Kapitel 11: Speis und Trank

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"BUMM! BUMM! BUMM!" dröhnte es an der Tür, als schwere Handschuhe, in soldatisch präzisen Schlägen, entschlossen dagegenhämmerten.  Alle Augen im Raum richteten sich auf die Tür und nur der Hafenmeister, als Hausherr, erhob sich und ging zur Tür. Seine massige Gestalt verbarg die Türöffnung fast vollständig, weshalb alle in gespannter Erwartung auf die Enthüllung des Klopfenden warteten. Ein paar Worte wurden halblaut gewechselt, dann trat Farwin zur Seite und eine in Silber gekleidete Kriegerin wurde sichtbar. Ihr rotes Haar strahlte im Sonnenlicht mit den silbernen Schuppen ihrer Rüstung um die Wette und Jarrik erkannte sofort den Leutnant der Gaard. Doch für Jarrik strahlte der Glanz ihrer Augen mehr als alles funkelnde Silber in der Sonne, selbst nachdem sie über die Schwelle trat und das Sonnenlicht auf ihrem Körper erlosch, glommen ihre Augen leicht nach.

Farwin, der die neu dazugekommene kannte, stellte sie der Runde vor, auch wenn sie einigen schon bekannt war: "Das ist Hauptmann Fjoredson von der Stadtwache Fingaards". Die Genannte verbeugte sich andeutungsweise und lächelte mit einem belustigten Seitenblick zu Farwin. "Leutnant" sagte sie mit Nachdruck "Leutnant Linea Fjoredson". Farwin, der sie in seiner Funktion als Hafenmeister scheinbar schon länger kannte war es sichtlich peinlich, ihren aktuell höheren Rang nicht gekannt zu haben. Doch ihr Lächeln bewies, das es ihr nicht wirklich um den Rang ging. Doch sie wollte auch gleich so subtil wie möglich klarstellen, in welcher Funktion sie hier war.

Sie nickte allen Anwesenden kurz zur Begrüßung zu, bis ihr Blick letztlich auf Jarrik liegen blieb. Dieser war noch immer gebannt von ihren schimmernden Augen. In seiner dunkelsten und hintersten Erinnerung, dachte er zurück an seine Kindheit, wenn sein Vater von den Augen seiner Mutter gesprochen hatte. Genauso hatte er sich ihre Augen immer vorgestellt. Linea stemmte die Hände in die Hüften und fragte barsch, während ihr Blick Jarrik durchbohrte: "Also? Was verdammt nochmal hast du da im Lager der Orcs mit meinem Schwert gemacht?"

Doch noch bevor Jarrik antworten konnte, unterbrach Ando sie scharf: "Mädchen, siehst du nicht das wir gerade essen wollten? Setz dich und warte, bis wir fertig sind!". Ihr Blick richtete sich auf Ando. Sie erkannte an seiner Kleidung und den Farben, dass er ein Späher der königlichen Armee sein musste, aber Rangabzeichen sah sie keine. "Ich wüsste nicht, dass du mir etwas zu befeheln hättest, Späher!" das letzte Wort abschätzig betonend antwortete sie darauf.

Farwin wurde noch eine Spur blasser als er eh schon war und legte die Hand auf die Schulter des Leutnants: "Mäßige dich, weißt du eigentlich wer das ist? Das ist Gene..." Ando winkte ab und unterbrach Farwin, doch Linea war klug genug sich den Rest zu denken. General. Sie hatte schon Geschichten davon gehört, das es einen General der königlichen Armee gab, der bekannt dafür war als Späher umherzuziehen um sich nicht auf Berichte anderer verlassen zu müssen. Ein erfahrener Veteran vieler Schlachten und bekannt für seine Falkenaugen.

