Kapitel 14: Unausgesprochenes

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


Ando hatte vor drei Tagen den nördlichen Wachtposten verlassen, der nicht viel mehr war als eine Ansammlung von Hütten und eines Wachturms innerhalb einer Palisade. Inzwischen hatte er das Gebirge an der Küstenlinie entlang umrundet. Der Pfad war beschwerlich, schmal und steil, vorbei an messerscharfen, schroffen Felsen und teilweise vom Salzwasser aalglatt. Doch Ando ging diesen Weg nicht zum ersten Mal und so kam er nach einigen beschwerlichen Stunden wohlbehalten auf der westlichen Ebene an.

Dies war die Heimat der Orcs, der Streifen zwischen dem Gebirge und dem Meer, gerade mal eine halbe Tagesreise breit von West nach Ost, aber gut vier Tagesreisen lang von Nord nach Süd. Die einzige bekannte Verbindung, die für größere Truppen gangbar war, ist der Brandwald im Süden, doch der Boden war von uralter Magie getränkt und hier stellte die Gaard das Bollwerk, das verhinderte das die Orcs in Maijun einfallen würden. Daher wählte Ando den Weg über den als unpassierbar geltenden Norden. Er war nach dem beunruhigenden Bericht eines seiner Späher nach Nord-Maijun geeilt, um sich selbst ein Bild zu machen.

Das Menschen und Orcs gemeinsame Sache machten und Dörfer angriffen und dann noch anfingen Menschen zu entführen war bedenklich. Es kamen zwar immer wieder mal kleine Gruppen über das Gebirge, aber so viele auf einmal und so organisiert war merkwürdig. Als er ein wenig tiefer in ihr Gebiet vorgedrungen war und über eine Anhöhe kam, stockte ihm der Atem. So weit das Auge reichte standen Hütten und Zelte, dicht an dicht und dazwischen Pferche voller Anghorn-Ziegen.

Ausgehend von den Hütten und Zelten schätzte er, das alleine die Zahl derer, die er überblicken konnte, mindestens doppelt so hoch war, als angenommen wurde. Er wollte gar nicht wissen wieviele ihn noch hinter dem nächsten Hügel erwarten würden. Die Orcs hatten sich in einem bedrohlichen Ausmaße vermehrt, er würde sofort zurückkehren müssen um Fingaard und das Königreich zu warnen. So eine Anzahl an Mäulern würde nicht lange zufrieden sein mit dem Landstrich, den sie aktuell zur Verfügung hatte. Es war also kein Wunder das so viele Gruppen über das Gebirge kamen. Und er wusste nicht ob Fingaard dieser Masse standhalten konnte.

Ando entschied sich den gefährlicheren, aber kürzeren Weg zu nehmen und machte sich in südlicher Richtung auf in Richtung Brandwald. Immer dicht am Gebirge entlang schlich er weiter. Als er den Brandwald am vierten Tag fast erreicht hatte, löste sich unter seinem Fuß eine Gerölllawine. Das blieb nicht unbemerkt vor den Orcs und so begann eine Hetzjagd.

***

Vor Jarrik und Mara spielte sich eine wahre Komödie ab. Der Feldwebel stand da und brüllte mit hochrotem Kopf auf seine Soldaten ein. Aus dem Gebrüll konnte man raushören was sich zugetragen hatte: die beiden Soldaten waren mit den Ohren zurückgekommen und da der Sold wohl nicht allzu üppig ausfiel war das Kopfgeld Grund genug, direkt nach der Rückkehr der Beiden direkt das Gasthaus zu besetzen und eine Runde nach der nächsten zu trinken. Die Wirtin, ganz Geschäftsfrau, hatte das natürlich nicht ausgeschlagen und bereitwillig Bier und Branntwein rangeschafft

Der Feldwebel, der von dem Ganzen erst etwas mitbekommen hatte, nachdem keiner seiner Soldaten in der Wachstube zu finden war, hatte sie gesucht und hier sturzbetrunken gefunden und keifte nun was das Zeug hielt, während die mehr als lächerlichen Ausreden der Betrunkenen bei ihm kein Gehör fanden. Jarrik, der leise lachte, winkte der Wirtin zum Abschied und packte dann den Feldwebel am Arm und schob ihn nach draußen vor das Gasthaus.

"Ist damit die Wahrheit unserer Worte bewiesen?" fragte Jarrik schlicht und der Feldwebel nickte und schien sofort wieder ins Gasthaus zu wollen. "Gut, wir ziehen dann mal weiter nach Fingaard und..." setzte Jarrik an, doch der Feldwebel unterbrach ihn, plötzlich unsicher und flehend: "Ihr... ihr erzählt dort doch nichts hiervon oder?". Jarrik lachte auf und erwiderte zwinkernd: "Von was denn? Wir haben hier nur eine Nacht im Gasthaus verbracht und haben uns beim hiesigen Feldwebel vorgestellt.".

"Danke... du... ihr habt was gut bei mir... wenn ihr in Fingaard mal Hilfe benötigt, fragt in der Färbergasse nach Ewin und sagt ihm: 'der letztgeborene Nichtsnutz lässt grüßen', dann weiß er Bescheid.". Er verabschiedete sich mit einem kurzen Händedruck und schon kurz darauf hörte man ihn wieder mit den Soldaten im Inneren diskutieren.

Mara war wieder mal erstaunt, wie einfach es Jarrik scheinbar fiel, mit Personen wie dem Feldwebel klarzukommen. Auch mit ihrem Vater, mit dem Vogt in Sonnenfelder und eben jetzt. Er war defintiv anders als ihre Landsleute, die eher zurückhaltend und duckmäuserisch waren, wenn es um Autoritäten ging. Jarrik hingegen war so... direkt. An ihm spürte man einfach keine Falschheit und er war absolut keine unangenehme Gesellschaft für Reisen.

