Exklusivinterview mit Lena (Teil 1)

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Der Nachrichtenstream MyNews (U.S.) führt ein exklusives Interview mit Lena, Melvins Lebensgefährtin während seiner Zeit im Bunker.

MyNews: Guten Morgen, Lena, wo erreichen wir Sie heute?

Lena: Hallo, darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Aber sagen wir mal, ich befinde mich in einem extrem gut geschützten Umfeld.

MN: Wie war das damals, als Sie und Melvin noch im Bunker gelebt haben? Kannten Sie sich schon von klein auf?

L: Oh, nein. Ich habe ihn erst mit 14 Jahren beim Tanz-Café kennengelernt. Mein Führungsoffizier war der Meinung, er wäre der Richtige für mich. Aber früher war er ein ganz normaler Bunkergänger, so wie ich. Ein schlaksiger Junge, eher unauffällig und in sich gekehrt. Aber seine wuscheligen braunen Locken und kristallblauen Augen, haben mich damals verzaubert.

MN: Wenn man ihn heute sieht, ist von der Schlaksigkeit nicht viel übrig ...

L: Stimmt. Ein athletisches 1,92 m großes Muskelpaket. Aber man hat uns alle als zukünftige Elitesoldaten ausgebildet. Jeden Tag mindestens vier Stunden lang Drill. Wir dachten, der Feind, der vor den Panzertüren lauert, könnte uns jederzeit auslöschen.

MN: Eine Lüge wie so viele andere. Ihr Sohn war damals zwei Jahre alt. Also waren Sie bereits mit 15 schwanger?

L: Ja, sicher. Das war dort ganz normal. Mit spätestens 25 Jahren wurden wir für den Kriegsdienst eingezogen. Genauso wie seine Eltern, die ihn verlassen mussten, als er nur 6 Jahre alt war. Geschwister hat er – genau wie ich und alle anderen Bunkereinwohner – keine.

MN: Heute wissen Sie es besser. Der Krieg war nur eine geschickte Legende. Aber wie war es, mit Melvin jahrelang im Bunker zu leben?

L: Ziemlich eintönig. Er war ein netter, aber in sich gekehrter Wartungstechniker und hat die militärische Ausbildung gehasst. Sobald er jedoch nach dem abendlichen Training unsere Kammer betrat, strahlten seine Augen. Er blühte in diesem Moment auf eine Art und Weise auf, die ich danach nie wieder bei ihm gesehen habe. Vor allem unser Sohn Kim, er war damals 2 Jahre, und ich, waren sein täglicher Lichtblick in der Finsternis, wie er betonte. Nichts hatte er sich sehnlicher gewünscht, als seinen Lebensabend mit uns beiden im Bunker zu verbringen.

MN: Im Bunker? Er wollte nicht fliehen?

L: Nein! Stellen Sie sich das vor. Erst der alte Konrad, sein angeblich bester Freund und Mentor, hat ihm diese Schnapsidee mit der Flucht in den Kopf gesetzt.

MN: Eine Schnapsidee, die durchaus erfolgreich war.

L: Ja, aber um welchen Preis? Erst der Putschversuch im Bunker und anschließend ist er mit dieser furchtbaren Person, Cathrine, geflohen. Das zerstörte nicht nur sein vorgezeichnetes Leben – es zerschmetterte sein Weltbild.

MN: Kein Wunder. Der „Bunker" war am Ende nicht mehr als eine Art Fernsehstudio. Seine Vorfahren und er sowie die rund 2.000 Einwohner, waren seit 100 Jahren die unfreiwilligen Protagonisten in einer gigantischen Realityshow. Aber das galt doch auch für Sie. Waren Sie nicht dankbar, dass er es hinausgeschafft hatte?

L: Sehen Sie, er musste sich allein mit seiner Komplizin Cathrine in einer neuen Welt zurechtfinden. Es zerriss ihn zwischen Anpassung an die neue Lebensrealität sowie dem Drang, mich und vor allem unseren Sohn Kim aus dem Bunker zu befreien. Das hat bleibende Schäden hinterlassen: Bis auf Cathrine vertraute er niemandem. Und stellen Sie sich vor: Sein gesamtes Wissen über die reale Welt stammte aus Büchern, die er früher für Science-Fiction gehalten hatte. Können Sie sich das vorstellen? Ihm fehlte jeder Bezug zu Sitten und Gebräuchen. Natürlich war Melvin auch damals nicht naiv, aber er ging an manche Dinge deutlich zu blauäugig und spontaner heran, als gut für ihn war. Weder kannte er die Historie unseres Landes noch dessen Politik und Gesetze. Ihm fehlten Geld und Ausweisdokumente. Noch heute gilt er als Mörder.

MN: Er hat bei der Flucht den Schauspieler Henry McMalcom, der einen Lockvogel spielte, brutal die Kehle aufgeschlitzt. Vor laufenden Kameras.

L: Eine Verkettung unglücklicher Umstände, soweit ich weiß. Aber ja, offiziell ist er ein gesuchter Verbrecher. Wobei er sich in diesem Moloch von Großstadt damit in guter Gesellschaft befindet.

MN: Er ist am Ende recht spektakulär zusammen mit Cathrine geflohen und in dem Armenviertel, den „Shadows" in Emerald untergetaucht. Diese Geschichte ist bis heute ein blinder Fleck in seinem Lebenslauf. Wissen Sie, wir es ihm dort in den ersten Wochen erging?

L: Oh, ja. Das hat er mir später ausführlich erzählt. Aber lassen Sie es uns gemeinsam anschauen ...

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