Kapitel 3

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Missmutig starrte Mika aus dem Fenster, während sein älterer Bruder hinter ihm in irgendwelche Listen vertieft war. Das eintönige Rascheln der Seiten und das beständige Schwappen des Wassers gegen den Rumpf wurden nur von vereinzelten Schritten an Deck unterbrochen.

„Du machst ein Gesicht wie fünf Jahre Regenwetter. Deine Angebetete wird schon heil zurückkommen."

Verärgert brauste Mika auf. „Du hast ja keine Ahnung. Dir ist Liebe ja egal. Bei dir geht es immer nur ums Geschäft."

Dominic hob eine Augenbraue. „Du benimmst dich töricht wie ein kleines Kind."

Mika verschränkte die Arme. „Ach ja? Dann sag mir doch mal, ob es in deinem Leben jemals eine andere Frau neben unserer Mutter gegeben hat."

Sein älterer Bruder schwieg. „Da siehst du!", rief Mika triumphierend aus.

Dom schüttelte den Kopf. „Du hast ja keine Ahnung", murmelte er leise, sodass der jüngere Mann es nicht hören konnte. Dieser begann erregt auf und abzumarschieren. „Wenn ihr nun etwas zustößt? Sie ist doch so jung und unschuldig."

„Senn wird auf sie aufpassen."

„Senn hat doch nur Augen für Alyn! Was, wenn sie in eine Situation gelangen, in der er nicht beide retten kann? Wir wissen beide, für wen er sich dann entscheidet!"

„Er würde sich etwas einfallen lassen."
Mika ignorierte den Einwand. „Ich hätte mitgehen sollen."

„Du?" Dom lachte. „Du würdest sie doch nur aufhalten. Mach die Situation nicht komplizierter, als sie ist. Senn hat mit seinem Gespann bereits genug zu tun, da braucht er nicht auch noch einen liebeskranken Narren."

Mika zitterte vor Wut. Sein Bruder hatte ihn doch noch nie ernst genommen. Warum hatte er nicht einfach geschwiegen?

Dom stand auf und begann die vielen Dokumente einzusammeln, die kreuz und quer auf seinem schweren Eichenholztisch verstreut waren. „Wir reisen morgen weiter nach Skaramesch. Seyl ist zu gefährlich. Wären nicht auf einmal unsere ganzen Vorräte verschwunden, hätten wir Wiesenfeld nicht aufsuchen müssen. Ich frage mich, wie wir uns so sehr verschätzen konnten." Er warf einen vielsagenden Seitenblick auf Mika, der prompt errötete.

„Ich weiß es doch nicht. Vielleicht war unser Aufbruch so hastig, dass wir unser Schiff noch nicht vollständig beladen haben."

„Das bezweifle ich. Aber ich bin froh, wenn wir dieses verfluchte Land endlich hinter uns lassen. Sie werden den Krieg verlieren und wenn es so weit ist, möchte ich weit weg sein."

„Du bist ein Feigling!", warf Mika seinem Bruder an den Kopf. „Andere unternehmen alles, um Seyl vor einer Niederlage zu bewahren und du – du ergreifst die Flucht, wie ein Hund mit eingeklemmten Schwanz!"
„Ich bin Händler", entgegnete Dom, immer noch ruhig. „Ich lebe mit Kalkulationen. Sie werden nicht gewinnen. Würdest du dich einmal mit der Welt der Zahlen beschäftigen, statt den Kopf immer in den Wolken zu haben, wüsstest du das. Acerum ist Seyl um Längen überlegen. Sie besitzen ein bis zum Umfallen gedrilltes Heer, ausgerüstet mit den besten Waffen. Sie haben nur darauf gewartet, endlich in Seyl einzufallen. Und seine dummen Bewohner wollten sich auch noch auf ein Bündnis mit den Nordländern einlassen. Vertraue nie einer Schlange, egal wie sehr sie dir auch schmeicheln mag. Wir alle haben gewusst, dass es so enden wird, nur wollte es niemand einsehen. Wir haben alle die Augen vor der Wahrheit verschlossen."
„Glaubst du ernsthaft, sie werden sich nur mit Seyl zufrieden geben? Die sind doch alle größenwahnsinnig und nach und nach werden sie den Rest der Welt erobern! Es ist unsere Pflicht, sie aufzuhalten!"

