KAPITEL 14 - INCENDIUS (2)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

Lange sagte keiner der Tallions ein Wort. Alle starrten sie irgendwohin, nur um sich nicht ansehen zu müssen. Die Verzweiflung und Ratlosigkeit im Raum war deutlich spürbar, genauso wie Solaias Unmut wegen Incendius' Einstellung. Wie sehr wünschte er sich, dass sie zumindest in dieser Angelegenheit ihr Mitgefühl ablegen könnte. Nur ein einziges Mal!

   „Und was tun wir jetzt?", sagte Oranio schließlich und stellte genau die Art von Frage, auf die Incendius vergeblich eine Antwort suchte. Sofort spürte er Solaias Blick auf sich, erkannte ihre Hoffnung darin. Glaubte sie wirklich, dass er seine Meinung geändert hatte?

   „Wir geben ihr zwei Tage, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, dann beginnt ihr Unterricht und zwar von der harten Schule", beschloss Incendius, überrascht, dass seine Stimme so fest und voller Zuversicht klang.

Solaia wollte protestieren, doch war er längst noch nicht fertig. „Keiner wird in den nächsten paar Tagen auch nur ein Wort über ihre Anwesenheit verlieren. Wenn jemand von der Dienerschaft fragt, sagen wir, dass wir einen ausländischen Gast bei uns zu Besuch haben. Wenn Lillianas Rückkehr bis zur Klatschpresse durchdringt, und das wird früher oder später ganz sicher passieren, werden wir keine ruhige Minute mehr haben."

Man mochte es Incendius nicht anhören, doch fürchtete er sich regelrecht vor den Berichterstattern, die sich auf seine Tochter stürzen würden wie die Krähen auf rohes Fleisch. Mit den Nachrichtendiensten dieser und anderer Welten war Incendius noch nie gut ausgekommen, vermutlich auch deshalb, weil diese ihn immer negativ darstellten. In jeglicher Hinsicht war er böse für die Schreiberlinge jedes noch so kleinen Käseblättchens. Sein Bruder dagegen und auch Solaia erstrahlten in Lobeshymnen und Preisungen, dass es Incendius beinahe schlecht wurde. Er hatte wirklich kein Problem damit, den Spielverderber zu geben, einer musste schließlich rational denken und die Höhenflüge der anderen Tallions bremsen, aber es reizte ihn doch wirklich sehr, wie negativ ihn manche Berichterstatter in ihren Berichten darstellten. Als ob er nur für schlechte Dinge verantwortlich wäre. Egal was geschah, Incendius bekam immer die Wut der Bevölkerung zu spüren, während sein Bruder die Lorbeeren erntete oder wie auch immer dieses irdische Sprichwort hieß, das Lucideon so gut gefiel.

   „Ich werde Violetta im Auge behalten", versprach Solaia, die um die Klatschsucht ihrer Schwester wusste. „Aber den Rest deines Vorschlags akzeptiere ich nicht."

Incendius nickte langsam, war sich der Konsequenzen seiner Entscheidung bewusst.

   „Dann ziehe ich wohl fürs Erste in ein Gästezimmer", murmelte er und seufzte. Es würden harte Tage werden, doch war sich Incendius sicher, dass der Rest seiner Familie einlenken und seiner Strategie letztendlich zustimmen würde.

   „Von uns wird niemand etwas erfahren und das werde ich Violetta deutlich machen", versicherte auch Oranio, der schon seit langem mit den Stimmungsschwankungen seiner Frau kämpfte. Incendius hatte nie verstanden, was sein Bruder an Solaias älteren Schwester fand, aber Incendius verstand ja auch nicht, weshalb Solaia sich so zu ihm hingezogen fühlte.

   „Eigentlich habe ich mich auf diesen Tag immer gefreut, aber jetzt kann ich ihn gar nicht genießen. Ich dachte immer, dass nun wenigstens der Großteil unserer Familie zusammen ist, aber Lillianas Rückkehr hat uns nur noch weiter voneinander entfernt", murmelte Solaia leise, sodass es Incendius beinahe nicht gehört hätte. Er goss sich gerade das nächste Glas Feuerwasser ein und musterte verdrossen die milchige Flüssigkeit in der Kanne. Sie hatte ja recht, aber was sollte er tun? Er wollte doch nur die Familie beschützen. Zumindest das, was noch davon übrig war.

   „Was kann ich dafür, wenn ihr mir all in den Rücken fallt? Wir müssen jetzt Stärke beweisen so kurz vor der Urteilsfällung", entgegnete er, wohl wissend, wie sehr diese Worte die beiden schmerzten. „Ich habe es Tristan schon gesagt: Jetzt Schwäche zu zeigen, indem wir uns Lilliana auf der Nase herumtanzen lassen, ist das Letzte, was unsere Familie noch gebrauchen kann."

Solaia erstarrte, warf ihm einen verzweifelten Blick zu, ehe sie den Kopf senkte und die schweren goldenen Locken ihr Gesicht vor ihm verbargen. Ihm entging allerdings nicht, dass ihre Schulter bebten und sie leise schluchzte. Oranio warf seinem Zwilling einen finsteren Blick zu.

   Schau, was du angerichtet hast, schienen seine orangefarbenen Augen zu sagen. Incendius spürte, wie sich sein Hass vermehrte und gegen sich selbst richtete. Das Letzte, was er wollte, war Solaia unglücklich zu sehen und auch noch daran schuld zu sein. Sie hatte in den letzten Jahren genug durchgemacht. Lilliana wegzugeben hatte ihr mehr zugesetzt als Incendius selbst, schließlich hatte sie ihre Tochter lange Monate unter ihrem Herzen getragen, und ihrer Schwester bei ihren Depressionen beistehen müssen. Am liebsten wollte sich Incendius selbst ohrfeigen, dass er seiner Frau solchen Kummer bereitet hatte.

Wieder spürte er, wie Oranio ihn ansah. Mit einem Nicken in Solaias Richtung drängte sein Zwilling Incendius, etwas zu sagen, sich zu entschuldigen, doch kam er nicht dazu.

Diesmal spürte er Tristans Magie, die sich in der Mitte der Sitzgruppe seines Arbeitszimmers sammelte und eine mannshohe Säule aus dunkelblauem Nebel bildete. Incendius' Nackenhärchen stellten sich auf, als sich die überschüssige Zauberkraft langsam im Raum verflüchtigte und die magischen Lampen dazu brachte, zumindest für einen Augenblick heller zu leuchten.

   „Tristan, solltest du nicht bei Lilliana sein?", fragte Oranio, als der Prinz aus dem Nebel trat.

   „Ihre Lehrerin stellt sich gerade bei ihr vor", entgegnete der Prinz und ließ sich ungefragt neben seinen Vater auf das Sofa fallen.

   „Ihre Lehrerin? Sollte Lucideon sich nicht um sie kümmern?", fragte Solaia verwundert und hob den Kopf. Tränen glänzten auf ihren Wagen. Incendius ballte wieder die Fäuste, drückte seine Fingernägel in die empfindlichen Handinnenflächen. Der Schmerz war nur ein kleiner Preis, den er dafür bezahlte, dass er sie so verletzt hatte. Schnell wischte Solaia sich über die Wangen, als sie seinen Blick auffing und versuchte zu lächeln, doch ihre Mundwinkel wollten ihr wohl nicht gehorchen.

   „Er hat sie als seine Vertretung ausgewählt. Es geht ihm immer schlechter", entgegnete Tristan besorgt und seufzte.

Incenidus sog scharf die Luft ein und schüttelte den Kopf. Nicht auch noch Lucideon! Erst hatte ihnen das Schicksal die Eltern genommen und nun bald auch die einzige Bezugsperson, der sie in ganz Ismathiel noch trauen konnten, von Lilliana und ihrem schrecklichen Verhalten ganz zu schweigen.

   „Wen hat er erwählt?", wollte Oranio wissen und wendete sich nun vollends seinem Sohn zu. Incendius sah, wie in den Augen seines Bruders Neugier aufblitzte.

   „Lady Vivianne Seriastellarion", sagte Tristan und lächelte zufrieden.

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