♥ 03 ~ Unerwarteter Barbesuch ♥

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Edwin war wortgewandt, so dass er jede Frau mit Leichtigkeit um den Finger wickeln konnte und selbst Kenneth dazu brachte sich mit ihm an die Bar zu gesellen. Das Amüsierlokal sah von außen teurer aus als es tatsächlich war, und doch wollte Kenneth nichts trinken. Ihm war nicht nach Alkohol, einerseits wegen seiner Frau, andererseits weil er am nächsten Tag fit und ausgeschlafen sein wollte, um an seinem aktuellen Werk "The Rising Sun" weiterzuschreiben.

Seine Idee dieser Geschichte entsprang durch einen rotgelben Sonnenaufgang, den er sich alleine an einem Samstagmorgen auf einem Hügel auf einer Bank sitzend angesehen hatte. Ganz London hatte er mit einem Blick in sein Auge gefasst und war erstaunt darüber wie schnell sich die Sonnenstrahlen sanft über die Häuser und die Bridge of London legten. Ein Schauer krabbelte über seine Haut, wo sich seine Haare gen Himmel streckten, während er darüber nachdachte, dass sich vor mehr als hundert Jahren ein Feuer über diese wunderschöne Stadt London gelegt und danach die Große Pest die Menschen mit dem Tod bekannt gemacht hatte.

Die Geschichte wurde all jene gewidmet, die damals bei diesem Feuer sterben mussten und die Angehörige verlieren mussten. Ludvig, der Protagonist dieser Geschichte, war einer der Unglücklichen. Die Wellen des riesigen Feuers entrissen ihm seine Frau und ließen sie für immer in Schutt und Asche zurück, um lachend weiterzuziehen und sich weitere Opfer zu suchen und zu töten.

"Probiere doch auch einen Schluck", forderte Edwin scherzhaft und riss dabei den Schriftsteller aus seinen Gedanken.

Kenneth schüttelte nur widerwillig den Kopf auf die Frage seines Freundes und rieb sich dann die Stirn, als sie von einem kurzen Schmerz gestochen wurde. Sein Blick fiel dabei auf ein Bild, welches an der Wand hing. Es zeigte einen Piraten, der stolz in die Gesichter der Menschen lachte und dabei seinen Hut vom Kopf nahm, um ihn an seine Brust zu legen. Hinter ihm segelte ein prächtiges Schiff, welches die Flagge von England hisste.

Eine dunkle Holzbekleidung zog sich über den Wänden, der Boden war von einer klebrigen Substanz bedeckt, die womöglich von den zuckerhaltigen Getränken stammte, und die Plätze waren zu dieser späten Stunde alle besetzt. An der Theke unterhielten sich Männer, die ein Getränk nach dem anderen die Kehle hinunterspülten und lachten, als wäre es ein Wettbewerb, den einer von ihnen unbedingt gewinnen wollte. Der am lautesten lachte gewann.

"Komm schon, Ken. Nur ein kleiner Schluck", bettelte Kenneths Freund ihm schreiend ins Ohr.

"Nein. Ich kann nicht", sagte der Schriftsteller schroff, "Ich will nicht." Eigentlich hätte er nicht in diesem Pub sein dürfen. Er hätte schon längst zu Hause sein sollen und im Bett liegen, vielleicht auch schlafend, denn hier zu sein fühlte sich falsch an.

Edwin blieb bei seiner Meinung, dass Kenneth etwas trinken sollte, und bestellte ein frisches Bier für seinen Freund ohne seiner Einwilligung.

Jeder Mensch hat seine Schwächen und Edwins Schwäche war, dass er ein ausdrückliches ‚nein' nicht akzeptieren konnte, denn er war sturer als ein Esel. Kenneths Schwäche lag an seiner Gutherzigkeit. Ihm fiel es schwer ‚nein' zu sagen und dabei zu bleiben. Das schlug auf sein Gemüt.

Als das Getränk vor Kenneth serviert wurde, brach ein Schauer von Überforderung über den Mann ein. Seine Sicht verdunkelte sich langsam, was ihn dazu brachte aufzustehen und loszurennen. Er stolperte über einen betrunkenen Mann, öffnete die Tür und rannte ins Freie, wo ein kühler, frischer Wind durch seine zerzausten, dunkelbraunen Haare wehte. Einige Atemzüge brauchte er, um den Zigarettenrauch aus seiner Nase zu bekommen und sich wieder zu beruhigen.

Er spielte bereits mit dem Gedanken nach Hause zu gehen und seinen besten Freund zurückzulassen, aber er hatte dabei ein schlechtes Gewissen. Der Schriftsteller war zwar sauer auf ihn, doch das konnte er nicht mit ihm machen. Manchmal war er einer der anstrengendsten Wesen auf der Erde und manchmal konnte er einfach unfassbar nett und hilfsbereit sein. Damals, als Kenneths Freundin ihn, seiner Meinung nach grundlos, aus der Wohnung geworfen hatte, wahrscheinlich weil er nicht auf den Streit über ein unnötiges Thema, den sie begonnen hatte, nicht eingehen wollte.

Was hatte sie das zu interessieren mit wem er sich getroffen hatte? Das war sein Leben und sie hatte darin nichts zu richten, aber Scarlet dachte darüber anders. Sie wollte damit Vertrauen aufbauen. Das wäre keine Kontrolle, sondern reines Interesse, um in seinem Leben teilhaben zu können. Alles wäre viel einfacher ohne einer Freundin, auch wenn seine Eltern ihm ein wunderschönes Leben damit bescheren wollten, welches für Kenneth anders aussah. Es war fast wie die Hölle für ihn. Aushaltbar, aber trotzdem sehr schlimm. Zum Glück hatte er seine Bücher in denen er sich zurückziehen konnte, aber das wurde ihm auch nach und nach von seiner Freundin genommen.

Beim Öffnen knarrte die Tür, das Geschwätz und Gelächter war für einen Moment sehr laut, der Eingang zum Amüsierlokal schloss sich wieder und die Laute waren nur noch gedämpft zu hören. Kenneth drehte sich langsam um. Einerseits in der Hoffnung, dass es Edwin war, anderseits aus Neugierde.

Ein dunkelhäutiger Mann, ende vierzig, zog sich seine Kapuze über den Kopf und ging in die Richtung woher Kenneth und Edwin zuvor gekommen waren. Ein Hauch trauriger Enttäuschung legte sich über seinen Körper, das ihn nicht nur bedrückte, sondern auch zum Nachdenken brachte. Für ihn war die Sache entschieden und er ging die von Laternen erhellte Gasse entlang.

Warum hatte er jemals geglaubt, dass Edwin ihm guttat? Das waren nur weitere Lügen, die jeden Tag wieder in sein Gedächtnis fanden, um ihn auf den Boden zu drücken. Sein Kopf war kurz davor sich der Enttäuschung zuzuwenden und sich gen Boden zu senken, doch dann fühlte er einen Hauch Hoffnung in seiner Brust, das ihn aus seiner kurzen Traurigkeit holte und ihn daran erinnerte, dass er ein Ziel in seinem Leben hatte und nichts sollte ihn daran hindern es zu erreichen.

Das Lokal lag schon lange hinter ihm, als er in der nächsten Kreuzung einbog und zu summen begann.


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