„Weder du noch ich sind Krieger. Wir haben keine Ausbildung dazu. Ich mag vielleicht von Piraten abstammen und einen Säbel an meiner Seite tragen, aber ich löse Konflikte nicht mit einer Waffe, sondern mit meiner Zunge und meinem Verstand. Das solltest du dir auch mal überlegen."

Mika ballte die Fäuste und für einen Moment stellte er sich vor, wie er diese benutzte, um auf seinen Bruder einzuschlagen. Dann jedoch zügelte er sich. „Ich gehe zu Bett." Immer noch erzürnt verließ er die Kajüte. In seinem Kopf fasste er einen waghalsigen Plan.

Mitten in der Nacht, als alles ruhig war, verließ eine einsame Gestalt das Schiff. Unbeobachtet von den Wachen, die mit müden Augen in die Finsternis starrten, war Mika mit einem leisen Platschen in den Fluss gesprungen und kraulte mit schnellen Zügen vom Schiff weg. Als die Fackeln der Wächter nur noch kleine Lichtpunkte waren, schlich er an Land.

Die Luft war kalt und die nasse Kleidung klebte ihm am Leib. Zitternd rieb er sich die eisigen Arme. Auf einmal kam ihm seine Idee gar nicht mehr so großartig vor, doch nun war es zu spät umzukehren. Er würde nicht weglaufen, während andere, wie seine geliebte Rose, sich aufmachten, ihr Land zu verteidigen. Er würde sie finden. Entschlossen machte er sich auf den Weg.

Obwohl nur der blasse Mond die allgegenwärtige Dunkelheit etwas erhellte, legte er ein zügiges Tempo vor. Durch den Marsch wurde ihm warm.

Mit jedem Schritt, der ihn weiter von seinem feigen Bruder wegbrachte, fühlte er sich beschwingter. Er würde Rose finden.

Als langsam die Sonne aufging, schwand seine Zuversicht. Seine Kleidung war immer noch klamm und sein Magen knurrte. Sein Fußknöchel schmerzte, weil er in der Dunkelheit eine unebene Stelle übersehen hatte und umgeknickt war. Wenn er Pech hatte, handelte es sich um eine Verstauchung. Mika strich sich über die verschwitzte Stirn. Müdigkeit bemächtigte sich seiner, aber trotzdem marschierte er weiter. Auch wenn es nur der Trotz und der Stolz waren, die ihn vorantrieben. Er würde nicht umkehren, um wie ein Häuflein Elend bei seinem Bruder angekrochen zu kommen. Nur dumm, dass er nicht an Proviant gedacht hatte.

Wenigstens einen Beutel mit ein paar Münzen hatte er mitgenommen. Einen Teil davon hatte Mika aus der Truhe seines Bruders gestohlen, worauf er sicher nicht stolz war. Aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel.

Auf dem Weg, dem er inzwischen folgte, nachdem er die ganze Nacht querfeldein marschiert war, begegnete ihm niemand.

Zitternd stolperte er vorwärts. Allein der Gedanke an Rose hielt ihn aufrecht. An Rose und den besserwisserischen Ausdruck auf dem Gesicht seines Bruders, sollte er zurückkehren. Natürlich würde er sich versöhnlich zeigen, aber sein Mimik würde Bände sprechen. Habe ich es dir nicht gesagt, würde sie regelrecht hinausschreien.

Wütend kickte Mika einen Stein weg und der Schmerz in seinem Fußgelenk steigerte nur seinen Zorn. Er war kein kleines Kind mehr. Dieses Mal würde er alles richtig machen. Dieses Mal würde er nicht allein zurückbleiben, eines törichten Fehlers wegen.

Als er gegen Mittag in der Ferne Rauch erblickte, wurde er von neuer Kraft erfüllt. Eine Siedlung. Es dauerte trotzdem noch eine geraume Weile, bis er die Ansammlung von Häusern sehen konnte.

Die Bewohner musterten ihn mit misstrauischen Blicken, als er endlich durch das Tor trat. Aber für den Moment kümmerte ihn das reichlich wenig. Am nahezu kreisrunden Dorfplatz stieß er endlich auf eine Schenke. Erleichterung machte sich in Mika breit. Er stürzte geradewegs durch die Tür, die Frau am Tresen schaute überrascht auf.

„Etwas zu trinken und zu essen, bitte. Egal, was!"

Die Frau zögerte kurz, nachdem Mika jedoch einige Münzen auf die blankgeputzte Oberfläche des Tresens hatte fallen lassen, kam Bewegung in sie.

