Kapitel 10.2 - Markttag

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03. Tas'Saru 2146 n.n.O.

Nachdem sich das Mädchen für einen Badeanzug entschieden hatte, bekam ich von Varon offiziell die Erlaubnis, mit Zac über den Markt schlendern zu dürfen, solange wir nicht vergaßen, nach der Mittagspause zurück zukommen. Ich kicherte, als Zac meine Hand nahm und mich einfach davon zog, noch bevor Varon ganz ausgesprochen hatte.

>>Eigentlich würde ich viel lieber mit dir irgendwohin, wo wir ein wenig allein wären...<<, murmelte er in meinem Kopf und mein Lächeln wurde noch breiter, wobei ich rasch den Kopf senkte, um es zu verstecken.

>>Ein bisschen Zeit haben wir ja.<<

>>Ein bisschen!<<, Zac schnaubte in Gedanken abfällig. >>Liebes, du solltest einen Mann dabei nicht hetzen. Du bist die Leidtragende, wenn er sich keine Zeit für dich nimmt.<<

Ich lachte und beachtete die skeptischen Blicke der Umstehenden nicht – es war ohnehin egal, was ich tat, ich war in Begleitung eines Flussmannes. Ich würde immer skeptische Blicke erhalten. >>Dann musst du dich wohl bis heute Abend gedulden.<<

>>Schade<<, erwiderte er und ich konnte nicht umhin, ihm im Stillen recht zu geben.

Auf der anderen Seite brannte ich darauf, den Markt zu erkunden. Und so begann ich, Zac von Stand zu Stand zu lotsen, während unsere Unterhaltung fröhlich dahinplätscherte und wir gleichzeitig immer wieder kleine Berührungen mit gedanklichen Anzüglichkeiten tauschten, die nicht für fremde Ohren bestimmt waren.

Ich konnte gar nicht genug davon bekommen, mich zwischen den Menschen zu bewegen, die sich mal streitend, mal lachend, mal lästernd, mal feilschend wie die Wellen des Sees zwischen den Marktständen hin und her bewegten. Es war so normal. Ebenso wie die Menschen, faszinierten mich die Waren selbst. Früher hatte ich ihnen nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt, doch nach Wochen im Fluss waren selbst alltägliche Dinge wie ein Plätteisen für mich so besonders, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte. Insbesondere von den Schmuck- und Stoffhändlern musste Zac mich regelrecht wegzerren. Immerhin hatte ich für Letztere die Ausrede, dass ich gewissenhaft sein wollte, wenn ich die Sachen für Lisa aussuchte.

Es war wundervoll. Bis ich den Bücherstand sah. Ich hatte ewig kein Buch mehr in der Hand gehabt und sie da jetzt alle so liegen zu sehen, schürte eine Sehnsucht, die ich seit Wochen akribisch verdrängte. Es war, als würden mir alte Freunde zuwinken. Ich blieb ruckartig stehen. >>Du Zac – kann ich da mal gucken gehen?<<, fragte ich und selbst in Gedanken klang meine Stimme schwach vor Sehnsucht.

Er runzelte die Stirn. >>Du wirst die Bücher nicht mitnehmen können<<, antwortete er skeptisch und überlegte aber noch mal, als er die Enttäuschung durch meine Gedanken geistern spürte. Dann seufzte er geschlagen. Vermutlich erinnerte er sich an all die Male, als er mich mit einem Buch in der Hand irgendwo rumsitzen gesehen hatte. >>Vielleicht eins. Das könnten wir auf der Insel lagern. Aber ich weiß nicht, wie viel Zeit du zum Lesen haben wirst.<<

Ich nickte leicht. Eigentlich war mir das auch klar und ich war froh, dass er versuchte, mir entgegenzukommen. Und trotzdem zog mich alles zu diesem Stand. Ich hatte schon immer gern vor Bücherauslagen gestanden. Einfach nur, um zu staunen, was man alles lesen könnte, hätte man nur die Zeit. Oder sich zu freuen, wenn man etwas sah, das man gelesen hatte. "Es ist ja auch... Ich möchte nur mal gucken."

