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„My Lady, lasst mich das doch erledigen. Es wäre mir eine Freude."
Ich kam Aleera zuvor und griff schwungvoll nach dem bereits ziemlich schmutzigen Mopp, den ich aus dem Putzwasser zog und mich wieder umdrehte. Mit einem zuckersüssen lächeln ging ich einige schnelle Schritte auf Kira zu, die mit einem arroganten Lächeln wartete und knallte ihr den Wischmopp auf den weissen, oberen Teil ihres eleganten Kleides. Das schmutzige Wasser hinterliess einen Fleck, der nicht schön anzusehen war und einige Tropfen verfingen sich sogar in ihren geflochtenen Haaren.
Kurz war es ruhig. Aleera hatte sich eine Hand vor den Mund geschlagen, einige Mädels aus Kiras Gefolgschaft grinsten schadenfroh und Kira selbst starrte fassungslos an sich hinunter. Die Brühe lief ihr über das Dekollete und das Kinn hinunter.
Zufrieden setzte ich den Mopp auf den Boden und stützte mich auf den hölzernen Stiel.
„Ups. Ich Tollpatsch."
Meinte ich breit lächelnd und als Kiras Blick meinen traf, war er mörderisch. Mir verging das Lächeln ganz schnell, als sie wie eine Furie mit einem lauten Kreischen auf mich zukam. Sie packte mich mir ihren schönen, mit Schmuck verzierten Händen und rang mich mühelos zu Boden. Ich versuchte zwar, mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance. Trotz ihrer zierlichen Figur war sie unglaublich stark. Frustration erfüllte mich, als sie meine Arme auf den Boden pinnte und auf eine Sprache, die ich nicht verstand, einen Befehl bellte. Ich hasste es, keine Kontrolle zu haben. Ich hasste diese Welt, ich hasste die Art, wie ich behandelt und angesehen wurde und am allermeisten hasste ich meine Schwester dafür, dass ihr egal war, wie es mir ging und dass sie unseren Plan vernachlässigte.
Oh, und ich hasste Kira. Das wurde mir in dem Moment bewusst, als der Kübel voller Schmutzwasser über mir ausgelehrt wurde.
Ich konnte nur noch Mund und Augen schliessen, dann war ich nass.
Die kalte Feuchtigkeit sog sich in mein Leinen-Gewand und ein übler Geruch machte sich um mich herum breit. Ich unterdrückte ein Würgen und meine Arme wurden losgelassen, damit ich mich hustend aufrichten konnte. Ich hörte Gelächter und sah an mir hinunter. Meine nassen Haare hingen mir über den Rücken und überall klebte Schmutz. Ich biss mir auf die Lippen. Ich würde nicht weinen. Diesen Gefallen machte ich ihr nicht.
Sie würden keinen Grund haben, sich noch mehr ab mir zu belustigen. Also verbannte ich das Brennen der Tränen aus meinen Augen und stand langsam auf.
In dem Moment, als ich den Kopf hob, um das einzusammeln, was von meiner Würde noch übrig blieb, teilte sich die Zuschauerschaft in der Mitte und Dorian trat vor, neben ihm Kilian und noch zwei junge Männer.
„Was soll der Scheiss, Kira?"
Hörte ich das Wiesel zischen und spürte das Brennen auf meinem Gesicht, als Dorian wortlos stehen blieb und sein Blick langsam an mir hinunter wanderte.
Ich atmete langsam aus und senkte den Blick, weil ich nicht auf das herablassendes Gelächter warten wollte, in das er sicherlich gleich miteinsteigen würde. Zu meinem grossen Schock, klebte das dünne Leinenkleid an mir wie eine zweite Haut. Es betonte die Form meiner vollen Oberschenkel, meiner runden Hüfte, zeigte meine schmale Taille, bis zu der mein nasses und schmutziges Haar reichte und am allerschlimmsten, es klebte an meinen Brüsten, deren Nippel aufgrund der Kälte hervorstanden.
Alarmiert hob ich den Kopf und traf wieder auf Dorians Blick, der sich so stark verdunkelt hatte, dass meine Beine ganz schwammig wurden. Er liess nicht von mir ab. Er sah mich nur an und sagte nichts. In seinen Augen schien ein Sonnensturm zu toben. Und ich meinte für eine Sekunde sowas wie Interesse darin zu erkennen. Da er jedoch ein Elf war und diese nicht auf dieselbe Art empfanden, wie wir Menschen, musste ich mich da wohl geirrt haben.
Kilians Schulter stiess Dorian an und mit einem einzelnen Aufschlag seiner langen Wimpern war sein Blick wieder klar und er bewegte sich.
