Prolog

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Die alte Frau marschierte gebeugt. Ihr Buckel gab ihr eine ganz und gar groteske Gestalt und ihre Augen schimmerten geheimnisvoll. Auf einen Stock gestützt, passierte sie die Wachen, die zwischen den Säulen postiert waren. Auch wenn die Männer sich nicht bewegten, folgten ihre Blicke der Frau.

Da sie sehr langsam ging, konnten die Wachen sogar den großen Leberfleck an ihrem Kinn erkennen. Die Alte ignorierte die Männer. Sie war diesen Weg oft genug gegangen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Selbst dann nicht, als der Drimal auf sie zueilte.

„Madam, Madam", sagte er mit einem breiten Lächeln. „Ihr seht heute gut aus."

Sie knurrte nur abschätzig. „Ihr sein ein elender Schmeichler. Ich weiß selbst, dass ich hässlich bin. Bemüht Euch nicht."

Das nahm dem Drimal den Wind aus den Segeln. „Ich bitte um Entschuldigung", murmelte er. „Ich wollte Euch nicht kränken."

„Spar dir die Worte für deinen Herrn."

Er seufzte. „Darf ich Euch zu ihm geleiten?"

Die alte Frau schnaubte. „Ich kenne den Weg."

Nichtsdestotrotz begleitete der Drimal die Frau bis zu zwei großen Flügeltüren. Die Wachen davor wichen dem starren Blick der Frau aus. Ihre Augen hatten eine ungewöhnliche Farbe. Sie wirkten wie ausgeblichenes Braun-Gelb, ähnelten damit altem Pergament. Ihre Pupillen hingegen waren winzig, so dass es aussah, als würde sie dauerhaft in die Sonne starren.

Der Drimal wollte anklopfen, aber die Frau marschierte einfach an ihm vorbei und betrat den Saal. An dessen Ende stand ein Thron, auf dem eine einsame Gestalt saß.

Die Frau schlurfte vorwärts und hielt erst inne, als ihre Füße die erste Stufe vor dem Thron berührten. Im Gegensatz zu allen anderen verneigte sie sich nicht.

Der Mann kam langsam nach unten. „Ich habe Euch gerufen, damit ihr mir sagt, ob wir den Krieg gewinnen werden", sagte er.

„Befürchtet Ihr etwa eine Niederlage?", fragte sie hinterhältig und rieb sich dabei die faltigen Hände, die sonst unter dem langen lila Stoff verborgen waren, den sie sich umgeworfen hatte.

„Keineswegs. Aber ich sichere mich gerne nach allen Seiten ab."

Die Frau grinste und entblößte dabei eine Reihe von erstaunlich weißen Zähnen. „Ihr kennt meinen Preis."

„Ja, ja", antwortete der Mann ungeduldig. „Kommt mit." Er führte sie an weiteren Wachen vorbei durch eine Tür und schließlich gelangten sie in ein kleines gemütliches Zimmer.

Der Mann bediente sich an einer kleinen Bar und schob der Frau ein Glas gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit zu. Sie trank es in einem Zug. Dann rülpste sie vernehmlich.

„Also, sagt mir, was geschehen wird."

„Ja, ja", ahmte sie ihn nach. „Dafür bin ich ja hier. Nun gebt mir schon Eure Hand."

Der Mann hielt ihr eine Hand hin. Sie zauberte eine Flasche aus den Tiefen ihres Gewands und leerte deren Inhalt. Danach begannen ihre Augen zu flattern und sie griff die Hand des Mannes so fest, dass er leicht zusammenzuckte. Ihre mit seltsamen Mustern verzierten Finger wackelten leicht und das Zittern griff schließlich auf ihren ganzen Körper über, bis dieser regelrecht bebte. Dann riss sie auf einmal die Augen auf.

„Das hätte ich nicht erwartet", murmelte sie leichenblass.

„Was?", fragte der Mann ungeduldig. „Was habt Ihr gesehen?"

„Na, na, na. Eines nach dem anderen. Zuerst brauche ich noch einen Schluck." Er erfüllte ihr diesen Wunsch, obwohl es ihm sichtlich schwerfiel. Er war der Herrscher dieses Landes und trotzdem in den Augen der Frau nicht mehr als ein gewöhnlicher Diener.

„Ich sah einen Mann aus Feuer", berichtete die Frau, nachdem sie die Flüssigkeit regelrecht hinabgestürzt hatte. „Er ist euch treu ergeben. Doch in ihm schlagen zwei Herzen. Ich sah das Kind der Götter, das die Herzen Eures Volks stahl."

„Was soll das bedeuten?", fragte der Mann verärgert. „Das ist doch alles Kauderwelsch. Sagt mir, ob wir den Krieg gewinnen werden."

Die Frau ließ sich von seinem Zorn nicht aus der Ruhe bringen. Fast gelangweilt betrachtete sie ihre spitzen Fingernägel. „In diesem Krieg wird es keine Sieger geben, nur Verlierer. Und doch haben am Ende alle gewonnen."

„Warum sprecht Ihr in Rätseln? Dafür bezahle ich Euch nicht."

„Ich kann Euch keine klarere Antwort geben", antwortete die Frau verstimmt. „Das ist es, was die Götter mir verraten haben. Es ist nicht meine Aufgabe, diese Botschaft zu deuten. Das vermögt nur Ihr allein."

„Aber ich verstehe das nicht."

„Benehmt Euch nicht wie ein kleiner trotziger Junge. Das steht dem Andras dieses Landes nicht", tadelte die Frau ihn.

Er griff sie am Arm. „Gebt mir doch wenigstens einen Rat."

Sie löste sich von ihm. „Wartet ab. Lasst den Dingen Ihren Lauf. Am Ende werdet Ihr begreifen, was die Botschaft bedeutet."

Mit einem unheimlichen Lachen verließ sie den Raum und verschwand aus dem Palast, ohne dass jemand sie hatte gehen sehen.

Der Mann jedoch stand in dem Raum und machte sich seine Gedanken. Irgendwann kam der Drimal hinein. „Darf ich fragen, was sie Euch gesagt hat?"

„Wo ist mein Mitzar?" Der Andras klang geistesabwesend.

Der Drimal wusste sofort, von wem sein Herr sprach. „Er befindet sich derzeit in Seyl auf dem Vormarsch."

„Holt ihn sofort zurück. Ich habe ein paar Fragen an ihn."


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