Bassettenblüten-Rauch-Nachwirkungen

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          Moira saß in einem Schaukelstuhl neben Henrics Bett, so wie es tote Frauen nicht taten. Sie hatte ihren Stock über ihre Knie gelegt und starrte den Hauptmann der Palastwache an, als wäre er allein für sein Schicksal verantwortlich und ihre Anwesenheit hier vollkommen ungewünscht. Von ihr.

Licht fiel in den Raum, als wäre es Mittags und nicht mitten in der Nacht und Vogelgezwitscher füllte die Luft. 

Ich aber konnte ein leises erleichtertes Seufzen nicht verhindern, als ich sie sah. Es war reine Gewohnheit: die Zuversicht, Moira neben einem Patienten zu sehen und zu wissen, dass es ihm bald besser gehen würde. Und natürlich Moira selbst, wie sie über meine Erleichterung die Augen rollte und mich mit einem Winken zu sich rief.

„Du hast dir Zeit gelassen."

Mein Lächeln vertiefte sich, während ich mich vorsichtig auf Henrics Bettkante setzte und ihm die Hand auf die Stirn legte. Ich wusste, dass ich mich in einem Traum befand, aber ich konnte mir nicht helfen.
„Ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen."

Moiras buschige Augenbrauen hoben sich, ihr missbilligender Blick jetzt auf mir.
„Du hast seit Tagen nicht geschlafen."

Mein Lächeln wurde eine Spur trauriger, aber es blieb bestehen. Behutsam strich ich Henric eine blonde feuchte Strähne aus der Stirn. Wie sollte ich ruhig schlafen, wenn ich ihm das hier angetan hatte? Wenn ich ihn nicht hatte retten können?

„Du wirst dich von ihm lossagen müssen. Von beiden Jungs. Nevanam legen ein Keuschheitsgelübde ab", brach meine ehemalige Lehrerin in meine Gedanken ein. Ihr kritisch-musternder Blick fühlte sich wie Sonne durch ein Lupenglas auf meiner Haut an. Wie ein Raubtier das Schwäche witterte, ließ sie nicht ab von mir. „Du wirst nur noch in Situationen wie diesen mit ihnen Kontakt haben und dann kannst du auch nicht mehr so ein Drama veranstalten."

Ich widerstand dem Impuls, ihr die Zunge herauszustrecken und zog stattdessen meine Hand von Traum-Henric fort. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, dass ich als Nevanam wahrscheinlich gar keine Zeit für die beiden haben würde. Und hoffentlich auch keinen Anlass, sie wieder zu sehen.
Aber das sagte ich nicht laut, auch wenn ich den Verdacht hegte, dass Moira immer schon mehr hörte, als man sagte.
„Ich bezweifle, dass Kaar mich noch zu einer Nevanam machen wird."

Moiras Schnauben füllte den Raum und ließ einen Vogel von der Fensterbank davon flattern.
„Nach dem kleinen Streit? Glaubst du nicht, dass ich ihn in den hundert Jahren vor meiner Vereidigung schon viel Schlimmeres geheißen habe?"

„Hundert Jahre?", halb amüsiert drehte ich mich zu ihr um, „So alt bist du nun auch wieder nicht."

„Ich bin vor allen Dingen tot. Und wir sollten diese Konversation überhaupt nicht haben." Nur der sanfte Zug um ihre Augen milderte die harschen Worte ab und betrogen, dass Moira ebenfalls bedauerte, was sie als Nächstes zu mir sagte: „Es gibt ein Relikt, das dem ein Ende bereiten wird."

Ich zuckte so heftig von ihr weg, dass ich beinahe von der Bettkante rutschte und Traum-Henric ein dumpfes Stöhnen von sich gab.
„Warum würdest du das wollen?" In meinem Brustkorb wurde mein Herz erst zu Stein und schlug dann empfindlich gegen meine Rippen. Allein die Vorstellung, Moira wirklich nie wieder zu sehen, machte mich kurzatmig.

Die Falten in Moiras Gesicht wurden noch weicher. Beinahe liebevoll, als sie eine Hand nach mir ausstreckte und meine mit ihren langen Fingern umschloss.
„Es ist ein Dolch, der früher dazu genutzt wurde, die Verbindung zwischen abtrünnigen Priestern und den alten Göttern zu trennen."

Meine Augen weiteten sich mit der Bedeutung ihrer Worte. Andrews Buch. Er musste davon gewusst haben.

Moira nickte, aber das Mitleid in ihren Augen wollte sich nicht verflüchtigen. Blieb hartnäckig wie eine Warnung. „Es wird seinen Preis fordern. Der Dolch kappt die Verbindung zu ihrer Gottheit von jeder Person, die ihn berührt. Ein furchtbares Schicksal für jeden Menschen, der auf dieser Erde wandelt."

Ich hatte ihr zugehört, mein Blick leer in die Mitte des Raumes gerichtet. Doch jetzt wanderte er langsam zu ihr zurück, gefüllt mit dem Horror, der sich langsam in mir ausbreitete.
Du willst ihn führen."

