Kapitel 19: Kriegsrat

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Endlich hatte er die Grenze des Brandwalds erreicht; blutend, schwitzend und vollkommen erschöpft. Seit zwei Tagen wurde er nun schon ununterbrochen von den Orcs gejagt, alle seine Pfeile waren verbraucht, seine Bogensehen gerissen, sein Schwert schartig und stumpf und sein Messer hatte er verloren. Seine Kleidung war zerrissen und von seinem Umhang war nur noch ein lächerlicher Fetzen übrig, der mehr an einen Schal erinnerte als an etwas das vor der Witterung schützen soll. Immerhin, Andos Stiefel waren noch in einer halbwegs passablen Kondition, was aber auch das Einzige an ihm in diesem Zustand war. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz, er war froh, dass er nicht zum letzten Mittel hatte greifen müssen, um den Orcs zu entkommen, zu hoch war dabei das Risiko.

Wenige Stunden später erreichte er das Westtor von Fingaard. Aufgrund seines Aussehens weigerten sich die Wachen zunächst ihn einzulassen, als er jedoch das königliche Siegel vorzeigte wurde er sofort zum Palast gebracht. Der Statthalter war gerade nicht im Palast sondern auf dem Kampffeld der Kaserne, weshalb Ando sofort einen Boten losschickte, um ihn zu holen. Dann sank er erschöpft in den weichen Sessel des Statthalters im Kartenraum zusammen und war innerhalb von Sekunden eingenickt, mit dem fragenden Gedanken, was der Statthalter wohl auf dem Kampffeld zu tun hatte. 

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"Ando ist hier? Ich dachte er wäre Richtung Norden?" fragte Jarrik erstaunt nach. Mara nickte und antwortete: "Seit Stunden kommen und gehen Boten im Palast. Linea konnte auch noch nicht viel erfahren, außer das wohl ein Angriff der Orcs bevorsteht.  Aber das passiert laut Linea eigentlich öfters, aber diesmal ist irgendetwas scheinbar anders... Jedesmal wenn sie versucht hat ihren Vater direkt zu fragen, hat er nur ziemlich genervt auf die Reisevorbereitungen verwiesen und sie aus dem Kartenraum geworfen.". Mara klang besorgt und etwas eingeschüchtert von der Situation. 

Jarrik lächelte sie aufmunternd an und nahm ihre zierlichen Hände in seine frisch von ihr geheilten Hände, drückte sie sanft und meinte sanft: "Keine Sorge, ich pass schon auf, dass dir nichts passiert.". Mara entzog ihm ihre Hände und ihr Gesicht nahm die Farbe der Morgenröte an. Stotternd entschuldigte sie sich und murmelte etwas von Vorbereitungen und Nachtruhe, bevor sie sich entfernte und in die ihr zugewiesene Kammer im Schlaftrakt ging. Jarrik sah ihr verdutzt hinterher, tat es aber schulterzuckend ab und machte sich auf den Weg zum Kartenraum.

Dort angekommen stand er vor der verschlossenen Tür, die von zwei Wachen bewacht wurde und traf auf Linea, die vor der Tür auf- und abging. Als er Anstalten machte, die Tür öffnen zu wollen, vertraten ihm die Wachen den Weg.  "Halt! Kein Zutritt für Bittsteller!". Jarrik lächelte sie nur mit einem wölfischen Grinsen an und meinte drohend: "Ich bin kein Bittsteller, ich bin Söldner, hier auf persönlichen Wunsch des Statthalters und wenn ihr euren Dienst unbeschadet überstehen wollt, dann solltet ihr zur Seite gehen.". 

Die Wachen blickten sich verunsichert an. Eigentlich hatten sie nur Befehl Bittsteller, Bürger und Linea am Betreten des Raums zu hindern. Von einem Söldner war keine Rede und Jarriks Art machte klar, dass er seine Drohung todernst meinte. Auch sie hatten schon vom "Teufel" und "Orcschlächter", der angeblich im Norden hundert Orcs erschlagen hatte, gehört. Nickend gaben sie den Weg frei und traten zur Seite. Jarrik wandte sich um zu Linea und meinte nur: "Linea, komm mit.". Linea blickte ihn verdutzt an, reagierte aber deutlich schneller als die Wachen und bevor diese reagieren konnten fiel die Tür bereits hinter den Beiden zu. Die beiden Wächter blickten schuldbewusst auf die geschlossene Tür, jetzt konnten sie nur noch auf die Gnade des Statthalters hoffen.

