Kapitel 8.1 - Arme Männerherzen

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Das Leben konnte schon schön sein: Ich hatte immer noch frei! Ausschlafen. Faul im Bett liegen bleiben und lesen. Irgendwann träge aufstehen. Sich ohne Eile fertig machen. Ein verspätetes Frühstück zusammensuchen. Allein an dem alten Küchentisch sitzen, den ich schon seit meiner frühesten Kindheit kenne und beim Essen weiterlesen.... Ja, so faul könnte der Tag weitergehen.

Mit einem Gefühl äußerster Zufriedenheit hing ich über meinem Käsebrot, das halb vergessen auf dem geblümten Teller lag, daneben ein aufgeschlagenes Buch, meine momentane Ausleihe aus der Bibliothek. Fasziniert verfolgte ich die Geschichte von Tira, die als junges Mädchen ihre magischen Kräfte entdeckt und daraufhin gezwungen ist, einem der Hexenzirkel beizutreten. Zugegebenermaßen war es nicht das erste Mal, dass ich dieses Buch las... und ich liebte es dennoch.

Wenn ich so etwas las, fragte ich mich, ob das in den Hexenzirkeln wirklich so ablief, mit all den Intrigen und Geheimnissen? Und ob die grauen Augen eines Hexers, die Tira gerade den Atem raubten, wirklich so viel anders waren, als die von Zac?

Gedankenverloren biss ich doch mal wieder von meinem Brot ab, als die Tür aufging und ebendieser Zac die Küche betrat. Vor Schreck verschluckte ich mich an einem dieser verräterischen Krümel und begann krampfhaft zu husten. Mit zwei raschen Schritten war Zac bei mir und klopfte mir fest auf den Rücken bis ich mich etwas erholt hatte.

„Manchmal glaub ich, du kannst Gedanken lesen", ächzte ich mit noch immer vom Husten trockener Stimme und Zac lachte überrascht auf.

Dann zwinkerte er mir zu. „Nur von Leuten, die mir nahe stehen."

Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. Er war auch nie um eine Antwort verlegen, selbst wenn er sie an den Haaren herbeizog. Derweil hatte Zac den Tisch umrundet und warf einen neugierigen Blick, auf mein Buch, das gerade unbeachtet auf dem Tisch lag. „Was liest du denn da?"

„Äh-" Spontan verging mir das Lachen, als ich an die ganze Fachliteratur dachte, die Zac sich regelmäßig aus der Bibliothek auslieh. Und ich saß hier mit Tiras Abenteuern und ersten Liebeserfahrungen am Küchentisch. Rasch klappte ich das Buch zu und schob es beiseite. „Nichts Anspruchsvolles", antwortete ich ausweichend.

„Ach komm schon." Zac grinste und griff mit einer blitzartigen Bewegung nach meinem Buch.

„Hey!"

Doch da hatte er auch schon eine wahllose Seite aufgeschlagen und begann vorzulesen:

...Jetzt stand Tira ihm direkt gegenüber und funkelte wütend in seine grauen Augen, die sie verwirrt und besorgt anblickten. "Alles in Ordnung? Du bist so schnell weggerannt, da habe ich...", murmelte Mirael leise und etwas in ihr zerbrach beim Klang seiner Stimme. Sie konnte nicht länger wütend sein."

„Zac!", rief ich laut aus und versuchte, mir mit flammendem Gesicht mein Buch zurückzuholen. Aber der Kerl lachte nur dreckig und drehte sich geschickt weg, während er weiter las: Stattdessen ließ sie den Kopf hängen, dass ihr ihre braunen Locken einfach ins Gesicht fielen, während ein stummer Schluchzer ihre Schultern erbeben ließ....

Ich unternahm einen weiteren Versuch, mein Buch zurückzuerobern, aber er hielt es schnell nach oben und sah mich mit belustigt funkelnden Augen an. „Frauentränen! Wie fies! Unsere armen Männerherzen...."

Dann las er weiter: Plötzlich schlang er seine Arme um sie und seine Wärme hüllte sie ein. Mehr noch, sein Gesicht war plötzlich so viel näher als jemals zuvor und Tira..."

Weiter kam Zac nicht, denn ich hatte mich mit meinem ganzen Gewicht an den Arm gehängt, der das Buch hoch hielt, um ihn endlich vom Weiterlesen abzubringen. Doch er lachte nur weiter und entwand sich mir wie ein Fisch. Wieder frei, wollte er erneut ansetzten, um weiter vorzulesen, als die Küchentür abermals aufging und plötzlich Trell mit einer hochgezogenen Augenbraue im Schatten des Durchganges stand. „Wie lange brauchst du, um dir was zu Trinken zu holen? Ich dachte schon, du wärst zwischenzeitlich verdurstet.", fragte er trocken und Zac klappte grinsend das Buch zu, ehe er sich schnell das Glas Wasser holte, weswegen er offenbar ursprünglich in die Küche gekommen war.

„Hast du dir Sorgen um mich gemacht? Das ist sehr aufmerksam von dir."

Trell sah an Zac vorbei zu mir hinüber und musterte meine vermutlich etwas verwurschtelte Erscheinung eingehend. Dann sah er wieder zu Zac und schien auch ihn einen Moment lang intensiv zu mustern, ehe er antwortete: „Aber immer doch. Und wenn du nicht ganz ausgetrocknet bist – kommst du dann in die Werkstatt? Marcus will die Drechsel verschieben, damit wir mehr Platz haben."

