8.

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"Sie ist bei dir, oder?"

Jean zögerte einen Moment zu lange. Die Stimme Mannes zu seiner Rechten klang so wissend, dass sich eine Lüge falsch anfühlt. Doch er wollte nicht die Wahrheit sagen. Noch nicht. Erst muss er doch ein Fluchtweg für sie finden. Er schluckte und wandte sich nun gänzlich dem älteren Mann zu, der ihm mit scharfem Blick betrachtete. Geduldig wartete er auf die Antwort seines Schützlings.

"Hauptmann Roden. Nein. Nein leider nicht." Er zwang sich seinem Vorgesetzten in die Augen zu sehen. Seine Mimik war dabei möglichst emotionslos. Er durfte keinen Verdacht erregen. Der Hauptmann muss ihn einfach glauben. Dieser zog die Augenbrauen hoch und stieß sich von der Wand ab. "Das ist natürlich bedauerlich." Er seufzte und richtete seine Mütze. Jean wog sie für einen kurzen Moment in Sicherheit, bis der ältere Mann weitersprach und ihn wissend ansah.

"Wir werden sie schon finden. Es wird großflächig flussabwärts gesucht. Ab der Stelle, wo ihr in den Fluss gefallen seid. Es ist beinahe unmöglich, ungesehen hindurch zu kommen." Roden blickte zum bewölkten Himmel hinauf. "Sollte es allerdings regnen, werden wir die Suche wohl oder über pausieren müssen." Jean nickt und sah leicht zur Hütte. Ein wenig kam es ihm so vor, als würde sein Vorgesetzter es extra so ausführlich sagen. Immerhin hätte für Jean die Info gereicht, dass flächendeckend nach ihr gesucht wurde. Also wusste er von der Lüge. Jean war sich dessen sicher, zumal Adina ihr Hund auch bei ihm gewesen war. Dennoch schwieg Jean über diese Tatsache und auch der Hauptmann verlor kein Wort darüber.

"Ach und noch etwas. Ihr Bruder wird heute dem Richter vorgeführt. Es ist zwar noch kein Urteil gesprochen. Doch die hohen Tiere sehen ihm als Verräter an." Hauptmann Roden macht eine Pause. Bevor er das naheliegendste aussprach. "Er wird als Verräter hingerichtet werden. Schätzungsweise heute Abend oder Morgen. Ich denke, es ist nur fair, das zu wissen."

Sofort ging Jean, sein Blick sorgenvoll zu der Hüttentür. Er wusste aus den Briefen von Adina, wie nahe ihr ihren Bruder stand. Wie sehr es ihr nachging, als er auszog und nun war sein Tot so gut wie gewiss. Ein Kloß bildete sich in seinen Hals. Die Worte waren laut genug gewesen, damit Adina sie verstehen konnte. Wie es ihr wohl damit ging? Sie würde sicher jetzt nicht mehr gehen?
Schon einmal wollte sie ihn retten. Doch nun hatte sie auch noch die Zeit gegen sich.

Ob sie weinte?

Er wollte nicht, dass sie Tränen vergoss. Er wollte ihr Lächeln sehen und das Strahlen in ihren Augen, wenn sie mit begeisterter Stimme ihm etwas erzählte. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Doch es war wohl reine Wunschvorstellung in solch einer Situation.

Wie in Zeitlupe öffnete sich die Hüttentür und heraustrat eine junge Frau. Dicht an ihrer Seite der kleine Hund, der immer wieder zu sein Frauchen sah. Leise wimmerte das kleine, treue Tier und schmiegte seinen Kopf an ihr Bein. Adina registrierte es nur am Rande. Sie konnte noch immer nicht ganz klar denken.
"Adina" hauchte Jean leise und blickte besorgt und verwirrt zu ihr. Wieso kam sie raus?
Er trat auf sie zu, als von ihr keine Antwort kam. Ihre Augen waren gerötet und ihre Wangen feucht. Noch immer rannen vereinzelt Tränen über ihre Wange. Man konnte ihr ansehen, dass sie versuchte aufzuhören. Doch so recht wollte es ihr einfach nicht gelingen. Der Stock saß zu tief und vernebelt ihren Verstand. Stumm und leer lag ihr Blick auf Jean.

Der junge Soldat trat auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Der Nebel lichtete und ihre Starre löste sich, Adina ließ sich kraftlos gegen ihn fallen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ihr war bewusst, dass sie nun als Gefangene zurück zum Stützpunkt gebracht werden würde und Jean dagegen nicht viel machen könnte. Doch sie wollte eben zu diesen hin. Dort, wo ihr Bruder war. Sie musste ihn noch ein letztes Mal sehen. Ihn in der verbleibenden Zeit zur Seite stehen. Es war das mindeste, was sie tun konnte. Momentan sah sie keinen anderen Weg. Nur Gott könnte ihn retten.

