Von Helden und Bösewichten

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Mit einem Brüllen stürzte der Verox sich auf Acarion, aber er war bereit. Er zwang sich, nicht vor der Kreatur aus Schuppen und Klauen zurückzuweichen, sondern vollführte eine der grundlegendsten Paraden. Die erste, von der Raverion darauf bestanden hatte, dass er sie unbedingt lernen müsse. Anstatt die Entfernung zwischen sich und dem Verox zu vergrößern, brachte sie ihn näher an seinen Gegner heran.

Es war gefährlich. Gerade gegen einen Verox, von dem eine Berührung ausreichte, um ihm den Tod zu bringen. Raverion hatte gesagt, Acarion müsse immer einen Dolch oder ein Messer bei sich tragen. Gegner rechneten nicht mit mehr als einer Klinge.

Doch heute war Acarions Plan ein anderer. Es gab noch eine Sache, mit der Verox noch viel weniger rechneten: damit, dass ihre eigenen Waffen gegen sie eingesetzt werden könnten.

Aus der gleichen Bewegung, mit der er ausgewichen war, presste Acarion die von einem schwachen Lichtschimmer umgebene Hand auf die Brust des Verox.

Und entfesselte seine Fähigkeiten.

Acarion konnte es für einen Moment sehen, in den Augen des Verox, die tiefgreifende Erkenntnis, dass die Welt anders war, als er es immer geglaubt hatte. Ein grauenhaftes Röcheln drang aus der Kehle des Monsters, als sich etwas aus seinem Körper löste, für einen winzigen Moment wie eine Lichttäuschung in der Luft hing und sich dann auf Acarion zubewegte.

Einen Moment später wurde er von einem alles überwältigenden Gefühl der Macht durchströmt, wild und ungebändigt pulsierte es durch seine Adern, unendliche Möglichkeiten und unendliche Gefahr in einem, denn die Energie war nicht gezähmt, sie war fremd, sie suchte einen Ausweg und für einen Moment war Acarion sich sicher, seine Haut würde aufreißen und der Macht ihren Weg in die Freiheit eröffnen – dann ebbte das Gefühl schlagartig ab. Der unscheinbare schwarze Anhänger an der Kette um seinen Hals wurde heiß. Der Verox zu Acarions Füßen erschlaffte.

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Kilias fuhr sich verzweifelt mit der Hand über die Augen. Er hatte kaum realisiert, dass ihm das Schwert weggerutscht und er wieder zurück zu Boden gefallen war. Er war blind. Sein Atem kam stoßweise, abgehackt. Nun war er ganz und wahrhaftig vollkommen wehrlos.

Und dann lichtete sich die Dunkelheit. Sie verschwand, als wäre sie nichts weiter als eine Sinnestäuschung gewesen, nur der natürliche Nebel blieb zurück.

Unendliche Erleichterung durchströmte Kilias. Er war nicht blind. Beinahe konnte er das schmerzhafte Pulsieren in seinem Körper verdrängen. Ein Schluchzen wollte aus seiner Kehle brechen.

Einen Moment später entdeckte er Caron. Der Magier kauerte in gebückter Haltung über einem dunklen Schatten auf dem Boden, den Degen tief in dessen Rückgrat versenkt. Seine dunklen Haare fielen ihm um sein Gesicht, sodass Kilias den Ausdruck darauf nicht erkennen konnte.

Kurz darauf schälte Yonas schlanke Gestalt sich aus dem Nebel. Sie ging zu Caron hinüber und streckte ihm die Hand entgegen. Er blickte auf, zögerte. Und nahm ihre Hilfe entgegen.

Beide sahen mitgenommen aus, Yonas Haare wirkten wild wie nie und in ihrer weiten Rockhose waren weitere Risse hinzugekommen. Aus einer Wunde auf seiner Stirn war Caron Blut ins Gesicht gelaufen und er humpelte.

Dennoch. Während die beiden durch den Nebel auf Kilias zukamen, breitete sich langsam ein Grinsen auf Yonas Gesicht aus und ein schmales Lächeln stahl sich auf Carons Lippen. Kilias glaubte, noch nie zwei Menschen gesehen zu haben, die das Wort heldenhaft so sehr beschrieb.

Der Boden erbebte.

Wie ein Zeitlupe sah Kilias, dass sich hinter Caron und Yona eine dunkle Gestalt bewegte. Der Erdboden brach auseinander. Ein Riss erschien wie ein gequält aufgerissener Mund, Steine, Blätter und Leichenteile ergossen sich in einem Schauer hinein und Kilias hatte keine Gelegenheit, zurückzuweichen.

Er konnte nichts tun, als der Boden unter ihm wegsackte und während er fiel, schoss ihm nur ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht hätte ich gegen so etwas nie wirklich helfen können.

Schließlich traf er auf dem Boden auf.

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Es war reiner Instinkt, der Acarion dazu brachte, sich umzudrehen. Eben noch hatte der Triumph in ihm pulsiert, gemischt mit einem Hauch der Schuldgefühle, die er mittlerweile zu gut kannte. Er wusste, was er getan hatte. Doch dann wurden diese Emotionen plötzlich verdrängt und gelöscht von dem untrüglichen Hauch der Gefahr.

Acarion warf einen Blick über die Schulter und sah gerade noch, wie die dunkle Gestalt, die sich im Nebel abzeichnete, sich zusammenkauerte.

Es war keine Zeit für ein Wort der Warnung. Wie eine aufplatzende Wunde riss der Boden auseinander. Aus dem Augenwinkel glaubte Acarion, Kilias fallen zu sehen, da wich er noch so schnell zurück, wie sein verletztes Bein es zuließ. Yona auf der anderen Seite der Schlucht tat es ihm gleich.

Die dunkle Gestalt schoss auf ihn zu und Acarion hatte kaum die Gelegenheit, seinen Degen zu ziehen. Mit unheimlicher Wucht stürzte der Verox auf ihn, drängte ihn mit weit ausholenden Klauenschlägen zurück. „Du hast ihn getötet."

Die Worte waren verzerrt und verschwommen, aber verständlich.

Acarion versuchte sich nicht von dem grauenhaften Anblick ablenken zu lassen, den sein Gegner bot. Mit jedem Schritt, den er zurückweichen musste, kam er dem Abgrund näher, der sich hinter ihm aufgetan hatte.

Dieser Verox war in den letzten Stadien der Veränderung angekommen. Schwarze Schuppen zogen sich wie ein tödlicher Ausschlag über die menschlichen Gesichtszüge, die Finger liefen in Krallen aus, aber sie waren noch nicht sichelförmig gebogen. Und die Augen waren noch nicht rot, aber dunkel vor durch und durch menschlichem Hass und menschlicher Wut.

Als das Monster erneut auf Acarion zusprang, war er gezwungen, einen magischen Schutzschild zu errichten. Es verbrauchte seinen letzten Vorrat an Veralenergie. Und der nächste Busch war außer Reichweite.

„Er war mein Freund", zischte das Monster vor Acarion, sprang nach vorne, warf sich gegen den unsichtbaren Wall. Er zerbrach wie dünnes Glas. Eine Druckwelle erfasste Acarion und er wusste, was geschehen würde, wusste es in dem Bruchteil eines Herzschlages, in dem er stolperte und sich der lockere Boden unter seinem Stiefel löste. Noch bevor er endgültig das Gleichgewicht verlor und in den Spalt taumelte.

Er fiel.

Sah den Rand des Risses an sich vorbeirasen, spürte den Luftzug sich in seinen Haaren und Kleidung verfangen. Er würde sterben, hier und jetzt, jämmerlich in einem kleinen Waldstück, neben einem unbedeutenden Dorf.

Dann streifte seine Hand den Rand der Schlucht und es war der reine, jahrelang trainierte Instinkt, der Acarion die Wurzeln erkennen ließ, über die seine Finger rutschten. Er riss die winzigen Vorräte der Veralenergie heraus, drängte sie wieder in die Luft unter sich, flehte, dass sie ihn nur ein wenig abbremsen würden.

Für einen Wimpernschlag glaubte er, langsamer zu werden, dann prallte er auf dem Boden auf und mit einem grellen Blitz aus Schmerz wurde es schwarz um ihn.


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