Ich war erst jetzt imstande, mich zu bewegen.
Scham erfüllte jede Körperzelle von mir und ich versuchte, mit meinen Armen meinen Busen zu bedecken.
„Jemand soll ihr etwas bringen, um sich zu bedecken", seine Stimme war hart und Killian kam mit einem schwachen, fast schon entschuldigenden Lächeln auf mich zu, und hing mir seine gut riechende, saubere Jacke über die Schultern. Ich zuckte vor seinen Händen zurück, zog sie aber sofort enger um mich. Kilian trat wieder einen Schritt zurück und begutachtete kopfschüttelnd die Wasserlache, die sich um meine Füsse herum gebildet hatte.
Dorian, der nun sichtlich verärgert wirkte, winkte Aleera zu sich.
„Du. Bring sie auf ihr Zimmer und besorg ihr frische Klamotten. Und danach räumst du hier auf."
„Natürlich, mein Prinz", flüsterte Aleera und kam mit gesenktem Blick auf mich zu.
Ich sah rüber zu Dorian und erwischte kurz seinen Blick, bevor er sich abwandte.
„Was sollte diese Scheisse?"
Hörte ich ihn knurren und dann erhob sich Kiras Stimme. Mehr hörte ich nicht mehr, denn Aleera zog mich bereits hinter sich her.
In meiner Kammer angekommen half sie mir aus den nassen Kleidern, was schwerer war, als gedacht.
„Du hast mir geholfen."
Meinte sie dann etwas ungläubig.
„Ja. Scheint so."
Meinte ich. Und hätte ich es nicht getan, wäre ich jetzt noch trocken und hätte mich nicht bis auf die Knochen vor einem Prinzen blamiert. Ich hasse diese Welt. Ich hasse Dorian und Kilian. Ich hasste einfach alles.
„Danke. Dafür schulde ich dir etwas."
Ich blinzelte etwas und sah in ihr lächelndes, hübsches Gesicht. 
„Du brauchst es nicht jetzt einzufordern. Aber wisse, wenn du mich jemals brauchen solltest, werde ich da sein."
Ich hatte über Elfen-Schwüre gelesen. Ich wusste nicht sicher, ob das einer war, aber wenn schon, dann war er bindend. Elfen konnten entgegen dem Irrglauben zwar bestens lügen, aber auf eine gewisse Art und Weise konnten sie einem Schwur nicht entkommen.
Also nickte ich nur und hoffte, dass sich dieses Erlebnis irgendwann noch auszahlen würde.

Ich war wieder mal auf einer meiner nächtlichen Erkundungstouren. Es war zu meinem Vorteil, dass ich nur ein Hausmädchen war. So konnte ich behaupten, dass ich nur einem hungrigen Herren etwas zu Essen brachte, wann immer mich eine Wache erwischte, die ihre Runden durch die Gänge drehten. Unterdessen kannte ich mich im Westflügel, wo die meisten Wohngemache lagen, bestens aus. Der Ostflügel mit den Gemächern des Königs und der Südliche Korridor, der zum Haupteingang führte, war jedoch besser bewacht, weswegen ich mich dort noch nicht hin getraut hatte. Aber zu meinem Leidwesen hatte ich noch immer keinen Weg aua dem Schloss raus gefunden, durch den ich Alaya hätte schmuggeln können. Ausserdem würde eine solche Flucht auch erst möglich sein, wenn ich wusste, wie wir dann nach Hause kommen sollten. Und bei all den Gesprächen, die ich jeden Tag belauschte, wurde sich nicht ein einziges Mal über die Menschenwelt unterhalten. Es war zum Haare ausreissen.
Ich befand mich auf dem Rückweg zu meiner Kammer, als ich beschloss, noch schnell etwas Käse und Brot aus der Küche zu holen. Das war erlaubt. Ich schlüpfte in den grossen Raum mit all seinen Feuerstellen und Töpfen und Schubladen und Schränken. Möglichst leise griff ich nach einem Brotmesser und setzte es an. Dann runzelte ich die Stirn. Mir kam wieder die Situation von vor einigen Tagen in den Sinn. Wie ich an den Boden genagelt hilflos dalag, nicht in der Lage, mich irgendwie zu wehren. Körperlich einfach unterlegen. Wut stieg in mir auf und meine Knöchel traten weiss hervor.
