Kapitel 2.2 - Geteilte Erinnerung

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gewidmet  Molybdaen42

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>>Was ist, Senga?<< Sinas ernste Stimme schien nur von fern in meinen Geist durchzusickern, während ihre Hand, die noch immer auf meiner lag, leicht zudrückte, um meine Aufmerksamkeit zurückzuziehen. Ich schüttelte langsam den Kopf, während meine Erinnerung wie von selbst das Gespräch abspulte, dass Zac und ich vor vielen Zyklen geführt hatten. Damals, als ich noch glaubte, ihm vertrauen zu können.

In meinem Nacken kribbelte es und intuitiv blickte ich in diese Richtung. An allen anderen herumschwimmenden Flussmenschen vorbei begegnete mein Blick den Augen eben jenes Flussmannes, mit dem ich am wenigsten zu tun haben wollte. Zacs kantiges Gesicht war ausdruckslos wie immer, wenn er unter Wasser war.

Trotzdem konnte ich mir genau vorstellen, was für Drohungen er mir zuzischen würde, um mein Schweigen zu erzwingen, würde er jetzt neben mir schwimmen. Schließlich wusste auch er, was er mir damals erzählt hatte.

Es könnte mir nichts egaler sein.

Stattdessen überlegte ich fieberhaft, was ich mit diesem Wissen tun sollte. Im Moment schien mir alles falsch. Doch ich musste eine Entscheidung treffen – so schnell wie möglich. >>Wo ist Varona?<<, fragte ich Sina und blickte mich suchend um. >>Ich muss sie sprechen. Dringend.<<

Ich spürte die Verwunderung der Flussfrau, doch darauf wollte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Unruhig suchte ich die Umgebung weiter nach der Earis ab. Selten hatte ich mir so sehr ihren Rat gewünscht.

>>Äh – wahrscheinlich bei Gropp. Sie haben ihn bestimmt schon zur Krankenversorgung gebracht.<<

>>Danke. Ich-<<

Ich unterbracht mich, als ich sah, wie Zac zielsicher in eine Richtung davonschwamm. Und obwohl die Bewegungen seiner langen, eleganten Schwanzflosse nur langsam war, bewegte er sich doch beunruhigend schnell durch das trübe Seewasser. Verdammt. Ich wusste was er vorhatte. Ein Mitglied unseres Schwarms war angegriffen worden und er kannte einen der Schuldigen. Es gab nur eine Option, die er sehen würde. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Ich brauchte mehr Zeit. Zeit, die mir das Schicksal nicht gönnte. Also traf ich eine Entscheidung.

Mit einem verkrampften Lächeln löste ich mich von Sina und schwamm, so schnell es meine Paddelfüße zuließen, hinüber zu Zacs restlicher Familie, die noch immer ruhig im Wasser schwamm. Anscheinend ahnten sie nichts. Sonst wären sie nicht so entspannt.

>>Achs?<<, fragte ich zögernd. Sofort drehten sich drei Köpfe in meine Richtung und starrten mich ausdruckslos an. In diesem Moment nervte mich die starren Gesichter des Schwarms mehr, als ich sagen konnte. Doch das war vielleicht auch meiner Nervosität zuzuschreiben. Bei dem Verrat, den ich im Begriff war zu tun, bekam ich jetzt schon Bauchschmerzen.

>>Ja?<<, antwortete Achs schließlich und streckte die Hand einladend in meine Richtung aus. Dankbar überbrückte ich die letzten Meter und griff nach seinen Fingern, die ebenso mit dünnen Schwimmhäuten überzogen waren, wie meine. Er war ein Flussbräutigam und genau wie ich eigentlich ein Mensch – mit dem feinen Unterschied, dass er seiner Uhna freiwillig ins Wasser gefolgt war.

Durch die Berührung unserer Haut entstand automatisch eine Gedankenverbindung zu Zacs Vater. Da seine Tochter Phia noch seine andere Hand hielt und Uhna Phias Ellenbogen, waren die zwei ebenfalls Teil unserer Verbindung, sodass ich auch ihre Gedanken und Gefühle gedämpft wahrnahm. Beide waren nicht begeistert von meinem Hiersein. Kein Wunder – sie standen rückhaltlos hinter Zac. Wie immer. Achs war mir da noch immer am wohlgesonnensten. Also versuchte ich die beiden Frauen so gut es ging auszublenden und mich auf den Flussbräutigam zu konzentrieren.

>>Sina hat mir gerade Canas Erinnerung gezeigt<<, begann ich zögernd und wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Doch im Gegensatz zu Phia und Uhna deren steigende Frustration ich deutlich spürte, wartete Achs geduldig ab. Dankbar fokussierte ich mich weiter auf ihn. >>Ich – äh – kenne eines der Gesichter. Von Zacery. Es ist-<<

>>Wir wissen, dass es ein Tischlerlehrling aus seiner Schreinerei ist<<, fauchte Phia plötzlich dazwischen und der kleine Schwarm an Frauenfischen, der sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft auf jeden Schwimmzug verfolgte, stob kurz auseinander, ehe er sich wieder um sie herum sammelte. >>Natürlich hat er es uns erzählt.<<

Einen Moment brachte mich das aus dem Konzept und fast wäre ich geflüchtet und einfach davon geschwommen. Doch dann sah ich wieder in Phias sonst so ausdrucksloses Gesicht. Sie sah mich an, als wäre ich irgendetwas Ekliges, Schuldiges. Wut kochte in mir hoch. Konnte sie nicht einfach mit dieser Heuchelei aufhören? Immerhin trug sie das Kind eines fremden Kerls unter ihrem Herzen und erwartete von ihrem Partner, dass er es wie sein eigenes aufziehen sollte, weil sie zusammen keines zeugen konnten. Wie konnte jemand, der sich so verzweifelt eine Familie wünschte, mich nur dafür verurteilen, zu meiner eigenen zurückzuwollen? Miststück.

