Special: Jarriks Vergangenheit

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TRIGGERWARUNG!!!!!

Der folgende Teil ist nicht storyrelevant und enthält folgende Trigger: Schmerz, Gewalt, Blut, Folter

Wer das nicht lesen möchte sollte jetzt einfach zum nächsten Kapitel springen.

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Das war nun wahrlich keine Geschichte für Zartbesaitete, aber ein Geheimnis war es nun mal auch nicht. Irgendwann musste die Frage nach seiner Geschichte ja kommen. Warum also nicht hier, am Beginn ihrer gemeinsamen Reise, wo sie am Waldrand Rast gemacht hatten. Er sah reihum in die Gesichter von Mara, Linea, Lilja, Finn und Maeve. Jarrik seufzte und blickte ins Feuer, bevor er anfing zu sprechen.

"Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Mein Vater erzählte mir oft von ihren leuchtenden Augen, die im Sonnenlicht strahlten. Viel mehr weiß ich nicht von ihr, selbst ihren Namen wollte er mir nicht verraten. Er versuchte, ein guter Vater zu sein, aber das er einsam war, merkte selbst ich, obwohl ich damals noch ein Kind war und solche Empfindungen mir fremd waren. Er lehrte mich, niemals aufzugeben, erzählte mir von der Welt und ihren Wundern, hatte sich dabei aber selbst schon aufgegeben.

Er trank immer öfter, je älter ich wurde. Kam nach getaner Arbeit in unsere Hütte vor den Stadtmauern nach Hause und trank. Blieb immer länger weg. Da begann ich mein erstes Geld zu verdienen. Erst mit Botengängen, dann mit Reisigsammeln. Er begann zu spielen, Würfelspiele, und trank den ganzen Tag und irgendwann kam er dann nicht mehr nach Hause. Ich war sieben Jahre alt und war schon einige Monde lang allein, als die Stadtwachen es bemerkten. Von ihnen erfuhr ich, dass mein Vater nicht mehr wiederkommen würde, warum genau, erfuhr ich nie.

So kam ich in das Waisenhaus der Stadt. Ich musste weiterhin Botengänge machen, diesmal jedoch auch für die höhergestellten Bewohner und Kaufleute in der Stadt. Doch das Geld dafür durfte ich nicht mehr behalten und ich war jeden Tag viele Stunden auf den Beinen. Aber immerhin bekam ich jeden Tag eine Mahlzeit und hatte ein Bett zum Schlafen. Abends lernte ich von einem älteren Mädchen Lesen und Schreiben. Salia war ihr Name.

Ihr Vater war der Bastard eines Adligen und ihre Mutter die Tochter eines Kaufmanns gewesen und beide wurden auf einer Reise von Vagabunden ausgeraubt und ermordert. Ihr Großvater, der Adlige, wollte nichts von der Tochter seines Bastards wissen und so war sie im Waisenhaus gelandet. Sie war klug, doch leider auch hübsch und mittellos. Sie war gerade mal dreizehn Jahre alt, als die Männer kamen um sie abzuholen. Ich wusste damals noch nicht, warum sie Tränen in den Augen hatte, doch für hübsche Frauen ohne den Schutz einer Familie und ohne Geld gab es nur ein Schicksal. Als Salia weg war, übte ich mich weiter im Lesen und Schreiben, doch besonders gut bin ich darin bis heute nicht. Aber ich bin ihr auf ewig dankbar, denn ohne sie würde ich es nicht können.

Ungefähr ein Jahr später, ich war zu dem Zeitpunkt etwa neun Jahre alt und schon recht groß und kräftig für mein Alter, wurde ich ausgewählt. Die jüngeren beglückwünschten mich, mein neuer Herr sollte wohl ein mächtiger Magier sein und sie machten Witze, dass ich bald sein Lehrling und dann auch ein Magier sein würde. Doch die Älteren unter uns waren still und schüttelten nur stumm den Kopf, wenn ich sie dazu befragte. Warum sollte ich bald am eigenen Leib erfahren.

Ich kam also zu dem Magier, der uns sofort in die Zellen werfen ließ. Die Zellen waren immerhin sauber und nicht in einem tiefen, feuchten Kerker, sondern in angenehm warmen Räumen, sogar frisches Wasser kam durch einen Mechanismus an der Wand. Aber sie hatten sehr dicke, schwere Eichentüren und waren fensterlos. Die anderen Beiden aus dem Waisenhaus und auch ich bekamen jeweils eine eigene Zelle. Drei auf drei Schritte groß und sicher doppelt so hoch. Wir mussten uns entkleiden als wir unsere Zellen betraten. Täglich mussten wir uns waschen und wir bekamen zwei Mahlzeiten am Tag. Bis dahin war noch alles in Ordnung. Die Wärter erzählten uns, dass der Magier ein wahres Genie ist und wir uns geehrt fühlen konnten, ihm zu Diensten zu sein.

