5.

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Adam saß noch immer am Boden des Ganges. Wie viel Zeit bereits verstrichen war wusste er nicht. Sein Zeitgefühl war völlig aus den Fugen geraten. Alles war völlig aus den Fugen geraten. Ihm war bewusst, dass er nicht ewig sitzenbleiben konnte, vorallem weil die Batterie seines Anzugs drohte, ihren Geist aufzugegeben. Genau wie damals in der Arktis. Adam verdrängte die Vergangenheit und zwang sich zurück ins Hier und Jetzt. Hunger hatte er eigentlich nie, doch jetzt war es das Einzige, was er verspürte. Wann hatte ich das letzte Mal etwas gegessen? Adam wusste es nicht und entschied, dass es an der Zeit wäre. Zeit. Zeit war schon etwas komisches. Adam war zu müde, um über etwas derart Komplexes nachzudenken. Klüger war es, seine Kräfte zu mobilisieren und endlich den mittlerweile stickig gewordenen Anzug zu verlassen. Adam stellte alle erdenkliche Energie zur Verfügung und schob sich stönend die Wand nach oben. Es ging quälend langsam von statten. Endlich oben angekommen, bemerkte er, wie anstrengend Stehen war. Ächtzend ging er den Gang entlang. Laufen war noch viel schlimmer. Adam kam nur langsam voran. Einige Male musste er sich an der Wand abstützen, um die plötzlich eintretenden Schwächeanfälle abzufangen. Einfach auf den Boden legen und nie wieder aufstehen. Adam schämte sich sofort für diesen kindischen Gedanken und schleppte sich weiter. Ich werde immer langsamer. Wie damals in der verdammten Arktis. Wenn ich es dort geschafft habe, schaffe ich es hier erst recht. Adam gewann durch diesen Gedanken so viel seines Willens zurück, dass er sich nicht länger an der Wand festhalten musste. Trotzdem fiel ihm das Laufen schwer. Adam versuchte sich zusammenzureißen, aber es gelang ihm nicht. Schon nach wenigen Schritten klammerte er sich an die Wand. Die musternden Blicke der Vorbeikommenden machte es nicht besser. Adam kam sich erbärmlich vor. Wie ein alter Mann. Schlimmer. Als dann auch noch eine junge Frau in Laborkleidung stehen blieb und auf Adam zu kam, wusste er, dass er trotz Anzug einem Häuflein Elend glich.
"Ist bei dir alles in Ordnung? Brauchst du einen Arzt?", fragte sie mit engelsgleicher Stimme.
Wahrscheinlich würde selbst das Gefluche von Ace wie Engelsgesang klingen. Adam zwang sich zu Ernsthaftigkeit. "Nein...nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur zu wenig geschlafen."
"Das haben wir doch Alle", sagte sie und zog eine Döschen heraus. Die Frau schüttelte das Gefäß und es war ein deutliches Klackern zu hören. Genau wie damals bei TickTacks.
"Dafür gibt's doch die hier", sagte sie und lächelte dabei.
"Danke. Aber ich habe meine Tagesdosis bereits erreicht."
Das war gelogen.
"Tja, wie du meinst. Eine oder auch zwei zusätzlich schaden schon nicht."
Adam entschied nicht darauf zu antworten und hoffte insgeheim, dass die junge Frau nicht viel Zeit für Smalltalk hatte. Wunderschön.
"Sie halten einen wenigstens wach," knüpfte sie nach einem Moment des Schweigens an. Ihre Stimme hatte sämtliche Emotion verloren. Eine leere Hülle.