Sie blickte daraufhin Ando mit andern Augen an, erkannte den gelben Schimmer seiner Falkenaugen und flüsterte: "Ge-Ge-General Karrol! Verzeiht mir!" bat sie demütig und ließ sich auf ein Knie sinken. Lilja, die solche Szenen scheinbar schon öfters miterlebt hatte, erhob sich kichernd und zog Linea wieder auf die Füße und bugsierte sie auf einen freien Platz am Tisch. In Windeseile wurde ihr von Farwins Frau eine Schüssel vor die Nase gestellt und ein Löffel in die Hand gedrückt, dann klatschte diese in die Hände und rief: "Jetzt wird gegessen und damit basta!".

Das Mahl wurde stumm eingenommen, selbst die Holzlöffel in den Holzschalen schienen kaum Geräusche zu verursachen und alle hingen ihren Gedanken nach. Jarrik war die Aufregung um ihn etwas unangenehm, aber auch er sah Ando jetzt mit anderen Augen. Das Ando mehr als ein gewöhnlicher Soldat ist, war ihm sofort klar gewesen, aber das er sogar ein General war, beeindruckte ihn sehr. Vor allem, da Ando so überhaupt nicht in sein Bild von fetten, alten, grauhaarigen Männern passte, die normalerweise einen Rang wie General bekleideten.

Er verstand auch immer noch nicht was Ando und Lilja verband, die beiden waren so vertraut miteinander aber scheinbar auch kein Liebespaar.  Zumindest hatte er bisher keine Anzeichen dafür wahrgenommen. Sein Blick blieb immer wieder bei Linea hängen, auch wenn ihre Augen inzwischen nicht mehr so glommen wie zu Beginn. Ihre Art zu essen war viel zu vornehm für eine Soldatin, auch wenn sie Offizierin war. Auch war es ungewöhnlich, dass sie sich herausnehmen konnte so eine prächtige Rüstung zu tragen. Was noch viel wunderlicher war: scheinbar hatte sie keine Ahnung wie mächtig ihr Schwert sein konnte, obwohl sie so hervorragend damit umgehen konnte.

Dann waren da noch Mara und ihre Mutter, die eine ihm unbekannte Art Magie ausübten und somit wohl eine Art weibliche Magier sein mussten. Am Klarsten und Durchschaubarsten war für ihn noch Farwin, der, so vermuttete Jarrik, als ehemaliger Offizier mit Ando bekannt war und daher auch gewohnt war zu befehlen und so wohl auch für den Job als Hafenmeister eine ideale Besetzung war. Jarrik befand sich auf jeden Fall in einer seltsamen Situation: dort wo er herkam kannte man keine Hexenmagie, dafür war der Umgang mit Fokuskernen und Waffenmagie fast schon Allgemeinwissen. Trotzdem sprachen alle eine gemeinsame Sprache, obowhl keiner das Land oder Königreich kannte aus dem er kam. Stellte sich also die Frage, wo er hier gelandet war.

Da die meisten Anwesenden militärischen Hintergrund hatten, waren die ersten Schüsseln schnell geleert, Soldaten die gewohnt waren ihre Rationen schnell zu vertilgen waren furchtbare Gäste, und Linea blickte erwartungsvoll und voller Ungeduld zu Ando, doch der schwieg und bedeutete ihr zu warten, da vor allem Mara etwas länger brauchte, da ihr das Essen sichtlich Schmerzen bereitete. Das war aber kein Wunder, immerhin waren die Orcs nicht gerade zimperlich mit ihr umgegangen. Als alle ihr Mahl beendet hatten nickte Ando dem Leutnant zu: "Jetzt zu deinen Fragen, ich würde lügen wenn ich behaupten müsste, ich wäre nicht ebenso daran interessiert. Ich habe schon viel gesehen, aber sowas noch nie." sagte er  bedächtig und überließ es Linea zu fragen. Er hatte in den letzten Tagen sowieso schon mehr gesprochen als er es gewöhnlich zu tun pflegte.

