Kapitel 39

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Ich schwang mich von Farah und drückte Wladi die Zügel in die Hand. Er riss die Augen auf. „Ich soll Farah reiten?", fragte er.

„Nein. Es reicht, wenn ihr sie führt. Ich möchte sie nicht mitnehmen."

„Warum flüchten wir nicht?", fragte Rosena. „Niemand würde uns erkennen, wenn ich meine Illusionen wirke. Dieses Mal, werde ich nicht die Kontrolle verlieren. Bitte, lass uns abhauen."

Die Soldaten beobachteten uns immer noch und ich schüttelte den Kopf. „Sie haben Pferde. Sowohl Farah als auch Isa sind erschöpft, sie könnten kaum lange genug die Geschwindigkeit halten, dass wir außer Sicht geraten."

„Wir können es versuchen", flehte Rosena.

„Wenn sie uns erwischen, dann sperren sie uns ein oder töten uns und niemand wird kommen, um uns zu befreien."

„Wir müssen es versuchen. Ich nicht möchte, dass du für meine Heimat stirbst, wo die doch den Krieg angefangen hat." Wladi ließ den Kopf hängen. „Das ist alles meine Schuld. Nur wegen mir sind wir hier."

Rosena schüttelte den Kopf. „Nein, es ist meine Schuld. Ich habe die Kontrolle verloren."

„Niemand trägt die Schuld", erwiderte ich vehement. „Ich werde mit ihnen gehen. Ihr hingegen sucht Wladis Eltern. Ihr schafft das."

„Aber was ist mit dir?"

„Ich bin gut im Überleben und außerdem ..." Ich starrte hinüber zu den drei Soldaten, die allmählich ungehalten wirkten. „Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich sie begleiten muss."

Rosena zögerte. „Was, wenn dein Gefühl dich täuscht?"

„Was, wenn sie dahinterkommen, dass du aus Seyl bist?", ergänzte Wladi auf Acerianisch.

„Ich werde bei der ersten Gelegenheit verschwinden und dann wieder zu euch stoßen."

„Wie willst du uns finden?" Rosena klang immer noch nicht überzeugt.

„Ich habe dich einmal gefunden und ich werde es wieder tun."

Sie seufzte. „Mir ist das nicht recht. Was wenn alles schief geht? Was soll ich den anderen sagen? Was werden sie von mir denken, wenn ich ihnen sage, dass unser König in Acerum durch mein Verschulden umgekommen ist?"

„Das wird nicht passieren. Sucht Wladis Eltern und wenn ihr sie gefunden habt, kehre nach Seyl zurück."

„Aber ich weiß nicht einmal den Weg!" Es war das erste Mal, dass Rosena die Stimme erhob.

Ich bat sie mit einer Geste, leiser zu sein. Die Soldaten mussten nicht unbedingt hören, wie wir uns auf Akrid unterhielten. Sie verstummte.

„Dann bleib bei Wladi. Ich werde zu euch kommen. Ich verspreche es."

„Seid ihr bald fertig?", ertönte eine verärgerte Stimme. Rosena und Wladi zuckten zusammen.

„Uns bleibt nichts anderes übrig", beschwor ich sie.

„Pass auf dich auf." Als ich ihre Worte vernahm, wusste ich, dass sie aufgegeben hatte. Sie wirkte ehrlich bedrückt und ich drückte kurz ihre Schulter. „Alles wird gut."

„Den Glauben daran habe ich schon lange verloren."

Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Stattdessen nickte ich den beiden kurz zu. „Viel Glück", wünschte ich.

„Viel Glück", gaben die beiden zurück.

Zum Abschied tätschelte ich Farah den Hals und sie schnaubte.

Ich trat auf die Soldaten zu. „Was hat so lange gedauert?", fragte der Rothaarige.

Der Riese gab ihm einen Stoß, bei dem sein deutlich kleinerer Kamerad sichtlich schwankte. „Idiot. Er hat seine Familie verlassen müssen. Ich habe auch lange gebraucht und du sicher auch."

Der Rothaarige knurrte etwas Unverständliches.

„Wir haben nur drei Pferde", bemerkte schließlich der Schweigsamste von ihnen.

„Er kann hinter mir sitzen. Damris ist groß und kräftig, der kann auch zwei tragen."

Insgeheim war ich dankbar, dass sie mich nicht fesselten. In den letzten Monaten war ich entschieden zu oft in Ketten oder Handschellen gelegt worden.

Die drei Männer banden ihre Pferde los, die sie an einem mächtigen Baum festgemacht hatten. Der Riese stieg auf und reichte mir anschließend seine Hand. Ich ergriff sie und er zog mich mit einem mächtigen Ruck nach oben. Als ich hinter ihm auf dem Rücken des robusten Braunen saß, wandte er den Kopf. „Ich bin ... Jusin", stellte er sich vor.