"Ich muss weiter", sagte die Emotionslose und schritt zügig davon. Adam blickte ihr nach, bis sie außer Sicht war. Er schwieg noch immer. Er zweifelte nicht daran, dass die Frau seine Gedanken erahnt hatte. Mit schwerfälligen Schritten ging er weiter und hoffte, dass er nicht noch einmal angesprochen wurde. Die Batterie seines Anzuges pfiff aus dem letzten Loch und die meisten Systeme waren zusammengebrochen. Die wichtigsten Funktionen wurden bereits stufenweise heruntergefahren, als er endlich seinen Spind erreichte. Erleichtert stieg er in die Vertiefung im Boden und das bekannte Kratzen war zu vernehmen. Der Roboterarm packte den Anzug an der Brust und die Magnetschlösser sprangen auf. Kontroliert zogen sich die Nadeln der Lebenserhaltung aus Adams Körper. Der Schmerz hielt sich dabei zum Glück in Grenzen. Langsam klappte der Anzug an der Rückseite auf, bis Adam problemlos hinaustreten konnte. Er drehte den Helm mit einem kräftigen Ruck herum und er löste sich vom Rest des Anzuges. Endlich wieder frische Luft atmen. Na ja halbwegs frisch. Der Roboterarm zog sich zusammen und verschwand samt dem Anzug in der Wand. Als auch der Helm zurück auf seiner Halterung war, verließ er den kleinen Raum und machte sich schleppend auf den Weg zur Kantine. Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, doch endlich schritt er durch eine Schleuse und befand sich in einem großen Raum voller Tische. Sie waren alle aus blankem Metall. Adam ging zügig auf einen der Essensausgaben zu. Argwöhnisch begutachtet er das Angebot. Bin ich wirklich hungrig? Nach einigem hin und her entschied er sich schließlich für den Gemüseauflauf. Mit seiner Hand betätigte er den Abdrucksensor und eine Klappe öffnete sich. Der Automat streckte ihm ein Tablet mit seinem Essen hin und wünschte guten Appetit. Mit steigender Abneigung betrachtete das Essen und sofort kam das flaue Gefühl in seinem Magen zurück. Das soll Essen sein. Die Pampe auf seinem Teller war wenig, schon fast ein Witz und ähnelte kein bisschen dem Bild auf der Anzeigetafel. Es sah eher wie ein Chemieunfall aus. Was ist schon zu erwarten, wenn das Essen aus einem Automaten kommt. Adam zwang sich seinen Blick abzuwenden und sah sich um. Erst jetzt bemerkte er, wie viele Menschen um in waren. Die meisten saßen an Tischen, stocherten in ihrem Essen herum und unterhielten sich. Während Adam seinen Blick durch den Raum schweifen ließ entdeckte er Ace an einem der Tische. Ich muss mit ihm reden. Zielstrebig schlängelte er sich durch die Tischreihen, bis er Ace erreichte. Er schien tief in Gedanken zu hängen, denn er bemerkte Adam erst als er sich direkt gegenüber setzte.
"Hey, Gonzales."
"So hast du mich schon lange nicht mehr genannt." Ace blickte von seinem Essen auf und versuchte ein Lächeln zu verbergen. Es gelang ihm nicht wirklich.
"Na ja so heißt du doch, oder? Wie ist dein Essen?", fragte Adam leicht amüsiert.
"Beschissen. Stimmt, so heiße ich, Muchacho."
Er lachte ein wenig. Adam tat es ihm gleich. Es tat gut etwas Ablenkung zu haben.
"Wie ist dein Essen?", fragte Ace.
"Beschissen."
Beide schwiegen. Ablenkung reichte wohl nicht. Unruhig stocherten sie in ihrem Essen. Ihnen war bewusst, dass es nicht bei Smalltalk bleiben würde.
"War das Essen schon immer so beschissen?", fragte Adam, um die Stille zu brechen. Ace legte seine Gabel auf das Tablett und schüttete ein Päckchen Sojamilch in seinen Becher.
"In letzter Zeit ist Alles beschissen", sagte er und trank einen Schluck Malzkaffee. In sich gekehrt betrachtete Adam das Getränk. Muckefuck. Wie im Weltkrieg. Adam riss seinen Blick los und probierte einen Bissen von seinem Essen. Es schmeckte noch schlimmer, als es aussah. Was blieb Gutes übrig, wenn selbst das Essen beschissen war.
"Wie geht es ihr?", fragte Adam, tunkte seine Gabel spielerisch in den Brei. Sie blieb stecken. Er wollte nicht albern wirken und zog sie sofort wieder heraus.
"Du meinst Kim? Ihr geht es so weit gut, bis auf..."
"Was?", platzte es so plötzlich aus Adam heraus, dass er selbst erschrocken war.
Ace sah Adam mit ernster Miene tief in die Augen. "Sie hat einen komplizierten Unterschenkelbruch. Ich habe etwa sechs Teile gezählt. Aber das ist dank der heutigen Medizin nicht weiter schlimm. Zum Glück. Einige Rippen sind gebrochen, aber keine inneren Verletzungen. Sie wird gerade operiert", fasste Ace zusammen. Adam hörte aufmerksam zu. Gerade, als er etwas sagen wollte, erkannte Adam den traurigen Blick von Ace. "Da ist noch etwas. Ich kann es nicht beschreiben. Kim hat sich verändert", sagte er. Seine Stimme zitterte. "Sie ist nicht mehr die Selbe..."