Der Hauptmann beobachtete die beiden mit einem leichten schmunzeln. Es war ihm schon gestern Abend aufgefallen, dass mehr an der ganzen Sachen dran war. Warum das Schicksal der Familie den Soldaten so mitnahm. Warum er ihr in den Fluss nachgesprungen war. Inzwischen sah er den Grund klar und deutlich. Er war verliebt. Sie scheinen in seinen Augen einen starken Bund miteinander zu haben. Diese junge Frau wird wohl die ursprüngliche Besitzerin des Metallions sein, welches Jean so vehement die letzten Jahre immer beschützte. Er ließ den beiden die nötige Zeit und lehnte sich an die Hütte.

"Wir werden schon einen Weg finden. Dich wieder da raus zu holen." Murmelte Jean leise. "Irgendwie." Er hatte dabei keine Ahnung, wie das gehen soll. Sie sah mit verweinten Augen zu ihm rauf. "Sicher...Doch nun möchte ich einfach zu meinem Bruder." Kaum waren ihre Worte verklungen, stieß sich der Hauptmann von der Wand ab und trat auf die beiden zu. "Na dann wollen wir sie mal zu ihm bringen. Doch zuvor muss ich leider ihre Hände fesseln."

Jean stellte sich sogleich beschützend vor ihr und wollte dem Hauptmann widersprechen. Doch eine zierliche Hand auf seinen Arm hielt ihn davon ab."Schon gut. Wenn es sein muss." Ihre Stimme hat wieder etwas an der Stärke zurückgewonnen, die sie hatte als sie sich die Wege von ihr und ihrer Familie trennten. Jean nickte widerwillig. Ihm gefiel der Gedanke nicht sie zu fesseln oder gar einzusperren. Hatte er sie doch als freiheitsliebenden Menschen kennengelernt. Bewundernswert und naiv, was sie für ihren Bruder erträgt.

"Ich werde auch vorsichtig sein." Versprach Hauptmann Roden und fesselte ihre Hände. Kurz darauf machte sich das Gespann auch schon auf den Weg zurück zum Stützpunkt. Es war eine stille Zeit. Eine drückende Stimme lag in der Luft. So wie die erdrückende Schwüle an diesem dunkeln Tag.

Sie gingen zu einer naheliegenden Straße. Dort stand bereits ein Auto bereit, in welchem sie einsteigen. Jean saß mit Adina und ihren Hund Beya auf dem Rücksitz, während der Hauptmann vorne Platz nahm. Am Lenkrad saß Danzo, Jean sein bester Freund. Auch dieser verlor kein Wort, sondern sah nur schweigend zu seinem Kameraden. Er konnte noch nicht so recht verstehen, warum das alles. Wieso wirkten beide so vertraut? War er deswegen so kopflos in den Fluss gesprungen. Er seufzte leise und fuhr dann auch schon los.

Adina bekam die Blicke, die ihr und Jean zugeworfen wurden, nicht mit. Sie betete und flehte im Stillen den Herrn im Himmel an, ihren Bruder zu verschonen. Doch je länger sie Zeit damit verbrachte, umso größer wurde die traurige Gewissheit. Seine Zeit war gekommen.

Mit gesenktem Blick stieg sie aus dem Auto aus, als sie ankamen an diesen trostlosen Ort. Jean nahm sie sanft an ihrem Arm und begleitete sie zu den Zellen, während dein Vorgesetzter und bester Freund in das Hauptgebäude gingen. Bei den Zellen angekommen, sah sie sich sofort suchend nach ihrem Bruder um. Doch dieser war nirgends zu sehen. Enttäuschung machte sich in ihr breit. "Er ist noch bei der Verhandlung. Doch laut Hauptmann Roden müsste es gleich vorbei sein. Und Adina...es tut mir leid." Jean senkte seinen Blick. Es war einfach nicht fair, was hier gerade passierte.

Sanft hob Adina mit ihren Händen sein Gesicht an. Sie wollte nicht, dass er sich schuldig fühlte. Was hätte er schon ändern können? Sie hatte letztendlich selber dazu entschieden, sich zu zeigen und mitzukommen. "Es ist doch nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür. Nicht du hast ihn angeklagt oder verurteilt. Also gib dir nicht die Schuld dafür." "Mag sein, aber nun haben sie dich und das ist meine Schuld. Hätte ich dir nicht erzählt, dass dein Bruder hier ist, dann..." Sie legte ihm ein Finger auf seinen Mund und unterbrach ihn damit. "Hör auf. Ich hätte auch so nach ihm gesucht." Sie trat näher an ihn ran und fixierte seine Augen. "Ich danke dir sogar dafür. So kann ich mich wenigstens noch von ihm verabschieden." Leicht fingen ihre Augen an, verdächtig zu glitzern.