„Senn."

„Meine Großmutter stammt auch aus einer Edelsteinsucherfamilie. Aber es hat sich nicht mehr ..."

Es blieb mir nur zu hoffen, dass wir bald ankamen, denn früher oder später würden meine mangelnden Sprachkenntnisse auffallen. Obwohl Jusin sich ehrlich zu bemühen schien, mich in die Gruppe zu integrieren, verfluchte ich ihn dafür, denn so würden sie mich noch schneller enttarnen.

„Sie haben im ... gelebt. Kennst du das?"

Ich zögerte ich. „Ich bin sicher nicht."

Als sie mich anstarrten, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. „Ich, äh, bin mir nicht sicher."

„Arbeitet ihr die ganze Zeit in ..."

„Äh, nein, wir sind auch oft im Haus."

„Ihr habt ein Haus?"

Verwirrt schwieg ich. Wohnten die Edelsteinsuchern in Höhlen? Wenn ja, was hieß Höhlen nochmal? Es fiel mir schwer, nicht das Gesicht zu verziehen. „Ja, ein Haus", bestätigte ich.

„Er meint wahrscheinlich ...", sagte der Rothaarige geringschätzig.

Jusin verspannte sich. Seine Antwort konnte ich nicht verstehen. Stattdessen drehte ich mich um und sah Rosena und Wladi in der Ferne stehen. Sie hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Farah wieherte heiser.

„Was ist mit Euren Eltern?"

„Sie sind tot", sagte ich. Einfach, weil es am einfachsten war.

„Das tut mir leid. Wie sind sie gestorben?"

„Sie, äh, hatten einen..." Ich suchte nach dem Wort.

„Unfall?"

„Ja genau. Im Winter. Es lag viel Schnee und er ist gerutscht."

„Eine ..."

Ich nickte einfach, in der Hoffnung, er hatte gerade das acerianische Wort für ‚Lawine' genannt.

„Sagt mal, der ist ja nicht ganz hell", rief der Rothaarige aus. Ich blickte ihn unverwandt an und er verzog das Gesicht. „Bist du ein bisschen ..." Auch wenn ich das letzte Wort nicht verstand, wusste ich trotzdem, dass er mich gerade beleidigt hatte.

„Lass ihn in Ruhe", brummte Jusin.

„Der kapiert das sowieso nicht."

Nachdem ich neun Jahre lang bei den Assassinen gelebt hatte, drei davon als Sklave, und zuvor jahrelang von meinem Onkel unterdrückt, beleidigt und geschlagen worden war, ließ mich das seltsam kalt. Jeder, der mich unterschätzt hatte, hatte früher oder später dafür mit dem Leben bezahlt. Ich hatte nicht vor, die Soldaten zu töten, insbesondere nicht Jusin. Aber zu einer anderen Zeit hätte ich es ohne zu zögern getan. Auch jetzt würde ich es tun, aber nur wenn mir keine andere Wahl blieb.

Ich spürte meine Dolche, die ich unter meiner Kleidung verbarg. Meine Sennen waren in dem großen Rucksack verstaut, den ich auf dem Rücken trug und in dem sich mitunter auch noch zwei der Wolldecken befanden. Ich hatte ihn schlichtweg vergessen.

Die Soldaten schienen sich nicht darum zu kümmern. Das bestätigte nur, dass sie in mir nicht mehr sahen als den einfachen Reisenden, der ich vorgab zu sein.

Zu unserem Glück hatten wir die prächtige Kleidung, die wir in Erza bekommen hatten, inzwischen gegen einfachere Gewänder eingetauscht, die aber immer noch von guter Qualität waren. Sie stammten ebenfalls aus Erza und waren ein Geschenk von Lars, der offenbar nicht die Meinung der Königin teilte, nach der ein Prinz königliche Gewänder zu tragen hatte.

Jusin schien aufgegeben zu haben, denn er sprach mich nicht mehr an. Schweigend folgten wir dem Verlauf der Straße. Statt nach Arid, waren wir an der Weggabelung nach links abgebogen.

Schon nach kurzer Zeit konnte ich in der Ferne eine Ansammlung von Häusern ausmachen.

Rauch stieg in den Himmel und sammelte sich zu einem grauen Dunst.

Als wir näher kamen, erkannte ich die steinerne Mauer, die so hoch war, dass nur die Dächer der Häuser darüber hinweg schauten. Die Giebel der Gebäude schienen verlegen, als wollten sie sich hinter dem großen Wall verstecken.

Die Mauer verschluckte sämtliche Geräusche aus dem Inneren, sodass nichts an mein Ohr drang.

„Ja, da schaust du. Sowas Großes hast du noch nicht gesehen." Der Rotschopf grinste abfällig.

