KAPITEL 1 - TRISTAN (3)

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EINE STADT AUF DEM PLANETEN ERDE

   „Wieso hat das so lange gedauert?", fragte Ryac und kam aus seinem Versteck im Dickicht auf den Hauseingang zu. Kaum war Tristan über die Schwelle getreten, schlug ihm bereits die Ungeduld von Lillianas Beschützer entgegen.
   „Ich wollte sie nicht wecken", entgegnete Tristan und verstärkte seinen Griff um Lilliana, die ihm schlaff in den Armen lag. „Es ist besser so."
Ryac seufzte und schüttelte den Kopf. „Lasst uns besser gehen. Je eher ich von diesem magielosen Ort wegkomme, desto besser. Bei allen Mächten, wie ich diese nervigen kleinen Feen vermisse!" Ryac stapfte zurück in den Garten, wo ihnen genug freie Fläche zur Verfügung stand, um ein Portal zurück nach Ismathiel zu öffnen. Im Gehen löste sich die Hülle auf, die Ryacs wahres Äußeres versteckt hatte, und hauchte den Tätowierungen auf seinem kahl rasierten Schädel wieder Leben ein. Die Drachen, die sich eng umschlungen über die Haut gelegt hatten, ließen ihre Flügel schlagen und wirkten, als hätten sie sich seit Ewigkeiten nicht mehr bewegt. Auch Ryac ging plötzlich etwas steifer, schien unsicherer zu sein als zuvor. Also stimmte es, was man sich über fehlerfreie Hüllen sagte. Je länger man sie anbehielt, umso mehr wurde man wie dieses Abbild, das man mittels Magie und Gedanken geformt hatte.
   „Auf nach Hause, Prinzessin", flüsterte Tristan Lilliana zu. „Ich wünschte nur, ich könnte dir den Schmerz ersparen."
   „Ich glaube, ich habe ganz vergessen, wie man ein begehbares Portal öffnet", hörte Tristan seinen Begleiter murmeln und spürte dessen plötzliche Verwirrung. Sofort wurde sein Griff um Lilliana wieder stärker. Ein verwirrter Magiebegabter konnte gefährlich werden, sobald die Verwirrung in Wut oder Angst umschlug. Magie spürte diese Emotionen und tat alles, um ihren Besitzer zu beschützen und beizustehen, auch wenn es bedeutete, andere dafür zu verletzen.
   „So etwas verlernt man nicht", entgegnete Tristan und wob winzige Fäden seiner Zauberkraft in seine Stimme, um Ryac zu beruhigen, was leider den gegenteiligen Effekt hatte.
   „Hört auf, mich zu manipulieren, Prinzchen. So mögt Ihr vielleicht im Schloss durchkommen, aber nicht mit mir", knurrte Ryac und war mit einem Satz bei ihm. Tristan spürte die brodelnde Magie seines Gegenübers und griff zur Sicherheit nach seiner eigenen, damit er einen Schutzzauber um sich und Lilliana legen konnte, sollte es zum Äußersten kommen.
   „Beruhigt Euch, Ryac. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Hülle erst in Ismathiel zu entfernen. In aller Ruhe", merkte Tristan an, auch wenn es dafür längst zu spät war.
   „Auf keinen Fall! Ich ertrage es nicht länger, mit diesem Ding über mir herumzulaufen. Habt Ihr eigentlich eine Ahnung, wie sich das anfühlt, Prinzchen?", entgegnete Ryac scharf, seine Augen blitzten im Mondschein gefährlich auf.
Tristan trat einen Schritt zurück. Nicht aus Angst, sein Gegenüber könnte ihn jede Sekunde anfallen, sondern um den Emotionen zu entgehen, die ihm von Ryac ausgehend entgegenschlugen. So viel hatte die Hülle unterdrückt und verborgen gehalten, selbst vor dessen Träger. Tristan hatte gelesen, dass sich das zu schnelle Entfernen einer Hülle negativ auf die Psyche des Trägers auswirken konnte. Bei Lillianas Beschützer schien das eindeutig der Fall zu sein.
   „Natürlich weiß ich, wie es sich anfühlt, oder habt Ihr schon vergessen, dass ich wie Ihr und meine Cousine auch hier gestrandet war?", fragte Tristan leise und sah auf die schlafende Prinzessin herunter. Sie bewegte sich kaum. Nur das leichte Heben und Senken ihrer Brust zeigte, dass sie überhaupt noch lebte. „Ich weiß, wie schrecklich es ist, Teile seiner eigenen Persönlichkeit zu unterdrücken. Ihr wusstet wenigstens, was mit Euch geschieht, während ich dachte, dass ich verrückt werde." Tristan schluckte schwer und drängte die düsteren Erinnerungen an seine Kindheit auf der Erde zurück. Er wollte nicht daran denken, nicht mehr, und erst recht nicht, wenn er eigentlich schon halb auf dem Weg nach Ismathiel sein sollte.
Ryac sah ihn eine Zeit lang nur an, als verstünde er nicht, wovon Tristan sprach. Gedanken und Fragen überschlugen sich in seinem Kopf, sodass Tristan sich nur noch weiter in das Innerste seines eigenen Geistes zurückzog, um dem Chaos seines Begleiters zu entgehen.
   „Es ... es tut mir leid", sagte dieser schließlich und das Chaos erstarb. Der Beschützer hatte sich wieder unter Kontrolle und schien sich zu tiefen Atemzügen zu zwingen.
   „Schon gut. Lasst uns gehen, bevor mein Onkel das Schloss noch auseinander nimmt", entgegnete Tristan im Versuch, die Stimmung aufzuheitern, doch allein der Gedanke an Incendius genügte, um ihn wieder verstummen zu lassen.
   „Hat er denn noch immer so viel Temperament?", fragte Ryac nach einem belustigten Schnauben und zwinkerte Tristan zu.
   „Ich weiß zwar nicht, wie er vor unserer Geburt war, aber ich nehme an, dass es durch den Verlust seiner Tochter nur noch schlimmer geworden ist", entgegnete Tristan und dachte an seine ersten Tage auf Ismathiel zurück. Incendius hatte ihn damals mit seinen feuerroten Augen und all dem Zorn so sehr verschreckt, dass man ihn lange Zeit von Tristan ferngehalten hatte
   „Hoffentlich bist du etwas umgänglicher", sagte Tristan leise zu Lilliana.
   „Da muss ich Euch leider enttäuschen. Das Mädchen hat wirklich Feuer, das muss man ihr lassen", entgegnete Ryac mit einem stolzen Lachen und schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Die Vertrautheit, mit der Ryac ihr begegnete, überraschte Tristan noch immer, auch wenn er längst aus den Gedanken seines Gegenübers wusste, wie gut die beiden befreundet waren. Ob sich das ändern würde, sobald Lilliana die Wahrheit herausfand?
   „Also, was ist jetzt mit dem Portal?", fragte Ryac und sah sich erwartungsvoll auf der Wiese um.
Tristan seufzte und verdrehte die Augen. Er würde wohl nicht drumherum kommen und musste einfach auf seinen Schlafzauber vertrauen. Wenn Lilliana jetzt aufwachte, steckten sie beide in gehörigen Schwierigkeiten. Vor allem dann, wenn sie tatsächlich so viel Feuer wie ihr Vater besaß.