Moira würde niemals das Leben eines anderen opfern, wenn sie es nicht verhindern konnte. Aber sie verbrachte ihr Leben nach dem Tod in Gesellschaft eines Gottes. Was würde ihr noch bleiben, wenn-...

„Denk gar nicht erst darüber nach", fuhr mich meine Lehrerin so energisch an, dass sie sich beinahe aus ihrem Schaukelstuhl erhob, „Du kannst keine Nevanam werden, ohne eine Verbindung zu Kaar. Nevanam sind magische Heilerinnen. Nicht einfach nur Kräuterfrauen."

Ich rutschte von der Bettkante und kniete vor ihr, ihre Hände jetzt festhaltend, als könne ich sie so davon abhalten, etwas Fürchterliches zu machen. Moira liebte Kaar. Man merkte es vielleicht nicht immer, wenn sie ihn verfluchte oder anschnauzte, aber er war über all die Jahre ihr bester Freund gewesen. Und sie seine.
„Wie willst du das überhaupt anstellen? Du bist- wie du eben sehr schön selbst dargelegt hast- sehr tot und körperlos."

Moira sandte mir einen unamüsierten Blick und im nächsten Augenblick hob sich Henrics zerknitterte Decke, streckte sich aus und legte sich wieder perfekt über seine bewegungslose Gestalt. Ohne mit der Wimper zu zucken, griff sie hinter sich und holte aus einer ihrer vielen Taschen einen sehr verdächtig bekannten Ring heraus. Sein blasser Stein fing das Sonnenlicht und warf es verspielt durch den Raum.
„Kaar hat ihn für dich angefertigt. Ein Geschenk, um sich bei dir zu entschuldigen. Setz ihn auf und deine Magie wird mir kurzzeitig meinen Körper zurückgeben. Aber nur ein einziges Mal."

Mit sanfter Gewalt drückte sie ihn in meine Handfläche. Ich wollte protestieren, doch nur ein Blinzeln später lag ich ausgestreckt in einem fremden Bett, den Ring immer noch in meiner Hand.

Steif richtete ich mich auf, Orientierung in Neyas Gästezimmer gewinnend. Draußen flüsterte der Wald in die Nacht hinein und glühende Kohlestücke verströmten sein sanftes Licht von der Feuerstelle aus. Pflanzen ließen faul ihre Ranken von den Deckenbalken baumeln und ein dick gewebter Teppich verschluckte das Geräusch meiner Füße, als ich aufstand.

Ich hielt den Ring umklammert als hätte er sich in meine Haut gebrannt. Kaar musste von Moiras Plan erfahren. Denn keine Minute lang zweifelte ich daran, dass er nichts von ihrem Opfer wusste. Moira war die Einzige schlau genug, um einen Gott hinters Licht zu führen.

‚Und wen würdest du an meiner Stelle opfern?' Die Frage klang durch meinen Verstand, gerade, als ich die Tür erreichte. Ließ mich zögern, die Hand bereits auf dem runden Türgriff. ‚Selbst wenn sie jetzt an keinen Gott glauben, wem würdest du für immer die Möglichkeit nehmen?'

Meine Hand rutschte von dem Holz ab und meine Schultern sackten in sich zusammen. Niemandem.

Ich stand für mehrere Minuten bewegungslos vor der Tür, ehe ich mich entschied, dass ich mehr als jemals zuvor einen Spaziergang brauchte. Und zwar nicht in meiner Nachtwäsche.

Also zog ich mich um, ließ den Ring in meine Tasche mit den anderen Habseligkeiten verschwinden und schlich mich aus dem Haus. Oder zumindest versuchte ich es, denn die alten Stufen knarrten, die Dielenbretter murmelten ihren Protest, egal wie vorsichtig ich meine Füße setzte und die Haustür quietschte wie ein nächtlicher Alarm.

Aber schließlich stand ich draußen vor dem Haus und zog die milde Nachtluft in meine Lunge. Ich musste nachdenken und das würde ich am Besten unter den ausufernden Ästen des Waldes und im Licht der winzigen leuchtenden Schlingpflanzen.

„Und du denkst, nachts alleine in einen unbekannten Wald zu wandern, ist eine gute Idee, weil...?" Ich hatte Yessi nie auf der Bank liegen sehen, ein Knie angewinkelt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Doch als er mich näherkommen hörte, löste er sich aus seinem Knoten und stand auf.

„Eine fast genauso gute Idee, wie nachts draußen zu schlafen. Zumindest bemerke ich, falls sich ein Bär an mich anschleicht."

Yessi verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper, doch sein Mundwinkel zuckte.
„Vorausgesetzt, der Bär bewegt sich leiser als der Elefant, der gerade versucht hat, sich aus dem Haus zu stehlen."

Hinter ihm sah ich die Zeichnungen zerknüllt neben der Bank liegen. Sein Blick folgte meinem und der winzige Anfall von Humor verließ wieder sein Gesicht, bis es beinahe genauso dunkel wie die Schatten der Bäume war.
„Wie lange hast du es gewusst?"

