NEUN

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Das kann nicht sein.

Das muss ich mir eingebildet haben.

Niemand kann mich sehen. Niemand außer Charlie, Harper und Jace.

„Rhys?"

Langsam, wie in Zeitlupe, drehe ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme, die mir so vertraute Stimme, kommt.

Nate. Mein Bruder. Er steht vor mir und sieht mich direkt an.

„Wieso...wieso bist du hier draußen, Mann? Und...und wo ist...wo ist der Verband und das ganze Zeug, an das sie dich angeschlossen haben?", fragt er unsicher. Er ist mindestens so bleich wie ich mich fühle.

„Du...du kannst mich sehen?", stottere ich, weil ich es selbst nicht glauben kann.

Als könnte er sich selbst nicht glauben, nickt er hölzern. Unsicher macht er noch einen Schritt auf mich zu und geht in die Knie, streckt vorsichtig die Hand aus und...

„Scheiße, das gibt' s doch nicht", murmele ich, als er meine Schulter berührt. Ohne durch mich hindurch zu fassen. Er berührt mich wirklich.

Das gibt' s doch nicht.

„Rhys", murmelt er seltsam taub und starrt mich an.

„Hm?", bringe ich hervor.

„Bist du tot?"

Hektisch schüttele ich den Kopf. „Nein, verdammt, nein! Ich...ich..."

Wie soll ich ihm das erklären?

„Aber...aber das bist doch nicht du. Du liegst da drinnen. Vor zehn Minuten warst du noch da. Ich war nur kurz einen neuen Parkschein kaufen", nuschelt er.

Als würde ich ertrinken, klammere ich mich an seine Hand.

„Ich hab' meinen Körper verlassen, Nate. Eigentlich kann niemand mich sehen, außer...", erkläre ich ihm, sehe mich dann aber panisch um. Noch ist der Flur leer. „Komm mit", bitte ich ihn. Weil er sieht, wie schlecht es mir geht, hilft er mir wortlos hoch, legt meinen Arm um seine Schulter und stützt mich zum nächstbesten Raum, auf dessen Schild kein Name steht. Wir schaffen es gerade noch bis zum leeren Bett, das unter einer Plastikfolie steckt.

Während ich mich darauf fallen lasse und mit den Armen aufstütze, durchlöchert mein Bruder mich weiterhin mit seinem Blick. Er ist genau so fassungslos wie ich. Kopfschüttelnd fährt er sich durch die blonden Locken, die unsere Mutter an uns beide vererbt hat.

„Ich versteh das nicht", krächzt er schnell blinzelnd.

Er braucht einen Moment, in dem er sich umdreht und durch den Raum taumelt, mich immer wieder ansieht und sich letztendlich neben mich setzt.

Als müsste er sich nochmal vergewissern, boxt er mich sachte gegen den Arm.

„Autsch!", beschwere ich mich.

„Tschuldige", sagt er. Dann lacht er ungewöhnlich hohl. „Ich fass es nicht. Du bist es wirklich."

Langsam nicke ich. „Jaaah, kaum zu glauben."

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er sein Gesicht zu mir dreht.

„Wie ist das möglich?"

Ich zucke mit den Schultern.

Meine Arme zittern. Knisternd lasse ich mich auf den Rücken gleiten.

Und dann erzähle ich ihm von Charlie.

„Also muss sie sterben, damit du wieder aufwachst?"

Ich nicke. Nate hat mir zugehört, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen. Jetzt mustert er mich, als wäre er sich nicht sicher, ob ich gleich explodiere.

„Und wieso kann ich dich sehen?"

Schulterzucken.

„Diese verdammte Amy. Hätte sie nicht warten können, bis wir mal im gleichen Raum sind?", scherzt er, aber unser Lachen ist nur halbherzig.

„Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt, kleiner Bruder", meint er wieder ernst.

„Was ist mit mir passiert?"

Überrascht zieht er die Augenbrauen zusammen. „Erinnerst du dich nicht?"

Ich schweige.

„Dir ist dein Brett gegen den Kopf geknallt. Du hast im Wasser getrieben und irre viel Blut verloren. Die haben viel zu spät gemerkt, dass da was nicht stimmt", bemerkt er anschuldigend. „Weil du...wegen der Hirnschwellung haben sie dich ins Koma versetzt."

Obwohl ich Angst vor der Antwort habe, stelle ich ihm trotzdem die Frage: „Werd' ich wieder? Also falls ich aufwache?"

Nate starrt auf seine Hände. „Du hast echt lange keine Luft bekommen", stellt er fest. „Sie haben dich operiert, aber ob da bleibende Schäden entstanden sind, können sie noch nicht sagen."

Er klingt nicht wie mein Bruder. Mein Bruder redet nicht so mit mir. So vorsichtig und so ernst. Und so schuldbewusst.

Er klingt so wenig wie mein Bruder, wie Charlie vorhin nach Charlie geklungen hat.

Schmerz verändert dich in jeder Faser deines Körpers, bis du dich nicht mal mehr so anhörst wie du selbst.

„Aber das ist ein gutes Zeichen, oder? Dass du...ich meine, dass du noch eine Chance hast", versucht er aus dieser grausamen Situation ein Stück Hoffnung zu kratzen.

Einen Moment schweige ich, weil ich nicht sicher bin, ob man das als Chance bezeichnen kann. Sie kostet einen anderen Menschen das Leben.

„Ja...ich...ja, du hast recht", beschließe ich, ihn zu beruhigen, woraufhin er erleichtert, aber zittrig lacht.

„Wir kriegen dich wieder hin, Brüderchen." So wie er es immer getan hat, legt er den Arm um mich und klopft mir auf die Schulter. „Ja...wir kriegen dich wieder hin."

Er wird mich beschützen. Er hat mich immer beschützt.

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