Kapitel 16: Erinnerungen und Entscheidungen

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Viele Jahre zuvor:
Er erinnerte sich noch gut an das letzte Gespräch mit seiner Frau. "Bitte mein Liebster, beschützte sie, so gut du kannst und... sollte das Erbe in ihr Erwachen... schick sie zu den Hütern nach Maiapan... sollte sie das Erbe in sich tragen, wird mein Bruder wissen was zu tun ist... Bitte... versprich es mir!". Sie übergab ihm das kleine Bündel, in das seine Tochter eingewickelt war und er nickte. Ein letztes Mal schimmerten ihre Augen im silbrigen Glanz, bevor ihr Blick mit einem letzten Atemzug brach und das Licht ihrer Augen von einer unheimlichen Schwärze verschlungen wurde. Dort wo sonst ihre hellen Augen strahlten, füllten nun tiefschwarze Kugeln ihre Augenhöhlen.

Das zierliche Mädchen mit den roten Haaren und den strahlenden Augen in seinen Händen war alles was von ihrer gemeinsamen Zeit bleiben würde. Er schwor sich, alles zu tun um sie zu beschützen. Wenn es nötig sein sollte, auch vor dem Schicksal. Er trat mit dem Kind auf den Armen aus der ärmlichen Hütte, die in den letzten Monaten ihr Zuhause gewesen war und nickte dem Magier, der davor auf ihn wartete, zu. Es war an der Zeit nach Fingaard zurückzukehren und seinen Platz wieder einzunehmen. Hinter ihm begannen magische Flammen die Hütte samt dem Leichnam darin zu verschlingen.

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Schmatzend und rülpsend saß Arnulf Fjoredson mit Jarrik, Mara und Linea am Esstisch. Jarrik war ein wenig erstaunt, wie jemand noch schlechtere Manieren als er haben konnte, vor Allem wenn man bedachte, dass der Statthalter dem Adelsstand angehörte. Aber er schien sich nichts aus Etikette zu machen, zumindest nicht wenn es ums Essen ging. Mara hingegen schien keinen Bissen hinunter zu bekommen, schweigsam und scheinbar eingeschüchtert von der schieren Größe des "kleinen" Saals, in dem sie saßen und den beiden livrierten Dienern, die das Essen reichten. Noch dazu zwischen dem Statthalter und seiner Tochter sitzend, deren Gebaren und Manieren im Gegensatz zu ihrem Vater den Adel erkennen ließ.

In Windeseile hatte der Statthalter eine Portion vertilgt, die sicher auch drei Männer gesättigt hätte und rückte seinen Stuhl zurück und strich sich liebevoll über den nun vollen Magen. Er rülpste und kicherte bevor sein Blick den von Jarrik suchte und er ohne Umschweife auf seinen Auftrag zu sprechen kam: "Söldner, ich möchte euch damit beauftragen meiner Tochter Geleitschutz auf einer Reise zu geben.". Als er sah, das Linea ihn schon unterbrechen wollte, winkte er nur ab. "Es ist an der Zeit, dass sie ihren Oheim aufsucht und die Reise zu seinem Aufenthaltsort ist beschwerlich... und gefährlich. Zu gefährlich für einen großen Tross oder gar eine ganze Armee, daher möchte ich euch damit beauftragen.".

Linea war aufgesprungen, ihre Augen funkelten zornig: "Vater! Warum hast du mir nie gesagt, dass ich einen Onkel habe? Warum soll ich zu ihm? Und den Schutz eines Söldners benötige ich sicher nicht!", das Wort Söldner betonte sie dabei sehr abschätzig, "Ich kann kämpfen und brauche keinen Aufpasser!". Der Statthalter fixierte seine Tochter mit seinem Blick, zog die Augenbrauen erstaunt in die Höhe und fragte nur belustigt: "So wie du im Kampf gegen eine Gruppe Orcs alles im Griff hattest? Ich kenne deine Stärken, mein Kind, Bescheidenheit gehört nicht dazu, also überschätze dich nicht! Du sollst nach Maiapan gehen, dabei wirst du jede Hilfe brauchen, die du bekommen kannst!".

Linea wurde blass, als der Name Maiapan fiel. Diesen Namen kannte sie aus Gruselgeschichten, die man Kindern erzählte, die Hauptstadt der Magier. "Maiapan?..." wiederholte Linea leise. "Was soll ich da? Was verschweigst du mir, Vater?". Der Statthalter schüttelte nur den Kopf: "Das wirst du dort erfahren, ich weiß es selber nicht genau... aber es war der Wunsch deiner Mutter..." seine Stimme brach ab, die Heiterkeit verflogen und der Kloß im Hals wurde zu dick, wie immer wenn er von ihr sprach. Jarrik zog mit einem Räuspern die Aufmerksamkeit auf sich.