Ich hatte Alaya davon erzählt, bei einem unserer wenigen Treffen. Sie hatte gesagt, dass sie mit Elowin reden würde. Sie hatte nicht verstanden, was ich ihr eigentlich hatte mitteilen wollen. Sie wirkte glücklich. Lächelte ständig, wenn ich sie sah. Sie wirkte als wäre sie zuhause. Und sie hatte immer weniger Zeit für mich. Aber darum würde ich mich kümmern, wenn ich einen Ausweg gefunden hatte. Solange sie mit ihrem Arrangement mit dem Prinzen zufrieden war, konnte es mir recht sein. Auch wenn ich es immer noch ekelhaft fand und mir auch nicht sicher war, ob sie nicht irgendeiner dunkler Magie zum Opfer gefallen war.  Falls es hier sowas wie Magie gab. Musste es ja fast, oder?
Ich starrte auf das Messer. Hätte ich so etwas dabei gehabt, hätte ich vielleicht eine Chance gehabt, mich zu verteidigen. Ich atmete frustriert aus und bevor ich es wirklich realisierte, hatte ich vor lauter Wut das Messer geworfen. Einfach irgendwohin. Ich hatte kein Ziel verfolgt.
Aber es rammte sich direkt in die Wand, nur einige Zentimeter weg von Kilian, der an die Tür am anderen Ende der Küche gelehnt stand und mich zu beobachten schien.
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Ich hielt die Luft an und machte einen schnellen Schritt zurück. Als wäre noch jemand anderes hier gewesen, um das Messer zu werfen. Wie lange stand er schon dort? Ich hatte ihn nicht gehört. Verdammte Elfen.
„Verzeiht, my Lord."
Stiess ich hervor und verstaute das nicht angeschnittene Brot schnell wieder. Mist, ich hatte mir doch vorgenommen, nicht mehr aufzufallen. Den besten Freund eines Prinzen zu attackieren, war da nicht gerade hilfreich.
Kilian lächelte nur und kam auf mich zu, das Messer riss er dabei locker aus der Wand.
„Ganz viel Wut für einen so kleinen Menschen", merkte er an. Eine gewisse Faszination lag in seiner Stimme.
Er hielt einen Meter vor mir an und reichte mir das Messer. Ich blickte misstrauisch von seiner ausgestreckten Hand zu seinem Gesicht. Es war nicht lesbar.
„Ich kann dir echte beschaffen, weisst du."
Merkte er ganz nebenbei an, als ich mich dann doch entschieden hatte und das Messer aus seiner Hand riss und es schnell weit weg von ihm legte.
„Was?"
„Echte Messer. Scharfe Messer. Das sind doch die, nach denen du verlangst, oder?"
Er hob die Brauen also wollte er mich davor warnen, jetzt zu lügen. Ich wusste nicht recht...aber es könnte eine Chance sein.
Also beschloss ich, alles auf eine Karte zu setzen und nickte.
„Ja. Ich brauche sie."
Er nickte langsam und kam etwas näher. Ich zwang mich, nicht vor ihm zurückzuweichen.
„Brauchst du sie für Kira?"
Ich hielt seinem Blick stand.
„Vielleicht."
„Das kann ich verstehen. Was hälst du von einem Deal?"
Ich kniff die Augen zusammen. Ich hatte von Schwüren gelesen, so wie ich von Deals gelesen hatte. Als Mensch sollte man niemals einen eingehen. Und hier stand ich, dennoch interessiert.
„Was für einen Deal stellt ihr euch vor, my Lord?"
Er grinste wie ein Wiesel und machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Nenn mich Kilian. Wir sind hier nicht im Thronsaal."
Ich nickte nur.
„Also...ich könnte dir Dolche beschaffen. Zwei?"
„Drei."
Ein Funkeln trat in seine Augen.
„Sehr gut. Drei. Und ich lehre dich, wie du sie benutzt."
Das hörte sich fast zu gut an. Ich würde die Flucht zwar planen, es konnte aber durchaus sein, dass ich mich in einer Situation wiederfinden würde, in der ich mich würde verteidigen müssen. Jemanden verletzen müssen. Zu wissen wie, das könnte mir und Alaya eventuell das Leben retten.
Also beschloss ich, diesen gefährlichen Pfad weiter zu verfolgen.
„Und was willst du dafür von mir?"
Sein Lächeln nahm nun raubtierhafte Züge an.
„Ich möchte nur etwas. Ich möchte, dass du diese Erdbeere isst."
Er fischte eine leuchtend rote, dicke und riesige Erdbeere aus einer Fruchtschale vor uns und sah mich herausfordernd an.
Mein Herz sank mir in die Hose.
„Wieso?"
Flüsterte ich. Ich erinnerte mich an Dorian und seine Worte. Das war ein Aphrodisiakum. Und Kilian wusste das mit Sicherheit. Das Wieso hatte sich somit erledigt. Arschloch.