Nach etwa einer Woche, die wir dort verbrachten, holten sie den ersten von uns. Als er  zurückkam, hörten wir durch die dicken Türen nur gedämpft seine Schreie, die kaum noch menschlich waren. Erst nach Stunden verstummten die Schreie, doch vermutlich waren sie einfach nur zu leise, um noch durch die dicken Türen zu dringen. Am nächsten Morgen öffnete sich meine Türe, ich hatte mich nochmal gründlich zu säubern und nichts bis auf eine Leinenhose anzuziehen und dann führten mich die Wärter zum Magier.

Wir gingen viele Treppen nach oben, bis wir im Studierzimmer des Magiers angekommen waren. Die Fenster boten einen großartigen Ausblick über die Wälder und das Gebirge. Es war ein gemütlich eingerichtetes Zimmer: Bücherregale, dicke Teppiche, alte, dunkle Holztische und mit Samt bezogene Sitzgelegenheiten. Doch auch der Geruch war unverkennbar; Leder, Asche und Blut. Ich fragte mich noch, weshalb der andere Junge so geschrien hatte, was ihm hier zugestoßen sein musste. Oder war er vielleicht gar nicht hier sondern woanders gewesen?

Aber meine Überlegungen zerschlugen sich recht schnell, als ich an ein Gestell geschnallt wurde. Es war als würde ich eine Stuhllehne umarmen, dann wurden mir Riemen um die Oberarme, die Beine und die Hüfte geschlungen, sogar der Hals wurde festgeschnallt. Dann wurde die Apparatur hochgekurbelt und nach leicht vorne geneigt. Ich hing also etwa einen Meter hoch in der Luft und war vornübergekippt. Dann gingen die Wärter und ich war allein mit dem Magier.

Der Magier begann Selbstgespräche zu führen und seine Notizen dazu schrieb er nicht auf Pergament, sondern er schnitt sie in meinen freiliegenden Rücken. Das war der Moment, an dem ich dachte, ich wüsste warum der Junge gebrüllt hat. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Ich wollte schreien, doch ich konnte es nicht. Der Magier blockierte es einfach, ich spürte wie ich die Luft aus meinen Lungen schrie, doch kein Ton kam dabei heraus. Es endete erst, als die Sonne versank und der Magier seine Studien für den Tag beendete.

Ich weinte, vor Schmerz und vor Freude, dass es endlich vorbei war. Doch ich sollte mich irren. Die Wärter kamen zurück und zogen die Riemen noch einmal nach. Mein Blick war aus dem Fenster gerichtet und ich betrachtete das schwindende Licht der Abenddämmerung. Dann schnitten sie mir die Haut vom Rücken..." Jarrik verdeutlichte seine Worte mit einer Geste, doch dessen hätte es gar nicht bedurft, alle um in herum saßen geschockt da. "Sie zogen mir die Haut ab, mit schnellen und geübten Handgriffen. Doch alles, was ich in dem Moment wahrnahm, war unsäglicher Schmerz.

Meine ganze Welt beschränkte sich auf das Gefühl, entzweigerissen zu werden. Dann spannten sie meine Haut auf einen Rahmen zum Trocknen, schabten überflüssiges Fleisch davon herunter und benetzen es mit einer Flüssigkeit. Es war Wahnsinn, ich konnte sehen wie mein eigener Rücken vor mir hing, eng beschrieben in der feinen Handschrift des Magiers. Alles was ich konnte war stumm schreien, noch immer kam kein Ton über meine Lippen. Ich wollte nur noch sterben, dem Schmerz entfliehen. Doch der Schmerz blieb. Ich verblutete nicht, irgendeine Magie verhinderte das.

Die Wärter banden mich dann los und schleiften mich zurück in meine Zelle. Als ich über die Schwelle trat, konnte ich wieder schreien, doch nicht lange, bevor meine Stimme brach und ich zu heiser war, um weiterzuschreien. Auf dem Bauch liegend brach ich zusammen und alles um mich herum war Schmerz und Dunkelheit. So lag ich dort die ganze Nacht. Am Morgen flößten mir die Wärter einen Trank ein, der die Schmerzen dämpfte und die Heilung verbesserte. Dann holten sie den dritten Jungen. Er kam nie zurück, sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen, als sie ihm die Haut vom Rücken zogen.

