KAPITEL 10 - TRISTAN (1)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, IN DEN EHRENWERTEN HALLEN DER GILDE DER MAGIER

Tristan hatte befürchtet, dass sein Schwur mit Lilliana entdeckt werden würde. Durch seine Verbindung zu ihr war er in den letzten Stunden zu sehr abgelenkt gewesen, um es sich nicht anmerken zu lassen. Tristan war nicht wirklich stolz drauf, auf dieses letzte Mittel zurückgegriffen zu haben, doch gab es jetzt weit Wichtigeres zu besprechen.

   „Zuerst müssen wir Lilliana zeigen, wie sie ihre Magie kontrollieren kann. Sie ist so voller Angst, Lucideon." Tristan fürchtete, dass weitere Ausbrüche Lillianas Situation nur noch verschlechtern würden. Das ließ die Chancen, dass sie sie möglichst schnell beherrschte, schnell sinken.
   „Und dazu brauchen wir einen Lehrer für sie", schlussfolgerte Lucideon. Tristan nickte abwesend, schließlich hatte er das Lucideon schon zu Beginn ihres Gesprächs deutlich gemacht. „Warum machst du es nicht, schließlich weißt du am besten, wie es sich anfühlt, in ihrer Lage zu sein?", fragte der Zauberer, wie Lilliana schon vor ihm.

Noch immer sah Tristan ihre Enttäuschung vor sich, weil er ihr abgesagt hatte. Noch immer spürte er ihre Angst, einer fremden Person zu begegnen und in deren Gegenwart die Kontrolle zu verlieren. Tristan kannte diese Versagensängste nur zu gut. Sie hatten ihn schon während seiner Zeit auf der Erde geplagt, doch dank Lillianas Rückkehr konnte er sich nicht mehr recht davon lösen.

   „Ich glaube nicht, dass ich schon dazu bereit bin. Du weißt doch, wie schwer es mir manchmal fällt, mich nur auf meine Gedanken zu konzentrieren." Tristan schließlich schüttelte den Kopf. „Und bei dieser Verbindung zwischen uns ... Ich glaube nicht, dass ich mich richtig beherrschen könnte, wenn sie die Kontrolle verliert."
Genau das war der springende Punkt. Tristan hatte Angst in dieser Sache zu versagen, weil er wusste, dass das nicht geschehen durfte.

Lucideon nickte und schien sein Dilemma zu verstehen. Diese Verbindung zwischen ihm und Lilliana war in der Tat ein Hindernis, das sie beide nicht so leicht würden überwinden können. Nun kam auch Lucideon zu dem Schluss, dass es wohl besser war, eine dritte Person in Lillianas Unterricht miteinzubeziehen.
   „Aber wen?", fragte Tristan verzweifelt. „Wem können wir genug trauen, damit nichts an die Öffentlichkeit gelangt?"

Lucideon hob den Blick und lächelte. Sofort spürte Tristan die Entschlossenheit des Zauberers und dessen Freude, so schnell eine Lösung für dieses Problem parat zu haben.
   „Ich glaube, ich habe den richtigen Mentor für sie gefunden", erklärte Lucideon und nickte, als ob er seine eigenen Worte bestätigen müsste.
   „Wen?", fragte Tristan unnötigerweise, denn schon in der nächsten Sekunde sah er, wen Lucideon im Sinn hatte. Tristan runzelte die Stirn, war sich nicht sicher, was er von Lucideons Auswahl halten sollte.
   „Bist du sicher?" Er begegnete Lucideons grauen Augen und musterte ihn, während er tiefer in die Gedanken des Zauberers eintauchte, um mehr über dessen Wahl zu erfahren.
   „Und wie, Jungchen. Lilliana braucht jemanden, der mit Geduld und Freundlichkeit an sie herantritt. Wir wissen ja alle, wie das bei dir damals ausgegangen ist. Strenge und Disziplin haben auf euch Tallions nie wirklich eingewirkt."

Lucideon unterdrückte ein Lachen, als er an die zahllosen Unterrsichtsstunden mit Tristan und seinen Eltern vor ihm zurückdachte. Erst als sich wesentlich ältere Erinnerungen anbahnten, Erinnerungen an Tristans Großeltern, schob Lucideon die Vergangenheit beiseite und konzentrierte sich wieder auf den jungen Prinzen vor ihm. Tristan hätte gerne mehr über jene vier Wesen erfahren, die er bisher nur aus Erzählungen kannte. Natürlich hatte er die Möglichkeit, selbst die Gedanken all derer zu durchforsten, die seine Großeltern gekannt hatten, doch kam er sich dabei noch immer sehr unhöflich und unwohl vor. Wenn er es vermeiden konnte, hielt er sich lieber aus den Köpfen anderer fern.