„Ganz einfach. Ich will sehen was es für eine Wirkung auf einen Menschen hat. Eure Funktionsweise ist einfach...faszinierend."
Ich suchte in seinen Augen nach einem Hinweis auf eine Lüge oder einen Bluff. Aber da war nichts. Keine Emotionen, von denen er nicht wollte, dass ich sie sah.
„Du willst nur, dass ich sie esse. Danach kann ich direkt gehen?"
Er zuckte die Schultern.
„Natürlich. Und ich bringe dir dafür bei unserem nächsten Zusammentreffen in der Küche drei Dolche mit."
Sein Lächeln war unschuldig, aber ich wusste es besser. Es war eine ganz miese Idee. Aber es war meine beste Chance auf ein klein wenig Kontrolle, die sich mit seit über sechs Monaten bot.
Also riss ich mich zusammen und nickte.
„Na gut. Deal."
„Wunderbar."
Kilian hielt mir die Erdbeere hin.
„Beiss ab."
Ich zögerte und schluckte leer. Das war nur halb so wild. Ich hatte den Apfel überlebt, also würde ich das auch schaffen. Ich musste sie essen, danach würde ich in meine Kammer rennen und sie verschliessen. Und das ganze wieder auskotzen. Er hatte nur gesagt, ich müsse sie essen. Nicht, dass ich sie bei mir behalten musste. Das hatte ich auch gelesen. Wann immer man als Mensch dazu gezwungen war, einen Deal einzugehen, sollte man unbedingt ein Schlupfloch darin finden. Oder eines Einbauen. Und ersteres hatte ich gerade geschafft. Also würde es schon nicht so schlimm werden.
Also atmete ich tief ein und biss in die Erdbeere.
Wow.
Eine Geschmacksexplosion nach der anderen ergab sich in meinem Mund, das süsse Fruchtfleisch zerging mir auf der Zunge und ich schloss die Augen.
Das war das leckerste, was ich jemals in meinem Leben gekostet hatte.
Ein angenehmer, warmer Schleier legte sich über meine Sinne. Aber das wirkte aushaltbar.
„Noch einen", Kilians Stimme war etwas gedämpft.
Ich tat was er sagte.
Ich ass die ganze Erdbeere und als ich fertig war, erfüllte eine wohlige Wärme meinen Körper.
Ich hatte vergessen, was mein Plan gewesen war, falls es überhaupt einen solchen gegeben hatte. Ich starrte Kilian an, der mich aus katzenhaften Augen aufmerksam beobachtete.
„Wie fühlst du dich?"
„Gut", flüsterte ich und konnte nicht anders, als zu lächeln. „Ich fühle mich sooo gut."
Ich kicherte und hielt mir eine Hand vor den Mund.
„Ups."
Sein Lächeln wurde breiter und er zog mich an der Hüfte langsam näher zu sich.
„Das machst du sehr gut, Zenya."
Seine Worte erreichten mich, aber fühlten sich an wie willkommene Streicheleinheiten. Ich nickte wie in Trance und genoss die warmen Stellen, die seine Berührungen auf meiner Haut hinterliessen, durch den Stoff meines Kleides hindurch.
„Wie es wohl ist, einen Menschen zu küssen?"
Fragte Kilian interessiert. Interessiert auf dieselbe Weise wie ein Schüler im Bio-Unterricht, wenn er einen Fisch aufschnitt.
Dann wurde er zurück gerissen und ich hörte eine nur all zu bekannte Stimme.
„Was wird das, Kilian?"
Dorian trat in mein Sichtfeld, oder besser gesagt das, was noch davon übrig war. Alles war belegt von einem schweren Schleier der Freude und der Lust.
„Nichts. Sie probiert nur gerade eine Erdbeere", erklärte Kilian unschuldig und Dorian blickte aus seinen sonnig-braunen Augen auf mich hinunter. Verdammt, war er schön. Trotz des Ärgers, der sein wunderschönes Gesicht zierte. Er fuhr sich durch die dunkeln Locken.
„Die hat sie nicht freiwillig gegessen. Was hast du ihr angeboten?"
Kilian seufzte genervt.
„Mann, seit wann bist du so verklemmt, Dorian?"
Auf einen scharfen Blick seines Prinzes hin lehnte er sich an den Tisch und hob ergeben die Hände.
„Sie wollte Dolche haben. Und ich hab ihr welche dafür versprochen."
Dorian sagte noch irgendwas zu Kilian, aber ich hörte es nicht, da auf einmal ein Rauschen um mich herum einsetzte. Ich lachte leise und verlor den Halt. Meine Beine wussten nicht mehr, wo der Boden eigentlich war.
