7.

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Der nächste Morgen war hart. Die Ereignisse des vergangenen Tages haben schwer an Adams Nerven gezerrt. Geschlafen hatte er kaum. Immer wieder ist er aufgewacht, konnte kaum seine Augen öffnen, doch wieder einzuschlafen war eine noch größere Herausforderung. Müde und mit schmerzenden Augen schleppte er sich zu dem Schrank aus Metall und kramte ein T-Shirt und eine Jeans heraus. Um seine Einsatzstiefel anzuziehen musste er sich auf die Kante seines Bettes setzen, das erste Mal seit langem. Am liebsten wäre er nicht mehr aufgestanden. Aber er musste. Der Rat erwartete seinen Bericht. Adam wusste nicht, wie er erklären sollte, dass er Ausrüstung und Personal von allerhöchster Priorität leichtsinnig in Gefahr gebracht hatte. Seufzend erhob er sich und verließ seine Kabine.
Auf dem Weg zu den Sanitäranlagen begegnete Adam niemandem. Wahrscheinlich auch besser so. Das Wasser aus den Duschen war eiskalt und reichte nicht einmal fünf Minuten. Enttäuscht betätigte er den Schalter ein weiteres Mal, doch es kam nichts. Natürlich war er sich über die Energieeinsparung der letzten Wochen im klaren, allerdings haben sie sich bislang nur auf die Beleuchtung der Anlage begrenzt. Mittlerweile war schon die Heizung betroffen. Hauptsache die Lebenserhaltung fällt nicht aus. Während sich Adam abtrocknete, dachte er an die Zukunft. Bei dem Gedanken an das, was noch vor ihm lag, welche Hindernisse es noch zu überwinden gab, wurde ihm noch kälter. Als er wieder angezogen war, verließ er den sanitären Bereich und begab sich zur Krankenstation. Natürlich brauchten sie ihre Ruhe, Phil gleichermaßen wie Kim, doch ließ es ihm keine Ruhe. Er entschied zunächst nach Phil zu sehen, auch wenn er mehr Angst davor hatte, ihm gegenüber zu treten, als er zunächst vermutet hatte.

Im Empfangsraum angekommen steuerte Adam direkt auf den Informationsschalter zu. Eine beschäftigt wirkende Frau saß dort, doch als sie Adam erblickte, lächelte sie freundlich.
"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie.
"Ich möchte jemanden besuchen. Wo finde ich Phil?"
"Natürlich. Bitte identifizieren Sie sich."
Adam legte wie gewohnt seine Hand in die Aussparung. Nachdem seine Identität bestätigt wurde, erlosch das Lächeln der Frau.
"Sie sind das? Ich habe die Geschichten gehört. Das ich Sie einmal persönlich treffe." Scheu wie ein Reh senkte sie den Kopf.
"Ich danke Ihnen. Das ich hier sein darf. Dieser Ort. Er ist einmalig."
Es ist nicht mehr als ein Loch im Boden. Adam war die Situation derart unangenehm, dass er instinktiv einen Schritt zurück machte. Die junge Frau schien sein Unbehagen zu bemerken und setzte wieder ihr einstudiertes Lächeln auf.
"Entschuldigen Sie, wen suchen Sie nochmal?"
"Phil", war alles, was Adam herausbrachte.
"Natürlich."
Die Frau tippte auf ihrem Display.
"Phil ist in Zimmer drei. Intensivstation. Er ist der mit dem abgerissenen Arm, oder?"
"Ja."
"Das tut mir leid. Das Ödland ist ein furchtbarer Ort. Beherrscht von Gewalt und Anarchie. Ich bin froh, dass ich da raus bin."
"Danke." Adam zwang sich zu einem Lächeln und entfernte sich zügig, bis er außer Sicht war. Verfluchte Scheisse. Er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal etwas Gutes über die Welt da draußen gehört hatte. Es gab nichts Gutes. Wie konnte es soweit kommen? Wie konnte ein stickiges, dunkles Loch besser sein, als die Oberfläche? Es musste besser sein, sonst würde nicht jeder versuchen hier her zu kommen. Zu Not gewaltsam. Ohne weiter darüber nachzudenken, steuerte Adam auf die Tür zu, doch als er davor stand, zögerte er. Was wenn er schläft? Wenn er mich nicht sehen will? Noch einmal durchschnaufend klopfte er schließlich an.
"Herein."
Entschlossen öffnete Adam die Tür. Ein Arzt, der einige Notizen auf seinem Klemmbrett machte, erwartete ihn. Mit ernster Miene blickte er auf.
"Ist er wach?", fragte Adam.
"Ja. Er ist ansprechbar. Bleiben Sie nicht zu lange. Er braucht Ruhe."
Mit diesen Worten verließ der Arzt den Raum. Adams Unbehagen wuchs mit jedem Schritt, den er sich dem Bett näherte.
"Hey."
"Hey, Phil."
Phil versuchte sich aufzusetzen, was ihm merkbar schwer fiel.
"Bleib liegen. Du musst dich ausruhen."
"Das geht schon."
"Tut mir leid, was passiert ist. Ich hätte..."
"Es muss dir nicht leid tun. Es war nicht deine Schuld. Wir kannten alle das Risiko."
"Es hätte kein Risiko geben dürften."
"Die Welt da draußen hat ihre eigenen Regeln. Bist du im Ödland, kannst du dein Testament machen."
"Was hast du denn schon zu vererben?" Obwohl es lustig gemeint war, hatte es einen bitteren Beigeschmack. Adam schämte sich sofort, doch Phil stand auf makaberen Humor. Das tat er schon immer.
"Stimmt. Meine Schmutzwäsche hat sich Ace schon reserviert."
Beide lachten und für einen Bruchteil eines Moments fühlte sich Adam unglaublich entspannt. Doch dies wurde je zerstört, als Phil ihm finster in die Augen schaute. "Warum bist du gekommen? Wolltest du nur dein Gewissen rein waschen?"
Adam wandte sich ab. Natürlich hat er mit der der Frage gerechnet, allerdings hätte er sie gerne noch etwas länger hinausgezögert.
"Nein. Ich möchte mein Gewissen nicht rein waschen. Dafür gibt es die Beichte. Außerdem weißt du, dass ich überzeugter Protestant bin", lenkte er ab.
"Warum bist du hier?", fragte Phil erneut. Diesmal mit deutlichem Nachdruck.
Adam wusste, dass er nicht länger ausweichen konnte. Vor Nervosität zitternd versuchte er eine Antwort zu finden. "Ich weiß es nicht. Der Rat erwartet meinen Bericht. Wir müssen Entscheidungen treffen."
"Schau dir meinen Arm an!", schrie Phil, hob den Rest seines rechten Arms unter der Decke hervor und zeigte mit dem Stumpf direkt auf Adam. "Sieht das so aus, als würde mich das noch kümmern? Mein Arm ist weg, ich bin nicht mehr zu gebrauchen, der scheiß Rat kann mich mal! Sollen sie mich doch ausmüllen!" Erschöpft ließ er den Arm sinken und starrte an die Decke.
"Wir sind nicht mehr bei der Armee. Der Krieg ist vorbei. Wir sind keine Soldaten."
"Schlimmer noch, wir sind Söldner. Wir töten und wir sterben. Wofür? Für einen Platz zum Schlafen, beschissenes Essen und den fernen Traum einer besseren Welt", entgegnete Phil verbittert.
Adam wusste nicht was er darauf antworten sollte. Phil hat recht verdammt. Mit allem. Aber irgendwo muss es Hoffnung geben.
"Die Kämpfe waren hart. Weißt du noch, die Körperbombe?", fragte Adam um das Gespräch nicht abreißen zu lassen. Phil schwieg. Doch seine leeren, feuchten Augen sprachen mehr als tausend Worte.
"Du wolltest, dass ich den Jungen erschieße, der auf den Konvoi zugerannt kam. Er könnte eine Bombe tragen, hast du gesagt. Doch ich habe keine gesehen. Ich dachte er braucht Hilfe. Als du dein Gewehr auf ihn gerichtet hast, hab ich dich geschlagen."
"Dann hat es Doc erwischt. Und Pac. Wir waren voll mit ihrem Matsch", flüsterte Phil, seine Augen waren dabei geschlossen. "Und von dem des Jungen."
"Wir haben aber auch Schönes erlebt", sagte Adam.
"Was denn?"
"Weißt du noch, wie wir endlich den verdammten Saboteur der Windräder geschnappt haben? Das war ein gutes Gefühl."
"Nur damit er später erschossen wird?"
"Stimmt", murmelte Adam und sah betreten zu Boden. "Aber einmal haben wir ausnahmsweise nicht im Matsch gesteckt. Damals als wir Medikamente nach Tafron gebracht haben", knüpfte er an.
"Ja, die Leute waren dankbar. Einer der wenigen Momente, wo uns niemand in Matsch verwandeln wollte. Der Matsch kam später." Phil schloss erneut seine Augen. Adam konnte es ihm nicht verübeln. Er war auch müde. Sie schwiegen, denn sie kannten die Satellitenaufnahmen. Brennende Wellblechhütten. Brennende Felder. Brennende Leichenberge. Wegen ein paar Verbänden und Antibiotika. Adam schluckte. Gibt es denn garnichts, was nicht zu Matsch wird.
"Asche zu Asche. Matsch zu Matsch", beschwor Phil.
"Das muss aufhören. Dafür kämpfen wir. Dafür bin ich gerne Söldner", sagte Adam. Es klang nicht so überzeugend und ermutigend wie er sich das gewünscht hatte.
"Es wird nicht aufhören. Nicht so lange es Menschen gibt."
"Es liegt in unseren Händen. Wir haben die Chance auf einen Neuanfang. Die Kämpfe werden aufhören. Aber dafür brauche ich dich."
"Nein. Ich kann das nicht."
"Wir sind so kurz vor dem Ziel."
"Nein. Das gestern war nur der Anfang. Wir, der Pfeiler, schwebt in großer Gefahr. Ich spüre es."
Phil hatte recht. Wie immer. Das Ziel ist noch nicht einmal in Sicht. So unerreichbar kam ihm das Vorhaben noch nie vor. Es ist nicht mehr als ein Traum. Ein lächerlicher Traum einer besseren Welt.

"Weißt du was kein Matsch war?", fragte Phil und riss Adam aus seinen Gedanken.
"Kim", sagte Adam, seufzte schwer und zog sich den Hocker von dem Tisch in der Ecke an das Bett und setzte sich. Das Metall war kalt und hart. Trotzdem, es tat gut zu sitzen.
"Warst du schon bei ihr?", fragte Phil und sah Adam auf prüfende Weise an. Dieser schwieg. "Also nicht. Wieso nicht?"
"Ich kann nicht."
"Wie du kannst nicht? Du planst den größten Schritt der Menschheitsgeschichte, einen Neuanfang, aber kannst deine Freundin nicht besuchen?"
"Wir sind nicht befreundet."
"Was seid ihr dann?"
"Es ist ein Arbeitsverhältnis. Mehr nicht", blaffte Adam nach einer Weile in der er von Phil gemustert wurde.
"Du verarschst mich doch. Anstatt bei ihr zu sein hängst du hier rum und erzählst mir was von wegen Hoffnung."
"Sie hat die Hoffnung aufgegeben."
"Dann geh verdammt noch Mal zu ihr und erinnere sie daran, warum sie überhaupt hoffen sollte!"
"Kann ich nicht", murmelte Adam. Mit den Ellenbogen stützte er sich auf seine Knie. Sein Blick hing auf seinen Schuhen.  "Weil ich aufgegeben habe", flüsterte er.
Dabei bemerkte er nicht, wie sich Phil zu ihm beugte, bis er seine Hand auf seine Schulter legte. "Wenn du möchtest, werde ich mitkommen. Zu Kim. Aber weiter nicht", sprach er und Adam zwang sich zu einem Lächeln, denn er wusste, Phil meinte es gut.
"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", sagte Adam seufzend und vergrub sein Gesicht in den Händen. "Jetzt nicht. Ich bin fertig. Mit allem."
"Lass dich nicht hängen. Auf auf", ermutigte Phil ihn und versuchte aufzustehen, was ihm merklich schwer fiel. Der Infusionsständer wackelte und Adam griff bereits danach, doch er blieb stehen. "Dieses verdammte Mistding!", fluchte Phil und fuchtelte mit seinem Arm. Er war drauf und dran sich die Hohlnadel herauszureißen, doch Adam packte seinen Arm. Zuerst fest, dann ließ er locker. "Danke. Aber geht schon wieder", sagte Phil und zog die Infusionen zu sich. Die abgenutzten Räder ächzten, als würde Metall aneinander reiben. Schließlich war er nah genug und er erhob sich von der Bettkante. Es war ein elender Anblick. Die Verbände bededeckten seinen gesamten Brustbereich, sein Bauch hatte die Farbe einer Aubergine angenommen und sein Armstumpf zuckte immer wieder. Wahrscheinlich haben seine Nerven Schaden genommen. Oder waren es Phantomschmerzen? Adam konnte nicht aufhören hinzustarren.
"Hast du noch nie einen Krüppel gesehen? Mach den Mund zu und gib mir den Pulli", raunte Phil und zeigte auf den Schrank. Adam riss seinen Blick los, grinste dämlich vor Verlegenheit und stand auf. Den Weg zum Schrank nutzte er, um darüber nachzudenken, was er Kim sagen würde. Doch weit kam er nicht. "Komm schon, es sind gerade mal zwei verdammte Meter. Schaffst du das, oder soll der verdammte Krüppel dir helfen?"
"Nur wenn der verdammte Krüppel seine verdammte Fresse nicht so verdammt weit aufreißt!", plärrte Adam den Schrank an und nam einen der Pullis heraus. Es waren die gleichen, die er auch daheim hatte. Daheim. Sechs Quadratmeter. Vielleicht acht, wenn man das Scheisshaus am Ende des Flurs mitzählt. Adam lachte finster in sich hinein. Doch dann drehte er sich mit mehr oder weniger neutralem Gesicht zu Phil und warf ihm den Pullover zu. Er fing in auf, was einen weiteren beinahe Sturz des Infusionsständers zu Folge hatte.
"Gab's keinen mit nur einem Ärmel?", fragte Phil, während er sich in den Stoff zwängte. Adam überlegt ihm zu helfen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Denn Stolz war das letzte was einem blieb.
"Entschuldige, die waren schon ausverkauft."
"Schade. Aber vielleicht kann dein Laserschneider Abhilfe schaffen."
Adam wollte darauf antworten, aber er schwieg. Zu real waren die Bilder in seinem Kopf. Zuerst die Schüsse. Die Schreie. Der Rauch. Und dann das Blut. Überall. "Hab ich leider nicht dabei."
"Na dann", sagte Phil traurig. Es klang aufgesetzt. "Lass uns zu Kim gehen."

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