Ich schwieg. Obwohl die Mauer sicher imposant war, wirkte sie nur gering im Vergleich zu ihrer monströsen Schwester, die Agba schützte. Auch Krylanids Mauer war keineswegs niedriger.

Trotzdem bemühte ich mich um einen staunenden Ausdruck.

Vor dem massiven Tor standen ganze sechs Soldaten.

„Habt ihr die Stelle gefunden?"

Der Rothaarige nickte. „Und wisst ihr, was wir noch gefunden haben? Einen ..." Er lachte und deutete dabei auf mich.

Die Wachen reckten die Hälse, um an Jusin vorbeizusehen. Alle von ihnen schienen jünger als ich zu sein, was ich verwundert zur Kenntnis nahm. Sie waren eindeutig keine Kinder mehr, sondern im besten Alter. Warum kämpften sie nicht an der Front?

Mir wurde mit Grauen bewusst, dass Seyl eigentlich keine Chance mehr hatte. Wenn Acerum bisher nur die halbe Stärke ins Feld geschickt und mein Heimatland bereits ohne größere Verluste nahezu eingenommen hatte, was würde erst geschehen, wenn der Fürst entschied, all seine Ressourcen einzusetzen?

Ich konnte nur hoffen, dass Alyn und die anderen in keine Schwierigkeiten gerieten.

Die Wachen gaben den Weg frei. Die beiden riesigen bronzenen Torflügel standen weit offen. Vermutlich wurden sie nur über Nacht geschlossen, denn sie mussten von enormen Gewicht sein, sodass es sicher seine Weile dauerte, bis sie sich bewegten.

Als ich den Kopf hob, konnte ich über mir ein hochgezogenes Eisengitter ausmachen. Feinde würden ihre liebe Not haben, diese Befestigung zu stürmen. Der Rotschopf trieb sein Pferd an und ritt voraus. Jusin folgte ihm und mir eröffnete sich der Blick auf eine breite Straße, zu deren Seiten ziemlich identische Häuser aufragten. Die Gebäude waren allesamt Zweckbauten, so schlicht, wie nur irgendwie möglich, mit dem gleichen Grundriss, schmalen, vergitterten Fenstern, die Läden aus Eisen. Die Wände waren stellenweise mit dunklem Holz verstärkt, die restlichen Mauern hatten die Farbe von heller Asche. Nur die allgegenwärtigen weinroten Flaggen mit dem weißen Drachen brachten etwas Farbe in die sonst so trostlose Umgebung. Die Luft war von Rauch erfüllt und das rhythmische Klopfen von Schmiedehämmern tönte an mein Ohr. Raue Gespräche unterlegt von dem Klirren von Waffen trugen zu der Kakophonie bei.

Die Straße war erstaunlich sauber. Keine Pferdeäpfel verdreckten den Weg und keine Abfälle oder Exkremente waren vor die Häuser gekippt.

Trotzdem stank es, nach Rauch, Schweiß und ungewaschenen Körpern. Die Luft waberte.

Murista war eine Festungsstadt.

„Wir bringen ihn sofort zum Mitzar", rief der Rothaarige über den Lärm hinweg.

Ein paar Männer in Rüstungen hielten in ihrem Dauerlauf kurz inne, um uns zu mustern. „Gardel, wen habt ihr denn da ...?", rief einer. „Etwa einen ...?" Alle lachten.

Der Rotschopf, der offenbar den Namen Gardel trug, lachte mit. „Er kommt aus den Bergen. Und wenn ihr mich fragt, ist er..." Auch wenn ich das Wort nicht verstand, war der kreisende Finger an seinem Kopf Aussage genug. Ihm schien es egal zu sein, dass ich ihn hören konnte. Aber ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Meine Grammatik war zu schlecht und mir fehlten zu viele Vokabeln.

„Ignoriere diese .... Sie fühlen sich besser, wenn sie jemanden ... können."

Jusin schien mich aufheitern zu wollen und ich schenkte ihm ein knappes Nicken.

An ihrem Ende öffnete sich die Straße zu einem breiten Platz, einer Arena, in der zahlreiche Übungskämpfe stattfanden, manche zu Pferd, viele aber einfach auf dem Boden. Duelle oder regelrechte Gefechte, Schwerte oder Äxte. An einem Rande übten einige das Schießen mit Bogen oder Armbrüsten.

Der Rotschopf trieb sein Pferd zu drei Männern in weinroter Uniform, die das Geschehen beobachteten.

Wir saßen ab und die drei Acerianer drehten sich um. Zwei von ihnen hatten aschblonde Haare, die des Dritten hingegen leuchteten flammenrot. Seine dunklen Augen fanden die meinen. Glühende Kohlen trafen auf Grün.

„Wer ist das?", fragte er mit tiefer Stimme.

„Mitzar, wir haben diesen Mann angetroffen, als wir die ... untersucht haben."


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