   „Nein, das hat wirklich nicht gut funktioniert. Zumindest am Anfang nicht", stimmte er zu, weil Lucideon noch eine Antwort erwartete. Die gemeinsamen Erinnerungen entlockten ihm ebenfalls ein Lächeln. „Aber Incendius wird das nicht gefallen. Du weißt, wie er ist."

Tristan hob den Kopf und presste die Lippen aufeinander, weil er noch ein Echo von Incendius' letztem Wutanfall in seinem Geist widerhallen spürte. Einmal war es so schlimm gewesen, dass Incendius' Emotionen seinen Neffen einen ganzen Tag lang ausgeschaltet hatten. Tristan hatte sich nicht mehr rühren können, weil er in all der Wut gefangen gewesen war.

   „Lass das meine Sorge sein. Kümmere du dich um das Prinzesschen, dann werde ich deinen Onkel bearbeitet. Manchmal ist er zwar stur wie ein Esel, aber am Ende wird er schon auf mich hören." Mit diesen Worten brachte Lucideon Tristan damit zum ersten Mal seit Lillianas Erwachen wirklich zum Lachen. Etwas löste sich in seiner Brust. Die Anspannung, die sein Herz mit ihrem kalten Griff gepackt hatte, ließ nach.

   „Guter Vergleich, aber sag ihm das ja nicht, sonst bist du schneller weg vom Fenster als dir lieb ist", entgegnete Tristan und endlich trat ein belustigtes Glitzern in seine Augen, vertrieb für einen Moment die Sorgen in seinem Herzen, die seit Lillianas Rückkehr schwer auf ihm lasteten. Es war das erste Mal seit Stunden, dass er frei atmen konnte.

   „Glaub mir Junge, ich werde sowieso schneller weg vom Fenster sein, als es uns allen lieb ist. Sturer Esel hin oder her", erwiderte Lucideon plötzlich wieder ernst und fort war die Leichtigkeit, die Tristan zumindest für den Bruchteil einer Sekunde eingehüllt hatte.

Schon seit längerem spürte der Prinz, wie das Leben den alten Zauberer verließ und sich Lucideon dennoch verbissen an jedes noch so kleine Quäntchen Hoffnung klammerte. Dieser tägliche Kampf setzte Lucideon sehr zu und schien ihm sogar peinlich zu sein, weswegen Tristan schließlich das Thema wechselte: „Erzähl mir von ihr."

Lucideon seufzte tief, schien allerdings froh über den Themenwechsel zu sein. Der Tod war keine Angelegenheit, über die der Zauberer gerne sprach, vor allem nicht, wenn es um sein eigenes Ableben ging.

   „So viel werde ich dir gar nicht erzählen brauchen, Jungchen. Du könntest einfach meine Gedanken lesen", meinte Lucideon, doch schüttelte Tristan den Kopf. Das widersprach gegen seine Prinzipien, auch wenn er Lillianas Mentorin zu gerne in Lucideons Erinnerungen gesucht hätte. Es war einfach nicht richtig, selbst mit der Erlaubnis des Zauberers nicht.
   „Manchmal ist es besser, es zusätzlich noch zu hören und nicht nur vor sich zu sehen. Das hilft meinem schlechten Gewissen", erklärte Tristan und brachte ein schwaches Lächeln zustande.

Lucideons Blick weilte länger als nötig auf ihm. Tristan sah das Mitleid darin, Mitleid, das er gar nicht wollte.
   „Es ist, wie es ist, Tristan. Deine Gabe sollte dir kein schlechtes Gewissen bereiten." Es war einer der Sätze, die Lucideon dem jungen Prinzen schon so oft gesagt hatte und trotzdem half es kein bisschen weiter. Lucideon wusste, wie sehr es Tristan manchmal zusetze, aus Versehen in die Gedanken anderer einzutauchen. Wenn sie so laut und offen dalagen, konnte er sich oft gar nicht dagegen wehren oder abschirmen. Es geschah einfach, egal wie sehr er dagegen ankämpfte. Und manchmal ließ er es einfach geschehen, weil ihm die Alternative, zu kämpfen und zu widerstehen, zu viel Kraft kostete.

   „Ich weiß", murmelte Tristan wie schon so oft und seufzte. Innerlich verschloss er sich vor den Gefühlen, die ihm von Lucideon entgegenschlugen, ließ jedoch genug Lücken in seinen mentalen Mauern, um Erinnerungen des Zauberers durchzulassen. Tristan musste schließlich wissen, wen er zu Lilliana ließ. Eine falsche Wahl zu treffen, würde eine menge Konsequenzen nach sich ziehen. Weder Tristan noch seine Familie waren darauf vorbereitet.