Die Wärter scherzten darüber, das wir Glück hätten, dass er so mager gewesen war. Wir verstanden es zuerst nicht, aber die nächsten Tage war Fleisch Teil unserer Mahlzeiten. Als wir begriffen, war es schon zu spät. Ab da wussten wir, immer wenn es Fleisch für uns gab, war wieder einer gestorben. Doch wir wurden gezwungen es zu essen. Jedes Mal.

Es gab noch weitere Zellen mit Jungen, denn erst nach acht Tagen wurde ich wieder aus der Zelle geholt. Der Trank hatte dafür gesorgt, das mein Rücken bis dahin verheilt war und so neu beschrieben werden konnte. Doch den Schmerz hatte es nicht ganz genommen. Wieder lag ich am Ende des Tages mit blutigem Rücken und gehäutet in der Zelle. Mal waren es zwölf Tage, mal nur vier, je nachdem wieviele der Jungen daran gestorben waren und wieviele nachkamen aber immer wieder und wieder hat es sich wiederholt.

Eines Morgens, direkt nach meiner Häutung und nachdem ich schon über vier Jahre dort war, bekam ich morgens keinen Trank mehr. Auch eine Mahlzeit wurde mir keine mehr gebracht. Ich wusste, ich war inzwischen der Älteste der Jungen, fast schon ein Mann. Also ging ich davon aus, das ich nun einfach sterben müsste. Ich verstand nicht, warum ich dann einfach in der Zelle zurückgelassen wurde, statt mich einfach zu töten und zu verfüttern. Doch es sollte anders kommen.

Diesmal heilte mein Rücken nicht durch den Trank und es begann zu eitern und sich zu entzünden. Ich wurde immer dünner und schwächer, mehr, als in der Dunkelheit zum Wasser zu kriechen und davon zu trinken, konnte ich nicht mehr. Dann hörte ich, halb im Fieberwahn, die Stimmen. "Hier ist noch einer am Leben! Rasch! Beeilt euch!" riefen sie. Ich werde es nie vergessen, als ich meine Augenlider öffnete und der Fackelschein mich fast erblinden ließ, so hell wie er war.

Die Stimmen gehörten zu einer Gruppe von Söldnern, die im Auftrag der Magiergilde den Magier getötet hatten. Er war wohl zu weit gegangen, selbst für die kranken Maßstäbe der Magier. Dabei waren so viele von ihnen verwundet worden, dass sie tagelang die Heimstatt des Magiers als Lager nutzen, doch erst jetzt hatten sie von den Zellen erfahren.

Außer mir hatte nur einer der Jungen überlebt. Sein Name war Levin und er war erst vor einigen Tagen dazugekommen. Noch Wohlgenährt und gesund, sonst hätte er wohl nicht so lange durchgehalten. Mein Leben wurde gerettet, doch die Wunde an meinem Rücken verheilte nur sehr langsam. Keine Magie oder Tränke halfen, dafür war zuviel der magischen Kraft des toten Magiers über die Jahre in meinen Körper eingesickert. Es dauerte Monate, bis ich wieder aufrecht stehen konnte und Jahre bis der Schmerz verblasste... oder ich mich daran gewöhnte, ich weiß es nicht. Von den Qualen die ich dort durchlebte, sprach ich nie.

Die Söldner, die darauf spezialisiert waren Magiern das Handwerk zu legen, nahmen uns bei sich auf, Levin zeigte sich sensibel für Magie und wurde zur Magiergilde für eine Ausbildung geschickt, ich sah ihn erst  zwei Jahre später wieder. Ich hingegen war, trotz meiner anfänglichen Schwäche und der Verletzung, stark und geschickt mit dem Schwert. So wurde ich von den Söldnern bald als einer der ihren akzeptiert und mit fünfzehn tötete ich zum ersten Mal. Nicht aus Notwehr, nicht aus Notwendigkeit. Sondern als Söldner im Namen eines Anderen. Es war erschreckend leicht.

