Bonuskapitel I - Geburtstagswünsche

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Lichtis Quatschecke:

Sooooo - über ein Jahr, nachdem das letzte Kapitel von diesem Teil hochgeladen ist, hab ich hier noch ein 3-Teiliges Kapitel geschrieben! ( Wuhuuuu! :D ) Denn nach vielen lieben Anmerkungen von euch wundervollen Lesern, kam ich zu dem Schluss, dass ihr recht habt und sich Zac doch einmal ganz, ganz dringend erklären müsste.... Tatsächlich so dringend, dass ich fand, dass das auch jetzt noch in die Geschichte eingefügt gehört, da es sich sonst einfach falsch anfühlt.

Aber das ist dann auch der Punkt: Es ist über ein Jahr her, dass ich intensiv mit diesem Teil gearbeitet habe und ich bin noch sehr weit weg, um überhaupt eine richtige Überarbeitung in Erwägung zu ziehen. Also wenn hier Details erwähnt werden, die sonst nie wieder auftauchen, dann liegt das daran, dass ich sie noch irgendwann einbauen will. Und wenn später nie wieder auf dieses Kapitel Bezug genommen wird, dann liegt das auch daran, dass ich es erst viiieeeel später geschrieben hab.

Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. :D

Macht euch einen schönen Tag!

Lichti :D  (25.05.2022)

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67. Jir' Lore 2145 n.n.O.


>>Guten Morgen, Senga!<<

>>Morgen.<<

>>Morgen, Rotschopf.<<

Ich schnitt eine Grimasse und warf Varon einen kurzen, giftigen Blick zu. Meine nicht mehr roten Haare waren noch immer ein wunder Punkt. Mir war nicht einmal klar gewesen, wie sehr ich an meiner Haarfarbe hing, bis sie eben grün war. >>Morgen, Gaul<<, grummelte ich zurück und ein breites, gruseliges Haifischgrinsen zog sich kurz über das sonst so starre Gesicht des Flussmannes, ehe er weiter schwamm, auf den Weg zu der Kinderschar, die er heute unterrichtete.

>>Einen wunderschönen...<<

Innerlich rollte ich die Augen, während ich Ivory den herrlichsten Morgen aller Zeiten wünschte. Seit der Schwarm angefangen hatte, mit mir zu sprechen, war ich gefühlt die ersten zwei Stunden des Tages damit beschäftigt, jedem einen guten Morgen zu wünschen. Eigentlich war das ja nett, aber manchmal...

>>Guten Morgen, Senga.<<

>>Guten Morgen, Gropp<<

... manchmal war es auch ein kleines bisschen nervig. Doch letztlich, war mir das viel, viel lieber, als das vorherige Schweigen. Und das nur, weil ich wieder mit Zac sprach. So richtig. Ohne, dass wir uns anschrieen. Seit meinem Krankenbesuch sah ich ihn öfter im See und wir grüßten uns oder tauschten belanglose Nettigkeiten aus. Wir redeten miteinander.

Natürlich gab es noch immer eine Menge Dinge über die wir reden müssten, es aber nicht taten. Doch das hatte Zeit. Stattdessen klammerten wir jedes ansatzweise sensible Thema aus und bewegten uns so vorsichtig umeinander herum, wie Kinder, die unbemerkt ein Stück Schokolade vom Regal haschen wollten.

Doch allein das schien den Schwarm wie eine Welle zu bewegen. Ganz plötzlich wurde ich gegrüßt, fand in Riccos Sportstunden Trainingspartner und sogar Phia hatte dann und wann ein Kopfnicken für mich übrig. Irgendwie machte mich das auch zufriedener. Und so lächelte ich leise vor mich hin, als ich meinem Arbeitsplatz näher kam.

Da schwamm plötzlich Suriki um mich herum. Er war leicht zu erkennen, denn es gab nur einen weißen Fisch im ganzen See. Überrascht blieb ich stehen und sah mich nach Varona um.

>>Senga!<< Wie ein silberner Pfeil schoss sie auf mich zu. Ich blinzelte. Doch ehe ich etwas sagen konnte, war sie bei mir und überfiel mich mit ihrer Fröhlichkeit, als sie nach meiner Hand griff. Sofort fiel mir das Armband aus blauen und grünen Perlen auf, das sie um ihr Handgelenk trug. >>Was tust du hier?<<

>>Äh – arbeiten?<<, versuchte ich es mit dem Offensichtlichen und musste sie dabei ansehen, wie die berühmte fragende Wasserschnecke.

