Kapitel 3

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Grübelnd lag Almina in ihrem Bett und betrachtete ihre rechte Hand. Als sie nichts Außergewöhnliches feststellen konnte, verglich sie die rechte mit der linken Hand. Die rechte Hand sah nicht identisch aus, was kein Wunder war. Als Rechtshänderin nutzte sie selbstverständlich die rechte Hand wesentlich mehr, sodass diese etwas kraftvollere Muskeln und mehr Schwielen in der Innenfläche hatte. Mehr Unterschiede gab es nicht. Seit ihre Magie im Alter von fünf Jahren erwacht war, hatte sie immer wieder überlegt, weshalb es eine Magierhand gab und warum nichts davon äußerlich erkennbar war. Nur wenn die Magie zu fließen begann, konnten geschulte Magier den hellen Strom an Energie wahrnehmen, der aus den Fingern rann. 

„Wieso kribbelst du manchmal und dann wieder nicht?", murmelte sie fragend, während sie die Hand hin und her drehte. 

Ja, das war wirklich eine wichtige Frage, fand Almina. Denn als sie mit Anela zurück in die Bibliothek gegangen war, hatte sie nichts gespürt. Natürlich hatte sie etwas gespürt, das leise Schwingen von Magie, die in der gesamten Bibliothek umherwaberte. Doch dieses kribbelnde, prickelnde Gefühl, das tief in ihrem Bauch begann und sich unangenehm ausbreitete, bis es schließlich in die Hand floss und auf eine Magiequelle zuschoss, war ausgeblieben. Dabei waren die Lampen selbstverständlich auf magische Weise neu entzündet worden. 

Seufzend legte sie die Hand neben sich auf der Bettdecke ab und versuchte, sich zu entspannen und in ihren Körper hineinzufühlen. Irgendwo tief in ihr musste es eine Antwort geben. Nirgends in der Bibliothek gab es ein Buch über ihre sonderbare Fähigkeit. Auch Anela hatte nichts über einen roten Schimmer gefunden, der Pflanzen befiel. Mal abgesehen davon, dass nicht nur Pflanzen betroffen waren. Allerdings hatte Almina nicht gewagt, ihrer Cousine zu erzählen, dass sie es gewesen war, die Schuld am Erlöschen der Lichter in der Bibliothek war. Das war auch einfach zu unglaubwürdig. Auf einen Schlag alle Lichter verlöschen konnten nur hochstufige Magier und nicht Anfängerinnen wie sie. Sie beherrschte gerade mal das Entfachen und Verlöschen von einer Flamme. 

„Entspann dich", murmelte sie, schloss die Augen und ließ ihren Geist wandern, „sieh in dich hinein, tauche in den Strom der Magie und folge ihm." 

Sie atmete ein. Sie atmete aus. Sie atmete ein ... vergebens, da war kein Magiestrom in ihr, dem sie folgen konnte. Entweder hatte sie zurzeit keine Magie in sich, oder sie war doch keine Seherin. 

„Wieso klappt es denn nicht? Eine Seherin muss immer und überall die Magie sehen. Erst recht in sich selbst", begehrte Almina auf. Sie öffnete die Augen und setzte sich verärgert hin. „Wie kann ich eine Seherin sein, wenn ich gar nichts sehe und auch gar nichts spüre?" 

Aufgebracht sprang sie von ihrem Bett und verließ das Zimmer. Vielleicht musste sie in den Garten gehen. Seherinnen waren eins mit der Natur. Ganz bestimmt klappte es, wenn sie sich dort umsah, die Düfte der Blumen in sich aufsaugte, die Farben der Blüten und überhaupt aller Pflanzen genauer betrachtete. 

Sie eilte an Kaidas Zimmer vorbei und stutzte. Wieso war die Tür weit geöffnet? Normalerweise achtete ihre jüngere Schwester darauf, dass sie immer verschlossen war. Mit ihren fünfzehn Jahren steckte die Kleine voll in der Pubertät und hatte ganz eigene Vorstellungen von Privatsphäre. Während ihr eigenes Zimmer absolute Tabuzone für jeden war, ging sie in die Zimmer von anderen sogar oft ohne Anklopfen hinein. Als ob niemand den Wunsch nach Zurückgezogenheit haben könnte. 

Almina ging zur Tür und klopfte an das Holz. Es blieb still, so lugte sie vorsichtig ins Zimmer. Danach wagte sie einen kleinen Schritt über die Türschwelle, schließlich noch einen. Kaida war nicht zu sehen. 

„Kaida?", sagte sie fragend. „Kaida, bist du hier drinnen?" 

„Nein, natürlich nicht!", erscholl es direkt hinter Almina. 

Erschrocken drehte sich die Siebzehnjährige um und konnte gerade noch ihren Aufschrei unterdrücken. Wie hatte Kaida es nur geschafft, sich so leise anzuschleichen? Das war schon beinahe unheimlich! 

„Du hast mich erschreckt!", rief sie darum vorwurfsvoll. 

„Wenn du nicht verbotenerweise durch mein Zimmer schleichen würdest, hättest du dich auch nicht erschreckt!" 

„Ich bin nicht durch dein Zimmer geschlichen." 

„Sah aber ganz danach aus." 

„Ich habe lediglich bemerkt, dass die Tür offenstand, und mir Sorgen gemacht." 

„Ach, wenn ich einmal meine Tür offenlasse, ist das gleich ein Grund zur Sorge?" 

„Ja, für mich auf jeden Fall." Almina hatte keine Lust mehr auf dieses dumme Frage- und Antwortspiel. Es ging ihrer Schwester offensichtlich gut. Also konnte sie ihren Weg in den Garten fortsetzen. Doch dann tauchte eine Frage in ihr auf. 

„Wenn du, wie du selbst betonst, nur einmal deine Tür offengelassen hast, es sonst aber nie tust, weshalb jetzt?" 

Kaida errötete und starrte die ältere Schwester einen Moment wie jemand an, der bei etwas Verbotenem ertappt worden war und nun schuldbewusst um Ärger fürchtete. Was hatte sie ausgeheckt, weswegen sie die Tür nicht hatte schließen können? 

Automatisch glitt Alminas Blick nach unten zu Kaidas Händen. Richtig, sie versteckte diese hinter ihrem Rücken, was gar keinen Sinn machte. Also hatte sie wohl irgendetwas damit transportiert, was diese verfärbt hatte. Was färbte so stark, dass man die Farbe nicht so leicht abbekam? Almina runzelte nachdenklich die Stirn. Es musste nicht nur färben, es musste auch etwas sein, das eigentlich für Kaida verboten war. 

„Regenbogenpflanzen!", rief Almina ungläubig. „Du hast versucht, eine Regenbogenpflanze herzustellen!" 

Die Fünfzehnjährige machte schon den Mund auf, um zu leugnen, schloss ihn dann aber wieder. Sie sah wohl ein, dass ihr das nichts einbrachte als noch mehr Ärger. 

„Ich wollte doch nur einmal etwas Besonderes machen. Immer dreht sich alles um Anela mit ihrer Heilkraft. Da wollte ich wenigstens einmal auch etwas schaffen, was von euch noch keine geschafft hat." 

Nun versteckte Kaida ihre Hände nicht länger und Almina sah bestürzt auf die bunten Flecken, die sich von den Fingerspitzen bis zu den Unterarmen verteilten. Wie sollte sie die loswerden? Das gab richtig Ärger, wenn die Eltern das sahen. 

„Wo hast du überhaupt die Zutaten her? Die bekommt man doch erst im letzten Schuljahr." Almina hob eine Augenbraue und nahm ihren lehrerhaften Tonfall an. „Und auch nur, wenn man Naturmagierin ist." 

Kaida rollte mit den Augen und stöhnte. „Dass du immer so übergenau sein musst! Ich hab eben meine Beziehungen. Für so einen einfachen Zauber muss man meiner Meinung nach gar nicht Naturmagierin sein. Mit ein wenig Übung kann jeder den Zauber schaffen." 

Almina warf einen vielsagenden Blick auf die farbenfrohen Tupfen. 

„Oh, jetzt schau nicht so! Ich sagte doch, mit ein wenig Übung. Die fehlt mir eben noch." 

„Und wo hast du deine Pflanze hingebracht? Hoffentlich nicht in unseren Garten." 

Kaidas Wangen färbten sich noch rötlicher, was Almina zu einem stöhnenden Kopfschütteln verleitete. 

„Sieh zu, dass du deine Beziehung dazu bringst, die Farbe an dir zu neutralisieren. Ich versuche, die Pflanze zu retten oder zumindest woanders unterzubringen. Welche hast du denn für den Zauber verwendet?" 

„Eine Geranie", murmelte Kaida und fügte noch rasch ein „Danke" hinzu, ehe sie in ihrem Zimmer verschwand. 

Auch wenn Almina alles andere als begeistert war, so freute sie sich dennoch über das kleine Wort. Ihre pubertäre Schwester tat sich unglaublich schwer damit, um etwas zu bitten und für etwas zu danken. Dass sie es jetzt getan hatte, wenn auch leise, zeigte einmal mehr, wie sehr ihr bewusst war, dass sie einen Fehler gemacht hatte. 

„Hoffentlich sucht sie sich bald verantwortungsbewusstere Beziehungen." Almina seufzte und machte sich auf den Weg zum Garten. „Regenbogengeranie. Ausgerechnet!" 

Obwohl die vernünftige Stimme in ihr den Kopf schüttelte, konnte sie ein Lächeln nicht zurückhalten. Das farbenfrohe Leuchten von Regenbogenpflanzen war das Highlight auf jedem Fest und eine Augenweide in jedem Garten. Es gab sogar einige Naturmagier, die mit nachtleuchtenden Regenbogenpflanzen experimentierten. Da brauchte man aber wirklich sehr viel Erfahrung. Magier, die nicht diese innere Verbindung zu Pflanzen hatten, konnten nicht nur selbst enormen Schaden erleiden, sondern auch die Pflanzen töten, mit denen sie experimentierten. 

„Ich hoffe, dass nur Kaida verfärbt ist und", Almina verzog stöhnend ihr Gesicht, „die Pflanze nicht von Mutters Lieblingsbeet stammt." 

Irgendwie ahnte sie, dass ihre Befürchtung sich bewahrheitete. Deshalb ging sie zielstrebig zu dem groß angelegten Blumenbeet, das die Mutter sich von der derzeit besten Naturmagierin Meyra Quintoris hatte anpflanzen lassen. Sie wappnete sich innerlich vor einem bestürzenden Anblick. 



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