Kapitel 1

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Während unserer Abwesenheit war in Seyl der Frühling eingezogen. Der Schnee beschränkte sich nunmehr auf die schattigen Stellen und an den Zweigen sprossen frische Triebe. Die ersten Blumen streckten vorsichtig ihren Kopf in Richtung der noch schwachen Sonne und die Vögel zwitscherten munter.

So weit im Süden hatte der Krieg noch nicht Einzug gehalten. Die Dörfer wirkten malerisch wie eh und je, aber wenn man genauer hinsah, erkannte man zwangsweise, dass der Großteil der Gesichter, in die man blickte, zu Frauen und Kindern gehörte.

Viele von ihnen wirkten ausgezehrt und betrachteten uns aus tiefliegenden Augen, die sorgenvoll in die Ferne blickten. Misstrauisch hielten sie von uns Abstand. Eine alte Frau, deren Rücken sich unter der Last der Jahre zusammengekrümmt hatte, erklärte uns, dass man in diesen Zeiten nur noch selten junge Männer sah, hatten doch die Oberen dafür gesorgt, dass jeder in kampftauglichen Alter eingezogen wurde.

Krieg. Das Wort schlug mir schwer aufs Gemüt. Wie hatte das passieren können? Seyl hatte sich vor Jahrhunderten zuletzt im Krieg befunden, selbst die Oberen hatten das Land ohne großes Aufheben übernommen. Nachdem erst die Führungsriege getötet war, hatte sich der Rest der Bevölkerung fast bereitwillig ergeben.

Obwohl es ein ungewöhnlich lauer Frühling war, fröstelte ich. Vielleicht war ich noch die warmen Temperaturen Skarameschs und Jamars gewohnt. Trotzdem kam ich nicht umhin, tief einzuatmen. Als die Wellenkönigin die Grenze passiert hatte, war mir, als fiele eine Last von mir ab. Auf einmal fühlte ich mich lebendiger als je zuvor, als wäre ich endlich wieder ich selbst. Als hätte ich einen Teil von mir gefunden, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich ihn verloren hatte.

Der Kapitän, der inzwischen vollkommen genesen war, hatte seine Geschäfte so schnell wie möglich abgewickelt und mir gestanden, dass er Seyl nur wegen uns angelaufen hatte. Bevor wir Clove verlassen hatten, war er bereits wieder abgereist. Es sei zu gefährlich, hatte er mir gesagt. Ich war ihm deswegen nicht böse, denn es waren wahre Worte. In Zeiten wie diesen... Allerdings wusste ich, dass Dom dafür gesorgt hatte, dass viele der Flusspiraten Seylaner bei der Flucht unterstützten. Auch wenn der Kapitän mir ausgewichen war, als ich ihn darauf angesprochen hatte.

Ich warf einen Blick auf Lapislazuli, die hinter Rosena auf Isa saß. Die kleine Jamarin wirkte erzürnt über das viele Elend, das sich ihr bot. Eine junge Frau, an deren Rockzipfel sich zwei kleine Kinder festklammerten, während sie mit ihrer Hand ihren runden Bauch stützte, war weinend vor uns zusammengebrochen. „Es gibt kein Essen mehr", waren ihre Worte gewesen. „Die Gardisten der Oberen haben alles beschlagnahmt. Zum Wohl des Vaterlands. Was bringt uns das Vaterland, wenn es uns verhungern lässt?"

Wir alle hatten ratlose Blicke getauscht und ich konnte sehen, was in den anderen vorging. Sie waren allesamt mit mächtigen Gaben gesegnet, aber keiner von ihnen vermochte, den Hunger zu stillen. Auch wenn der Herbst überwiegend warm und trocken gewesen war, hatte ein frostiger Frühling auf den ein kalter, verregneter Sommer gefolgt war, einen Großteil des Ernteguts zerstört. Es überraschte nicht, dass viele der desillusionierten Menschen den Glauben an die Götter verloren hatten.

Alyn schenkte der Frau und ihren Kindern Energie und auch wenn diese ihr daraufhin um den Hals gefallen war, hatte die Herzogstochter dem Rest unserer Reisegesellschaft traurig erzählt, dass diese Energie sie zwar für eine Weile am Leben halten würde, aber nicht auf Dauer richtige Nahrung ersetzen konnte. Daraufhin waren wir ratlos und betrübt weitergezogen.

Sphen war als Einziger von uns zu Fuß unterwegs. Nachdem er sich strikt geweigert hatte, auf einen Pferderücken zu steigen, hatten wir nachgegeben. Es gab sowieso keine Reittiere mehr zu kaufen, nachdem alle für die Armee beschlagnahmt worden waren.