Eine halbe Stunde später stand vor dem jungen Mann eine große Schüssel mit dampfender Suppe. Gierig löffelte er sie und schleckte am Ende sogar die Schale aus. Die Frau hatte ihn unterdes die ganze Zeit über beobachtet. „Gute Frau, habt Ihr ein Zimmer frei?", fragte Mika schließlich.

Stumm starrte sie ihn an und er begann sich zu fragen, ob er sich unhöflich benommen hatte. Gerade, als er sich erheben und die Schenke verlassen wollte, antwortete sie endlich. „Ja", sagte sie. „Ich denke, ein Zimmer haben wir noch. Ich führe Euch hin."

Mika folgte der Frau zu einer kleinen Kammer im ersten Stock. Sie war gerade so groß, dass ein Bett und ein schmaler Tisch mit Stuhl sowie ein Nachttopf Platz hatten. Mika war jedoch zu erschöpft, um sich über die geringe Größe Gedanken zu machen. Stattdessen bedankte er sich bei der Frau und schmiss sich aufs Bett.

Ohne seine Kleider abzulegen, fiel er in einen tiefen Schlaf.

Lärm weckte ihn. Müde lauschte er den Geräuschen. Licht fiel durch das Fenster der Kammer, gelblich flackernd wie Feuer. Mika drehte sich zur Seite und legte den Arm über die Augen. Sein Kopf schmerzte und seine Nase fühlte sich verstopft an. Er stöhnte leise.

Er vergrub sich tiefer ins Bett, die dünne Decke, die kaum Wärme spendete, bis ans Kinn gezogen. Obwohl der Winter vergleichsweise mild geendet hatte und nun der Frühling mit aller Kraft Einzug hielt, waren die Nächte oftmals noch eisig.

Laute Rufe schallten durch das Dorf. Seine Ohren waren belegt und er konnte keine einzelnen Wörter unterscheiden. Mika hoffte, dass bald wieder Ruhe einkehren mochte. Er hatte noch einen langen Tag vor sich. Roses Gefährten waren zu Pferd unterwegs. Aber einer von ihnen, der arrogante Skara, war ebenfalls gewandert. Deshalb könnte er es vielleicht schaffen, wenn er den ganzen Tag marschierte. Nein, er könnte es nicht nur schaffen, er würde es schaffen. Denn die Liebe zu Rosena war der beste Antrieb, den man sich wünschen konnte.

Schritte polterten laut die Treppe hinauf. Seine Zimmertür wurde aufgerissen und jemand riss ihm grob die Decke weg.

„Da liegt er, der Vaterlandsverräter und schläft friedlich!", brüllte jemand.

Mika blinzelte. Vor seinen Augen flackerte das Licht einer Fackel. Unwillkürlicher wich er zurück, bis ans Kopfende des Bettes. „Was wollt Ihr?" Seine Stimme versagte fast, heraus kam nur ein heiseres Krächzen.

„Du glaubtest wohl, du könntest dich verdrücken! Deine Landsleute für dich sterben lassen und dich dann auf ihren Lorbeeren ausruhen! Da hast du dich aber mal schön geirrt!"

„Wie?" Sein Kopf war langsam, zu langsam, um die Worte verarbeiten zu können.

„Gut, dass es so anständige Leute gibt, die Ausschau halten nach Feiglingen wie dir."

Allmählich begann es Mika zu dämmern. „Nein", sagte er. „Nein! Ich bin nicht geflohen. Ich komme nicht aus Seyl! Ich stamme aus Jamar."

„So? Warum sprichst du dann akrid? Und warum bist du nicht in Jamar? Na? Und was ist mit deiner Haut? Viel zu hell für einen von diesen Dschungelleuten. Nee, Junge, mich kannst du nicht für dumm verkaufen. Ein Feigling bist du, mehr nicht."

„Aber er trägt Kleidung aus Jamar", wandte eine andere Stimme ein.

Mikas Augen weigerten sich immer noch hartnäckig, offen zu bleiben.

„Natürlich hat er das. Meinte wohl, damit käme er durch", erklärte eine dritte Stimme.

„Das ist ein Missverständnis", versuchte sich Mika zu verteidigen, aber selbst in seinen eigenen Ohren klang es ausgesprochen lahm.