Im Raum standen der Statthalter, sowie vier Uniformierte und ein sichtlich ramponiert aussehender Ando, diskutierend über den Kartentisch gebeugt. Als Jarrik mit Linea eintrat blickte der Statthalter verärgert über die Störung auf und seine Stirn legte sich in zornige Falten als er Linea erkannte. Doch bevor er aufbrausen konnte, schnitt ihm Jarrik das Wort ab: "Vergesst euren Zorn für den Moment, Arnulf. Ich habe euren Auftrag akzeptiert, das bedeutet aber auch, dass ihr mich in alles einweiht, was damit zusammenhängt. Ein Angriff auf die Stadt erscheint mir so etwas zu sein.".

Linea und die vier Uniformierten hielten den Atem an. Selten wagt es jemand so mit dem Statthalter zu sprechen und noch seltener bleibt dieser dabei ruhig. Auch jetzt verengten sich seine Augen zu bedrohlichen Schlitzen. Die Stille hing fast  greifbar im Raum, doch dann bedeutete er den Offizieren mit einem Wink den Raum zu verlassen. Sichtlich erleichtert gingen der Oberst, der Major und die beiden Leutnants hinaus. Erleichtert nicht im Raum zu sein wenn gleich der Sturm losbrechen würde.

Doch entgegen der Erwartung der Offiziere, wurden die Züge des Statthalters milder und seufzend stimmte er Jarrik bei: "Ihr habt Recht Söldner, euch dabei rauszuhalten ist nicht ratsam und bei der Neugier meiner Tochter sowieso zwecklos, ihr würdet es ja doch irgendwann erfahren. General Karrol, das sind der Sölnder Jarrik Wolboson und meine Tochter Linea, würdet ihr es kurz zusammenfassen?". Doch Ando reichte den beiden bereits die Hand und begrüßte sie knapp, aber freundschaftlich. "Wir kennen uns schon, auf die Förmlichkeiten können wir also verzichten. Die Lage ist wie folgt: mehrere Zehntausend Orcs lagern auf der Westseite des Gebirges, marschbereit und gerüstet für einen Krieg. Ich konnte nur einen Bruchteil selbst sehen, aber die Feuer und Zelte die weit in die Ebene reichten, deuten auf mindestens 60.000 kampfbereite Orcs hin. Und sie haben sich in Bewegung gesetzt, sie kommen aufgrund der schieren Anzahl langsam voran, aber ich denke spätestens übermorgen Abend stehen sie vor den Toren..".

Linea stand der Mund ungläubig offen. Das waren etwa zehnmal soviele Orcs wie es Einwohner hier im Norden gab. Doch Jarrik, als abgebrühter Söldner, war nicht sonderlich schockiert. Er hatte selbst schon an Schlachten siegreich teilgenommen, bei denen die Chancen noch schlechter standen. "Dann sehe ich jetzt zwei Möglichkeiten..." setzte er an und sprach ganz trocken weiter: "...entweder, ihr bezahlt mich jetzt stattdessen um mitzukämpfen oder wir brechen Übermorgen früh auf. Im zweiten Fall muss ich allerdings darauf bestehen, das mein Sold im Voraus bezahlt wird, immerhin könnte sonst der Fall eintreten, dass keiner mehr übrig ist um mich zu bezahlen.".

"Ein verlockendes Angebot Jarrik..." antwortete der Statthalter und schien ernsthaft zu überlegen. Doch dann fiel sein Blick auf Linea und er wollte sie einfach bei einer so massiven Bedrohung nicht in der Stadt wissen, nicht als Tochter und schon gar nicht als Leutnant seiner Gaard. Er schüttelte also den Kopf und sagte zu Jarrik: "Ihr brecht übermorgen vor der Dämmerung auf, schließt eure Vorbereitungen morgen ab und haltet euch bereit. Euren Sold bekommt ihr natürlich in voller Höhe.". 

Jarrik schien zufrieden und bat: "Sehr gut, bezahlt bitte davon den Schmied Wulfruhm und den Rest teilt Ihr gerecht unter den Waisenhäusern der Stadt auf.". Der Statthalter blickte ihn lange und erstaunt an. Dann räusperte er sich und meinte: "Nun habe ich keine Zweifel mehr, euch meine Tochter anzuvertrauen. Beschützt sie für mich und bringt sie sicher an ihr Ziel.". Jarrik nickte zustimmend und er und Arnulf gaben sich die Hand. Doch da mischte sich Linea ein: "Vater! Ich will hierbleiben und kämpfen! Meine... Unsere Stadt wird bedroht, es ist meine Pflicht! Ich kann nicht fort!".

Doch der Statthalter wandte sich ihr nur zu und appellierte an sie "Meine liebe Tochter, dein Schicksal liegt nicht hier. Wenn dein Schicksal das Erbe ist, dann könnte diese Reise die Welt verändern... ob zum Guten oder Schlechten, liegt dann bei dir... Du wirst gehen und gehst du nicht freiwillig, so sorge ich persönlich dafür, dass du gehst. Du weißt, dass ich das kann, also füge dich... bitte. Für mich. Für Fingaard. Und die Welt.".

Linea schien hin- und hergerissen. "Was ist das Erbe? Was bedeutet das alles, Vater?" fragte sie. Doch sie bekam keine Antwort, nur ein müdes: "Such deinen Oheim auf... er kann es dir erklären.". Linea überlegte. "Hrmpf.... nun gut... aber wehe Fingaard gibt es nicht mehr wenn ich wiederkomme. Dann mache ich dir persönlich dafür verantwortlich." sagte Linea und wandte sich ab und verließ den Kartenraum.

Nachdem Linea den Raum verlassen hatte, wurde Jarrik nochmal sehr ernst. "Selbst wenn jeder Einwohner Fingaards mitkämpft, wird das nicht einfach.".  Ando antwortete: "Wir müssen auch nicht gewinnen, nur ein wenig durchhalten. Ich habe bereits nach meinen Truppen und weiterer Verstärkung aus der Hauptstadt geschickt. Meine Truppen, fast 4.000 Mann, sollten in etwa zwei Tagen hier sein und weitere 20.000 aus der Hauptstadt in ungefähr sechs Tagen. Fingaard ist schwer befestigt und mit den Reservisten der Gaard stehen etwa 2.800 Soldaten zur Verteidigung zur Verfügung.". 

"Das klingt recht realistisch, aber sagt, wie viele kampferprobte Magier habt ihr hier?" fragte Jarrik weiter. Der Statthalter und Ando blickten sich überrascht an. "Magie im direkten Kampf einsetzen? Ein interessanter Gedanke..." murmelte Ando.  "Ihr verwendet keine Kriegsmagie?" war es jetzt an Jarrik überrascht zu sein. "Für Nebel, Wind oder um Kampfgeräusche zu erzeugen oder zu verdecken, zur Unterstützung, aber nicht als Waffe." erklärte der Statthalter. "Dann lasst mich bitte mit euren Magiern sprechen, ich bin zwar selbst kein Magier, aber mein bester Freund Levin hat mir viel von den Theorien der Kriegsmagie erzählt, er war regelrecht besessen davon." erbat sich Jarrik.

Der Statthalter stimmte dem zu und auch Ando war neugierig. "Versuchen wir es, aber lasst kein Wort davon nach außen dringen. Das Thema ist zu heikel... nicht auszudenken was passiert, wenn jeder Magiebegabte plötzlich seine Magie als Waffe einsetzen will..." bestimmte der Statthalter und schickte sofort nach der Handvoll Magier, die sich in der Stadt aufhielten. Jarrik fand an diesem Abend keinen Schlaf mehr, aber dafür umso gelehrigere Schüler. 

Im Morgengrauen ruhte Jarrik noch zwei Stunden, bevor er sich auf den Weg zu Wulfruhm, dem Schmied, machte. Er war schon gespannt auf "sein" Schwert. Und er würde Wulfruhm noch um eine Kleinigkeit bitten...



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