Das grelle Licht, das das Portal ausstrahlte, brannte für einen Moment in Tristans Augen. Das vertraute Pulsieren seiner Magie lag in der Luft, als er auf den dunkelblauen Zauber zutrat. Neben ihm sog Ryac scharf die Luft ein, so unerwartet war für ihn diese plötzliche Manifestation der Magie. Es schien ein bedeutsamer Anblick für den Beschützer seiner Cousine zu sein. Hoffnung, nach langen siebzehn Jahren, endlich wieder in die Heimat zurückzukehren.
   „Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlt", flüsterte Ryac, als er ehrfürchtig auf das Portal zutrat und die Hand nach dem blauen Leuchten der Magie ausstreckte. Für einen kurzen Moment wandte der Beschützer sich seinem Prinzen zu und lächelte. „Lasst uns nach Hause gehen. Es wird Zeit."
Tristan nickte langsam und schluckte. Es wurde tatsächlich Zeit, das alles hinter sich zu lassen. Hoffentlich würde er die Erde nie wieder betreten müssen, schließlich schien seine bloße Anwesenheit auf diesem Planeten all die alten Wunden wieder aufzureißen und Salz hineinzustreuen. Es brannte ihm in der Seele, all diese verschwendeten Jahre hier, aber am Ende hatten sie ihn zu dem jungen Mann gemacht, der er heute war. Stärker und widerstandsfähiger, als er es sonst gewesen wäre.