Zac nickte grinsend und zwinkerte mir zu, als er mir das Buch zurückgab. „Du musst mir bei Gelegenheit noch verraten wie das mit Tira und Mirael ausging", flüsterte er, ehe er an Trell vorbeiging, der abwartend in der Tür stand. Als Zac draußen war, drehte sich Trell zu mir um und lächelte knapp. „Ach ja: Guten Morgen Senga."

Ich blinzelte und war schlagartig zurück auf dem Boden der Tatsachen. Die Art, wie er das sagte, war die gleiche, wie er sie immer nutzte, wenn er mir morgens vor meinem Zimmer auflauerte. Ich schluckte und Trells Lächeln wurde breiter. „Ich hoffe, du genießt deinen freien Tag."

Dann ging er hinter Zac her und ließ mich mit einem stumpfen, mulmigen Gefühl in der Küche allein zurück. Rasch begann ich, meine Sachen aufzuräumen. Vielleicht sollte ich noch ein bisschen an dem Kleid weiterarbeiten, dass ich schon vor Wochen begonnen hatte...? Gerade rang ich mich dazu durch, den restlichen Vormittag noch ein bisschen produktiver zu gestalten, als die Tür schon wieder aufging und ich leicht zusammenzuckte. Irgendwie hatte ich Angst, es könnte noch einmal Trell sein.

Aber es war Hannah.

Als sie mich sah, hellte sich ihre Miene auf. „Senga, Schatz! Gut, dass ich dich treffe. Kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Ich hab gerade so wenig Zeit."

Als ob ich Hannah jemals eine Bitte abschlagen könnte.

„Kannst du bitte rüber zu Epoh gehen und ihr ein paar von den Jalsa-Kräuter bringen, die wir neulich gesammelt haben? Sie ist krank und hat Kopfschmerzen. Da hilft so ein Kräutertee bestimmt"

Ich blinzelte. Epoh war krank? Das kam selten vor. Also verschob ich meine Schneiderpläne auf später und machte mich auf den Weg zum Boden, wo unsere Kräuter zum Trocknen hingen.

Kurz darauf stand ich vor dem kleinen, aber sehr soliden Haus, das Hannah und Epoh zwei Straßen weiter bewohnten. Auch ihre Türrahmen wurden von diversen Schnitzereien verziert, die Epoh und ich zusammen angefertigt hatten, als Papa sie einmal erneuert hatte. Tatsächlich hielt er dieses Haus genauso sorgfältig in Schuss wie unser eigenes. Erst letzten Sommer hatte er die ganze Außenfassade wieder weiß getüncht, sodass sie auch heute in der strahlenden Vormittagssonne einladend leuchtete. Lächelnd klopfte ich an. Nichts rührte sich.

Ich klopfte wieder, diesmal lauter, und lauschte. Noch immer blieb alles still. Ob mich Epoh nicht hörte? Vielleicht schlief sie auch.

Vorsichtshalber klopfte ich ein letztes Mal laut gegen die Tür, aber wieder erfolglos.

Nachdem ich einen weiteren Moment lang mit mir gerungen hatte, entschied ich mich dazu, die Tür trotzdem zu öffnen, immerhin hatte Hannah mir ja den Schlüssel mitgegeben. Wenn Epoh schlief, könnte ich ihr den Tee auch fertig machen und in der Küche stehen lassen. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür.

"Epoh?", fragte ich unsicher und bekam auch diesmal keine Antwort. Doch als ich die Ohren spitzte, hörte ich leise Stimmen aus der Küche. Also hatte sie Besuch. Na da konnte es ihr so schlecht ja auch wieder nicht gehen. Schon etwas mutiger lief ich durch den kurzen Flur zu der angelehnten Küchentür. Jetzt konnte ich die Stimmen auch deutlicher verstehen. Sumsa war bei ihr – Wer sonst? Ich grinste kurz für mich selbst, als ich dem Gespräch der zwei folgte.

"Würdest du bitte aus dem Weg gehen? Ich kann nicht abwaschen, wenn du da rumstehst", schimpfte Epoh gerade leise und genervt.

"Och... du, hier steht es sich eigentlich grad wirklich gut."

"Wenn du nichts Besseres zu tun hast, kannst du dir auch ein Handtuch nehmen und abtrocknen", Ich blinzelte irritiert, als ich Sumsas leises Lachen hörte.

"Ich habe durchaus Besseres zu tun. Mir fiele da eine ganze Menge ein."

„Dann lass dich nicht aufhalten und mach dich nützlich."

Etwas an Epohs Stimme war seltsam, obwohl ich es nicht wirklich fassen konnte. Sie klang irgendwie unruhig. Ob ihr die Kopfschmerzen noch sehr zu schaffen machten? Ohne weiter zu warten, machte ich die Tür auf, um endlich einzutreten. Lauschen war eh nicht so meins.

Doch als die Tür aufging rührte ich mich nicht einen Fuß breit. Stattdessen starrte ich zu Epoh, die durchaus an der Spühle stand. Aber das Geschirr und der Lappen dümpelten vergessen im Spülwasser. Stattdessen starrte sie mit erröteten Wangen herausfordernd zu Sumsa herauf, der keine Handbreit entfernt vor ihr stand und sich mit einem sanften Lächeln zu ihr vorbeugte, nur einem Atemhauch von ihren Lippen entfernt.

Ups.

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