"Was ist Maipan, wo liegt es und was habe ich davon?" fragte Jarrik unverhohlen. Der Statthalter wandte sich ihm zu: "Ich dachte mir schon, dass ihr mir diese Frage stellen würdet. Maiapan ist weder Stadt noch Land, es ist ein unabhängiges Gebiet mit vielen einzelnen Weilern und kleinen Dörfern ohne eigenen Namen. Dort befindet sich auch die Akademie der Magier und viele Magier leben dort um sich ungestört ihren Forschungen zu widmen.". Beim Wort 'Forschungen' zuckte es dunkel und wütend über Jarriks Gesicht, doch nur kurz, dann hatte er sich wieder im Griff.

"Damit wäre das "Was" geklärt..." setzte Jarrik an, doch bevor er weitersprechen konnte führte der Statthalter seine Ausführungen fort. "... genau, und wo es liegt ist zwar einfach gesagt, aber wie man hinkommt leider nicht. Es liegt im Südosten von hier, zwischen den Bergen Beverlands, der Einöde von Kassad und der Küste von Slûrig. Das Gebiet ist durch mehrere mächtige Bannkreise geschützt, die es von der Außenwelt abschotten. Jemand mit schwachem Geist wird ganz unbewusst vom äußersten Bannkreis abgestoßen und herumgeleitet. Das ihr einen starken Geist habt, habt ihr schon bewiesen." spielte der Statthalter auf die Situation vorhin an und fuhr dann fort.

"Doch das ist nur die erste Hürde. Golems und Humunkuli, Bannkreise und Fallenzauber verhindern ein Eindringen. Seit Bestehen der Liga von Maiapan, wie die Magiervereinigung sich nennt, gab es nur eine Handvoll Personen, die bis Maiapan vorstoßen konnten. Deswegen kommt ihr hier ins Spiel, mein lieber Söldner. Ich bin der Ansicht, eure Geschichte ist für die Magier interessant genug, um euch nach Maiapan einzuladen, sodass ihr euch wegen der Schutzmaßnahmen gar keine Gedanken machen müsst. Seid ihr erstmal eingetreten, könnt ihr euch dort frei bewegen und Linea ihren Oheim aufsuchen." erläuterte der Statthalter.

Jarrik brummte verstehend: "Also ist eure Tochter offiziell mein Begleitschutz auf der Reise, damit sie unerkannt nach Maiapan einreisen kann und ich bekomme eventuell Antworten von den Magiern, wie ich in diese Welt gekommen bin? Aber erlaubt mir eine Frage: Warum kann eure Tochter sich nicht selbst einladen lassen? Warum diese Geheimniskrämerei? Was verschweigt ihr?".

Der Statthalter nickte anerkennend: "Ihr begreift schnell... doch viel mehr als bisher kann ich euch nicht verraten, da ich selber nicht viel mehr weiß. Ich kennen nicht einmal den Namen von Lineas Onkel, ich weiß nur das er in Maiapan sein soll. Warum die Reise im Verborgenen bleiben muss hat einen einfachen Grund: es könnte Lineas Tod bedeuten, wenn die Magier davon erfahren. Das Erbe ihrer Mutter... es ist gefährlich für die Magier, sollte sie es tatsächlich antreten... mehr kann ich dazu nicht sagen.". Er verschränkte die Arme, als Zeichen, dass er dazu nichts mehr sagen würde.

Jarrik blickte nachdenklich drein. Sein Blick wanderte von Arnulf zu Linea, die er lange anblickte und die ihn angriffslustig anfunkelte. Ihm gefiel dieser Blick, in ihm steckte so viel Leben und Leidenschaft. Dann hatte er einen Entschluss gefasst und sagte schlicht: "Gut, einverstanden.". Sowohl der Statthalter, als auch seine Tochter blickten ihn erstaunt an. Der Statthalter murmelte: "Das war einfacher als gedacht..." doch Linea schüttelte den Kopf und rief: "Werde ich auch mal gefragt? Warum sollte ich mich von diesem 'Söldner' begleiten lassen? Warum sollte ich überhaupt diese Reise machen? Ich habe meine Pflichten hier in der Gaard! Hier gehöre ich hin, nicht auf eine dämliche Reise aus unerklärlichen Gründen!".

Lineas Augen funkelten dabei wieder in einem silbrigen Glanz und Jarrik war fasziniert davon. Doch Arnulf wischte etwas Brot von einer silbernen Platte und hielt sie Linea vors Gesicht. "Deswegen!" rief nun auch er. Linea wunderte sich erst was er mit der Platte vor ihrem Gesicht wollte, doch dann erkannte sie ihr Spiegelbild und die darin glimmenden Augen. Erschrocken fuhr sie zurück und gleichzeitig damit erlosch das Funkeln. "Was... Was ist das?" fragte sie ihren Vater, während sich ihre Finger über die Wangenknochen zu den Augen hochtasteten.

