Kapitel 29

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An den nächsten Metallsprossen kletterten wir empor und endeten mitten auf einer Straße. Zum Glück gab es dort weniger Verkehr, sonst wären wir garantiert überfahren worden.

Ein paar Passanten blieben stehen und starrten uns mit großen Augen an. Auch die Kutschen, die auf der Straße unterwegs waren, hielten an. Ich half einem nach dem anderen nach draußen. Zum Schluss kam die Königin. Sie blinzelte in die Sonne und ein leiser Schluchzer entkam ihr. „Ich dachte, ich würde die Sonne nie wieder sehen", meinte sie glücklich.

„Ja, aber ist das nicht Ihre Majestät?", tönte schließlich eine verdatterte Stimme. Damit löste sie eine regelrechte Lawine aus. Die Leute kamen näher, umringten Elisa, schüttelten ihr die Hände und konnten gar nicht genug von ihr bekommen und das, obwohl wir alle nach Ausscheidungen rochen.

Mal, die neben mir stand, flüsterte mir leise ins Ohr. „Das ist die Wirkung, die sie auf Leute hat. Erstaunlich, oder? Ich bin immer noch nicht dahinter gekommen, was genau sie anders macht als der Rest der Welt. Sie muss irgendetwas an sich haben. Charisma. Das ist eines der Dinge, die ich nicht verstehe. Es ist nicht greifbar. Manche scheinen damit geboren zu werden und andere nicht. Aber ich finde einfach nicht heraus, worin der Unterschied besteht."

Sie unterbrach sich, als Elisa sich zu uns umwandte. „Ja, ich wurde tatsächlich entführt. Aber meine Schwester und ihre Freunde haben mich gerettet."

Erst jetzt schienen sich die Leute zu erinnern, dass nicht nur ihre Herrscherin aus der Kanalisation geklettert war.

Die Menschenmenge jubelte und ich wurde unruhig. „Wir sollten zum Palast zurückkehren", meinte ich schließlich, nachdem ich mich zahlreichen Blicken ausgesetzt fand.

Es dauerte noch eine Weile, bis sich Elisa von ihren Bewunderern lösen konnte, dann eilten wir zum Palast. Dieser war ein ganzes Stück entfernt und es dauerte zwei Stunden, bis wir schließlich vor den Toren standen. Grund für die lange Zeit, die wir brauchten, waren mitunter auch die zahlreichen Gardisten und Wachen, die die Stadt auf der Suche nach Elisa durchkämmten.

Jedes Mal, wenn wir eine Gruppe von ihnen antrafen, wurden einige Erklärungen nötig. Man wollte uns eine Kutsche bereitstellen, doch Elisa hatte abgewunken. Bis diese sich durch den Verkehr gequält hätte, wären wir zehnmal angekommen. Aber vermutlich hatte sie zu diesem Zeitpunkt ihre Beliebtheit bei sämtlichen Bevölkerungsschichten nicht bedacht.

Als wir endlich vor dem Tor des Palasts standen, hatte sich hinter uns ein ganzes Regiment von ihnen versammelt. Die diensthabenden Wachen - weniger als üblich - rissen überrascht die Augen auf, ehe sich Erleichterung in ihren Mienen widerspiegelte.

„Euer Majestät, sie haben Euch gefunden", rief einer der Männer aus.

„Lassen Sie uns passieren, ich muss zu Nepomuk und meiner Großmutter."

Ich stellte fest, dass es einige Annehmlichkeiten bescherte, mit der Königin unterwegs zu sein. Niemand schikanierte uns oder hielt uns zurück, als wir mit der Königin das Gelände um den Palast betraten. Wir wurden nicht einmal durchsucht.

Ein eifriger Diener musste unser Kommen bemerkt haben, denn bevor wir die Stufen zum Palast erklimmen konnten, eilten Nepomuk, Simon und die alte Herzogin auf Elisa zu.

Die Königin fiel in Nepomuks Arme und zitterte. „Ich hatte solche Angst", gestand sie. „Diese... Leute - sie wollten mich töten."

