etwas, dass ich erst kürzlich gehört hatte....

- Hilfe! -

Ich hatte es schon wieder vergessen oder besser: Ich hatte nicht darüber nachdenken wollen. Doch nun war es mir unmöglich, dieses Flehen, dass erst vor wenigen Wochen in meinen Gedanken gekreist war, weiter zu ignorieren. „Tribald?", fragte ich leise und musste mich zusammenreißen, diese absurde Frage wirklich zu stellen: „Haben sie mit dir gesprochen?"

Als ob diese mörderischen Biester mit irgendwem sprechen würden! Aber Tribald zuckte unsicher mit den Achseln. „Ja – nein – vielleicht? Es war alles so verrückt gewesen, weißt du?"

Ich wusste genau, was er meinte. „Weißt du, letztens-", setzte ich an, doch er unterbrach mich mit großen Augen: „Letztens?"

Ich nickte mit zusammengebissenen Zähnen. „Ja, aber erzähl es niemandem! Letztens habe ich sie wieder gehört. Aber es war anders als vor zwei Jahren. Ich glaube, du hast recht: Sie haben um Hilfe gerufen."

Tribald schüttelte sich plötzlich am ganzen Körper, als müsse er sich aus der Umarmung einer lästigen Geliebten befreien, ehe er mich wieder ansah und ihm die Angst in sein kantiges Gesicht geschrieben stand. „Es war nicht nur ein Hilferuf. Dieses... Licht... hat mit mit gesprochen. Es hat gesagt ‚Wenn ich dich jetzt gehen lasse, Mensch, wenn ich dich jetzt leben lasse, musst du sie zerstören. Versprich es mir!' Ich hätte in diesem Moment alles gesagt und versprochen, also hab ich ja gesagt. Aber, du Senga, ich habe wirklich keine Ahnung, wovon dieses Ding geredet hat!"

Nun – ich wusste es auch nicht.

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