„Verdammt", zischte Dorian und sein muskulöser Arm schloss sich um meine Hüfte, sodass ich an ihn gelehnt da stand. Wenn Kilians Berührung zuvor eine wohlige Wärme ausgelöst hatte, so brannten sich Dorians Finger jetzt durch mich hindurch wie ein schmerzhaft heisses Feuer. Ich schnappte nach Luft ab der aufwallenden Lust, die ich verspürte, als ich seinen Duft einsog. Er roch nach Jasmin und nach frischem Wind. Nach Wasser und Regen.
Wie er Kilian dazu gebracht hatte, zu verschwinden, wusste ich nicht. Aber auf einmal waren wir nur noch zu zweit und er lenkte mich ohne grössere Mühe aus der Küche.
„Okay, kleiner Schmetterling, wo ist deine Kammer? Du musst dringend schlafen."
Ich sah zu ihm hoch und seine Augen wanderten über mein Gesicht und blieben an meinen geöffneten Lippen hängen. Ich konnte nicht anders als zu lächeln, als mir auffiel, wie schnell und kontzentriert er seinen Blick wider abwandte.
„Zenya, wo ist deine Kammer? Ich sollte nicht so lange in deiner Nähe sein. Komm schon, rede mit mir."
Er stellte mich vor sich hin und sofort gaben meine Beine wieder nach.
„Okay, so wird das nichts", fluchte er und hob mich kurzerhand hoch, als wäre ich eine Feder. Mein Kopf kam auf seiner breiten Schulter zu liegen und ich lächelte verträumt.
„Du riechst so gut, mein Prinz."
Flüsterte ich und meine Lippen strichen über die Kuhle seines Halses. Er erschauderte und ich spürte, wie er sich merklich verspannte. Aber er sagte nichts. Wieso nicht?
„Wo gehen wir hin?"
Fragte ich nach einer Weile, die Zeit kam mir plötzlich so langsam vor.
„In mein Schlafzimmer. Du musst deinen Rausch irgendwo ausschlafen."
Seine Stimme war hart und konzentriert.
Ich nickte nur und das nächste Mal, dass ich etwas mitbekam war, als ich auf etwas weiches gelegt wurde.
Ich griff instinktiv nach Dorian, als er seinen warmen, harten Körper von mir entfernen wollte und da er darauf nicht gefasst war, folgte er mir storchelnd aufs Bett.
„Ups."
Hauchte ich, als er sich in letzter Sekunde mit seinen Armen links und rechts von meinem Kopf abstützte und sein Gesicht nur wenige Zentimeter über meinem verharrte.
Ich konnte Überraschung in seinen Augen ausmachen. Ganz sicher.
„Bleib hier, mein Prinz."
Flüsterte ich und hob meine Hände, um diese wunderbaren, vollen Lippen nachzufahren.
„Bleib hier und küss mich."
„Wenn du nur wüsstest..."
Seine Stimme war heiser und sein brennender Blick kontzentriere sich nun auf meine Lippen. Ich lächelte in freudiger Erwartung. Mein ganzer Körper vibrierte, wollte ihn näher an mir. Ich wusste in diesem Moment einfach, dass er mich auch küssen wollte. Ich war überzeugt davon.
„Ich dachte, du küsst keine Menschen?"
Sein Blick wanderte von meinen Augen wieder zu meinem Mund.
„Das tue ich auch nicht. Verdammt, das will ich auch nicht. Das sollte ich nicht."
Der letzte Teil war nur mehr ein heiseres Flüstern.
„Aber ich will es."
„Du willst es mit Sicherheit nicht. Du hasst es hier und du hasst mich."
Er senkte seinen Körper langsam auf meinen, sodass mir sehr stark bewusst wurde, dass er zwischen meinen angewinkelten Beinen lag.
„Das stimmt."
Mir wurde heiss im ganzen Körper. Meine Brüste wurden schwer. Er atmete ein und sein lodernder Blick schien in Flammen aufzugehen. Er roch mich. Er roch mein Verlangen.
„Eben. Ich küsse keine Menschen. Erst recht nicht, wenn sie nicht bei Sinnen sind. Und das bist du mit Sicherheit nicht."
Mich überkam das starke Verlangen, meine Hände in seinem dichten, dunkeln Haar zu vergraben. Also tat ich es.
„So weich", murmelte ich verträumt und für eine Sekunde hatte ich das Gefühl, dass er sich in die Berührung hinein lehnte.
„Du bist so schön, wenn du lächelst."
Meinte er leise und mein Herz schlug schneller.
„Dann höre ich nicht auf zu lächeln. Nie wieder."