Nepomuk strich ihr liebevoll durchs Haar. „Es ist alles gut. Du bist hier. Niemand kann dir mehr etwas tun."

„Das ist nicht richtig", widersprach Mal. „Wir mögen vielleicht einige von ihnen festgesetzt haben, aber ihren Anführer haben wir nicht erwischt. Es könnte jeder sein."

„Aber das ist ja furchtbar", rief die Herzogin aus. „Wir müssen jemanden zu deiner Bewachung abstellen. Wir müssen dafür sorgen, dass dir nichts mehr passiert."

Elisa schien der Gedanke unangenehm, aber sie schwieg.

„Wir werden diese Anarchisten aus ihren Verstecken zerren und ihrer gerechten Strafe zuführen!", rief Simon.

Die Herzogin blickte sich um. „Nicht hier. Gehen wir hinein." Sie winkte einem Diener. „Richten Sie bitte den Roten Salon her."

Der Mann nickte beflissen und verschwand eilig.

Wir folgten wesentlich langsamer. Bevor wir den Raum betraten, kam Lars auf uns zu. Sein Anzug war zerknittert, als hätte er die letzte Nacht darin geschlafen. Vermutlich war dem sogar so. Er warf Elisa einen erleichterten Blick zu.

„Eure Majestät, Sie sind tatsächlich wieder zurück. Das ist erfreulich. Ich habe ebenfalls gute Nachrichten. Dank eines Hinweises aus der Bevölkerung konnten wir einige der Anarchisten festnehmen. In ihren Häusern fanden sich kompromittierende Beweise."

Ich runzelte die Stirn.

Die alte Herzogin lächelte erfreut. „Das sind herausragenden Neuigkeiten. Wir werden dieses Gesindel hart bestrafen. Auf dass es anderen eine Lehre sein möge."

Sie betrat den Salon und ließ sich auf einen riesigen burgunderfarbenen Sessel fallen. Im Raum gab es nicht genug Sitzgelegenheiten, sodass ich mich am Ende an die hintere Wand lehnte, während Sphen mir gegenüber Posten bezog. Er zwinkerte mir zu.

„Eine Sache wäre da noch." Lars, der uns gefolgt war, wirkte beunruhigt.

„Noch mehr gute Neuigkeiten?"

„Eher nicht. Die Anarchisten weigern sich, zu gestehen. Sie behaupten, sie hätten nichts mit dem Vorfall zu tun. Jeder von ihnen ist überzeugt, dass man ihnen etwas unterschieben will. Wir haben sie scharf verhört. So gut es in dieser kurzen Zeit möglich war, aber sie rücken von dieser Aussage nicht ab."

„Aber die Beweise sprechen doch für sich?" Nepomuk schob mit dem Zeigefinger seine Brille weiter nach oben. Elisa hielt seine Hand immer noch eisern umklammert und ich konnte sehen, wie er die ihre unbewusst mit seinem Daumen streichelte.

Lars zögerte. „Ja", meinte er schließlich.

„Was ist dann das Problem?", wollte Simon wissen.

„Das Problem?" Ich hörte mich selbst sprechen. „Ganz einfach - diese Männer sprechen die Wahrheit."

Ich sah mich zahlreichen Blicken ausgesetzt. Die von meinen Freunden zustimmend, die anderen überrascht. Elisa schien hin- und hergerissen zwischen meiner Behauptung und dem was ihr zugetragen wurde.

„Wir haben einige von ihnen gefangen genommen, als wir Elisa befreit haben", erklärte Mal. „Das waren keine Anarchisten. Bei einem Teil von ihnen handelte es sich um unsere Angestellte."

„Das kann nicht sein!", rief die Herzogin aus. Noch nie hatte ich sie so fassungslos erlebt.

Elisa seufzte. „Mal hat recht. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen."

„Vielleicht haben die Anarchisten unsere Wachen infiltriert", gab Simon zu bedenken.

Ich öffnete den Mund, aber Elisa kam mir zuvor. „Sie sprachen von einem Anführer. Ich habe ihn jedoch nicht gesehen. Wenn wir diesen doch nur enttarnen könnten."