Diesmal machte ich aus meiner eigenen Abneigung für sie keinen Hehl mehr und ließ sie ungefiltert durch meine Mauer durchsickern. Augenblicklich sah ich, wie sich Phia und Uhna weiter verspannten, während Achs nur mental seufzte.

>>Hat er das?<<, antwortete ich schließlich ironisch. >>Hat er auch erzählt, dass es Lucien war, der ihm ein Brett auf den Kopf geschlagen hat und er deshalb die Gehirnerschütterung hatte?<<

>>Natürlich. Deshalb hat er sich ja mit diesem Jungen geprügelt<< antwortete Phia abfällig. Geradezu als wäre es selbstverständlich, dass Zac jede Kleinigkeit mit seiner Familie teilte.

Nun – ich war mir ziemlich sicher, dass das nicht so wahr. Zeit es zu ändern.

>>Dann hat er sicher auch erzählt, dass er „dem Jungen" gedroht hat, ihn – Zitat: „An die Haie zu verfüttern.", wenn er jemals wieder jemandem aus dem Schwarm angreift<<, antwortete ich so sarkastisch, wie ich nur irgend konnte. >>Und ganz bestimmt hat er euch auch erzählt, dass er ihm einen Wasserkuss gegeben hat.<<

Stille.

Wie erwartet hatte Zac dieses pikante Detail ausgelassen.

>>Das kann nicht sein...<<, hauchte Uhna ungläubig. Schließlich band dieser Kuss das „Opfer" an den Schwarm, machte es damit zum Teil der Familie. Weder Uhna noch Phia wollten glauben, dass Zac so einen kleinen, ekelhaften... Hai... in die Familie aufgenommen hatte. Also tat ich tat das einzige, was helfen konnte, sie von meinen Worten zu überzeugen: Ich zeigte ihnen meine Erinnerung an den Moment, als Zac es mir erzählt hatte.

Wieder zog sich alles in mir zusammen, als ich daran dachte, wie persönlich dieses Gespräch war, voller Vertrauen, dass es ein Geheimnis zwischen uns bleiben würde. Doch dann hätte Zac Lucien den Wasserkuss nicht geben dürfen, nur um nach dem Beweis einer Wahrheit suchen zu können, die er eigentlich längst gekannt hatte. Denn dieser Kuss stellte nicht nur die erste Verbindung zum Schwarm her, sondern ermöglichte auch eine Vorstufe der Gedankenverbindung. Zac hatte diese genutzt, um in Luciens völlig ungeschützten Geist nach belastenden Erinnerungen zu wühlen, ob er wirklich der Täter hinter dem Angriff auf ihn gewesen war. Denn das war der Vor- und gleichzeitig Nachteil einer solchen Gedankenverbindung: Lügen war fast unmöglich.

Und so blieb den dreien gar nichts anderes übrig als mir widerwillig zu glauben. Doch das fiel ihnen schwer. Lucien gehörte jetzt quasi zur Familie. Familie wurde nicht ernsthaft verletzt. Niemals. Das war das oberste Gesetz des Schwarms.

>>Er will trotzdem Rache für Gropp<<, flüsterte Phia das Offensichtliche und starrte ebenso wie ihre Eltern besorgt zu ihrem Bruder, der gerade mit ihrem Mann Koral und Ricco sprach. Wahrscheinlich wollte er mit den beiden Kriegern losziehen, um Vergeltung zu üben – ganz egal, was das nun für die Zukunft bedeuten würde. Denn die Einwohner der umliegenden Dörfer würden so einen Übergriff sicherlich auch nicht hinnehmen wollen.

>>Aber Lucien gehört jetzt zu uns...<<, murmelte Uhna gedankenverloren und scheuchte einen von Phias Frauenfischchen aus ihrem Blickfeld. Vor wenigen Augenblicken noch war ihr die Aussicht, Gropps Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen, nahezu willkommen gewesen. Nun sah die Sache anders aus. Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper. Mit einer schnellen Bewegung drehte sie sich um und starrte Zacs Rücken an.

>>Zacery!<<, rief sie laut und für jeden im unmittelbaren Umfeld hörbar. Mir stellten sich alle Nackenhaare auf. Ihr Ton duldete keinerlei Ausflüchte. >>Hast du oder hast du nicht diesem Lucien einen Wasserkuss gegeben und ihn so zum Teil unseres Schwarms gemacht?<<

Zac wirbelte herum, während alle anderen ihn wie gebannt anblickten.

Doch er starrte nicht seine Mutter an. Sondern mich.

Wie geschlagen schloss ich die Augen.

Hätte Uhna nicht wenigstens ein bisschen diskreter sein können?


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