Meinte ich und zog ihn näher zu meinem Gesicht. Seine Lippe schwebten nur Millimeter über meinen.
Mein Verlangen war fast nicht mehr auszuhalten.
Er machte einen laut, der mehr an ein wildes Tier erinnerte und zog den Kopf dann ruckartig zurück.
„Nein."
Er räusperte sich.
„Ich kann nicht in diesem Raum sein. Du musst jetzt schlafen."
„Bleib bei mir."
Jammerte ich unwillig, als er seinen Körper von mir entfernte und er biss sich auf die schönen Lippen.
„Das kann ich nicht. Wenn ich bleibe, dann mache ich Dinge mit dir, die du in nüchternem Zustand nicht wollen würdest."
Ich wimmerte unwillig, als sich sein Gewicht von der Matratze entfernte und wollte mich aufsetzen, aber alles drehte sich.
Kurz meinte ich, seine Hand zu spüren, wie sie mir sanft durch die Haare strich, dann verschwand er aus dem Zimmer und liess mich alleine. Und mit ihm verschwand auch die Wärme.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, schmerzte mein Kopf schlimmer als nach jedem Kater, den mir Alaya beschrieben hatte. Ich kniff die Augen zusammen, in dem verzweifelten Versuch, den stechenden Schmerz so los zu werden, aber weit gefehlt. Mein ganzer Kopf pochte und ich hatte das Gefühl, als würde er jeden Moment zerspringen.
Dann setzte ich mich langsam und stöhnend auf und legte meine Hände auf das weiche Samt der Bettdecke.
Moment. Das konnte nicht meine Bettdecke sein.
Ich riss die Augen alarmiert auf und fand mich auf einem enormen, riesigen schwarzen Bett wieder, das inmitten eines noch grösseren Zimmers stand, das in dunkelm Holz eingerichtet und mit silbernen Ornamenten verziert war.
„Was zum...."
Und dann fiel es mir wieder ein.
Ich schlug mir die Hände vor den Mund als könnte ich all die Dinge rückgängig machen, die ich Dorian gestern gesagt hatte, als er das einzig noble getan hatte, und mich ins Bett gebracht hatte.
„Verdammte Scheisse, nein."
Hauchte ich und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Ich war so dumm. Und bestimmt hielt mich der Prinz jetzt noch viel erbärmlicher als zuvor. So sehr, dass er es nicht einmal in einem so riesigen Zimmer zu zweit mit mir ausgehalten hatte.
Ich war so eine Idiotin, dass ich diesen Deal eingegangen war.
Ich huschte so schnell und verstohlen wie irgend möglich aus dem Gemach des Prinzen und betete inständig, dass mich niemand sah. Die Gänge waren leer und ich schaffte es, praktisch ungesehen in meine Kammer zurück. Nur einige Wachen hatten sich wahrscheinlich gewundert, wieso ich so verwirrt in den Gängen herum irrte. Ohne Putzzeug.
In meiner Kammer wartete bereits Aleera.
„Wo warst du? Du hast den halben Tag verpasst."
Fragte sie sichtlich besorgt und mir wurde etwas warm ums Herz.
„Ich...hatte mich verirrt."
Es war klar, dass sie mir nicht glaubte, aber sie fragte nicht weiter nach, wofür ich ihr sehr dankbar war. „Komm jetzt, ich habe dir etwas Mittagessen beiseite gelegt, wir müssen gleich wieder an die Arbeit."
„Danke", ich lächelte sie an. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so um mich sorgen würde. Immerhin kannten wir uns gerade mal etwas mehr als einen Monat.
Sie nickte nur und machte Anstalten, zu gehen. Ich runzelte die Stirn und hielt sie zurück.
„Kann ich dich etwas fragen?"
Sie blinzelte.
„Klar."
„Wieso tut ihr Elfen euch so schwer damit, uns Menschen zu küssen?"
Platzte es aus mir heraus. Ich wusste nicht wieso, eigentlich konnte es mir ja egal sein. Aber sowohl Kilian als auch Dorian hatten diesbezügliche komische Anmerkungen gemacht, die einfach nicht aus meinem Kopf wollten.
Aleera musterte mich belustigt.
„Du willst dich also mit unseren Männern herumtreiben?"
„Bitte beantworte einfach die Frage."
Sie seufzte.
„Na gut. Ich bin viel eher erstaunt, dass du es nicht wusstest. Aber Menschen zu küssen, kann für Elfen genauso gefährlich sein wie für euch, unsere Früchte und Süssigkeiten zu essen. Es kann uns...süchtig machen. Es kann Gefühle in uns wecken, die wir in dieser Art zuvor nicht gekannt haben. Deswegen haben Prinzen und Lords in der Regel auch nie eine menschliche Konkubine, die sie mehr als zwei Jahre behalten. Ansonsten könnten sie zu viel Macht über ihre Köpfe und ihre Herzen bekommen."