Ich tätschelte Farahs Hals. Gut, dass Alyn darauf bestanden hatte, die Tiere mit nach Skaramesch zu nehmen.

Wir hatten uns darauf geeinigt, die größeren Städte zu meiden. Auch so erregten wir genug Aufsehen. Insgesamt waren unsere Tage meist von großer Eintönigkeit. Sphen ließ es teilweise darauf ankommen, schwebend gesehen zu werden. Er behauptete steif und fest, dies koste ihn weniger Kraft, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Assassine hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Wild zu erjagen. Da er mithilfe seiner Gabe übermenschliche Geschwindigkeiten erreichen konnte, war er am besten von uns allen dazu geeignet.

Lapislazuli half ihm beim Ausweiden. Als sie sich beim ersten Mal neben ihn gekniet hatte, war er aufgesprungen und hatte sich geweigert, die junge Frau helfen zu lassen. „Das ist keine Arbeit für Frauen!"

Obwohl keiner der beiden die Sprache des jeweils anderen sprach, waren sie heftig aneinander geraten und Alyn hatte mich aufgefordert, dazwischen zu gehen, weil ich beide Sprachen am besten beherrschte. Ich hatte jedoch davon abgesehen, denn meiner Meinung nach konnten die beiden das selbst unter sich ausmachen. Schließlich war es jedoch so weit gekommen, dass sie ihre Fähigkeiten gegeneinander eingesetzt hatten. Auf einmal hatte Lapislazuli ihre Kehle umklammert und nach Luft geschnappt, während Sphen auf die Knie gefallen war und kontinuierlich Wasser erbrochen hatte. In diesem Moment schritt ich ein.

Kurz war mir, als würde sich meine Lunge mit Wasser füllen, während der Luft, die ich einatmete, jeglicher Sauerstoff zu fehlen schien. Dann jedoch schien sich der Zauber zu lösen und ich konnte die beiden Streithähne trennen.

Danach wurden sie vom Rest der Truppe dazu verdonnert, Seite an Seite zu arbeiten, und nach einigem Murren stimmte schließlich auch Sphen zu. Seitdem war seine Achtung vor Lapislazuli merklich gewachsen, auch wenn er es immer noch nicht eingestand.

Was jedoch all meine Reisgefährten gemein hatten, war ihre Unfähigkeit ein anständiges Gericht zuzubereiten. Lapislazulis Volk verzerrte offenbar vieles roh, Sphen wusste zwar, wie man einem Hasen über dem Feuer briet, hatte darüber hinaus aber nicht viel aufzuweisen, während Alyn und Rosena sich ehrlich bemühten, aber als sie eines Tages in ihre Suppe giftige Kräuter rieben, übernahm ich die Aufgabe, für eine Mahlzeit zu sorgen, allein.

An diesem Tag hatte Sphen jedoch kein Glück gehabt, sodass wir uns darauf einigten, im nächsten Gasthaus einzukehren. Das Dorf war von einer Mauer geschützt und zwei junge Burschen hielten vor dem einzigen Tor Wache. Als wir angeritten kamen, versperrten sie uns den Weg. Beide von ihnen bemühten sich grimmig dreinzublicken, aber in ihren Augen glomm schlecht versteckte Furcht.

Ich brachte Farah direkt vor den Nasen der beiden zum Stehen. „Wir würden gerne im Gasthaus einkehren", übernahm ich das Sprechen.

„Warum seid Ihr nicht im Norden im Krieg?", fragte der eine misstrauisch.

„Wir sind Reisende von weit her."

Der größere Junge verschränkte trotzig die Arme. Sein dünnes Hemd schlackerte ihm um den Leib. „Ihr seht nicht aus wie ein Fremder."

Ich bemühte mich um ein Lächeln. „Ich vielleicht nicht, aber dieser Mann hier stammt aus Skaramesch und diese Frau aus Jamar."

Der andere Junge trat mit großen Augen vor und streckte die Hand nach Lapislazuli aus. Die fauchte wie eine Katze und sagte etwas auf Jamarisch. Der Junge zuckte zurück. „Was hat sie gesagt?", wollte er ängstlich wissen.

Obwohl Lapislazuli perfekt akrid sprach, schwieg sie. Deswegen antwortete ich an ihrer Stelle. „Sie mag es nicht, angefasst zu werden."

„Ist ihre Haut wirklich so schwarz?"

„Ja", antwortete Lapislazuli grimmig. „Ist deine Haut wirklich so weiß?"

Verdutzt schwieg der junge Kerl.

„Was macht Ihr hier?", fragte der erste Junge. Er schien der skeptischere der beiden zu sein.

„Ich sagte bereits, dass wir Reisende sind", erklärte ich weiterhin bewusst vage.

„Wohin wollt Ihr?"

Ich warf einen Blick auf Alyn, die unsicher mit den Schultern zuckte. „Weiter nach Osten", blieb ich unbestimmt.

„Da kommt doch gar nichts mehr!", rief der Rothaarige, der so fasziniert von Lapislazulis Haut gewesen war.

Sein Freund ermahnte ihn zischend und die beiden begannen, leise miteinander zu diskutieren.

„Warum hat er kein Pferd?", fragte der Junge, dessen Kleidung so locker am Leibe saß.

„Es gab keines mehr, da alle für den Krieg beschlagnahmt wurden. Wir wechseln uns mit dem Reiten ab."

„Und wer ist der Junge dahinten?" Er deutete auf einen Schatten hinter Alyn.

Ich drehte mich um. „Das ist ein Waisenjunge, den wir aufgegabelt haben. Meine Frau hat ihn adoptiert." Alyn nickte bestätigend bei meinen Worten.

„Er spricht nicht. Offenbar ist seinen Eltern wirklich Schlimmes widerfahren."

Sollte jemals jemand herausfinden, dass der rothaarige Knabe aus Acerum stammte, würden sie ihn vermutlich auf der Stelle hängen. Chandri, die Köchin der Assassinen, die Frau, die für mich immer wie eine Mutter gewesen war, hatte mir eine böse Überraschung bereitet.

Kaum hatte die Wellenkönigin abgelegt, war ich unter Deck auf den schmalen Jungen gestoßen, der mir mit großen Augen einen Brief hinhielt, in dem mich Chandri aufforderte, den ehemaligen Sklaven zurück zu seiner Familie zu bringen. Vielleicht hätte ich den Rotschopf in einem unbeobachteten Moment über Bord geworfen, aber Alyn hatte ihn selbstredend sofort unter ihre Fittiche genommen. Ich wollte ihn nur so schnell wie möglich loswerden, Sphen teilte diese Ansicht, aber Rosena und Alyn sträubten sich dagegen, während Lapislazuli nur neutral mit den Schultern zuckte. „Mir gleich, solange er mir nicht auf die Nerven geht."

Die beiden Wachen schienen unsere Erklärung zu schlucken. In diesen Zeiten muteten die haarsträubendsten Geschichten real an, während harmlose Berichte als Lüge abgetan wurden.

„Dürfen wir jetzt euer Dorf betreten? Wir sind hungrig und würden uns gerne ausruhen."

Die Burschen wechselten einen Blick. Stumm führten sie eine Auseinandersetzung. Schließlich seufzte der misstrauischere der beiden. „Nun gut. Aber hier herrschen strenge Regeln..." Ich winkte ab. „Wir werden uns benehmen."

Das Gasthaus war geschlossen, aber als wir heftig gegen die Tür hämmerten, öffnete uns eine magere Frau. „Ja?", fragte sie misstrauisch.

„Ist das hier nicht das Gasthaus?", fragte ich verwirrt von der vorherrschenden Dunkelheit hinter den Fenstern und der abweisend wirkenden Fassade.

„Ja, das ist es. Aber wir haben geschlossen."

Ich runzelte die Stirn. „Das ist ungünstig. Wir sind Reisende aus Skaramesch und benötigen dringend einen Platz für die Nacht. Wir können auch bezahlen."

Die Frau schien mit sich zu ringen, dann strich sie sich eine Strähne fettigen Haares aus ihrem mit Sommersprossen bedeckten Gesicht. „Also schön. Ihr könnt die Pferde in den Stall bringen. Allerdings sind die Boxen nicht eingestreut. Das müsst ihr selbst machen."

„Das ist kein Problem."

Die Frau nickte. „Ich bereite eine Mahlzeit vor. Ihr habt doch Hunger?"

„Das wäre sehr zuvorkommend."

Sie verschloss die Türe und die anderen folgten mir in den Stall. „Du kannst also doch äußerst höflich sein", stellte Alyn fest.

Ich hob eine Braue. „Hast du daran jemals gezweifelt?"

Sie schnaubte nur.

Sphen fragte mich leise auf Skara, was Alyn wissen wollte. Ich übersetzte es ihm und er lachte. Ich verzog nur müde den Mund. Diese Sprachbarriere machte jede Konversation zunichte. Sphen sprach nur skara, Rosena hingegen nur akrid, Alyn sprach akrid und skara, Lapislazuli jamarisch und akrid und ich alles drei, auch wenn mein Jamarisch aus wenigen Brocken bestand und mich nicht befähigte, eine ernsthafte Unterhaltung zu führen. Nur Wladi, den Jungen aus Acerum, verstand niemand.

Der Stall war dunkel und leer. Allerdings war noch reichlich Stroh vorhanden, woraus ich schloss, dass er vor nicht allzu langer Zeit Reit- und Lasttiere beherbergt hatte. Nicht lange danach standen die Pferde in den frisch bestreuten Boxen und kauten genüsslich Heu.

Als wir in die inzwischen erleuchtete Gaststube traten, zog ein verführerischer Duft von warmen Essen durch den Raum. Ich durchquerte diesen schnellen Schritts und ließ mich schließlich in einer Ecke nieder, von der ich alles im Blick hatte und zudem schnell die Treppe hinauf war.

Alte Gewohnheiten sterben nie.

Das Holz des Tisches war rau und mit dunklen Flecken verziert, wo Speis und Trank ihre Spuren hinterlassen hatten.

Die Wirtin trat auf unseren Tisch zu, in den Händen einige Schälchen. Anschließend kehrte sie mit einem großen Topf zurück. „Ich habe nichts anderes da", verteidigte sie sich, bevor irgendjemand überhaupt etwas sagen konnte.

„Das genügt. Ich danke Euch", erwiderte ich.

Wir teilten die Suppe unter uns auf, während die Wirtin uns argwöhnisch musterte.

Ich sah auf. „Wollt Ihr Euch nicht zu uns setzen?"

Sie zögerte kurz, warf einen unsicheren Blick auf meine Reisegesellschaft aber nach Alyns aufmunternden Nicken, nahm sie Platz. Nervös wippte sie leicht auf und ab, die Hände unter dem Tisch versteckt.

„Wo ist Euer Mann?", fragte Alyn schließlich.

„Er und meine beiden Söhne wurden eingezogen. Sie sollen kämpfen... Für unser Land." Sie sah auf und warf Sphen und mir einen bedeutungsschweren Blick zu.

Wir schwiegen und dieses Mal war es die Frau selbst, die das Wort ergriff. „Warum kämpft Ihr nicht? Seid Ihr..." Wieder zögerte sie. „... Kriegsdienstverweigerer?"

Ich lächelte bitter. „Keine Sorge. Wir werden die Ehre Eures Mannes nicht beschmutzen. Unsere Aufgabe ist eine ganz andere. Es gilt den Krieg zu beenden, ehe auf beiden Seiten zu große Verluste zu beklagen sind. Ehe Eure Familie an der Front fällt."

Hoffnung stahl sich in ihren Blick. „Glaubt Ihr das ist möglich?"

Alyn beugte sich vor. „Wenn er das sagt, dann ist dem so."

Ich wünschte, ich hätte ihr Selbstvertrauen.

„Wie wollt Ihr das bewerkstelligen?"

„Das lasst meine Sorge sein", antwortete ich ausweichend. „Ihr könntet mir jedoch eine Frage beantworten: Wir waren für eine Weile außer Landes, doch wir haben Gerüchte gehört, der König sei aufgetaucht. Darf man dem glauben?"

„Wir haben es alle gehofft. Er soll so strahlend gewesen sein und jeder erkannte sofort, dass er jemand Besonderes ist." Ihr Blick wurde intensiver, während sie meine schmuddeligen blonden Haare anstarrte.

Unbehagen überkam mich, aber Alyn rettete mich, indem sie lachte. „Besondere Situationen erfordern besondere Menschen. Findet Ihr nicht?"
Die Wirtin seufzte und sah endlich zur Seite. „Wie wahr. Jedenfalls habe ich länger nichts mehr gehört. Es scheint, als wäre er verschwunden. Vielleicht waren es ja doch nur Geschichten."

„Wir werden ihn finden", entgegnete Alyn entschlossen. „Und dann wird er Seyl zurück zu glorreichen alten Zeiten führen."

Ich schwieg. Was waren diese Zeiten, von denen sie sprach? Glorreich war unsere Heimat schon lange nicht mehr. Unser System war schläfrig geworden. Die Könige waren vielleicht gerecht, aber angestaubt. Mit Seyl ging es schon lange bergab. Mit den Oberen und diesem Krieg hatte es nur seinen absoluten Tiefpunkt erreicht.

„Ihr wisst aber nicht zufällig, wo die Gerüchte ihren Ursprung genommen haben?" Alyn lehnte sich beschwörend nach vorne, ihre grauen Augen hielten die der Wirtin regelrecht gefangen.