Linea stand also auf und baute sich mit in die Hüfte gestemmten Händen vor Jarrik auf, der auf seinem Schemel etwas vom Tisch abgerückt war nach dem Essen. "So, wer ich bin weißt du, jetzt zu dir, wer bist du, woher kommst du und was hast du vorhin mit meinem Schwert gemacht?!" fragte sie in einem energischen Tonfall, den andere wohl schon unhöflich genannt hätten. Jarrik, der lächelnd zu ihr hinaufsah erhob sich geschmeidig wie ein Raubtier und überragte sie somit locker um Haupteslänge, weshalb sie intuitiv einen Schritt zurückwich. Das nutzte Jarrik um eine mehr als theatralische Verbeugung auszuführen, wonach er sich wieder aufrichtete.

"Mein Name ist Jarrik Wolboson, ich bin Söldner, zuletzt im Dienste des Königreichs Atralia im Land Angea, womit die ersten beiden Fragen beantwortet sein sollten." erzählte Jarrik im Plauderton. Linea sah kurz zu Ando, der nur die Augenbrauen hochzog und mit den Schultern zuckte. "Atralia in Angea?" Linea schüttelte den Kopf "Davon hab ich noch nie gehört, es gibt kein Königreich oder Land mit diesem Namen auf ganz Gaia" behauptete sie fest. Jarrik verarbeitete die Information blinzelnd und etwas ungläubig als ihm klar wurde was sie gesagt hatte. "Levin du kleiner..." fluchte er leise. "Wer ist Levin?" hakte Linea sofort nach. Jarrik antwortete bereitwillig mit einem Seufzen: "Levin ist dieser kleine Nichtsnutz von einem drittklassigen Magier, der mich scheinbar in seiner Unfähigkeit hierhergebracht hat. Hierher... in eine andere Welt..."

"Andere Welt? Heißt das...?" fragte Linea während sie den Kopf leicht zur Seite neigte. Jarrik nickte: "Meine Welt wird von ihren Bewohnern Hergelmir genannt... Also gehe ich davon aus, das Levin es irgendwie geschafft hat, mich in eine andere Welt zu schleudern. Es gibt Legenden von sowas in meiner Heimat, aber ich hätte nicht gedacht das es tatsächlich möglich ist."

Alle sahen Jarrik schweigend an. Auch in Gaia gab es Geschichten über Weltenreisende, doch diese Weltenreisenden waren in den Geschichten immer Elder, keine Magier und schon gar keine normalen Menschen. Doch der letzte Elder, wenn sie überhaupt existierten, wurden angeblich das letzte mal vor Jahrhunderten gesehen. "Bist... bist du ein Magier?" kam es da fragend von Lilja. Jarrik schüttelte den Kopf "Nein, defintiv nicht, aber ich trage rohe Magie in mir und habe ein Talent für den Schwertkampf."

"Talent? Was ist das?" fragte Linea neugierig. "Das kennt ihr auch nicht?" war es jetzt an Jarrik erstaunt zu fragen. "Ich weiß nicht ob ich es wirklich erkären kann, aber ich versuche es: wenn jemand Magie in sich trägt und etwas besonders gut beherrscht, dann kann ein Teil der eigenen Magie unbewusst übertragen werden, zum Beispiel bei einem Handwerker in ein Werkstück oder bei einem Bogenschützen in den Pfeil. Aber nicht jedes Material eignet sich dazu, je lebendiger es ist, desto einfacher geht es wohl..." versuchte Jarrik es zu erklären. Linea begriff schnell und hakte nach: "und mein Schwert ist so ein Material?"

Jarrik schüttelte den Kopf. "Dein Schwert ist etwas weitaus mächtigeres, in ihm ist ein Fokuskern eingebettet, er kann die Magie aus seinem Nutzer ziehen. Du scheinst keinen Funken Magie in dir zu tragen, ansonsten hättest du ihn schon längst spüren können." Lineas Augen funkelten: "Zeig es mir!" verlangte sie, zog ihr Schwert und hielt es ihm hin. Auch Ando lehte sich gespannt vor. Doch Jarrik wich davor zurück.

 "Leider ist der Fokuskern in deinem Schwert nicht kompatibel zu mir, daher entzieht er mir mehr oder weniger unkontrolliert alle Magie, die ich zwar geringfügig lenken kann, aber ich kann den Fluss nicht stoppen. Das hat mich auch kollabieren lassen nach dem Kampf. Dein Fokuskern ist sehr mächtig und dein Schwert von herausragender Qualität, eines Königs würdig, doch für mich ungeeignet." beendete Jarrik seine Erklärung und schaute in die Runde. "Sind damit eure Fragen beantwortet?".