"Fertig mit Nachdenken?" drangen da seine Worte an ihr Ohr und Mara errötete bis unter die Haarspitzen, als sie merkte, dass sie Jarrik wohl während ihrer Grübeleien angestarrt hatte. Jarrik lachte leise und wandte sich ab: "Bis heute Abend sollten wir in Fingaard sein. Ich bin schon sehr gespannt auf die 'Mächtige Festung des Nordens', warst du schonmal dort Mara?". "Nein, ich war mein ganzes Leben bisher in Sundheim und war bisher nie weiter weg als in Sonnenfelder. Du bist schon viel herumgekommen in deinem Leben oder? Wie ist das so?" begann Mara zu plaudern, während sie die Palisade des Postens passierten.

Jarrik schien ernsthaft darüber nachzudenken, denn die Antwort kam langsam und bedacht: "Rastlos, Ruhelos, aufregend und langweilig. Ich bin eigentlich ganz froh, mir nicht ständig Sorgen um eine Familie, einen Hof oder Felder machen zu müssen, auf der anderen Seite bin ich aber manchmal auch traurig keine Heimat zu haben. Mir gefällt das Leben als Söldner, ich sehe viel von der Welt, aber ein Teil von mir würde manchmal schon gerne zur Ruhe kommen. Später, vielleicht, könnte ich mir vorstellen irgendwo ein ruhiges Leben, fernab von Kämpfen, Blut und Tod zu führen... aber ich bin gut in dem was ich mache und ich habe meinen Kodex, der auch mein Gewissen rein hält. Ich habe also kein schlechtes Leben und bin freier als ich mir als Kind je träumen konnte und das werde ich mir erhalten solange ich kann.".

"Das klingt traurig und schön zugleich. Ich könnte mir das nicht vorstellen, so allein zu sein auf der Welt. Ich hatte immer meine Eltern um mich, mir hat es nie an etwas gefehlt. Hast du noch Eltern Jarrik?" fragte Mara nach. Jarriks Blick verfinsterte sich und seine Antwort war schroffer als üblich als er brummte: "Nein. Vielleicht erzähle ich dir irgendwann meine Geschichte... Aber nicht heute.". Seine Schritte wurden länger und Mara hatte Mühe mitzuhalten und so erstarb das Gespräch.

Jarrik bemerkte wie Mara zurückfiel und verlangsamte sein Tempo wieder, bis Mara aufgeschlossen hatte. "Entschuldige, das ist einfach keine Geschichte, die mal eben so nebenher zu erzählen ist.". Mara schüttelte ihre dunkle Mähne und erwiderte: "Nein, ich habe mich zu entschuldigen, ich war zu neugierig. Ich hätte mir denken können, dass es unangenehme Erinnerungen sind". Mara musste an Jarriks Rücken denken und die Narben, die unbeeindruckt von ihrer Hexenmagie waren.

Es steckte bestimmt mehr dahinter, als Mara auch nur ahnen konnte, doch für den restlichen Weg beschränkten sie sich darauf, über allgemeine Themen zu sprechen. So erzählte Mara alles, was sie über die Geschichte Maijuns wusste und von allen Kreaturen die sie kannte. Sie war erstaunt zu hören, das Jarrik zwar Sagen von Drachen kannte, aber in seiner Heimat waren wohl seit Hunderten von Jahren keine Drachen mehr gesehen worden, während sie in Maijun und Gaia überall lebten.

Während der Weg von Sundheim bis zum Grenzposten kaum begangen wurde, begegneten sie auf der nunmehr gepflasterten Straße nach Fingaard ständig Händlern, Kaufleuten, Gauklern, Bauern, Soldaten und Handwerkern, zu Fuß, auf Pferden und mit Kutschen und Fuhrwerken. Doch bis auf ein paar zotige Sprüche zu Mara, von einer Gruppe angetrunkener Kaufleute, blieben die beiden unbehelligt, bis am späten Nachmittag die ersten Turmspitzen von Fingaard über den Bäumen auftauchten.

Je näher sie kamen, desto mehr wurde deutlich, wie schwer befestigt die Festungsstadt war. Der Landstrich um die Stadt war komplett eben und von Bäumen befreit, sodass kein Feind eine Deckung fand. Der äußere Mauerring war, so schätzte Jarrik, sicher an die sieben Meter hoch und, vom Tordurchgang ausgehend, mindestens drei Meter dick. Um die Mauer verlief ein ca. ein Meter tiefer und  zwei Meter breiter, ausgepflasterter Graben, vermutlich um Öl aufzunehmen.

Auf der Mauer war alle zwei Dutzend Meter ein Wachtum mit verankerter Windenarmbrust, die armdicke Bolzen abfeuern konnte. Der Torweg selber bestand aus drei Fallgittern und einem eisenbeschlagenen Tor aus Mooreiche. Laut Mara gab es wohl zwei dieser Tore aus der Stadt und sie waren auch die einzigen Zugänge. Die Zugänge wurden von Soldaten der Gaard bewacht, die penibel Buch führten, wer die Stadt betrat und wer sie verließ.

Das sorgte, vor allem gegen Abend, wenn die Tore für die Nacht versiegelt wurden, zu einer langen Schlange vor dem Tor, die hauptsächlich aus Bauern und den Handwerken, die im Umland Material beschaffen mussten, bestand. In diese Schlange reihten sich Mara und Jarrik ein. Als sie an die Reihe kamen und sich als "Söldner Jarrik Wollboson und Hexe Mara Eljamon" vorstellten, gab es Getuschel unter den anderen Wartenden und auch die Soldaten wirkten plötzlich angespannt.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro