KAPITEL 3 - VIVIANNE (2)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, SPIEGELGASSE

Vivianne schüttelte verwirrt den Kopf und ließ sich auf ihr Bett sinken. Natürlich kannte sie die Geschichte und all die Gerüchte, die sich um das Verschwinden der Königskinder rankte. Manche sprachen von tragischen Totgeburten, andere von Entführung oder einer Verschwörung. Viviannes Vater, der zu dieser Zeit ein enger Vertrauter und Hofseher der Tallions gewesen war, schien mehr zu wissen. Alles, was seine Tochter zu hören bekam, war, welch große Opfer die Königsfamilie erbracht hatte, um nicht nur ihre Kinder, sondern das gesamte Reich zu beschützen. Wovor hatte er nie gesagt und auch keine weitere ihrer Fragen beantwortet. Von Seiten des Königshauses wurde ebenfalls nie eine offizielle Stellungnahme über das Verschwinden dieser beiden Kinder, den Erstgeborenen der jungen Könige und Königinnen, abgegeben. Nicht nur Vivianne hatte das für äußerst merkwürdig befunden. Die marrenischen Nachrichtendienste überschlugen sich mit einer gigantischen Anzahl an Artikeln, die sich mit dem Verbleib der Kinder beschäftigten. Es gab angebliche Augenzeugenberichte, die sich allesamt widersprachen und teils so lächerlich waren, dass sich selbst Vivianne, die damals gerade einmal sieben Jahre alt gewesen war, gefragt hatte, wie man etwas Derartiges hatte verbreiten können. Glaubwürdig war das schon lange nicht mehr.

Nach ein oder zwei Jahren hatte sich der Rummel um das Verschwinden langsam gelegt. Kaum einer stellte noch Fragen, wo es doch so offensichtlich war, dass es keine Antworten geben würde. Auch Vivianne hatte aufgehört, ihrem Vater damit auf die Nerven zu gehen. Die Erstgeborenen der Tallions waren in Vergessenheit geraten, doch schon zehn Jahre später wurden alte Fragen wieder aufgewirbelt wie Staub, den man von einem Buch pustete, um den Titel lesen zu können. Plötzlich waren die Medien wieder voller Gerüchte, voller Lügengeschichten und falscher Augenzeugenberichte. Prinz Tristans plötzliche Rückkehr hatte eingeschlagen wie ein Komet. Er war eines dieser beiden Kinder, der Sohn von König Oranio und Königin Violetta, ein äußerst halsstarriger und offenbar verwirrter Junge. Zumindest schien es so auf den ersten Blick. Erst mit der Zeit stellte sich heraus, dass er sich nur deshalb so seltsam benommen hatte, weil er seine eigenen Gefühle und Gedanken nicht von denen seiner Mitwesen unterscheiden konnte. Er hörte und fühlte alles, was sie dachten und spürten, und hatte sich offenbar nicht dagegen wehren können.

Vivianne selbst konnte sich nur schwer vorstellen, wie sich der Prinz vor nun mehr als drei Jahren gefühlt haben musste. Er war halb verrückt gewesen, wie man sich auf der Straße erzählte, doch mit Geduld und Strenge hatte man ihm beigebracht, sich von den Emotionen anderer abzuschirmen und seinen Geist vor deren Gedankengängen zu schützen.

Für Vivianne bestand kein Zweifel, dass es sich bei dem Mädchen aus ihrer Vision tatsächlich um das zweite verlorene Königskind handelte, um die Tochter von König Incendius und Königin Solaia. Es musste einfach so sein, aber wieso zeigte ihr die Zukunft gerade jetzt diese Bilder? Würde die Prinzessin bald schon zurückkehren? Wollte die Zukunft, dass Vivianne die Königsfamilie darauf vorbereitete, damit es nicht allzu plötzlich und unerwartet geschah, wie bei der Rückkehr des Prinzen?

Frustriert ballte Vivianne ihre Hände zu Fäusten und biss sich auf die Lippe, um einen Fluch zu unterdrücken. Sie hasste es, dass die Zukunft ihr immer solche Rätsel aufgeben musste. Diese unberechenbare Macht liebte es offenbar mit ihren Sehern zu spielen und diese während deren Suche nach einem tieferen Sinn, der hinter diesen Visionen steckte,  halb in den Wahnsinn zu treiben. Die Zukunft, wie auch ihre beiden Schwestern Gegenwart und Vergangenheit, hatten ihr eigenes Wesen und konnten einfach nicht gebändigt werden. Die Zeitformen allein entschieden, wann sie welchem Seher welches Bild zeigten, doch oft waren ihre Beweggründe dafür nicht klar. Manchmal erschlossen sich diese erst dazu, wenn es längst zu spät war, um etwas am Lauf der Dinge zu ändern. Vivianne hatte schon so oft versucht, der Zukunft klar zu machen, dass sie mehr als ein paar Bilder pro Nachtbrauchte, um einen Zusammenhang zu erkennen. Was half es ihr, Bruchstücke von Momenten zu sehen, die erst geschehen würden, wenn sie gar nicht wusste, wie diese mit der Gegenwart verwoben waren?
Doch die Zukunft blieb weiterhin geheimnisvoll und verschlossen.

Der einzige, von dem sie Antworten erwarten konnte, war der engste Vertraute der Königsfamilie, Lucideon Za'aani, der gleichzeitig auch ihr Vorgesetzter in der Gilde der Magier war. Zu dieser frühen Stunde würde Vivianne ihn sicherlich in seinem Arbeitszimmer innerhalb der Gilde antreffen.

DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, IN DEN EHRENWERTEN HALLEN DER GILDE DER MAGIER

Lucideons Arbeitszimmer lag einige Stockwerke oberhalb des westlichen Eingangs und war in mitternachtsblau getüncht. Kleine Glassplitter waren in das Holz gepresst worden und wurden von winzigen Funken Magie erleuchtet, sodass sie wie winzige Stern strahlten. Jedes Mal, wenn sie vor Lucideons Tür stand, war es ihr, als würde sie in die Nacht hinaus treten. Beinahe konnte Vivianne die kühle Brise spüren, die ihr die ungekämmten Haare nur noch mehr zerzausten.

Vivianne atmete tief durch, versuchte zumindest ein bisschen ihre Gedanken zu ordnen, damit sie ihm überhaupt erklären konnte, was sie gesehen hatte. Wie er wohl reagieren würde? Vivianne konnte es überhaupt nicht einschätzen, aber sie wollte endlich ein paar Antworten auf ihre Fragen.

Hallo ihr Lieben!
Wie geht's euch denn so? Alles gut bei euch?
Ich bin jetzt auf einen Geburtstag eingeladen. Freu mich schon voll :)

Auch hier wieder ein herzliches Dankeschön an alle bisherigen und zukünftigen Leser, Voter und Kommentatoren :)

Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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