Etwas enttäuscht schob Linea ihr Schwert zurück in die Scheide und schob unbewusst die Unterlippe vor, was ihr einen leicht schmollenden Ausdruck verlieh. "Gut... ich werde heute noch zurückkehren nach Fingaard und mit unserem Erzmagier darüber sprechen. Was hast du also jetzt vor, Söldner?" fragte Linea an Jarrik gewandt. Der zuckte nur mit den Achseln und meinte mit Blick auf seine lädierte Gestalt "Als erstes würde ich mich gerne ausruhen und dann hätte ich gerne ordentliche Ausrüstung, was aber ohne Geld wohl schwierig werden dürfte oder bin ich ein einem Land gelandet, wo einem alles geschenkt wird?" grinste er in die Runde.

Ein verhaltenes Lachen der Gruppe war die Antwort und so ziemlich alle verneinten kopfschüttelnd. Linea hatte nur gegrinst, aber wohlwollend und mit Heiterkeit in der Stimme meinte sie: "Komm mit mir nach Fingaard, ich denke zumindest was das angeht, kann ich dir helfen, oder sagen wir besser: danken. Immerhin wäre ich ohne dich Orcfutter oder zumindest schwer verletzt worden.".

Unentschlossen dachte Jarrik über das Angebot nach. Vermutlich wäre das nicht die schlechteste Option, aber er wollte auch nicht einfach sofort los, dafür war er einfach zu erschöpft und außerdem fühlte er sich in dieser zufällig entstandenen Truppe doch ganz wohl. "Wenn alle hier einverstanden wären, dann komme ich nach. Ich möchte mich vorher gerne mal richtig ausruhen und meine Schuld für Kleidung und Essen abarbeiten..." er wurde jedoch von Farwin barsch unterbrochen "Nichts da, du hast geholfen meine Tochter zu retten, ich bin dir Dank schuldig!". Jarrik ging nicht darauf ein und führte weiter aus "... und außerdem möchte ich noch abwarten, bis es Lilja besser geht und sie zurück nach Sonnenfelder begleiten, denn soweit ich verstanden habe wäre das sowieso der Weg nach Fingaard?" beendete er seinen Satz.

Alle nickten zustimmend, nur Ando wirkte etwas verhalten dabei. Linea nickte nur knapp. "Gut, dann erwarte ich dich in Fingaard, lass dir nicht zu lange Zeit damit, Söldner. Bis bald." sie grüßte kurz und bedankte sich noch für das Mahl, dann fiel die Tür hinter ihr zu.

Am nächsten Morgen wusch sich Jarrik komplett und Mara bemerkte dabei seine Schulterwunde, die sie daraufhin mit ihrer Hexenmagie heilte. Die beiden dafür geopferten Hasen, von denen Mara und ihre Mutter etliche Dutzend in einem der Nebengelasse hielten und die für so kleinere Wunden ausreichten, schmeckten vorzüglich. An diesem Tag brach auch Ando auf und ging seinem eigentlichen Auftrag nach und verschwand westwärts im Wald, nicht ohne sich vorher noch Stirn an Stirn von Lilja zu verabschieden.

Vier Tage später hatte sich Lilja soweit von ihrer Vergiftung erholt, dass sie bereit war aufzubrechen. Jarrik hatte sich in der Zeit nützlich gemacht und am Hafen geholfen beim Be- und Entladen einiger Schiffe und schnappte so mehr und mehr über Gaia auf. So hatte er, neben einem vollständigem Satz Kleidung aus gegerbtem Leder und einem Mantel von Farwin, sogar einige Münzen der örtlichen Währung in seinem Besitz. Nach einem herzlichen Abschied brachen Jarrik und Lilja in der Morgendämmerung auf nach Sonnenfelder, das sie bis zum Abend erreichen wollten.





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