iii. kann ich zu ihm rein?

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MILA!

Seit eineinhalb Stunden stehe ich im Regen vor meinem Haus. Meine nassen Haare kleben an meiner Haut, die Lederjacke fühlt sich schwer durch die aufgesogenen Tropfen an und gleichzeitig dünn und leicht, weil sie alle Kälte durchlässt. Es wird dunkler, ein betrübter Himmel. Ich stehe in Glasscherben. Meine Hand hält sich an der Packung Zigaretten in meiner Jackentasche fest. Sie ist trocken.

Wirklich, fick mich. Und bitte, meine Mutter soll aufhören, ihren Kollegen dort drinnen zu ficken.

Ich verziehe mein Gesicht bei dem Gedanken an das künstliche Stöhnen und Knarzen des Bettes. Sex ist okay. Porno ist okay. Aber es ist nicht okay, bei den Sexgeräuschen seiner eigenen Mutter und einem alten Typen einschlafen zu müssen.

Mit angewidertem Blick starre ich die Haustür an. Eigentlich, wenn ich mich einfach ausschalten und reingehen würde, könnte alles okay sein und ich könnte alles geflissentlich überhören, gut möglich auch übersehen;
Auf der Küchenzeile ist schon einiges geschehen und am Treppengeländer auch.

Aber das Wochenende an sich; Der Smalltalk, die Blicke zwischen den beiden Erwachsenen, all die Backware und der Zitronenkuchen, und die widerlichen Anmerkungen, die die Männer, die meine Mutter zu uns nach Hause einlädt, machen.

Er würde sagen: "Wenn du meine Tochter wärst, würdest ich dich aber nicht rauslassen."
Und ich würde mir denken, man, ein Sexist, der unpassende Bemerkungen gegenüber einer Minderjährigen macht, die hofft - die wirklich hofft - dass er inkontinent wird und im Seniorenheim landet, täglich in Windeln pisst und hoffentlich seine Sprachfähigkeit verliert, damit er aufhören kann, diese Dinge zu sagen.

Und ich würde nicken und sarkastisch strahlend erwidern: "Tja, Ihre Spermien sind wohl unfruchtbar und Sie werden zum Glück nie eine Tochter haben."

Er würde peinlich berührt lachen, währenddessen prüfend zu meiner Mutter schauen und der alte Knacker würde endlich verstehen, dass er tatsächlich alt und unattraktiv ist.

Ich würde die Treppe in mein Zimmer hochgehen, er würde mir einmal kurz auf den Arsch schauen und wir würden beide wissen, dass ich einfach keinen habe.

Mein Atem entweicht genervt meiner Lunge.

In manchen Momenten denke ich darüber nach, wie es wäre, sich sofort umzubringen. Ohne Überlegen. Einfach nur Pillen schlucken, vor ein Auto rennen oder sich die Pulsschlagadern aufschneiden. Brutal und gewissenlos.
Ich flüchte mich gerne in das gedankliche Gefühl, wie keine Scheiße mehr da wäre.

Dann muss ich aber an die hungernden Kinder in Dritteweltländern denken, die ein schlechteres Leben als ich haben und mich aus ihren großen, ausgehöhlten, traurigen Augen anschauen.

Ich spucke denen gleich ins Gesicht.

Ich ziehe mein Handy aus der Jackentasche. 18:32Uhr.

Schniefend lege ich noch einmal meinen Kopf in den Nacken, glotze in den Himmel und zittere mittlerweile.

FICK MICH.

(Nein, wirklich,
ich möchte gefickt werden.)

Ich drehe mich um und stapfe die Straßen entlang zu Viktors Haus. Ein einziges Auto fährt an mir dabei langsam vorbei, mit seinem gelbem Scheinwerferlicht auf mich gerichtet und ich schwöre, ich spring dem gleich vor die Reifen, wenn die Person darin nicht aufhört mich anzuschauen.

"Nein, tu es nicht.",
versuchen die hungernden Kinder mich im Chor zu beschwören.

Und dann werde ich sie für Körperverletzung anzeigen, falls ich überlebe.

Auf dem Weg zu Viktor sehe ich eine Bank unter den Bäumen. Ich setze mich auf sie, mein Arsch wird nass.
Ich ziehe mein Handy raus, scrolle auf meinem Homebildschirm, sexte mit einem Typen aus dem Internet für eine Viertelstunde, meine Gedanken sind leer, durch die Bäume kommt nicht so viel Regen und als der Typ anfängt über Oralsex zu schreiben und seinen Penis als "langen Freund" zu bezeichnen, blinzle ich mein Handy an.