„Was das anbelangt..." Niemand schien mir zuzuhören.

„Wir sollten die restlichen Wachen vernehmen", schlug Simon vor.

„Das ist eine ausgezeichnete Idee. Vielleicht hat einer von ihnen etwas mitbekommen."

Die Herzogin blickte Lars an, der sofort nickte. „Ich kümmere mich darum."

Er verschwand.

„Ich hoffe, er hat Erfolg. Ich könnte wesentlich ruhiger schlafen, wenn ich diesen Anführer hinter Schloss und Riegel wüsste." Die Herzogin seufzte.

Simon beugte sich vor. „Wir werden ihn erwischen und dann soll er bezahlen."

„Ach?", meinte Mal spitz. Sie war erstaunlich ruhig gewesen, aber ihr Blick sprach Bände. Sie wirkte, als hätte sie ein großes Rätsel gelöst, nur dass sie mit dem Ergebnis ganz und gar nicht zufrieden war.

„Es ärgert mich, dass er nicht zugegen war", erklärte Alyn. „Vielleicht hätten wir auf sein Erscheinen warten sollen. Möglicherweise wäre er noch aufgetaucht. So lässt er sich nicht mehr blicken."

„Wir werden diesen Lagerraum durchsuchen. Ich hoffe, es lässt sich ein Hinweis finden", bemerkte Nepomuk.

„Ich denke, das ist nicht nötig", sagte ich langsam und dieses Mal hörten mich alle.

„Wie meinst du das?", fragte Alyn.

Im selben Moment sprach auch die Herzogin. „Wie darf ich das verstehen?"

„Ganz einfach", verkündete Mal bitter. „Weil er, ebenso wie ich, längst weiß, wer hinter all dem steckt."

„Wer?", fragte die Herzogin erstaunt.

„Woher weißt du das auf einmal?", fragte Elisa. „Wir hatten doch alle keine Ahnung."

„Weil er sich versprochen hat. So simpel und so vernichtend, nicht wahr, Simon?"

Mals Verlobter wurde bleich. „Ich bin nicht sicher, ob ich dir folgen kann, Liebling."

„Oh, ich bin sicher, du verstehst sehr wohl."

„Würde mich jemand aufklären?" Alyn klang ungehalten.

Ich lächelte finster. „Ganz einfach. Mal hat nur von Angestellten gesprochen. Ich mag in der Hinsicht nicht sehr bewandert sein, aber in einem Palast finden sich viele Angestellte - Diener, Gärtner, Stallburschen, Köche, Zimmermädchen und andere. Simon wusste aber erstaunlicherweise sofort, dass es sich bei den Entführern um Mitglieder der königlichen Wache handelte."

„Das war nur ein Zufallstreffer", verteidigte sich Simon aschfahl.

„Das glaube ich nicht", widersprach Mal. „Wenn man darüber nachdenkt, ist es sogar sehr logisch. Du warst nie zufrieden damit, dass ich auf den Thron verzichtet habe. Immer wieder hast du auf mich eingeredet. Aber ich bin nicht darauf eingegangen, also musstest du zu anderen Mitteln greifen. Du musstest, dafür sorgen, dass ich gezwungen wäre, mein Recht als Erstgeborene einzufordern. Doch solange es Elisa gibt, würde ich das niemals tun. Also musstest du sie beseitigen."
Simon verzog sein Gesicht zu einer schauerlichen Grimasse. „Ich sehe, du hast es verstanden."

„Natürlich", entgegnete Mal erstaunlich ruhig. Nur ihre Stimme zitterte leicht. „Ich mag vieles sein, aber dumm bin ich nicht."

Simon sprang auf und wollte aus dem Raum fliehen. Bevor Sphen oder ich ihn jedoch abfangen konnten, wuchs die Pflanze, die direkt neben der Tür stand in rasender Geschwindigkeit und wickelte sich um Simon.

„Sag mir eines - wen hast du mehr geliebt? Den Thron oder mich?"