„Du meinst, es besteht dann die Gefahr, sich zu verlieben?"
Hakte ich nach. Sie zuckte nur die Schulter.
„Wie auch immer ihr Menschen das nennt, ja. Es ist eine Schwäche. Der Glaube ist weit verbreitet, dass eure schwäche auf unsereins abfärbt, je mehr Zeit wir mit euch verbringen."
Was sie mir da erzählte, ergab absolut keinen Sinn.
Empfanden Elfen denn überhaupt sowas wie Zuneigung? Konnte mir eigentlich egal sein.
Aber es würde bedeuten, dass Alaya nur zwei Jahre mit ihrem Prinzen hätte, wenn alles so lief wie sie es sich nun ja vorstellte. Vielleicht würde das das Argument sein, das ich brauchte, um sie aus dem Bann von Elowin zu reissen.

Auf meiner Suche nach meiner Schwester traf ich auf die Person, die ich am allerwenigsten sehen wollte.
Kilian stiess Dorian in die Seite und dieser drehte sich von seinem Gesprächspartner weg, der sich auf eine der langen Tafeln im Festsaal gesetzt hatte.
„Shit", flüsterte ich leise und hob den Kopf und straffte die Schultern. Ich durfte mir nichts anmerken lassen.
Ich steuerte die kleine Gruppe Elfenmänner an und fragte direkt heraus: „Weiss jemand von euch, wo Alaya ist?"
Kilian sah einmal ungläubig an mir hinunter und schüttelte dann irritiert den Kopf.
„Sie riecht nicht....."
Erstaunt blickte Kilian zu Dorian hinüber. Dieser zuckte nur die Schultern.
„Eine verschwendete Erdbeere."
Meine Wangen waren knallrot und ich war nicht imstande, den Prinzen anzusehen. So sehr schämte ich mich für alles, was ich hatte tun wollen und was er nicht getan hatte. Wieso hatte er es nicht getan? Verachtete er Menschen so sehr? Oder nur mich? Das war auch egal. Ich war nicht deswegen hier.
„Meine Schwester. Wo ist sie?"
„Keine Ahnung, vermutlich irgendwo auf Elowins Schoss", merkte der Elf auf dem Tisch an. Tristan, wenn ich mich nicht irrte.
Ich wollte den Mund öffnen, um ihn gehörig anzufauchen, liess es dann aber sein und wandte mich stattdessen an Kilian.
„Unser Deal. Ich hab meinen Teil eingehalten. Ich will, dass du jetzt deinen Teil erfüllst."
Kilian grinste und verschränkte die Arme.
„Das würde ich wirklich zu gerne, aber das geht leider nicht."
Er hat mich ausgetrickst, er hat mich Idiotin ausgetrickst, hallte es in meinem Kopf und meine Schultern sackten nach unten.
„Wieso nicht?"
Stiess ich hervor.
„Weil ich stattdessen seinen Deal übernehme."
Kam es von Dorian, der mich seelenruhig aus nichtssagenden Augen beobachtete.
„Ich bringe dir das, was du verlangst. Und ich werde dich trainieren."
Ich starrte fassungslos von Dorian, der sich durch die dunkeln Locken fuhr zu Kilian, der grinste wie ein Honigkuchenpferd und schüttelte dann den Kopf.
„Na super."
Meinte ich und machte auf dem Absatz kehrt.

Meine Schwester fand ich im Garten. Ausserhalb des Gebäudes aber innerhalb der Mauern des Palastes. Sie sonnte sich und strich gedankenverloren mit den Fingern an einer wunderschönen blauen Blume entlang, deren Blätter leuchteten und silbernen Staub abwarfen, der an ihren Fingerspitzen hängen blieb. Als sie mich näher kommen sah, klopfte sie sich sofort den Staub von den Fingern und nahm eine geradere Haltung ein.
„Zeyna, da bist du ja", freute sie sich, als ich mich neben sie auf die Bank setzte. Sie sah schön aus. Ihre goldenen Haare waren zu einer Krone geflochten.
„Ich muss mit dir reden."
Meinte ich, meine Stimme gesenkt.
„Ich muss auch mit dir reden. Ich..."
Ich unterbrach sie ungeduldig. Fast schon gehetzt.