   „Nun, Vivianne ist eine wirklich gut Seherin", begann Lucideon stattdessen, um Tristan von seinen Schuldgefühlen abzulenken. Es funktionierte nicht wirklich, doch ließ der Prinz seinen Lehrmeister in dem Glauben. Lucideon hatte schon genug Lasten zu tragen.
   „Sie gehört zur Familie Seriastellarion, den Todsehern, wie manche sie nennen, aber wehe du erwähnst das in ihrer Gegenwart, Jungchen! Sie mag zwar stark wirken. Es mag so aussehen, als träfe sie das nicht, aber sei versichert: Es setzt ihr wirklich schwer zu."

Tristan nickte und tauchte zusammen mit Lucideon in dessen Erinnerungen ein. Erinnerungen an Vivianne, die weinend in eben jenem Arbeitszimmer saß und dem alten Zauberer davon berichtete, wie viel Abscheu man ihr entgegenbrachte.
   „Sie ist ein bisschen wie ich", murmelte Tristan überrascht. „Sie kann auch nichts für ihre Gabe und doch fühlt sie sich schuldig ..."

Lucideon nickte traurig und atmete tief durch. Es tat ihm in der Seele weh, zwei seiner besten Schüler so am Boden zu sehen. Tristan wünschte sich, er könnte dem Zauberer den Schmerz nehmen, doch war selbst seine Magie nicht stark genug. Außerdem schien der Schmerz alles zu sein, was Lucideon überhaupt noch aufrecht stehen ließ. Ohne diese Schuldgefühle und all das Mitleid in ihm hätte er längst schon aufgegeben wie all die anderen Wesen in seinem Alter auch. Tristan war froh, dass der alte Zauberer weiterkämpfte, auch wenn es bedeutete, dass er darunter litt. Ohne Lucideon hätten die Tallions und ganz Ismathiel vermutlich keine Chance gegen all die Gefahren, die außerhalb des Reiches jenseits des Nebels und der Stürme im Schatten der Welten lauerten. Lucideon wusste so viel, mehr noch als Tristan erahnen konnte. Es wäre ein Jammer, wenn all das verloren ging. Wenn all das für nichts und wieder nichts angehäuft worden wäre, nur um dann mit Lucideon im Nichts der Unendlichkeit zu verschwinden.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Tristan von der Erinnerung und all der Gefühle, die daran hafteten, gelöst hatte. Seine eigenen Gedanken und Ängste verstärkten all diese Gefühle, die auf ihn einprasselten wie die Sintflut, und vernebelten seinen Verstand. Als sie schließlich verblasst waren, was einiges an Zeit kostete, mehr als Tristan eigentlich zur Verfügung hatte, bemerkte er, wie Lucideon ihn musterte. Der Zauberer wartete auf eine Reaktion von Tristan, doch bedeutete ihm dieser lediglich, mit seinem Bericht fortzufahren.

   „Vivianne ist sehr zurückhaltend, aber äußerst geduldig. Deswegen passt sie so gut als Lillianas Mentorin", sagte Lucideo schließlich und lächelte ihm aufmunternd zu.

   „Und sie muss einen Schüler wählen", ergänzte Tristan, als er die Erinnerung an Lucideons morgendlichem Gespräch mit Vivianne erreichte. „Als hätte das Schicksal es vorherbestimmt ..."

Hatte es das wirklich getan? Lucideon wühlte in den Aufzeichnungen auf seinem Tisch, auf der Suche nach einem Vers, der etwas Derartiges besagte. Tristan sah ihm dabei zu, wusste allerdings, dass es aussichtslos war. Es gab mittlerweile zu viele Verse, zu viele Notizen, als dass jemand sie hätte überblicken können. Tristan schnappte einen Namen in Lucideons Gedanken auf, während dieser noch immer die Zettel und Schriftrollen vor sich hin und her schob, als könnte er doch noch fündig werden.

Alain. Viviannes Vater.


NÄCHSTES UPDATE FOLGT AM 15. JANUAR 2018

Hallo ihr Lieben!

Endlich ist Wochenende. Nach den drei anstrengenden Tagen gestern brauche ich mal ein bisschen Ruhe, auch wenn ich einen Großteil des Wochenendes an so Sachen wie YouTube und Wattpad arbeiten muss :( So eine Plattform baut sich ja schließlich nicht von selbst auf, aber ich mache das ja auch gerne.

Welche Pläne habt ihr für das Wochenende?

Kate

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