IM DAZWISCHEN

Tristan drückte Lilliana fester an sich, als er Ryac durch das Portal folgte. Jedes Mal, wenn er den Tunnel aus Licht durchschritt, der zwei Orte miteinander verband, wurde ihm flau im Magen. Das Dazwischen, das sie durchqueren mussten, um in solch kurzer Zeit so weit zwischen den Welten zu reisen, hatte diesen Effekt auf die Reisenden. Es war beinahe, als würde man kopfüber vom höchsten Punkt eines Turms hängen, eine Methode mit der man versucht hatte, Tristan die Angst zu nehmen. Oder wie eine Fahrt mit der Achterbahn, wie er es sich immer vorgestellt, aber nie selbst erlebt hatte.
Je näher sie der anderen Seite kamen, umso größer wurde nicht nur Ryacs Aufregung. Tristan würde seiner Familie nach drei Tagen der Abwesenheit gegenübertreten und das letzte verlorene Familienmitglied in seinen Armen halten. Er konnte bloß um Lillianas Willen hin hoffen, dass Incendius nachsichtiger war als mit ihm damals. Sie war schließlich seine Tochter, sein eigen Fleisch und Blut.
Auf den letzten Metern konnte Tristan bereits den Raum hinter dem Tunnel aus Licht und Magie erkennen. Die vielen metallenen Ranken, die Wände und Säulen schmückten und im Schein des Portals silberblau aufblitzten. Schritte von jenseits des Dazwischens waren zu hören. Eilig näherten sich die übrigen vier Tallions dem Portal. Selbst hier, halb in dieser Welt, halb in der anderen, schlugen Tristan bereits ihre Gefühle entgegen. Während er Lilliana ein ums andere Mal fester an sich drückte, verschloss er seinen Geist davor, spürte aber dennoch, wie sie gegen die gewaltigen Barrieren stießen, sie einhüllten wie Nebel und nur darauf zu warten schienen, sich auf ihn wie hungrige Wölfe auf ihre Beutezu stürzen . Tristan hatte nie verstanden, weshalb fremde Gefühle und Gedanken sich so von ihm angezogen fühlten, dass sie freiwillig zu ihm kamen, ohne dass sein Gegenüber es jemals bemerkte. Es hing wohl mit der Beschaffenheit seiner Seele zusammen, aber das war nur eine von vielen Vermutungen, die Lucideon, das Oberhaupt der Magier und der engste Freund der Familie, aufgestellt hatte.

DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM  

   Verrückter alter Kerl, dachte Tristan mit einem schwachen Lächeln, als er über die Portalschwelle trat und der Zauber hinter ihm erlosch. Für einen Moment war es vollkommen finster in Lillianas Schlafzimmer. Es war der letzte Moment der Ruhe für die nächsten Tage, da war sich Tristan sicher. Er wusste, wie man sich fühlte, sobald die Wahrheit ans Licht kam, und war sich sicher, dass Lilliana wie ein Orkanwüten würde, der durch das Schloss fegte, sollte sie auch nur einen Funken des Temperaments ihres Vaters geerbt haben.
Plötzlich wurde das Zimmer in den sanften Schimmer magischer Lichter gehüllt und gab den Blick auf Tristans Familienmitglieder frei. Tristan nickte seinem Vater zu, der diese entzündet hatte und lächelte. Nun waren sie alle zuhause.


Hey ihr Lieben!
Puh, gleich drei verschiedene Orte in einem Kapitel! Auch wenn das Dazwischen nicht wirklich als Ort gilt, aber das geht hier definitiv zu weit. Später wird es noch einmal eine Rolle spielen und auch in den Nachfolgern dieser Geschichte auftauchen. Das wird nämlich nicht das einzige Portal zwischen den Welten bleiben, aber ich will euch auch nicht zu viel verraten :)

Kurze Frage an euch: Habt ihr die Funktionsweise von Magie einigermaßen verstanden? Ich finde, dass das immer ein schwieriges Thema ist. Später gehe ich auch noch genauer darauf ein, wenn Lilli ihren Unterricht bekommt. (Spoiler: Magie ist fast wie eine Katze :D)

Okay, genug gelabert. Danke an alle, die gelesen und gevotet haben. Ihr seid spitze!
❤ Kate

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