"Was meinst du damit?", fragte Adam.
"Ich weiß es nicht. Sie spricht nicht. Sie reagiert nicht auf Schmerzreize. Sie starrt nur noch. Mit leeren, ausdruckslosen Augen. Sie...sie ist eine leere Hülle."
Adam musste unweigerlich an die Frau auf dem Flur denken. Die Emotionslose. "Was haben die Ärzte gesagt?", fragte er, unfähig seine Gedanken zu ordnen.
"Sie glauben es ist ein Shock. Aber sie sind sich nicht sicher. Der Zustand dürfte nicht so lange anhalten."
Adam hatte Angst vor der Antwort, aber er fragte dennoch. "Wird das für Immer  so bleiben?"
"Sie wissen es nicht."
Adam nickte betreten und überlegte, ob er sein Mitleid ausspechen sollte, entschied sich aber dagegen. Er schwieg stattdessen und zwang sich etwas Pampe zu essen. Ace ist nicht der Typ für  Mitleidsbekundungen.
"Wie geht es Phil?", fragte Ace nach einem schier endlosen Schweigen.
"Sein Arm ist weg. Ela ist bei ihm. Er wird operiert. Keine Ahnung, ob er es schafft."
"Das ist beschissen."
Adam sah an dem Gesichtsausdruck von Ace, dass er lieber nicht darüber sprechen wollte. Er tat ihm diesen Gefallen, obwohl er gerne seine Gedanken preisgegeben hätte. Dass es seine verdammte Schuld war.
"Wie geht es dir?", fragte er schließlich und überwand sich zu einer weiteren Gabel Gemüseauflauf.
Ace lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. "Ich bin müde wie immer und sonst... Na ja ich hab schon deutlich Schlimmerers erlebt. Damals in Ägypten. Unser Hubschrauber wurde von der Flak zerfetzt. Ich hab's als Einziger raus geschafft."
Ace deutete auf seine linke Gesichtshälfte. Sie war vom Hals bis hoch zur Schädeldecke vernarbt. Seine Haare hatte er seitlich über die Verbrennung gekämmt, um die vernarbte Haut zumindest etwas zu überdecken. Ace bemerkte, wie Adam ihn musterte und strich sich durch die Haare. "Ich bin hundemüde, aber ansonsten geht's eigentlich."
Adam nickte und musste wieder an die Frau vom Flur denken. "Ja, geht mir genauso."
Schweigsam aßen sie einige Bissen.
"Wegen mir ist Kim aus dem Transporter gefallen", sagte Ace ohne dabei von seinem Essen aufzublicken.
"Nein, das stimmt nicht."
"Ich war es, der das Flugzeug zur Seite gerissen hat. Wegen mir ist sie gestürzt und na ja...", sagte Ace gefolgt von einem tiefen Seufzen.
"Du musstest der Rakete ausweichen. Selbst wenn uns die Rakete nur gestriffen hätte, wär der Wasserstoff explodiert und wir wären in Stücke gerissen worden."
"Wieso habe ich das nicht kommen gesehen."
"Das hätte niemand. Ich doch auch nicht", sagte Adam.
Ace trank noch einen Schluck Malzkaffee, dabei verzog er sein Gesicht und stocherte weiter in seinem Essen. "Wie kommst du klar?", fragte er nach einer längeren Pause.
Adam wusste nicht was er darauf antworten sollte. "Ich weiß es nicht", sagte er schließlich. Er wollte Ace nichts vormachen. Ace nickte und schlang einen großen Bissen hinunter.
"Das verstehe ich. Es ist nicht leicht. Es braucht seine Zeit", gab sich Ace verständnisvoll. Beide schwiegen und widmeten sich ihrem Essen.
Adam war froh, als er endlich die Reste von seinem Teller gekratzt hatte. "Danke", sagte er und erhob sich. Ace nickte ihm zu und versuchte dabei zu lächeln. Es war nicht gerade einfach, für Beide. Dessen war sich Adam bewusst. Ohne ein weiteres Wort ging er davon, stellte sein Tablett zur Rückgabe und verließ den Speisesaal. Wieder alleine mit meinen Gedanken.

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