Kapitel 17: Stahl und Blut

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Jarrik warf Linea die Schwertscheide, die er bisher noch in der Hand gehalten hatte, entgegen, was sie vollkommen aus dem Konzept brachte. Dadurch war es ihm ein Leichtes, ihrem ersten Schlag auszuweichen und ihr mit der flachen Klinge seines Schwertes auf den Rücken zu klopfen. Er hatte ganz bewusst die flache Seite genutzt um sie ins Stolpern zu bringen, mit der Klinge wäre er an ihrer Rüstung abgeprallt und hätte sich nur die Schneide stumpf gestoßen. 

Fauchend wirbelte sie herum und startete eine Reihe von Stoßangriffen, denen Jarrik nur mit Mühe ausweichen konnte. Sie war schnell, verdammt schnell. Doch auch wenn sie schneller war, so war Jarrik der Erfahrenere im Zweikampf und aufgrund seiner Körpergröße hatte er auch mehr Reichweite. Die Menge grölte und stand eindeutig auf der Seite ihres Leutnants, doch davon bekam Jarrik nichts mit. Er kämpfte nicht nur gegen Linea, sondern auch dagegen, die Kontrolle über sich zu verlieren und in einen Kampfrausch zu geraten.

So waren die ersten Schlagabtäusche von Jarrik eher defensiv und Linea drängte ihn Schlag für Schlag zurück. Ihre Technik basierten auf schnellen Stößen, die den Vorteil ihrer leichten und schlanken Klinge zur Geltung brachten, während Jarriks kurze und breite Klinge eher auf Hiebe ausgelegt war. Auf die weit ausholenden Stiche von Linea, reagierte er mit kurzen und präzisen Seitenstößen die die Klinge von Linea an seinem Körper vorbeiführten, ohne das er seine Deckung dafür aufgeben musste. 

So eine Art zu kämpfen war Linea scheinbar nicht bekannt, oder war zumindest nicht darin geübt, was nicht verwunderlich war. Aufgrund der langen Friedenszeit die inzwischen herrschte, kannte man nur den Kampf gegen die deutlich kleineren und meist ungepanzerten Goblins und die großen Orcs, die einfach nur in großen Schwüngen auf ihre Gegner einschlugen. So also trafen Schnelligkeit und Beweglichkeit auf Erfahrung und Stärke. Es war ein, für die Beteiligten, überraschend ausgeglichener Kampf. Doch das änderte sich rasch, als Jarrik anfing zum Angriff überzugehen.

Er parierte einen weit ausholenden Stoß indem er Lineas Klinge zur Seite prellte und gleichzeitig einen großen Schritt nach vorne machte und seine Schulter gegen ihre Brust rammte. Sie taumelte vom Aufprall nach hinten und Jarrik setzte sofort nach. Linea hatte Mühe seine wuchtigen Schläge zu blocken, ein Fehler wenn der Feind stärker war und jeder Schlag hart prellte. Ihr Handgelenk fing an zu schmerzen, da die Schläge jetzt in schneller Folge auf sie einprasselten und sie statt auszuweichen nur noch abblocken konnte.

Mit einem Sprung brachte sie sich aus Jarriks Reichweite und schwer atmend standen sich die beiden gegenüber. Jarrik grinste und auch Linea konnte sich ein leises Zucken der Mundwinkel nicht verkneifen. So beim Kämpfen gefordert wurde sie schon lange nicht mehr.  Jarriks Blick glitt zu seiner Klinge, die inzwischen tiefe Scharten aufwies, während Lineas Klinge noch vollkommen unberührt war. Er wusste es war an der Zeit den Kampf zu beenden bevor seine Klinge an der deutlich besseren von Linea zerbrach.

Ein einzelner Schweißtropfen rann über Lineas Nasenrücken und in dem Moment, als er sich von der Nasenspitze löste, stürzte sie sich wieder auf Jarrik. Doch der ließ seine Deckung fallen und drehte sich leicht, sodass Lineas Klinge tief durch seinen Oberarm fuhr und blutig an der Rückseite heraustrat. Die Menge war plötzlich still, Linea verharrte und Jarrik sagte grinsend: "Du hast verloren...". Irritiert blickte ihn Linea an, hatte er etwa nicht mitbekommen wie ihre Klinge ihn durchbohrt hatte? 

Doch Jarrik  wusste genau was er tat, er ließ das Schwert in seiner Rechten mit der Klinge nach unten zeigen und rammte Linea seine geballte Faust gegen den Kiefer, während die Schneide nur gegen ihren Brustpanzer schlug. Linea taumelte schwer getroffen nach hinten und der Griff um ihr eigenes Schwert, das immer noch tief in Jarriks Arm steckte, löste sich. "Du bist entwaffnet, ich habe gewonnen." sagte Jarrik zu der vor ihm im Staub Liegenden. 