Still sah er in ihre Augen. Er konnte noch nicht ganz wahrhaben, dass sie so darüber dachte. Jean konnte nicht verstehen, dass sie ihm keinerlei Schuld gab und sogar dankbar war. Sie so stark vor ihm stand, obwohl sie wusste, was ihr Bruder erwartet. Sie ihn verlieren wird. Er hatte keine Ahnung, wie er an ihrer Stelle reagieren würde. Ob er so stark sein würde. Er konnte nur erahnen, was gerade in ihr vorging. Ohne ein Wort zu verlieren, er wusste gerade eh nicht was er sagen sollte, nahm er sie in seine Arme und drückte sie eng an sich. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Wärme und Geborgenheit, welche seine Arme ausstrahlen, ermöglichten Schwäche zu zeigen. Adina war bewusst, dass er es nicht ausnutzen würde oder gar kommentierte, das hat er ihr erst gestern bewiesen.

"Ich werde dafür sorgen, dass du es hier so angenehm wie möglich hast und du wieder hier rauskommst." Seine Stimme wurde zum Ende hin zu einem Flüstern. Sie löste sich ein wenig von ihm und nickte. "Danke." Sachte strich er ihr eine Haarsträhne zurück. "Nun muss ich leider los, Bericht erstatten. Ich komme aber so schnell wie nur möglich zurück. Versprochen." Adina lächelte leicht bei seinen Worten und hielt sanft seine Hand fest. Diese flüchtigen Berührungen gaben ihm und auch ihr eine Wärme, die sie bisher nicht kannten. Es vertrieb die traurigen Gedanken, die Ängste und die Realität, welche beide gerade einfach nur vergessen wollten.

"Bis nachher." Jean haucht ihr einen zärtlichen Kuss auf ihre von Sommersprossen bedeckte Wange. Ein Kribbeln breitete sich in der jungen Frau aus und sie würde ihn am liebsten nicht gehen lassen. Nur langsam ließ er ihre Hand aus die seine Gleiten und schloss die Zellentür. Auch er würde viel lieber bei ihr bleiben. Er hatte Angst, sie würde zerbrechen, wenn er nun ginge und sie in diesem kargen und kalten Verließ zurückließ. Doch seine Pflicht als Soldat verlangte es von ihm und diese musste er nachgehen. So drehte er sich langsam um und ging. Bevor er jedoch den Zellentrakt verließ, sah er ein letztes Mal zu ihr.

"Bis später.", flüsterte Adina und sah ihn sehnsüchtig nach. Ihre Hand ruhte auf ihrer Wange. Diese fühlte sich warm an. Sie hatte sogar ein leichten Rotschimmer bekommen. Sie fragte sich, wie sich wohl eine richtiger Kuss anfühlen würde. Sie hatte nie ihre Mutter darüber gefragt. Nun wünschte sie sich, dass sie es getan hätte.

Mit dem Verschwinden von Jean kam die Kälte zurück. Sie eroberte zuerst die Luft um sie und drang dann langsam in ihren Körper. Holte sie zurück aus ihren Träumereien in die harte Realität.
Sie war gefangen.
Ihr Bruder würde hingerichtet werden.
Ihre Eltern waren auf der Flucht.
Mit ihren Armen umschlang sie ihren zitternden Körper. Er wirkte so unglaublich schwer. Ihr war kalt und sie hatte das Gefühl erdrückt zu werden. Langsam sank sie zu Boden. Ihr Blick war nach oben gerichtet. Ihre Hände gefalten auf ihren Schoß. Tränen rannen ihr Gesicht leise hinab. Die innere Ruhe und das Vertrauen, welches sie Gott gegenüber noch im Auto und auch bei Anwesenheit von Jean hatte, fing an zu bröckeln. Angst und Zweifel bahnten sich ihren eisigen Weg in ihren Kopf und Herzen.

"Wieso? Warum das alles? Wieso mein Bruder, meine Familie? Warum ich? Was ist der Sinn. Bitte Herr sag es mir. Ich verstehe es nicht. Ich versuche, stark zu sein. Doch ich schaffe es nicht. Ich versuchte zu vertrauen und doch zweifle ich. Bitte hilf mir. Gib mir Ruhe und einen klaren Verstand. Hilf mir zu verstehen. Bitte..." Sie schluchzte auf, ein Zitter durchfuhr ihren Körper und vergrub ihre Hände in ihrem Gesicht. So verharrte sie... hörte, betete, hoffte...

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