Diese zögerte kurz, schien zu überlegen, ob sie uns, diesen seltsamen Fremden, vollkommen vertrauen konnte. Sie riss sich von Alyn los und warf mir einen merkwürdigen Seitenblick zu. „Ich weiß es nicht. Sie scheinen aber aus dem Norden zu kommen. Die Grenzregion. Merin vielleicht."

Ich biss die Zähne zusammen. Dann hatten wir ihn nur knapp verpasst. Wer weiß, vielleicht waren wir ihm sogar über den Weg gelaufen? Alyn und Rosena schienen ähnliche Gedanken zu hegen.

„Darf ich jetzt gehen? Oder braucht Ihr noch etwas?" Sie schien es eilig zu haben. Ich winkte ab und sie erhob sich ungelenk.

„Wir haben ihn verpasst", ergriff Alyn schließlich das Wort.

Ich nickte. „Es scheint so."

„Sollen wir unseren Plan ändern? Und der Spur des Königs nachgehen?"

Kurz gestattete ich mir den Luxus zu schweigen. Dann fällte ich eine Entscheidung. „Nein. Sie ist zu vage. Wer weiß, wo er jetzt ist. Wir müssen nach Erza und den nächsten Edelstein suchen."

„Aber Erza ist riesig. Wir wissen nicht, was wir dort vorfinden. In Seyl kennen wir uns wenigstens aus", wagte Rosena einzuwerfen. Dann wurde sie rot und stammelte: „Ich meine... also..."

„Das ist richtig. Allerdings wissen wir sicher, dass der vierte Edelstein dort ist. Ob der König wirklich existiert und nicht bloß der Fantasie verzweifelter Menschen entstammt, können wir jedoch nicht für uns entscheiden." Zumal wir aus sicherer Quelle erfahren hatten, dass in Krylanid ein junger Mann lebte, der höchstwahrscheinlich der echte König war. Doch darum würde sich hoffentlich der Graf kümmern.

Stumm beendeten wir unser Mahl. Draußen prasselte heftiger Regen gegen die bereits etwas trüben Scheiben. Die Wirtin erschien nach einer Weile und räumte wortlos den Tisch ab.

„Ich habe drei Zimmer. Mehr kann ich Euch nicht anbieten."
„Das genügt."

„Einfach die Treppe rauf. Die beiden Türen links und die erste rechts. Ich wünsche eine angenehme Nacht."

„Was hat die Frau denn?", fragte Sphen. „Sie scheint mir sehr launisch. Hat sie denn ihr Mann nicht gut erzogen?"

Alyn warf Sphen einen zornigen Blick zu und öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als ich sie mit einer müden Handgeste darum bat. „Ich weiß es nicht", seufzte ich. „Wir sollten zu Bett gehen. Es liegt noch eine weite Strecke vor uns."

Die drei Zimmer hatten je zwei Betten, was uns vor ein gewisses Problem stellte. Wir waren eine ungerade Anzahl an weiblichen und männlichen Personen. Sphen verschränkte die Arme. „Ich schlafe sicher nicht mit einer Frau im Zimmer."

Alyn schnaubte. „Du hast genügend Nächte mit uns unter freiem Himmel genächtigt. Was genau ist eigentlich dein Problem?"

Lapislazuli hatte zwar den Grund der Auseinandersetzung nicht verstanden, aber sie schien ihn intuitiv erfasst zu haben. Mit verschränkten Armen stellte sie sich neben Alyn.

„Dann teile ich mir mit Sphen ein Zimmer und ihr könnt das unter euch ausmachen." Ich wiederholte den Satz auf Skara woraufhin Sphen zufrieden nickte und den nächsten Raum betrat. Als ich folgte, bemerkte ich, dass der Junge sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. Stumm und mit flehendem Blick starrte er mich an.

Ich rieb mir die Schläfen. Allmählich fühlte ich mich erschöpft. „Gut, dann teilst du dir halt das Zimmer mit Sphen. Er wird schon nicht daran sterben", sagte ich, obwohl ich wusste, dass er kaum ein Wort akrid sprach. Er schien trotzdem zu wissen, worauf ich hinauswollte. Hinter ihm schloss sich die Türe und ich stand mit den drei Frauen allein in dem dunklen Gang.

Rosena kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe. Dann straffte sie sich. „Ich teile mir ein Zimmer mit Lapislazuli." Sie zog die kleine Frau hinter sich her.

Alyn lächelte. „Dann haben wir eine ganze Nacht für uns."

„Wir sollten schlafen", wandte ich nur wenig überzeugend ein.

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