„Ich zuerst. Elowin wird dich nicht länger als zwei Jahre als seine Geliebte wollen. Danach wirft er dich weg und dann wird die Chance, zu Fliehen, vergangen sein. Verstehst du? Reiss dich also los aus diesen Träumen, die du zu leben glaubst und hilf mir, die Flucht zu planen. Das hier ist nicht dein Märchen sondern dein Albtraum. Und du solltest echt dringend daraus aufwachen."
Sie schüttelte schwach lächelnd den Kopf.
„Das spielt keine Rolle."
Meinte sie mit ihrer sanften Stimme.
„Wieso nicht? Hast du nicht gehört, was ich dir gerade erzählt habe? Ausserdem habe ich einen Weg gefunden, kämpfen zu lernen. Zumindest ein wenig. Denke ich. Und ich werde Azaar kontaktieren."
Ich wollte ihr von Irma erzählen, dass sie seine Spionin bei Hof war und somit mein direkter Draht zu ihm, aber irgendetwas in mir riet mir, es nicht zu tun.
„Ich werde ihm irgend einen Deal anbieten, damit er uns zurück bringt. Denn er kennt den Weg in unsere Welt, da bin ich mir sicher. Ich muss nur noch herausfinden, was er wollen könnte."
Erwartungsvoll sah ich meine Schwester an. Das war immerhin ein ansatzweise guter Plan. Der einzige, der mir überhaupt eingefallen war. Aber es war ein Anfang. Wieso sah sie das nicht, was war los mit ihr?
„Das spielt alles keine Rolle. Zeyna, ich bin drüber. Ich bin elf Tage drüber."
Ich starrte sie verständnislos an.
„Huh?"
Sie lächelte ihr schönes, warmes Lächeln, dem Elowin mit Sicherheit nicht widerstehen konnte.
„Ich bin vielleicht schwanger, Schwester."
Ein Klumpen bildete sich in meiner Kehle und ich schüttelte langsam den Kopf.
„Was?"
Hauchte ich.
„Das...kann nicht sein. Es sind doch noch nicht mal zwei Monate..."
Stammelte ich und es fühlte sich an, als würde die Welt über meinem Kopf zusammenbrechen.
„Ich kann es fühlen, Zenya. Ich bin mir sicher", meinte sie leise. Mir blieben die Worte in der Kehle stecken.
„Freust du dich nicht für mich?"
Fragte sie. Ich wusste, dass sie schon immer hatte Mutter werden wollen. Aber doch nicht hier, nicht so. Und nicht so jung.
„Hast du es Elowin schon gesagt?"
Zischte ich und packte sie an den Handgelenken.
Sie blinzelte.
„Au. Nein. Aber meine Freundinnen sagen..."
„Deine Freundinnen? Du hast Freundinnen?"
Kein ganz fairer Vorwurf, ich hatte schliesslich auch Aleera. Die einzige hier, die ich mochte.
„Ja. Freundinnen."
Ich schüttelte den Kopf. Ich musste mich jetzt kontzentrieren.
„Du sagst Elowin nichts davon. Hast du verstanden? Du wirst zu fest überwacht werden, sobald es bekannt ist und dann wird eine Flucht nicht mehr möglich sein. Hörst du?"
Zischte ich fast flehend und hinter mir knirschte das Kies. Alayas Rücken drückte sich durch, eine elegante Königin, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
„Was soll sie mir nicht sagen?"
Ich erstarrte und erhob mich dann langsam.
Elowin stand vor uns, den linken Arm auf dem Knauf seines Schwerts gestützt.
„Steh auf, meine Schöne, sag mir, was ich nicht wissen soll?"
Ich drehte mich zu Alaya um, während sie langsam und voller Grazie aufstand.
Ich sah sie an und legte all mein Flehen in meinen Blick. Sie durfte es ihm nicht sagen. Oder sie würde alles kaputt machen. Aber sie widmete mir keinen Blick mehr.
„Mein Liebster. Ich habe frohe Kunde. Ich glaube, ich erwarte unser Kind."
Ich stolperte Rückwärts, als Elowins Gesicht, das erste Mal, seit ich ihm all die unzähligen Male in diesem Palast begegnet war, wahre Freude zu zeigen schien. Er wirbelte meine Schwester durch die Luft.
„Ist es wahr? Kann es denn sein? Mein Kind?"
Sie nickte und lachte. Sie wirkte so zufrieden, dass es mir fast das Herz brach. Das war alles nicht richtig...verdammte scheisse. Was sollte ich jetzt tun?
Ich wandte mich von meiner Schwester ab und lief stumm durch den Garten. Die süssen Düfte der Blumen umgarnten mich, doch die tiefe Dunkelheit, die über mir hing, schien sie wieder zu vertreiben.

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