Es war leicht, zumindest für mich. Die Klinge in der Hand war nicht nur ein Stück Stahl, sondern ein Teil von mir. Am Anfang kämpfte ich wie ein Wilder, vergaß immer wieder die zahlreichen Lektionen, die mir meine Ausbilder einhämmern wollten und wurde oft verwundet. Aber diese Schmerzen waren nichts, gar nichts, im Vergleich zu dem was ich schon durchlebt hatte. Immer öfter geriet ich im Kampf in einen Blutrausch, wichtig war dann nur noch, möglichst viele zu erwischen. Selbst viele meiner Kameraden begannen mich zu fürchten und zu meiden. Auf dem Schlachtfeld kämpfte ich oft allein, was nur zu noch mehr Verletzungen führte. Irgendwie unglaublich, dass ich bis heute noch atme und noch alle Gliedmaßen habe, oder?

Dann kehrte Levin zurück. Auch wenn er die Greuel nicht selbst durchlebt hatte, so hatte er gesehen, was den anderen Jungen passiert war. Irgendwie schweißte uns das zusammen. Wir wurden beste Freunde. Er erzählte mir viel von der Kriegsmagie, die ihn so faszinierte und von Zaubern, die er sich ausgedacht hatte und sich ebenfalls im Kampf nutzen ließen, obwohl sie teilweise wirklich lächerlich waren. Er war zwar talentiert, aber hatte kaum eigene Magie zur Verfügung. Dafür war es bei mir genau umgekehrt, ich zeigte überhaupt kein Talent für Magie, aber ich hatte Unmengen davon in mir und je älter ich wurde, desto mehr sammelte sich an. So kam es schließlich, dass wir im gleichen Trupp landeten, er als Magier und ich als sein Magiespeicher und Beschützer.

Von da an waren wir so gut wie unzertrennlich, was für Levin teilweise sehr schwer war. Immerhin ging ich immer dorthin, wo der Kampf am härtesten war und er musste mir, oft notgedrungen, folgen. Durch das ständige Entziehen der Magie und dem Wissen, einen Freund an meiner Seite zu haben, lernte ich, den Blutrausch besser zu kontrollieren. Inzwischen kann ich ihn bewusst hervorrufen, aber ihn umgekehrt gänzlich zu verhindern, fällt mir noch immer schwer."

Jarrik blickte alle bedeutungsschwer an und fuhr fort: "Sollte ich also einmal sagen, ihr sollt mich zurücklassen, schleunigst abhauen oder mir aus dem Weg gehen und euch verstecken... dann tut das... ich möchte nicht nochmal Kameraden auf diese Art verlieren... So verbrachte ich also die letzten Jahre als Söldner, in Friedenszeiten auf der Jagd nach abtrünnigen Magiern und im Krieg auf den Schlachtfeldern der Mächtigen, die sich nicht selbst die Hände schmutzig machen wollten.

Unser letzter Auftrag war die Suche nach dem Sohn eines Magiers, der kein Mitglied der Magiergilde war, aber erschreckende Experimente, angeblich im Namen der Gilde, an ganzen Dörfern durchführte. Es gab schon unzählige Tote wegen ihm und wir waren seinem Tross schon dicht auf den Fersen, daher wollte Levin einen Lokalisierungszauber erschaffen, der uns direkt zu ihnen führen sollte.

Doch irgendwas ging schief und ich landete im Wald, wo mich Lilja fand. Seitdem stolpere ich hier von einer Seltsamkeit in die Nächste und weiß nicht einmal, was mit meinem Kameraden passiert ist. Aber das ist eben mein jetziger Weg, was soll ich über die andren Weggabelungen nachdenken, ich kann nunmal nur einen Weg gehen: vorwärts. Jetzt also kennt ihr meine Geschichte, besser als jeder meiner Kameraden zuvor..."

Für einen kurzen Moment schwieg Jarrik, außer dem Knacken der Glut war nichts zu hören, denn Niemand traute sich, die Stille zu brechen. "Nennt mich ruhig ein Monster, jetzt wo ihr wisst, was ich schon getan habe, aber erspart mir euer Mitleid. Es ist ein Teil von mir und wird immer einer sein, aber ich habe mein Selbst so akzeptiert." Damit erhob sich Jarrik und trat in das Halbdunkel am Rande des Feuerscheins, um in den inzwischen von Sternen gesäumten Himmel zu blicken. Seine Gefährten fanden keine Worte für das soeben gehörte. Lilja blickte mitleidig. Linea eher grimmig, wobei in ihren Augen der gleiche, verdächtig glitzernde Schimmer stand, wie in den Augen von Finn und Maeve, wobei letztere sogar leicht zitterte. Nur Mara blickte ausdruckslos und stumm ins Feuer, doch über ihre Wangen zog sich eine Spur aus Tränen.



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