1 - Sawyer Bridge

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Ist es sehr armselig von mir, seit einer Stunde im Sand zu hocken und meinen Schwarm, Sawyer Bridge, aus der Ferne anzuhimmeln? Mein Kopf kennt die Antwort, doch mein Herz weigert sich, diese zwei Buchstaben laut auszusprechen.

Statt einfach zu Sawyer rüberzugehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln, lehne ich mich lieber weiterhin an den alten Strandkorb mit der Nummer drei und nippe an meiner Piña Colada. Zwischendurch rollen ein paar Wellen an den Strand, die meine Zehen umspielen und eine salzige Note in der Luft verteilen.

Im Hintergrund dröhnt laute Partymusik aus den Boxen, die sich mit dem Gelächter und Stimmengewirr mehrerer feierwütiger Studenten vermischt. Gläser klirren aneinander, Jubelschreie steigen zum Horizont empor und Feuerwerkskörper sausen zischend über den glänzenden Meeresteppich aus verschiedenen Blautönen hinweg.

Normalerweise liebe ich diese ausgelassenen Partynächte am Strand, doch heute ist mir nicht nach Feiern zumute. Zumindest, seit ich gesehen habe, wie Sawyer mit einer knapp bekleideten Blondine gesprochen hat. Ständig haben sie sich schmachtende Blicke zugeworfen oder sich ganz zufällig mit den Armen und Schultern berührt.

Dass ich sowieso keine Chancen bei Sawyer habe, ist mir natürlich bewusst, aber trotzdem ist es schmerzhaft, ihn mit einer anderen Frau zu sehen. Einer Frau, die hübscher, lustiger und vor allem offener ist als ich.

„Frankie!", ertönt plötzlich mein Name, weshalb ich zusammenzucke. „Da bist du ja!" Obwohl die Musik ohrenbetäubend laut ist und der Alkohol langsam mein Hirn vernebelt, würde ich diese Stimme unter tausenden wiedererkennen.

„Jodie!"

Ich drehe mich um und schaue in das vertraute Gesicht meiner besten Freundin. Ihre Wangen sind gerötet und auch in ihren Augen erkenne ich rote Flecken.

„Ich hab dich schon überall gesucht!" Jodie taumelt zwei Schritte zur Seite, ehe sie sich ächzend in den Sand plumpsen lässt. Dass sie dabei die Hälfte ihres Getränks verschüttet, scheint sie entweder nicht zu bemerken oder es ist ihr egal. „Was machst du überhaupt hier so allein? Du kannst doch nicht so blöd auf einer Party rumsitzen, wenn alle anderen tanzen." Trotz des Alkohols beherrscht sie ihren vorwurfsvollen Lehrerinnenblick perfekt.

„Ich habe keine Lust, zu feiern", antworte ich ehrlich.

„Und warum nicht?" Jodie neigt ihren Kopf nach rechts und starrt mich ungläubig aus ihren moosgrünen Augen an, die hinter einer runden Brille versteckt sind. „Das Semester ist zu Ende und die letzten Klausuren sind geschrieben. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, dann weiß ich auch nicht ..."

Bei ihren Worten entflieht mir ein frustriertes Seufzen. Für den Bruchteil einer Sekunde wandern meine Pupillen über den glitzernden Ozean, bis sie wie von selbst an Sawyer haften bleiben.

Er steht mit vier anderen Jungs in einem Kreis und spielt Volleyball. Obwohl uns mindestens fünfzehn Meter voneinander trennen, kann ich die Schweißperlen auf seiner gebräunten Haut und das konzentrierte Funkeln in seinen karamellfarbenen Iriden problemlos erkennen. Die Tatsachen, dass er oberkörperfrei ist und seine Bauchmuskeln ein faszinierendes Schauspiel aufführen, machen es nicht unbedingt leichter, den Blick abzuwenden. Im Gegenteil.

„Oh man", seufzt Jodie nun genervt, weshalb ich meine Aufmerksamkeit zurück auf sie richte. „Du sitzt hier so allein, um deinen Lover anzuschmachten und im Liebeskummer zu ertrinken?" Jodie stößt ein spöttisches Schnauben aus. „So kann es echt nicht mehr weitergehen, Frankie. Zeig, dass du Eierstöcke hast und geh zu ihm rüber!"

„Was?!" Ich schaue Jodie panisch an. „Ich kann doch nicht einfach zu ihm hingehen!"

„Ach nein?" Meine Freundin zieht ihre Augenbrauen so hoch, dass sie beinahe unter ihrem Haaransatz verschwinden. „Und warum nicht?"

„Weil ..." Mir fällt kein plausibler Grund ein.

Mittlerweile schwärme ich schon seit über drei Monaten für Sawyer. In diesem Zeitraum gab es häufiger die Möglichkeit, ihn anzusprechen, doch ich habe mich nicht getraut. Aus Angst, nicht die passenden Worte zu finden oder mich zum Affen zu machen.

„Komm schon, Frankie!" Jodie rammt mir ihren Ellenbogen in die Rippen, sodass mir ein ersticktes Keuchen entwischt.

„Au! Das tut weh!", beschwere ich mich.

Daraufhin verdreht Jodie bloß ihre Augen. „Du Dramaqueen!", tadelt sie mich. „Zieh deinen Lippenstift nach und dann nichts wie los! Dein Sawyer wartet schon ganz sehnsüchtig auf dich!"

„Meinen Lippenstift?", ignoriere ich ihre letzte Aussage.

„Ja. Der ist total verschmiert."

Oh je, wie ist das denn passiert? Ein Blick auf das Glas in meinen Händen, das am Rand mit verdächtig roten Mundabdrücken verziert ist, ist Antwort genug.

Obwohl ich mir zu 99,9% sicher bin, auch heute kein Wort mit Sawyer zu wechseln, öffne ich meine Handtasche und krame nach meinem Lippenstift. Blöderweise kann ich ihn aber nicht finden. Auch nach drei Minuten nicht.

„Du bist so ein Schussel, Frankie!", amüsiert sich Jodie, als sie meinen verkniffenen Gesichtsausdruck bemerkt. „Der wievielte Lippenstift ist das jetzt schon, den du diesen Sommer verloren hast?"

Ich gebe ihr keine Antwort auf diese dämliche Frage.

„Komm her!" Jodie zupft ein Abschminktuch aus ihrer Bauchtasche und macht sich danach an meinem Mund zu schaffen. Zum Glück hat sie schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie auch im betrunkenen Zustand ein Händchen für Make-up hat. „Perfekt!", grinst meine Freundin zufrieden, nachdem sie ihre Lippenstift-Rettungsaktion beendet hat. „Und jetzt schnapp dir deinen Traumprinzen! Hopp, hopp!"

Ein fieses Stechen breitet sich in meiner Magengrube aus. Ich spüre, wie sich Ketten der Nervosität um mein Herz legen und elektrische Stromstöße durch meine Adern schießen.

Wahrscheinlich ist es total albern, aber ich habe Angst, Sawyer anzusprechen.

Was, wenn er mich sofort abweist? Oder sich über mich lustig macht? Ich brauche eindeutig mehr Alkohol, sonst schaffe ich das nicht!

Ohne Jodie in mein Vorhaben einzuweihen, hieve ich mich aus dem Sand. Kurz verwandelt sich das Meer in einen tobenden Strudel und auch die tanzenden Menschen am Strand drehen sich, doch schon nach wenigen Sekunden klärt sich meine Sicht wieder.

„Let's go, Süße!", grölt mir Jodie übermütig hinterher. „Und vergiss nicht, nochmal ein Kaugummi einzuwerfen!"

So eine Idiotin!

Statt nun die Richtung von Sawyer und seinen Volleyball-Kumpels einzuschlagen, bahne ich mir einen Weg zu der Bar, die unter zwei Palmen aufgebaut wurde. Die Sandkörner sind noch lauwarm und graben sich vorsichtig zwischen meine Zehen. Da die letzten Sonnenstrahlen vor einigen Minuten vom Meer verschluckt worden sind, wird meine Umgebung in ein goldenes Licht getaucht und hüllt den Strand in eine gemütliche Wohlfühlatmosphäre.

Passend zum Beat der Musik bewege ich meinen Körper zu der Bar. Ich quetsche mich an ein paar betrunkenen Jugendlichen vorbei und bestelle mir dann einen neuen Piña Colada. Sobald ich das Glas in meinen Händen halte, nehme ich einen großen Schluck von dem Getränk und genieße das prickelnde Gefühl des Alkohols, das sich auf meiner Zunge ausbreitet.

Eigentlich bin ich kein Fan vom Betrunken-sein, aber nüchtern würde ich mich vermutlich in zehn Jahren nicht trauen, Sawyer anzusprechen. Das ist auch der Grund, weshalb ich meinen Cocktail in nur wenigen Schlucken leere und das Glas zurück auf den Bartresen stelle.

Mission Sawyer Bridge ansprechen kann starten!

Ich möchte gerade den ersten Schritt in Richtung Volleyballgruppe setzen, da tippt mir plötzlich jemand auf die Schulter und durchkreuzt meinen Plan. Genervt und erleichtert zugleich wirbele ich herum und schaue in das Gesicht eines fremden Mädchens.

„Sorry!", schreit sie gegen die laute Musik an. „Hast du vielleicht einen Tampon für mich?" Sie deutet auf ihre weiße Shorts, auf der sich bereits ein rosa Fleck abzeichnet. „Hab' eben meine Tage bekommen und nichts dabei."

Oh nein, die Arme!

Da ich auch schon mal so einen unvorhergesehenen Perioden-Vorfall hatte, bin ich seit zwei Jahren bestens ausgerüstet, was Menstruationsartikel angeht.

„Klar. Warte!" Ich öffne meine Handtasche und wühle mich durch Taschentücher, Geldmünzen und Schlüsselanhänger. Normalerweise trage ich eine kleine Notfalldose mit Tampons und Binden bei mir, doch blöderweise fehlt jede Spur davon. Genauso wie von meinem Lippenstift.

„Das gibt es doch nicht!", fluche ich leise. Warum verliere ich ständig meine Sachen?

Schuldbewusst hebe ich den Kopf und blicke das fremde Mädchen entschuldigend an. „Tut mir leid, aber ich habe doch keine Tampons dabei." Sie macht eine wegwerfende Handbewegung und zieht zu einer Gruppe aus sechs Frauen weiter, die sich im Limbo-Tanz versuchen. Hoffentlich hat sie dort mehr Erfolg als bei mir.

Weil es mich nervt, heute Abend schon zwei Sachen verloren zu haben, entferne ich mich ein paar Meter von der tanzenden Partymeute und hocke mich in den Sand. Direkt unter den Lichtkegel einer Laterne.

Auch wenn es vielleicht nicht meine schlauste Idee ist, kippe ich den Inhalt meiner Handtasche aus und lasse meine Augen aufmerksam über den ganzen Krimskrams wandern.

Sowohl von dem Lippenstift als auch von der Dose mit den Menstruationsartikeln fehlt jede Spur. Oh, und mein rosa Bandana, das ich schon zu Beginn der Party abgenommen habe, scheine ich ebenfalls verlegt zu haben.

„Mist!" Wütend auf mich selbst räume ich meine Handtasche wieder ein. Inklusive Sandkörner. Als nur noch eine Packung Taschentücher vor mir liegt, werde ich plötzlich von einer Welle des Schwindels erfasst. Alles um mich herum beginnt sich zu drehen und verschwimmt zu einem bunten Farbklecks ohne Formen und Konturen.

„Scheiß Alkohol!", ärgere ich mich. „Und scheiß Sawyer! Warum musst du auch so süß sein?!" Ein unangenehmes Stechen zuckt durch meine Schläfen und zwingt mich dazu, mich mit meinen Händen auf den Oberschenkeln abzustützen.

Das Gefühl des Schwindels wird mit jeder Sekunde stärker und zerrt an meinem Verstand. So lange, bis ich mich keuchend in den Sand lege und meine Augen schließe.

Ich spüre, wie der laue Sommerwind über meine Extremitäten tanzt und sich mein Körper mit einer Gänsehaut überzieht. All die Geräusche, die mich umgeben, verstummen wie auf einen Schlag und erzeugen eine Blase der Stille, die mich gefangen hält.

Was zum Teufel passiert hier mit mir?

Noch bevor ich eine Antwort auf diese Frage finden kann, wird alles schwarz.

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