Zac seufzte wieder. "Dann geh. Ich hol uns so lange was zu Essen."

Ich lächelte ihn dankbar an und huschte zu dem Stand hinüber, um dort zu stöbern. Fasziniert nahm ich ein Buch nach dem anderen in die Hand, viele davon druckfrisch. Manche davon kannte ich noch aus der Bibliothek oder von zu Hause. Als ich sie jetzt in den Händen hielt, fühlte es sich ein bisschen so an, als würde ich einem alten Bekannten die Hand schütteln. Bedauernd legte ich eines dieser Bücher beiseite und wandte mich dem nächsten zu.

"Junges Fräulein?", sprach mich plötzlich der Buchhändler an und ich blickte irritiert in das neutral lächelnde Gesicht.

„Ja?", fragte ich etwas verunsichert. Seit ich mit Zac unterwegs war, taten die meisten Menschen so, als wären wir praktisch nicht da, solange wir niemanden anstarrten. Vermutlich wusste hier jeder, wer und vor allem was Zac war – und was ich demzufolge sein musste. Zumindest vermutete ich das aus der Mischung aus neugierigen und bemitleidenden Blicken, die ich immer wieder auffing. Von diesem Mann nun direkt angesprochen zu werden, war daher im ersten Moment eher beunruhigend.

"Ich denke, ich habe genau das richtige Buch für Sie", meinte er und sprach plötzlich sehr leise, ehe er in einem Karton neben seinem Stuhl griff. Offenbar enthielt er das, was nicht für jeden bestimmt war.

Verwundert nahm ich das Buch entgegen, das er mir reichte. Als ich auf den Titel blickte, konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken. Es war die Fortsetzung von Tiras und Miraels Geschichte. Das musste erst in den letzten Zyklen erschienen sein. Oh, ich hatte den ersten Teil geliebt und mehr als einmal regelrecht verschlungen, auch wenn ich die peinliche Erinnerung, wie Zac damals daraus vorgelesen hatte, gern verdrängte. Aus purer Neugierde schlug ich das Buch auf. Nur die erste Seite...


Doch bevor ich auch nur ein Wort lesen konnte, flatterte mir ein Zettel entgegen und segelte sanft wie eine Feder zu Boden. Verwundert hob ich ihn auf und wollte den Verkäufer danach fragen, doch da fiel mein Blick auf die Handschrift. Für Senga.

Ich erstarrte. Ich kannte die Handschrift, hatte sie mein ganzes Leben lang gekannt. Wann immer er sich eine Notiz zu einem Auftrag machte oder Listen für einen Einkauf hinkritzelte. Wann immer er einen Beleg für einen Kunden sauber niederschrieb oder seine Rechnungsbücher führte. Immer, immer war es diese Handschrift, von der ich den Schwung jedes Buchstaben kannte.

Mit zitternden Händen drehte ich den Zettel um.


Liebe Senga,

Wenn Du das liest bin ich nicht weit weg und es ist noch nicht zu spät. Komm in drei Tagen zu dem kleinem Strand mit dem Felsvorsprung, nördlich dieses Dorfes. Wenn die Sonne untergeht warte ich da auf Dich.

In Liebe,

Papa


Ungläubig schlug ich die Hand vor den Mund, um den spitzen Schrei zu unterdrücken, der sich aus meiner Kehle winden wollte. Papa. Er war hier. In drei Tagen wollte er sich mit mir treffen. Das war vier Tage vor der Schwarmversammlung. Am liebsten hätte ich mich irgendwo hingesetzt, denn ich traute meinen Beinen nicht zu, dass sie mich noch länger trugen.

"Alles gut, junges Fräulein?", fragte der Verkäufer und sah mich mit wissenden Augen an. Ich nickte schwach und schlug das Buch zu, um es mitsamt Nachricht zurück zu geben. Ich brauchte sie kein zweites Mal zu lesen, denn sie hatte sich Wort für Wort in mein Gedächtnis gebrannt.

Doch der Mann schüttelte den Kopf. "Es ist bereits bezahlt. Sie können es behalten."

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