Simon drehte sich zu Mal um und in diesem Moment verblasste all seine Attraktivität und zurück blieb nur sein hässliches Inneres. „Ich wollte diesem Land zu Ruhm verhelfen", zischte er. „Dafür brauchte ich dich. Deine Schwester ist ja ach so vernarrt in ihre Brillenschlange. Sie hat mir nie ihre Aufmerksamkeit geschenkt, aber du - du warst perfekt. Wärst du nicht so stur gewesen. Glaubst du wirklich, ich könnte jemanden wie dich lieben? Du solltest froh sein, dass ich mich erbarmt und dich ertragen habe."

Mal biss die Zähne zusammen. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.

„Bei Gott, Mal, hör nicht auf ihn." Elisa stürzte auf ihre ältere Schwester zu. „Er ist es nicht wert. Er..."

„Es ist in Ordnung", flüsterte Mal. Sie zuckte mit den Schultern. „Er hat recht. Ich bin nicht gemacht für eine Beziehung."

Nepomuk war im selben Moment wie seine Verlobte aufgesprungen und kam nun mit zwei Palastwachen zurück. Der Mann und die Frau warfen einen perplexen Blick auf Simon, der sich immer noch inmitten von Blättern und Ästen wand.

„Verhaften Sie diesen Widerling", befahl die Herzogin. „Werfen Sie ihn in das tiefste Verlies, das sie finden, und sorgen Sie dafür, dass er mir nie wieder unter die Augen tritt."

Die Frau warf einen unsicheren Blick auf Elisa, die entschlossen nickte.

Simon riss die Augen auf. „Nein, das könnt ihr nicht machen. Ich habe es doch nur gut gemeint."

Sämtliche Anwesenden ignorierten ihn. Als er abgeführt wurde, schimpfte, bettelte und flehte er. Nachdem seine Stimme leiser geworden und schließlich verklungen war, ließen sich die beiden Königstöchter wieder auf dem Sofa nieder.

„Er schien so nett zu sein", sagte Alyn betrübt. „Warum ist mir das nicht aufgefallen?"

„Falls es dich beruhigt - wir kennen ihn nun seit über zwei Jahren und hätten nie vermutet, dass er zu so etwas fähig sein könnte. Wir alle dachten, er liebte Mal heiß und innig. Wir haben uns so für sie gefreut", bemerkte Elisa bitter.

„Er war ein guter Schauspieler. Wir haben uns alle so in ihm getäuscht." Die Herzogin rieb sich erschöpft die Stirn.

Mal schwieg verbittert. Auch als Nepomuk zurückkam und verkündete, Simon säße sicher hinter Schloss und Riegel, sagte sie kein Wort.

„Es sieht so aus, als hätten die Anarchisten tatsächlich die Wahrheit gesagt. Ich habe in deinem Namen ihre Freilassung beantragt", meinte er an Elisa gerichtet.

„Danke", meinte die Königin erschöpft.

„Ihr müsst eine ziemlich schlechte Meinung von uns haben", meinte Elisa schließlich an uns gewandt. „Ihr seid unsere Gäste und stattdessen müsst Ihr durch die Kanalisation marschieren, um die Königin vor ihren eigenen Untertanen zu retten."

Die alte Herzogin erhob sich. „Und dann lassen wir Sie auch noch einfach stehen, anstatt Ihnen einen Platz anzubieten. Das ist unverzeihlich."

Ich bat sie, sich wieder zu setzen. „Keiner braucht sich zu entschuldigen. Schließlich sind wir an Sie herangetreten, nachdem wir jahrhundertelang keinerlei Beziehungen mehr zu Erza hatten. Wir sind diejenigen, die etwas von Ihnen wollen."

„Wir sind Ihnen auf jeden Fall etwas schuldig. Dafür, dass sie die Herrscherin eines ganzen Landes gerettet haben, sogar viel."

„Ich kann nicht verlangen, dass Sie sich in einen Krieg einmischen, der Ihr Land nicht betrifft."

„Aber irgendetwas müssen wir doch tun können!", rief Elisa aus. „Ich könnte nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich nichts unternehme."

Ich überlegte. „Es gäbe da etwas."


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