Trotz gebrochenem Kiefer und glasigen Augen grinste Linea schmerzverzerrt und schüttelte, noch leicht benommen, den Kopf. "Uneffiefen" nuschelte sie. Jarrik blickte sie fragend an und fragte sich warum sie meinte der Kampf wäre unentschieden. Doch beim Blick nach unten stellte er fest, dass seine arg mitgenommene Klinge wohl beim Schlag gegen ihren Brustpanzer abgebrochen war und ein Teil der Schwertschneide lag zu seinen Füßen. Somit war auch er, zumindest teilweise, entwaffnet.

Er warf die abgebrochene Klinge zur Seite und hielt Linea seine Hand hin und sie nahm die Geste an und ließ sich von ihm wieder auf die Füße ziehen. Hand in Hand standen sie dann einige Augenblicke so da, die Blicke ineinander gebohrt, bevor sich der Griff ihrer Hände lockerte. Applaus brandete auf und die Menge tobte, auch wenn keiner so richtig verstanden hatte wer jetzt gewonnen hat. Mara und Lineas Vater kamen angerannt, Mara kopfschüttelnd und der Statthalter mit einem besorgten Gesicht. 

Mara erbot sich sofort eine Heilung vorzunehmen, weshalb der Statthalter direkt nach Schlachtvieh schicken ließ, das sowieso für die Versorgung der Soldaten heute benötigt würde. Noch immer sickerte das Blut aus Jarriks Arm und er bat an Linea gewandt: "Wärst du bitte so freundlich dein Schwert aus meinem Arm ziehen?". Entsetzt blickte Mara zu Linea, doch diese zuckte nur mit den Achseln, nuschelte etwas Undeutliches und zog mit einem sanften Ruck das Schwert heraus.

Dabei floss nur noch mehr Blut und Mara wurde kreidebleich, doch Jarrik drückte einfach nur mit einem geübten Griff seiner Hand die Arterie am Oberarm ab und das Blut floss nun langsamer aus der Wunde hervor. "Verdammt Jarrik, warum hast du das gemacht?" fragte Mara noch immer schockiert. "Ich musste doch den Vorteil nutzen, den ich hatte: dich!" antwortete dieser und grinste.

Auch Linea sah schlimm aus, Blut lief aus ihrem jetzt schiefen Mundwinkel, der Kiefer war definitiv gebrochen und auch ihr linkes Auge begann schon zuzuschwellen. Jarrik war wirklich nicht zimperlich gewesen bei seinem Schlag. Aber Mara entschied sich, zuerst Jarrik zu heilen, erstens blutete er immer noch und zweitens war er nunmal Jarrik, ihr Retter und Weggefährte der letzten Tage.

Kaum waren also die beiden Schafe da, die heute als Verpflegung dienen sollten und somit dem Tode geweiht, ging Mara ans Werk und übertrug die Lebenskraft der Tiere zuerst an Jarrik und dann an Linea. Jarrik ließ diese Prozedur klaglos über sich ergehen, aber als Mara anfing Lineas Kiefer mit ihrer Magie zu heilen und sich die gebrochenen Teile zurück an ihren Platz schoben, schrie Linea auf und Tränen trübten ihre Augen. Ihre Hexenmagie konnte Knochen reparieren, Fleisch wachsen lassen und sogar Blut ersetzen, aber die Schmerzen nehmen konnte sie nicht, ein Umstand den Mara schon immer bedauert hatte.

Ihre Magie war wie ein Parasit, der vom Leben anderer zehrte, wie schön und rein musste dahingegen doch wahre Magie sein. Aber mit ihrer Magie konnte Mara wenigstens helfen und das war etwas, worauf sie stolz war. Auch wenn die soeben verwendete Lebenskraft nicht ihre eigene war, so sackte sie nun doch erschöpft zusammen. Soviel zu heilen ermüdete Mara und hätte Jarrik nicht geistesgegenwärtig zugegriffen und sie gestützt würde sie wohl am Boden liegen. Wieder einmal hatte er sie gerettet, wenn auch diesmal nicht ihr Leben sondern nur ihre Würde.

"Danke" flüsterte sie leise, aber Jarrik schüttelte energisch den Kopf. "Dir gebührt der Dank, Mara. Ich sage zu dir: Danke!". Auch Linea, die noch immer testend ihren Kiefer hin- und herschob bedankte sich herzlich bei Mara und sogar der Statthalter nickte anerkennend. Doch das eigentliche Ziel des Kampfes, einen Sieger zu ermitteln, stand noch aus. Jarrik und Linea blickten erwartungsvoll zum Statthalter und überließen es ihm, den Sieger zu bestimmen. Doch der verschränkte nur die Arme und und blickte beide fassungslos an. Seine Präsenz wurde stärker und das Gejohle und Getuschel der Schaulustigen auf dem Platz erstarb schlagartig. Wie würde er über den Kampf entscheiden?


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