Miene Finger krallten sich in den dreckigen Stoff meines Kleides. Ich hatte ihm Unrecht getan. Und er verdiente eine Entschuldigung. Mehr als das. Er verdiente auch meinen Dank, dass er trotzdem hier war.
„Ich hätte es dir sofort sagen sollen", mein Blick fiel auf das Moos zwischen uns, „Aber ich wusste nicht wie."

Yessis Hand an meinem Gesicht ließ mich abrupt die Luft anhalten. Behutsam hob er mein Kinn, bis ich ihn ansah. Seine Finger heiß auf meiner Haut.
„Im Zellenwagen von Bachar wäre eine unterhaltsame Möglichkeit gewesen", sein Mundwinkel zuckte wieder, löste einen kleinen Funken in seinen grauen Augen aus, der ihn jünger wirken ließ, „Oder als Andrew Weinflaschen nach mir geworfen hat..."

Ich konnte nicht anders, ich rollte mit den Augen. Aber instinktiv hatte ich mich in seine Berührung hinein gelehnt. Er war so warm und einladend.
„Mach darüber keine Witze. Es tut mir furchtbar leid."

Sein Daumen zeichnete eine sanfte Bahn über meinen Wangenknochen.
„Wie viele Geheimnisse sind denn da noch? Muss ich mir Sorgen machen? Mich auf Schlimmeres vorbereiten?"

Ich sah zu ihm auf und er hatte Glück, dass er in diesem Moment wie eines der schönsten Wesen dieser Welt aussah. Das Licht der leuchtenden Blumenköpfe fing sich in seinen Haaren und gab ihm einen mehrfarbigen Heiligenschein. Mondlicht brach sich an seinen Wangenknochen und machte seine grauen Augen heller als sonst.
Irgendwo im hintersten Eck meines Verstandes erinnerte ich mich an Moiras Worte. Dass ich ihn hergeben würde müssen. Ihn und Henric. Aber jetzt gerade-...
„Es gibt ein Relikt, mit dem wir das Band zwischen dem Mann im See und den alten Göttern kappen können."

Yessis Brauen schoben sich nach oben, sein Blick kurz ohne Fokus, während er versuchte, zu mir aufzuholen.
„Ist es...", er zögerte, suchte weiter in seinen Erinnerungen und kehrte dann schließlich mit neuer Intensität zu mir zurück, „So ein Dolch? Silbrig mit grünem Griff aus irgendeinem Edelstein, der sich eigentlich gar nicht für Waffen eignet?"

Jetzt war es an mir, ihn verblüfft anzusehen.
„Ich weiß nicht, wie er aussieht. Aber ich vermute, dass er rein zeremoniell-..." Mein Satz verlief sich in der Nacht, als Yessi mich spontan losließ und zu seiner Tasche auf der Bank eilte.

Der rote Einband von Andrews Buch sah matt hier draußen aus. Yessis Finger blätterten in beeindruckender Geschwindigkeit durch die Seiten, nur innehaltend, wenn er überprüfen wollte, ob er etwas gefunden hatte.

„Ha!" Sein Ausruf klang zu laut für ich nächtliche Stille, doch mit zwei großen Schritten war er bei mir und hielt mir das aufgeschlagene Buch unter die Nase.

Darin befand sich eine Tintenzeichnung von genau dem Dolch, den er beschrieben hatte und eine knappe Historie des Artefakts. Aber Yessi gab mir nicht genug Zeit, um gründlicher zu lesen.
„Andrew hat Marus und mir als Kindern aus diesem Buch vorgelesen und-...", er stockte kurz als ein neuer Gedanke in seinen Verstand purzelte, „Deshalb kam mir der Ort, den du in deiner Vision gesehen hast, so bekannt vor!"

Schwungvoll klappte er das Buch zu.
„Das war keine Ruine. Das ist eine Tempelstätte. Andrew hat sie als junger Mann einmal besucht und versucht, uns Kindern mit seinen Erzählungen Angst zu machen!" Eine vollkommen unangebrachte Begeisterung erfüllte Yessi.

Als er meinen Zweifel sah, wurde er schnell wieder nüchterner. Das Buch unter seinen Arm geklemmt, legte er mir beide Hände auf die Schultern. „Kaliee, ich weiß, wo wir diesen Dolch finden können. Er ist hier im Sakella-..."

Ein Beben der Bäume schnitt ihm das Wort ab und ließ uns beide in Richtung Wald herumfahren. Ich sah es im Zittern der Äste und in der vollkommenen Stille, die uns plötzlich umgab. Als hielte jedes Tier die Luft an, bei der Spannung, die uns plötzlich umgab.

Magie.

Ich packte Yessis Arm. Das bedeutete, dass der Mann am See wieder etwas tat. Wieder-...

Ihr Ruf war so klar, als stünde sie direkt neben uns.
„Bitte. Bitte nicht."

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"Drückt das Sternchen, wenn ihr auch gerne draußen in einem magischen Wald schlafen würdet. Kommentiert, wenn nicht und vor allem: WARUM?" - Yessi, hat keine Angst vor Bären. 

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