KAPITEL 3 - VIVIANNE (1)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, SPIEGELGASSE

Viviannes Tag begann wie beinahe jeder andere auch. Die verzauberten Glöckchen, die an ihrem Betthimmel angebracht waren, lotsten sie aus der Unwirklichkeit ihrer Traumwelt zurück in die Realität. Sie ließ sich ein paar Minuten Zeit, um sich an das sanfte Licht des neuen Tages zu gewöhnen, das durch ihre Fenster drang. Es war natürlich kein echtes Tageslicht so tief im Herzen der Schlossstadt Ismathiels, sondern eine Illusion voller Magie, die den Tanz der Sonne und des Mondes darstellte. In der Regel sah sie nur selten echtes Sonnenlicht, doch war das nicht weiter schlimm für die junge Seherin. Mit Magie ließ sich selbst das simulieren und deshalb vermisste sie den freien Himmel so gut wie nie.

Auch heute machte es ihr nichts aus, dass sie der Sonne fern war. Nein, dafür hatte sie überhaupt keinen Blick, denn langsam dämmerte es ihr, dass die Zukunft ihr in der Nacht Bilder gezeigt hatte, die wichtig waren. Vivianne konnte sich nach dem Aufwachen meist nur schemenhaft an das erinnern, was sie gesehen hatte. Heute wusste sie allerdings, dass es etwas ungemein Wichtiges gewesen sein musste. Ihr Herz begann zu rasen, als sie aufgeregt und neugierig aus dem Bett sprang und sich über ihr Visionsbecken am anderen Ende des Zimmers beugte. Es lag direkt vor einem Fenster, sodass die Morgensonne aus der Illusion, die die Fenster umgab, das dunkle Wasser darin glitzern ließ. Ehrfürchtig strich Vivianne über den kalten, rauen Stein des Beckens und war froh, dass sie eine Methode hatte, um die Bilder ihrer nächtlichen Visionen zu klären. Obwohl sie es kaum erwarten konnte, senkte sie ihren Kopf nur langsam dem dunklen Wasser entgegen. Das Glitzern des Illusionslichts verschwand und ließ die Oberfläche für einen Moment wie eine flache Scheibe aus Obsidian erscheinen. Mit der Nasenspitze berührte sie das kühle Wasser und atmete tief durch, leerte ihren Geist, um die Zukunftsvisionen aus den Tiefen ihres Verstandes zu fischen und in das Becken fließen zu lassen.

Ganz langsam verfärbte sich das Schwarz des Wassers, wurde heller und bunter, bis es sich schließlich zu einem Getümmel aus Farben und Formen zusammensetze und Vivianne verschluckte. Das Zimmer um sie herum trat in den Hintergrund ihrer Wahrnehmung, sodass sie sich voll und ganz auf die Vision konzentrieren konnte. Es dauerte einen Moment, bis Vivianne sich darin zurechtfand. Sie war eine von vielen Zuschauern, die sich allesamt im Thronsaal Ismathiels versammelt hatten. Vivianne erkannte die sechs Throne, die auf einem Podest im hinteren Teil des kreisrunden Saales standen. In ihrer Vision stellte sie sich auf Zehenspitzen, um die Gestalten vor den Thronen besser erkennen zu können. Wo sich sonst immer nur vier und nun seit knapp drei Jahren fünf Mitglieder der Königsfamilie befunden hatten, standen nun sechs von ihnen. König Incendius Tallion mit seiner Frau Königin Solaia. König Oranio Tallion mit dessen Frau Violetta und ihrem Sohn Prinz Tristan. Aber da war noch ein Mädchen, hochgewachsen und dunkelhaarig. Selbst auf die Entfernung von mehreren hundert Metern erkannte Vivianne, dass dieses Mädchen der Tallion-Linie abstammte. Sie hatte dieselbe helle Haut wie alle Mitglieder der Königsfamilie, die Vivianne bisher zu Gesicht bekommen hatte, dunkle Haare wie die beiden Könige und Prinz Tristan, und Vivianne war sich sicher, dass sie neben dieser Fremden mindestens zwei Köpfe kleiner sein würde.

Prinz Tristan trat auf ein Zeichen seines Vaters hin mit dem Mädchen vor die Menge und lächelte der Fremden dort oben auf dem Podest aufmunternd zu. In einer einzigen fließenden Bewegung hob er seine Hände, in der plötzlich eine silberne Krone erschien, und legte diese dem Mädchen auf das gesenkte Haupt. In der Menge um Vivianne herum war es totenstill, als hätte die Zukunft ihr versagt, das leise Flüstern nicht zu hören, das in diesem Moment ganz sicher durch den Saal brandete wie kleine Wellen, die gegen die Klippen im Norden der Insel stießen.

   „Hiermit präsentiere ich, Prinz Tristan Tallion von Ismathiel, meine Cousine, Prinzessin Lilliana Tallion von Ismathiel." Prinz Tristans Stimme war viel zu laut in der unheimlichen Stille des Saales, als hätte die Zukunft seine Worte mit Absicht verstärkt, damit Vivianne diese auch ja nicht entgingen. Während man um sie herum lautlos applaudierte und Prinz Tristan zusammen mit den anderen Mitgliedern der Königsfamilie der Menge zulächelte und winkte, fransten die Ränder ihrer Vision langsam aus. Die Farben verdunkelten sich und flossen ineinander, bis sie wieder dasselbe Schwarz trugen wie zuvor.
Ruckartig riss Vivianne den Kopf hoch und taumelte einige Schritte zurück, weg von dem Becken und der Zukunft, die unmöglich sein konnte. Prinzessin Lilliana Tallion?

Hallo ihr Lieben!
Jetzt hat sich das Mysterium um diese Vivianne auch etwas geklärt, hoffe ich :)
War das ganze Visionsgedönse verständlich? Wenn ich Magie beschreibe, bin ich mir nie sicher, ob man das dann auch versteht. Ich weiß ja, wie es in diesen Welten funktioniert, aber das dann auch mit Worten zu transportieren, ist nicht so leicht ...

Funfact: In der Urururversion dieses Buchs war Vivianne nur eine unbedeutende Nebenfigur, hatte allerdings trotzdem Visionen von Lilli und Tristan.

Danke für alle Leser, Votes und Kommentare wie immer ganz besonders an @mauberzusel :)
Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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