Ich schreibe: "Ich kacke." und mache mein Handy aus. Mir ist scheiße kalt und es ist jetzt 19:30Uhr ungefähr.

Ich stehe auf, wische mir über meine Jeans am nassen Po und gehe weiter zu Viktors Haus.

Ich bleibe davor stehen. Es hat Gartenzwerge davor stehen. Wie in einem Kult. Oder einer Sekte.

Ich klingele an der Haustür. Und ich klingele nochmal. Die Gartenzwerge starren mich an und wollen mich mit ihren kleine Schaufeln umhauen. Als eine Frau aufmacht, klingele ich zum dritten Mal.

"Entschuldigung?", fragt sie mich.

Sie hat fahle, dunkle Haare und fahle Sommersprossen, eine schmale, große Figur. Sie ist blass.

Ich räuspere mich.

"Hi. Ich bin eine Freundin von Viktor. Ist er da?" Ich lächle noch im Nachhinein.

Sie schaut mich einmal von oben bis unten ab. Ich hab vergessen, dass ich wohl ziemlich durchnässt aussehe. Vielleicht will sie nicht, dass ich ihren Flur volltropfe.

Sie sieht noch immer ein wenig perplex aus. Manche Menschen können einfach nicht schnell sagen, was sie denken. Vielleicht weil sie nicht denken können.

"Ich kann ihn einmal runter rufen. Woher kennt ihr euch denn?"

"Schule. Kann ich zu ihm rein?"

Ich hasse die Menschen hier. Aber andererseits möchte ich nicht, dass Viktor Eltern hat, die man besser hasst.

Jetzt räuspert sich die Frau und tritt mit verschränkten Armen zur Seite.
Im Flur mit dem blauen, leichten Teppich bleibe ich stehen. Ich sehe mich um. Ein Gartenzwerg steht auf einer Kommode. Komische Leute. Die Frau schaut auf meine Schuhe. Ich lehne mich an die weiße Wand und ziehe langsam meine Docs aus. Es ist sehr leise hier.

Die Frau knabbert an ihren Nägeln. Mit der anderen Hand zeigt sie zur Treppe am Ende des Flurs.
"Zweite Tür rechts.", sagt sie.

Im Hochgehen ziehe ich meine versiffte Lederjacke aus. Ich schiebe die Zigarettenschachtel in meine hintere Jeanstasche.
Die Wände sind von Gelb mit blauen Ornamenten tapeziert. Türen aus hellem Holz. Ich mache die zweite Tür rechts auf. Ich schätze, ich habe vergessen, anzuklopfen. Also gehe ich rein, während Viktor auf seinem Bett sitzt und sich einen runterholt. Er lässt krampfartig Atem aus seinen Lungen. Das sollte also sein Stöhnen sein. Aber das ganze hält vielleicht mal vier Sekunden, weil Viktor mich bemerkt, schnell aufsteht und seine Jeans hochzieht.

Er bekommt den Reisverschluss wegen seinem Ständer nicht zu.

Ich denke darüber nach, ihn zu fragen, ob ich ihm dabei helfen soll.

Aber ich lasse es, weil seine Eltern zu Hause sind; Nichts turnt mich mehr ab.

Ich schaue ihm schamlos in die Augen. Er tut das auch, während er noch immer versucht den Reisverschluss zuzumachen.

"Soll ich in 'nen paar Minuten wiederkommen?"

Viktor schüttelt seinen Kopf. "Geht schon."

Ich schaue auf die Beule in seiner Hose. "Nein, ich glaube nicht." Dann hebe ich wieder meinen Kopf. "Ist aber in Ordnung. Es interessiert mich nicht."

Mit einem offenen Reisverschluss setzt er sich auf sein Bett und zieht mit einem verkrampften Gesicht die Luft ein. So ein Ständer kann wehtun.

Gerade wünsche ich mir einen Penis zu haben, um mich zu vergewissern, ob das wahr ist.

Ich stehe noch immer komisch in der Mitte seines Zimmers rum. Es ist kahl. Rotkarierte Bettwäsche und dünne Wände. Eine Wanduhr. Ich schaue auf seine Fensterbank. Dort steht ein Gartenzwerg.

Ich schaue wieder Viktor an und zeige auf den Gartenzwerg. "Kannst du überhaupt masturbieren, wenn der dich anstarrt?"