Zwei Hände packten ihn mit festem Griff und schmissen ihn aus dem Bett. Er stürzte hart zu Boden und schnappte nach Luft. Sein ganzer Leib krümmte sich, während er so dalag und um jeden Atemzug kämpfte.

„Du kannst froh sein, dass wir jeden Mann brauchen", kam die verbitterte Stimme des Anführers. „Sonst hätten wir dich an Ort und Stelle exekutiert. Glaub bloß nicht, dass wir da ein rechtes Tamtam um die Sache machen. Als hätten wir nicht schon genug zu tun. Nehmt ihn mit."

Mika wurde wieder in die Höhe gezogen. Seine Schultergelenke protestierten und versuchte sich zur Wehr zu setzen. Aber seine Angriffe waren schwach, sodass nur Gelächter ertönte. Ein heftiger Schlag gegen sein Gesicht betäubte ihn, sodass er sich widerstandslos mitziehen ließ. Seine Beine schleiften über den zerfaserten Holzboden.

Draußen wurde er in einen Käfig geschmissen. Er landete in stickendem Stroh. Abscheu überkam ihn. Abscheu vor den Leuten, die ihn so unsanft behandelt hatten und Abscheu vor sich selbst. Sein Bruder hatte recht gehabt. Er war ein dummer Narr. Er schämte sich für seinen Hitzkopf.

Mit einem Ächzen richtete er sich langsam auf und lehnte sich an die Gitterwand. Vorsichtig betastete er sein Gesicht. Seine rechte Wange begann bereits anzuschwellen und seine Nase blutete. Gebrochen schien sie jedoch nicht und auch seine Zähne schienen den Angriff allesamt überstanden zu haben.

„Haben sie dich auch erwischt?", tönte eine Stimme aus der anderen Ecke des Käfigs.

Mika kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Eine Kontur schälte sich aus der Finsternis, als jemand näher kroch. Ein junger Mann mit einer großen Narbe auf der Wange musterte ihn abfällig. „Was bist'n du für einer? Halbes Portiönchen, wie?" Der Fremde war in der Tat um einiges größer als Mika. Vermutlich sogar noch größer, als Senn es war.

Auf einmal setzte sich der Käfig rumpelnd in Bewegung und Mika überkam eine merkwürdige Erleichterung. Der Mann war für den Moment abgelenkt und so konnte er sich eine Antwort sparen. Dann jedoch überkam ihn Angst. Wohin würden sie ihn bringen?

Er fasste seine Frage in Worte und der Fremde lachte schallend. „In den Krieg, Junge. Sie schicken uns in den Krieg. Sie können sichs nicht leisten, Deserteure und Verweigerer zu töten, deshalb opfern sie uns an der Front, in der Hoffnung, so ein bissl Zeit herausschlagen zu können."

Entsetzen breitete sich in Mika aus. „Sie bringen uns in den Norden?"

„Natürlich, Junge. Was hast'n du gedacht? Wir sind nur Abschaum. Aber selbst Abschaum kann in solchen Zeiten noch helfen. Wir werden die Ersten sein, die sterben. So hab ich mir das nicht vorgestellt." Bedauern schwang in seiner Stimme mit, wie bittersüßer Wein. Mika war jedoch zu abgelenkt, als dass er die feine Nuance gehört hätte.

Rosena war nach Osten unterwegs. Sie würde den Norden möglicherweise nie zu Gesicht bekommen. Und wenn sie dann zurückkommen würde, wenn der Krieg vorbei wäre, unabhängig davon ob Seyl gewonnen hatte oder nicht, würde sie auf ihn warten.

Aber er würde nicht kommen. Weil er irgendwo von Schwertern zerfetzt auf dem Schlachtfeld verendet war. Aaskrähen würden sein Fleisch in Stücke reißen, bevor es von Maden zerfressen werden konnte. Niemand würde seinen Namen in Ehren halten. Wenn Überlebende das Schlachtfeld durchsuchten, würden sie an seiner Leiche haltmachen, aber niemand würde seinen Namen wissen. Er würde für immer ein unbekanntes Opfer bleiben. Und wenn seine geliebte Rose seinen Bruder traf und sich nach seinem Verbleib erkundigte, würde dieser einfach mit den Schultern zucken. Dieser Tölpel hat sich einfach davon gemacht, mitten in der Nacht über Bord gesprungen. Wahrscheinlich ist er ersoffen. Na ja, er hat es auch nicht anders verdient, bei so viel Dummheit. Und Rose würde sich beschämt abwenden, weil sie sich in einen Narren verliebt hatte. Natürlich würde sie auf ihn warten, einfach, weil seine Rose ein so guter Mensch war, aber sie wäre erleichtert, wenn er nicht auftauchen würde. Dann würde sie nämlich einen anderen Mann heiraten können. Jemanden, der eher wie sein Bruder oder wie Senn sein würde.