"Das mein Kind... das ist das Erbe deiner Mutter... Ich kann dir nicht sagen, was das zu bedeuten hat, aber du musst gehen und deinen Oheim finden. Dann wirst du auch Antworten bekommen... Antworten die ich dir nicht geben kann... Zu dir... und deiner Mutter..." sagte der Statthalter und klang dabei wie ein sehr bekümmerter Vater und war sichtlich bedrückt.

"Ich hatte gehofft, dass es niemals erwachen würde... aber ich habe mich geirrt und es jahrelang nicht wahrhaben wollen. Doch seit kurzem tritt es immer öfter zutage und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die Liga auf dich aufmerksam wird. Bitte Linea... folge Jarrik und geh mit ihm nach Maiapan, er hat dich schonmal gerettet, er ist momentan der Einzige dem ich dich anvertrauen will... denn er ist nicht aus dieser Welt, noch nicht von irgendwem korrumpiert und sein Wille ist stark genug, damit es auch weiterhin so bleibt. Außerdem hat er bereits bewiesen, dich beschützen zu können. Bitte Linea..." flehte der Statthalter seine Tochter an.

Lineas Blick flatterte von ihrem Vater zu Jarrik und zurück. Dann blieb ihr Blick auf Jarrik ruhen und ihre Miene wurde grimmig, als sie sprach: "Ich werde deiner Bitte nachkommen Vater... Dir zuliebe... Aber wir werden darum kämpfen, wer wem folgt! Ich bin Leutnant der Stadtwache Fingaards, ich ordne mich nicht einfach unter! Ein Kampf soll entscheiden, wer der bessere Krieger ist und wer der Anführer dieser Reise wird! Morgen früh auf dem Kampffeld der Gaard!". Damit drehte sie sich um und stürmte aus dem Raum.

Der Statthalter blickte zu Jarrik und fragte "Ist das ein Problem?". Doch Jarrik grinste nur und schüttelte den Kopf, dann antwortete er: "Ich freue mich sogar darauf, bisher habe ich sie nur kurz beobachten können im Kampf, dass wird sicher interessant. Egal wie es ausgeht.".

Mara saß nur daneben und fragte sich, wie es in so kurzer Zeit soweit kommen konnte: Noch vor Kurzem bestand ihr Tag darin Kräuter zu sammeln und kleinere Wunden zu versorgen und jetzt saß sie beim Herrscher über Nordmaijun zu Tisch und ihre Lebensretter waren kurz davor sich an die Gurgel zu gehen. Doch gleichzeitig kribbelte es in ihr, sie würde nur allzugerne Teil dieses Abenteuers werden!

Am nächsten Morgen, nach einer äußerst unruhigen Nacht voller Gedanken und Sorgen für Mara, ließ es sich der Statthalter nicht nehmen, Jarrik und Mara persönlich zum Kampffeld zu begleiten. Der anstehende Kampf hatte sich bereits herumgesprochen und so hatte sich jeder, der gerade nicht Dienst hatte eingefunden. Mitglieder der Gaard und der Palastwache, Dienstmägde, Stallburschen, Soldaten, Händler und Dienstboten, um nur ein paar davon zu nennen.

Das Kampffeld war ein plattgetretenes Stückchen Erde inmitten der Kaserne der Gaard und war scheinbar freigeräumt worden von Trainingsgeräten, deren Abdrücke noch im Sand zu sehen waren. Inmitten der Fläche stand Linea, voll gerüstet in ihrer silbernen Rüstung und mit ihrem Schwert in der Faust. Damit war also klar, das der Kampf mit scharfer Klinge geführt werden sollte.

Jarrik legte seinen Mantel am Rande ab und trat ihr, nur in seiner einfachen Leinenkleidung und dem Schwert, dass das Geschenk des Vogs von Sonnenfelder war, entgegen. Jarrik wünschte Linea lächelnd einen guten Morgen. Als Antwort zischte Linea ihm entgegen: "Hör auf zu grinsen, nimm mich gefälligst ernst!". Jarriks Lächeln wurde noch eine Spur breiter, bevor er sich zusammennahm und ernst wurde.

"Entschuldige, du hast Recht. Kämpfen wir bis zum ersten Blut oder bis einer von uns Beiden aufgibt? Dein Duell, deine Regeln." erkundigte sich Jarrik, während er sein Schwert, noch immer in der Scheide steckend, in der linken Faust hielt. "Bis zur Aufgabe oder Entwaffnung." knurrte Linea "Los, zieh dein Schwert!".

In dem Moment, als Jarrik sein Schwert vollends gezogen hatte, stürmte Linea los und die Anfeuerungsrufe der zahlreichen Schaulustigen brandeten auf. Der Kampf begann.


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