Viktor hat seine Hände auf seinem Schoß gefaltet und sitzt gerade dort. Er sieht so oft aus, als würde er auf etwas warten oder die Welt wartet auf ihn, aber wenn die Welt auf ihn warten würde, dann müsste sie Erwartungen an Viktor haben. Haben seine Eltern Erwartungen an ihn? Denn ich habe ganz sicher keine.

Viktor ist nicht vielversprechend.

Während er nicht antwortet, setze ich mich neben ihn auf sein Bett. Ich versuche wirklich geflissentlich nicht aus dem Augenwinkel auf Viktors Ständer zu schauen und das ist auch nicht schwierig, weil er einen Großen hätte – den hat er nicht – sondern ganz ehrlich, wer hätte den gedacht, dass Viktor masturbiert?

Er sieht aus wie 'ne Leiche, da sollte sich doch normalerweise auch nicht sein größter Muskel bewegen.

Ich hole die Zigarettenschachtel raus, öffne sie und halte sie ihm hin.
"Möchtest 'ne Kippe?"

"Das riecht man unten und ich rauche nicht."

"Du könntest das Fenster aufmachen."

"Das ist zugeschlossen."

"Hast du nicht einen Schlüssel?"

"Nein, mein Vater dachte, ich möchte rausspringen."

Ich nicke langsam. "Oh, okay."

Das Zimmer ist sehr still. Ich mache die Schachtel wieder zu und schiebe sie zurück in meine Hosentasche. Meine Jacke liegt auf meinem Schoß.

Viktor dreht seinen Kopf zu mir.

"Warum bist du einfach so gekommen, Mila?"

"So mache ich die Dinge halt; einfach so." Ich zucke mit den Schultern. "Außerdem dachte ich, wir könnten noch rumknutschen."

Es bleibt still.

Ich gucke genervt nach oben an die Decke. Manchmal denke ich, Viktor ist hirnkrank. Er verarbeitet alles erst Minuten später oder nein, er tut es erst gar nicht. Ich könnte ihm eine Kugel in den Kopf jagen und es würde ihn nicht interessieren.

Ich schaue ihn von der Seite an.

"Spring doch einfach aus dem Fenster, Viktor."

Dann stehe ich auf und werfe mir meine Lederjacke über die Schultern. Ich stapfe zu der Tür, die zum Flur führt. Und ich bleibe vor ihr stehen. Ich gucke wieder stur an die Decke hoch.

Meine Deutschlehrerin aus der 9. hat mich impulsiv und schamlos genannt. Ich denke, ihr war es nur nicht erlaubt zu sagen, dass ich eine ignorante und charakterhässliche Göre sei, aber sie hat sich danach auch nicht mehr für mich interessiert. Ich brauche sowieso nicht die Meinung einer 50-Jährigen in einer unglücklichen Ehe, deren Kinder sie verlassen haben und die sich noch nichtmal traut, sich selbst anzufassen.

Ich sage Sachen, die ich nicht sagen sollte und manchmal – jetzt – weiß ich das auch. (Das ist aber nicht auf meine Deutschlehrerin bezogen. Die kann mich wirklich mal.)

Ich drehe mich um und starre noch immer gegen die Decke. Dann überkreuze ich meine Arme und schaue langsam das Bett entlang zu Viktor. In sein Gesicht.
"Tut mir Leid."

Ich will ja nicht, dass der am Ende wirklich aus dem Fenster springt und ich in den Knast muss wegen Suizidförderung.

Viktor überlegt, steht auf und schaut mich mit geregtem Kinn an.
"Verpiss dich."

"Willst du mitkommen?"

Hi (:
Ich denke, mittlerweile hat jeder bemerkt, das Mila sehr direkt ist und sich anfeindlich verhält.
Was der Charakter Mila sagt, ist aber nicht was ich sage! Dieses Buch geht weit über Moral, Norm und Sittlichkeit hinaus. Jeder, der das für sich selbst nicht verantworten kann, kann jederzeit aufhören es zu lesen.
Ich habe diesbezüglich noch keine Kommentare bekommen, aber man weiß ja nie für die Zukunft.

Übrigens; Wie stellt ihr euch eigentlich das Aussehen von den Beiden vor, besonders von Viktor?

Sonst hoffe ich, euch hat das Kapitel gefallen!<3 Ist bisher sogar mein längstes, haha, ich hab auch mal 1700 Wörter hinbekommen.

xx Ade

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