Varonas Lachen ergoss sich wie ein Regenbogen in unsere Gedankenverbindung. >>Nein! Das war die falsche Antwort! Du hast heute Geburtstag!<<

>>Hab ich?<< Völlig verdutzt sah ich sie an. >>Den wievielten haben wir heute?<<

>>67. Jir' Lore 2145 nach neuer Ordnung.<<

Ich blinzelte. Tatsächlich. Ich war ganz offiziell 18 Jahre alt.


Es stellte sich heraus, dass Geburtstage auch im Schwarm gefeiert wurden.

Nur eben ein bisschen anders, als bei mir zu Hause.

Zuallererst schmückte mich Varona mit einer monströsen, dreilagigen Kette, die aus den gleichen blau-grünen Perlen bestand, wie ihr Armband. Mit hochgezogenen Augen betrachtete ich das Ding, das nun schick drapiert um meinen Hals hing. Ich hatte so was schon bei anderen gesehen, den Sinn aber nie hinterfragt.

>>Perfekt!<<, zwitscherte die Earis und klickte noch drei handtellergroße, im schlichten blau lackierte Holzscheiben an die Kette fest. >>Jetzt sieht jeder, dass du Geburtstag hast!<<

Oha. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das wollte. >>Und was ist das hier?<<, fragte ich ausweichend und deutete auf die vier Armbänder, die identisch zu ihrem waren. Varona hatte sie mir gerade um mein Handgelenk gebunden. Mittlerweile glaubte ich nicht mehr an Zufälle.

>>Wie wunderbar, dass du fragst!<<, bestätigte die Earis meine Vermutung und innerlich stöhnte ich aus Angst, was da jetzt kommen mochte. >>Das Geburtstagskind darf an fünf Leute jeweils ein Armband verteilen. Wer es trägt, muss an dem Tag nicht mehr arbeiten und darf mit dem Geburtstagskind feiern.<< An diesem Punkt grinste Varona mir verschwörerisch zu und wedelte vielsagend mit der Hand, an der das Armband hing. >>Ich hab mir übrigens erlaubt, mir eines davon zu nehmen.<<

Nicht, dass sich irgendwer im Schwarm getraut hätte, Varona einen freien Tag zu verbieten, wenn sie denn einen wollte. Als Earis, die seit fast 150 Jahren ein Teil des Schwarms war, genoss sie einen absoluten Sonderstatus. Trotzdem lächelte ich über ihre unverhohlene Freude. >>Danke, dass du den Tag mit mir verbringen möchtest.<<


Seid ich diese Kette trug, wurden ich noch einmal anders wahrgenommen. Jeder, der mich sah, kam auf mich zu und beglückwünschte mich. Auch solche, die ich heute schon begrüßt hatte oder mit denen ich noch nie ein Wort gewechselt hatte. Es war direkt unheimlich.

>>Und? Weißt du schon, was du dir wünschst?<<, fragte mich Sina gerade mit einem Augenzwinkern. Sie hatte Varona und mich in der Küche erwischt, als wir uns zur Feier des Tages ein zweites Frühstück gegönnt hatten.

>>Wünschen?<<, murmelte ich überrascht. >>Ich dachte, es gibt keine Geschenke, weil alles gehört allen und so?<<

In unserer Gedankenverbindung spürte ich das Äquivalent eines Schnaubens.

>>Varona!<<, rief Sina tadelnd. Die Angesprochene sah überrascht von Suriki hoch, den sie mit kleinen Stückchen ihrer Algenbällchen gefüttert hatte. >>Du hast es ihr nicht gesagt?<<

Varona runzelte die Stirn.

>>Na die Wünsche!<<, spezifizierte die Flussfrau rigoros.

Jetzt schien es auch Varona zu verstehen, denn ein langes Ohhhhhh! zog sich unausgesprochen über ihr Gesicht.

>>Was für Wünsche meinst du denn?<<, hakte ich rasch ein, denn ich wollte nicht, dass Sina mit irgendwelchen sinnlosen Vorwürfen begann. Nicht, dass sich Varona davon beeinflussen lassen würde – aber ich war mir ziemlich sicher, dass meine gute Laune solche Sticheleien nicht lange mitmachen würde.

>>Das sind deine Wünsche!<<, ließ sich Sina zum Glück ablenken und deutete auf die drei handtellergroßen Holzscheiben an meiner Kette. >>Das Geburtstagskind darf sich drei Dinge vom Schwarm wünschen. Es darf natürlich ein gewisses Maß nicht Überschreiten.<<

Meine Freiheit gehörte wohl in diese Kategorie, dachte ich bitter, schwieg aber wohlweißlich.

>>Du kannst dir zum Beispiel ein besonders genähtes Kleidungsstück von Lisa wünschen. Manche wünschen sich auch einen Schichttausch für sich oder jemand anderen. Oder du wünscht dir einen leckeren Nachtisch morgen Mittag. Dann haben alle was davon.<<

Sinas hoffnungsvoller Enthusiasmus bei dieser Überlegung war ansteckend und ich beschloss, ernsthaft darüber nachzudenken. >>Was würdest du dir denn zum Nachtisch wünschen?<<

Da lachte die Flussfrau und klopfte mir verschwörerisch auf die Schulter. >>Seeigelwein!<<

Sofort schüttelte sich Varona und Suriki schwamm einen aufgebrachten Kreis um uns herum.

Bei der Reaktion der beiden war ich mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Trotzdem nickte ich und lächelte verhalten. >>Ich werde darüber nachdenken<<, versprach ich und begann, über die drei Wünsche zu grübeln, als Sina sich wieder verabschiedete und zu ihrer Wachschicht an der Meermündung aufbrach.

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann legte ich meine Hand auf den Unterarm der Earis. >>Woher wusstest du eigentlich, dass ich heute Geburtstag habe?<<, fragte ich Varona schließlich das, was mir schon länger auf der Seele brannte.

>>Zac<<, antwortete sie mit einem unterdrücktem Kichern. >>Er war gestern bei mir. Ehrlich gesagt glaube ich, er hätte sich gern selbst gekümmert. Aber er hat wohl zu viel Angst, sich wieder die Flossen einzureißen. Jetzt, wo ihr wieder miteinander redet.<<

>>Oh. Na dann ...<< Ich wollte etwas Schnippisches antworten, doch mir fiel nichts ein. Der Gedanke, dass es Zac tatsächlich wichtig war, was ich von ihm hielt, war verwirrend. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ein kleiner Fischschwarm durch meinen Magen wuselte – es war nicht einmal unangenehm.

Um mich abzulenken, biss ich in mein Algenbällchen und versuchte mich daran zu erinnern, wann ich Zac von meinem Geburtstag erzählt hatte. Ich musste gar nicht mal so lange überlegen bis mir wieder einfiel, wie wir zusammen vor Hannahs Karten standen und er von seinem Heimweh berichtet hatte. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, könnte ich mir eigentlich selbst an den Kopf fassen. Rückblickend war es so offensichtlich.

Innerlich seufzte ich, was Varonas guter Laune jedoch nicht den geringsten Abbruch tat. >>Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass er sich über einen Schichtwechsel freuen würde.<<

>>Aha?<<

>>Er hat heute die ebenso ehrenvolle wie unliebsame Aufgabe des Latrinendiensts.<<

Meine Mundwinkel zuckten. >>Pah. Vielleicht wünsche ich mir einen Schichtwechsel, dass er morgen noch mal dran ist.<<

Allein für Zacs Gesicht würde sich das lohnen.


So war ich zumindest nicht überrascht, als ich etwas später in Richtung Abort schwamm und dort Zac herumdümpeln sah. Einen Moment lang stockte ich, während mein Blick über seine fast schon geisterhaft, bläulich funkelnden Schuppen glitt, die seine ganze Schwanzflosse bedeckten und erst hüftaufwärts von menschlich anmutender, wenn auch ebenfalls leicht blaustichiger Haut abgelöst wurden. Der Anblick von nackter Haut und starker Muskeln war mir mittlerweile schon so vertraut, dass ich fast gar nicht mehr darauf achtete. Erst recht nicht bei Zac. Und es brachte mich auch fast gar nicht mehr aus dem Konzept, wenn er wie jetzt mit gemächlichen Flossenschlägen auf mich zuschwamm, während seine irislosen Augen mich fixierten. Früher hatten mich diese blanken blau-grauen Augenflächen regelrecht verängstigt. Heute waren sie für mich normal, nicht zuletzt weil ich wusste, dass meine Augen seit der Schwarmeinführung ganz ähnlich aussahen.

Innerlich rief ich mich zur Ordnung. Immerhin war das hier Zac. Der Grund, warum ich hier vor mich hindümpelte. Und eigentlich hatte ich gedacht, dass ich diese verwirrenden Gefühle hinter mir gelassen hatte. Doch in den letzten Tagen kamen sie völlig ungefragt immer mal wieder. Was war nur falsch mit mir?

>>Hallo Senga!<<, rief Zac mir zu und ich hob grüßend die Hand, ehe ich ihm meine andere ganz automatisch entgegenstreckte. Gleichzeitig achtete ich sehr genau darauf, dass meine gedankliche Mauer intakt war. Es gab da ganz offensichtlich ein paar Dinge von denen ich wirklich nicht wollte, dass er sie wusste. Eigentlich wollte ich sie nicht einmal selbst wissen.

Vorsichtig griff er nach meinen Fingerspitzen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass er auch in den letzten Tagen, mich niemals von sich aus berührte, sondern immer wartete bis ich ihm das Angebot zu einer Gedankenverbindung machte. Doch noch ehe ich genauer darüber nachdenken konnte, war ich von seinem Lächeln abgelenkt, dass wie eine warme Strömung durch meine Gedanken floss. >>Gut, dass ich dich treffe!<<

Einen Moment lang fragte ich mich, wie er das ernsthaft sagen konnte, wenn wir gerade vor den Latrinen schwammen. Aber diesen Gedanken behielt ich für mich. Stattdessen betrachtete ich seine Hand, die kurz über die dreireihige Perlenkette um meinen Hals strich.

>>Varona hat dich gefunden. Das ist gut.<<

Wieder spürte ich sein Lächeln in meinen Gedanken und dieses Mal konnte ich nicht anders, als es zu erwidern.

>>Bei der Gelegenheit natürlich auch von mir: Alles Gute!<< Er zögerte und sein Lächeln in unserer Gedankenverbindung verblasste. >>Trotz allem.<<

Ich schluckte. Trotz all des Wassers um mich herum fühlte sich mein Mund plötzlich trocken an. >>Zac. Ich-<<

Der Griff seiner Hand um meine Fingerspitzen wurde etwas fester. >>Nicht jetzt, Senga. Aber vielleicht möchtest du nach meiner Schicht einmal bei mir vorbei schwimmen? Ich hab da noch etwas, das ich dir gern geben möchte.<<

Ich nickte schwach. Doch ehe ich etwas sagen konnte, schwappten seine Gefühle chaotisch zu mir herüber, sodass ich sie nicht einordnen konnte – oder wollte. Bevor er das plötzliche Zittern meiner Finger bemerken konnte, entzog ich ihm meine Hand und entschied mich spontan zur Flucht. >>Entschuldige mich bitte. Ich habe dringend was zu erledigen.<<

Rasch schwamm ich zu der Reihe kleiner, steinernen Kabinen – das einzige, das hier im See irgendwie an Häuser erinnerte – und flüchtete durch den obligatorischen Seegrasvorhang, der den Eingang abgrenzte und gleichzeitig genug Sichtschutz bot. Leider ließ er kaum Licht hindurch, sodass ich schlagartig fast im Dunkeln schwamm. Trotzdem beruhigte mich der enge Raum. Die steinerne Decke und die dünnen Felsplatten, die die Kabinen voneinander trennten, gaben mir ein vages Gefühl von Sicherheit.

Etwas ruhiger schwamm ich zu dem kleinen Block an der hinteren Wand. Nachdenklich spielte ich mit den verbliebenen vier Armbändern um mein Handgelenk. Uhna hatte mir mal erklärt, dass die Plumsklos alle in das gleiche Rohr führten. Die Flussmenschen, die gerade Dienst hatten, waren verpflichtet, das Wasser dann durch das Rohr zu schieben, damit die Überreste in einer von mehreren Gruben außerhalb des Sees landeten. Dementsprechend mussten die Rohre auch regelmäßig verlegt werden. Keine schönen, aber notwendige Aufgaben für die jeder Flussmensch mal abberufen wurde. Irgendwie doof, dass ich Zac ausgerechnet heute, ausgerechnet hier traf. Aber immerhin musste ich nicht seine Aufgaben machen. Da war es schon ganz gut, eine Flussbraut zu sein – ich verfügte nicht über Wassermagie und so blieb mir zumindest dieser Dienst erspart.

Noch immer konnte ich die Hände nicht von den Armbändern lassen. Vielleicht war das eine Chance, mehr mit Zac zu interagieren? Wollte ich das? Immerhin hatte er sich für meinen Geburtstag eingesetzt. Und es war eine Tatsache, dass wir mehr miteinander zu tun hatten.

Die Perlen fühlten sich glatt und seltsam kühl unter meinen Fingern an.

Ich seufzte. Leider konnte ich mich nicht ewig hier verbarrikadieren. Also straffte ich mich und schwamm hinaus. Als ich Zac sah, versuchte ich mein Bestes, eine Gelassenheit auszustrahlen, die ich nicht empfand. >>Weißt du<<, setzte ich an und und zog eines der Armbänder ab. >>Wenn du schon ein Geschenk für mich hast, kannst du es mir auch gleich geben.<<

Ohne weiter auf seine Reaktion zu warten und vielleicht meine eigene Handlung in Frage zu stellen, griff ich nach seiner Hand und streifte die glatten, blauen Perlen einfach drüber. >>Willkommen auf meinem Geburtstag!<<

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