Leise drang ein Schluchzen aus seiner Kehle.

„Na na na, Junge. Wer wird denn gleich weinen? Ich weiß, die Aussicht ist drückend, aber noch leben wir."

„Ich bin so ein Narr."

Der große Mann tätschelte ihm erstaunlich sanft den Rücken. „Das sind wir alle, Junge. Die Menschheit ist der Inbegriff der Narrheit."

Mika starrte verzweifelt nach draußen in die Dunkelheit. Neben ihnen ritten Männer mit Fackeln, die ihre Gesichter halb erhellten. Ein finsterer Zug schmückte ihre Mienen.

„Warum tut Ihr das?", brüllte Mika. „Warum liefert Ihr unschuldige Menschen dem Tode aus?"

Keiner der Männer reagierte. Sie blickten nicht einmal in seine Richtung.

„Lass es gut sein Junge. Sie reden nicht mit Abschaum wie uns. In ihren Augen sind wir nur Feiglinge. Warum bist du weggerannt?"

„Wie?"

„Warum bist du nicht wie alle anderen in den Krieg gezogen?"

Mika zögerte und der Mann winkte ab. „Schon gut. Ich wollte mein Leben nicht für ein Land geben, das sich noch nie um mich gekümmert hat. Von mir aus kann Seyl untergehen. Ich bin der Letzte, der ihm auch nur eine Träne nachweint."

„Aber wenn der König wiederkommt?"

„Ach Junge, spar dir deine ideellen Ansichten für jemand andren. Die da oben ham sich noch nie um Menschen wie mich gekümmert. Es ist egal, wer regiert, da die sowieso alle gleich sind." Er seufzte voller Bedauern. „Und jetzt sterb ich doch. Weil ich mich erwischen hab lassen. Also, warum bist du abgehauen?"

„Ich bin nicht weggelaufen. Na ja, eigentlich schon. Aber vor meinem Bruder. Er wollte nach Skaramesch verschwinden und dort ausharren." Gegen die Verachtung in seiner Stimme konnte er nichts unternehmen.

„Dein Bruder ist ein kluger Mann. Und du? Was willst du hier? Warum bist du nicht mitgegangen?"

Mika errötete beim Gedanken an Rosena und der Mann grinste. „Ah, haste ein Mädchen. Willst ihr was beweisen, was? Aber da solltest du eigentlich erst recht rennen. Damit du ihr ne Zukunft bieten kannst."

„Sie weiß nicht einmal, dass ich hier bin. Sie ist in den Osten gereist. In einer sehr wichtigen Angelegenheit. Ich wollte ihr hinterher."

Der Mann lachte schallend. „Du wolltest ihr hinterher? Das ist zu komisch, Junge, du bist ja liebeskrank. Die hat dir ja mal gehörig den Kopf verdreht. Was macht sie denn im Osten? Da gibt's doch nichts."

„Erza. Sie sind nach Erza gereist."

„Dein Mädel muss ganz schön wichtig sein, wichtig oder verzweifelt, wenn sie nach Erza reist."

Mika zuckte mit den Schultern. „Ich denke, sie ist beides."

„Ich glaub, du bist in Ordnung, Junge." Der Mann boxte ihm aufmunternd gegen die Schulter, woraufhin Mika die Lippen zu einem schiefen Grinsen verzog, da eine Seite für ein breites Lächeln zu geschwollen war und sich möglichst unauffällig die schmerzende Stelle rieb.

„Wie heißt du eigentlich?"

„Mika."

„Das ist aber ein ungewöhnlicher Name."

„Ich komme aus Jamar."

„Dann sollte dieser Krieg erst recht nicht der deine sein. Ich bin Erzel."

Sie schüttelten sich die Hände. Dann hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.

Mika wischte sich seine tropfende Nase mit einem Hemdärmel ab und starrte in die aufgehende Sonne.

Entschlossenheit packte ihn. Er würde überleben und am Ende seine geliebte Rose in die Arme schließen.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro