PROLOG - MORTES (2)

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DIE TEMPEL VON ELYSIA, TAUSENDE WELTEN VON DER ERDE ENTFERNT

Als Mortes schließlich die Plattform erreichte, die zu der Tür zum Tempelinneren führte, wandte er sich ein letztes Mal um und betrachtete sein Werk. Die Zerstörung durch seinen Angriff war enorm. Die umstehenden Gebäude, die den Sehern vielleicht als Wohnung, vielleicht auch nur als Lagerhäuser gedient hatten, waren zerstört von Feuer und Magie, die er und seine Soldaten auf diesen Ort wie tödlichen Regen hatten niederprasseln lassen. Der Rauch stieg bis weit in den tiefschwarzen Nachthimmel und verdeckte viele der Sterne, die vollkommen unbekümmert über ihnen erstrahlten und die weißen Mauern der Tempelanlage zum Leuchten brachten. Von dort oben aus waren die Menschen und all die anderen Wesen, die dort unten gegeneinander kämpften, nur noch winzige Punkte in einer gigantisch großen Lache aus Blut und Bergen lebloser Körper. Ihre Schreie drangen kaum noch zu Mortes hinauf, dennoch wusste er, dass sie da waren, spürte ihre Schmerzen, selbst so weit von ihnen entfernt. Mortes schirmte sich von diesem Teil seines Geistes ab, blendete all die Gefühle aus, die ihm von dort unten entgegenbrandeten, und wandte sich wieder dem Eingang des Tempels zu. Der Raum dahinter lag in vollkommener Finsternis, sodass er nicht einmal erahnen konnte, was sich dort befand. Dennoch war Mortes dank all der Gerüchte über die verborgenen Geheimnisse der Seher so neugierig, dass er keine Kosten und Mühen gescheut hatte, bis dorthin vorzudringen.
Wieder durchflutete ihn eine Welle des Triumphs, ließ ihn an den Seher denken, den er gerade noch enthauptet hatte. Und wie er das erreicht hatte, was ihm vorgeschwebt war. Er musste nur noch durch diese Tür und dann standen ihm die Geheimnisse dieser Menschen offen. Es gab nichts, das sie ihm entgegensetzen konnte.

Über einen kurzen stockdunklen Korridor gelangte Mortes ins Innere des Tempels, das von Kerzen und Fackeln erleuchtet wurde. Kein Laut des Kampfes zu Füßen des Tempels drang bis dorthin hindurch. Es war fast schon friedlich mit dem Kerzenschein um ihn herum, das sanfte Flackern der Flammen. Auch das Innerste des Tempels war aus weißem Stein erbaut worden, in den man überall Symbole eingeritzt hatte, die beim näheren Betrachten zu Buchstaben wurden. Selbst den Boden hatte man nicht ausgespart, sodass Mortes auf den Schriftstücken der Seher weiter hinein ins Innere des Tempels lief. Dieses bestand aus einem einzigen Raum, der durch Säulen und schmale Wände in unterschiedliche Bereiche und Nischen getrennt wurde.
   „Ich habe Euch bereits erwartet, dunkler Herr", erklang eine Stimme aus der Mitte des Tempelraums. Mortes folgte den Worten, die keinesfalls furchtsam waren, auch wenn dem Sprecher offensichtlich bewusst sein musste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
   „Es hätte alles nicht so kommen müssen", rief Mortes in den Raum hinein, weil er den Sprecher noch immer nicht ausmachen konnte. Erst als er einige Stufen hinunter trat und direkt unter der Mitte des Tempels stand, über ihm eine gigantische Glaskuppel, die trotz des Angriffs intakt geblieben war, kam ein letzter Seher hinter einer Säule hervor. Im Gegensatz zu all den anderen, die ihn auf Mortes' Weg hierher angegriffen hatten, war dessen Robe golden und mit denselben Schriftzeichen besetzt, die auch die Wände und Böden und sogar die Decken zierten. Selbst in das Glas der Kuppel über ihnen hatte man diese Schriftzeichen eingeritzt. Mortes kannte die Zeichen, konnte sie sogar lesen, doch wollte er seinen Gegner erst aus dem Weg schaffen, bevor er sich deren Geheimnisse aneignete.
   „Oh, es war mehr als nötig gewesen", entgegnete der Seher und lächelte. Auch wenn er wusste, dass er sicherlich in der nächsten Minuten sterben würde, wie all seine Mitbrüder und -schwestern vor ihm, war der Mann vollkommen gefasst, als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet.
   „Was versteckt ihr hier oben? Was kann so kostbar sein, dass ihr euer aller Leben aufs Spiel setzt?", fragte Mortes und ließ Faszination und Neugier in seiner Stimme durchklingen.
Das Lächeln des Sehers wurde breiter, als stünde er vor einem Kind, das die ganze Zeit nach einem Warum fragte, und nie mit den Antworten zufrieden war.
   „Wir hüten hier Euer Schicksal, dunkler Herr. Und das vieler anderer, die sind wie Ihr", entgegnete der Seher und drehte sich im Kreis, als müsste er demonstrieren, dass Mortes' Schicksal an diesen Wänden geschrieben stand.
   „Mein Schicksal bestimme allein ich, genauso wie ich es alleine hüte", erwiderte er und schüttelte den Kopf. „Ich habe schon lange aufgehört, an Prophezeiungen anderer zu glauben." Und dennoch war Mortes interessiert daran, was diese Seher ihm über sein Schicksal berichten konnten. Er selbst sah nur Bruchstücke davon, die sich ständig änderten. Das war der Preis seiner Gabe, nie wirklich zu wissen, was ihm als nächstes geschehen würde, doch durch seine große Macht fürchtete er sich nicht vor der Zukunft, weil er wusste, dass ihn nichts und niemand aufhalten konnte.
   „Seid Ihr Euch sicher?" In den Augen des Sehers blitzte es belustigt, als amüsierte ihn Mortes' Antwort. Vermutlich glaubte der Seher, ihn mit diesen Worten zu beunruhigen, doch für Mortes waren sie nichts mehr als das. Worte. Eine leere Drohung, aber nichts von Bedeutung.
   „Ich biete Euch ein letztes Mal Frieden an. Gebt auf und rettet all diejenigen, die noch am Leben sind. Meine Männer werden sie verschonen, wenn Ihr uns Eure Gefolgschaft schwört", versuchte Mortes es erneut, auch wenn er eigentlich schon wusste, dass er scheitern würde. Der Mann vor ihm war so gefasst, dass es Mortes wirklich verwundert hätte, wenn dieser sein Angebot angenommen hätte. Er schien sein eigenes Schicksal schon längst akzeptiert und sich damit abgefunden zuhaben.
   „Niemals. Die Welt muss sehen, welch dunkle, niederträchtige Gedanken Euch umtreiben und weshalb Ihr über so viele Wesen schon zu großes Leid gebracht habt", entgegnete der Seher und griff nun endlich an. Seine Magie donnerte an Mortes vorbei, als dieser sich im letzten Moment duckte. Der Zauber prallte an den Wänden ab und verflüchtigte sich im Bruchteil einer Sekunde. Die Schriftzeichen, die die Geheimnisse der Seher beinhalteten, blieben erhalten. Offensichtlich hatte man die Tempelinnenwände mit einem Zauber belegt, sodass die Zeichen für die Ewigkeit festgehalten waren. Gut, also würden die Geheimnisse auch diesen letzten Kampf überstehen
   „Ich mag vielleicht ein dunkler Herr sein, wie Ihr mich genannt habt, doch tue ich das alles für den Frieden und die Ordnung", entgegnete Mortes ruhig und gelassen. Der Seher ihm gegenüber war nicht der Erste, der Mortes' Motiven misstraute. Er war es langsam leid, den Zweiflern Rede und Antwort stehen zu müssen, doch brachte sein größter Wunsch das mit sich. Es würde immer Leute geben, die seinem Wort keinen Glauben schenken und ihn hinterfragen würden
   „Frieden?", rief der Seher und schüttelte den Kopf. Er deutete zur Tür, wo der Kampf, wie Mortes spüren konnte noch immer im Gange war. Er spürte dort unten unendliches Leid all derer, denen die Gnade eines schnellen Todes noch nicht zuteil geworden war. „Wenn Ihr das Frieden nennt, will ich nicht länger in dieser Welt leben", fügte der Seher hinzu und trat einen Schritt auf Mortes zu. Magie sammelte sich um seine Hände, strahlte golden wie die Kerzenflammen und stob ihm schließlich entgegen. Auch dieses Mal konnte Mortes ausweichen. Wieder traf die Magie die Wände, es gab eine leichte Erschütterung, doch geschah weiter nichts
   „Diesen Wunsch kann ich Euch gerne erfüllen", entgegnete Mortes und sammelte nun seine eigene Magie. Schwarz wie die Nacht rauschte sie auf den Seher zu und stieß ihn gegen eine der Wände. Er war zu langsam, um Mortes' geballter Kraft auszuweichen. Wie schwarzer Nebel umhüllte ihn die Zauberkraft, die aus Mortes' Inneren kam und frohlockte, endlich eingesetzt werden zu können.
   „Ihr werdet scheitern", waren die letzten Worte des Sehers, bevor Mortes die Geduld mit ihm verlor und auch ihm die Kehle durchschnitt. Blut befleckte die mit Schriftzeichen übersäte Wand, tropfte auf den Boden, während der Seher wie viele vor ihm zusammensackten und leise röchelnd zu Mortes' Füßen starb. Als sich das Blut um seine Stiefel sammelte, kniete Mortes nieder, um auch die Kräfte dieses Sehers in sich aufzunehmen. Man konnte nie wissen, wann man ein Stück der Zukunft sehen musste, um voranzukommen. Er schloss die Augen und atmete tief ein, als die geballten Kräfte des Sehers mit seinen eigenen in Berührung kamen und sich miteinander verbanden. Er spürte den goldenen Hauch, der einst diesen Menschen zu seinen Füßen gehört hatte und sah, wie er langsam in der Dunkelheit seiner Seele verschwand.
Erst als das letzte bisschen Leben aus seinem Opfer gewichen war, packte er den Seher an den goldenen Roben und schleifte ihn durch den Tempelraum hinaus auf den Absatz der Treppen. Noch immer war der Kampf zwischen seinen Soldaten und den letzten verbliebenen Sehern im Gange, doch hatte sich längst entschieden, welche Seite gewann. Welche Seite immer gewinnen würde.
   „Ich scheitere nie", sagte er und blickte dem leblosen Seher in seinen Händen in die Augen. Sie waren glasig, vollkommen leer, schließlich war seine Seele längst fort. „Was für eine Verschwendung." Mortes schüttelte den Kopf, ehe er den leblosen Körper die Treppe hinab stieß. Er machte sich nicht die Mühe, ihm dabei zuzusehen, wie er Stufe um Stufe hinunterrollte, bis er schließlich in einem weiteren Haufen aus Leichen und Waffen liegen blieb. Nein, es gab viel Wichtigeres zu tun, nun da auch dieser Seher fort war. Jetzt galt es, die Geheimnisse des Tempels zu ergründen und zu erfahren, was diese tapferen und doch närrischen Menschen vor ihm versteckt gehalten hatten.
Mortes blieb vor der erstbesten Wand des Tempels stehen und begann zu lesen. Es war lange her, dass er diese Schriftzeichen gesehen hatte, und doch erinnerte sich sein unendlicher Verstand an jedes einzelne von ihnen, an jede einzelne Bedeutung dieser Worte. Und was er las, gab ihm zu bedenken. Es war eine Prophezeiung, eine Prophezeiung so lang und offensichtlich so wertvoll, dass viele Seher, noch vor denen, die heute ihr Leben geopfert hatten, ihre Zeit damit verbracht hatten, um all das niederzuschreiben und zu studieren. Mortes war Teil dieser Prophezeiung, war tatsächlich der dunkle Herr, wie ihn der Seher noch wenige Minuten zuvor genannt hatte.
   „Sie werden kommen, und ihr helles Seelenlicht wird selbst die dunkelsten Mächte zugrunde richten", las er laut und spürte, wie zum ersten Mal seit so vielen Jahrtausenden eine Gänsehaut über seinen Körper zog.


Hallo ihr Lieben und herzlich willkommen am Ende des Prologs ;)
Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um allen zu danken, die diese beiden Kapitel bisher gelesen haben. Das bedeutet mir echt viel, auch wenn es mir eine Heidenangst macht, diese Kapitel mit euch zu teilen. Die Geschichte ist einfach meine allerliebste unter all denen, die ich bereits verfasst habe. Mit ihr hat alles begonnen, weswegen mir sie so am Herzen liegt.
Falls euch gefallen hat, was ihr bisher gelesen habt, lasst es mich wissen. Entweder durch ein Vote oder noch besser einen Kommentar. Ihr findet mich auch auf Twitter und Instagram unter (at)katesstark. Ich würde mich total freuen, euch alle kennenzulernen :)

Danke für alles!
❤ Kate

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