Kapitel 2

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Im Park erwachte erneut ein leichtes Prickeln und Almina blickte sich sorgenvoll um. Es schien, dass diese Macht in ihr immer stärker wurde. Angefangen hatten diese magiezerstörenden Schübe mit ihrem siebzehnten Geburtstag. Das war nun bald drei Monate her. Dort, wo sie früher einfach nur entspannt entlanggeschritten war, lauerte mit einem Mal eine Bedrohung. Je stärker die Magie, desto stärker wurde diese Anti-Magie in ihr, die unbedingt hinausfließen wollte. 

„Also, Jeldrik, er hat mit Narcissa Schluss gemacht", erzählte Anela in begeistertem Tonfall, während sie die Steinpfade entlang schritten. „Sie hat ihn wohl einige Male zu lang warten lassen." 

Almina blickte verständnislos. 

„Oh komm schon. Welcher Mann möchte eine halbe Stunde vor der Haustür stehen und darauf warten, dass seine Verabredung endlich öffnet?" 

„Sie hat ihn draußen stehenlassen?" Die junge Magierin riss erstaunt die Augen auf. Solch ein Verhalten verstieß eindeutig gegen die Regeln jeglicher Respektsbekundung! Doch dann fiel ihr etwas ein. „Warte, Narcissa kommt doch aus der Familie Terzolis." 

Jetzt war es Anela, die verständnislos blickte. 

„Er steht weit unter ihr! Deshalb begreife ich auch nicht, warum überhaupt ein Mädchen ihn beachtet. Auch du solltest nicht so an ihn denken, Anela." 

Obwohl Anela älter war, nahm Almina automatisch einen belehrenden Tonfall an. Sie war schon immer die Vernünftigere gewesen und hatte vielleicht deshalb die Prophezeiung viel ernster genommen als ihre jüngere Schwester und die Cousine. 

„Almina, hier geht es doch nicht um eine Familienzugehörigkeit!" Anela blieb stehen und stemmte die Arme in die Seiten. „Hier geht es um den heißesten Jungen aller Familien! Außerdem müssen wir uns mit niederen Magiern verbinden, damit unsere Blutlinie nicht völlig ausstirbt." 

Almina rollte mit den Augen und bückte sich zu einer Pflanze hinunter. Sie strich über ein Blatt und fühlte den samtigen Flaum unter der Fingerkuppe. Und noch etwas anderes. Kurz lenkte es sie ab von den weiteren Ausführungen ihrer Cousine. Was stimmte mit der Pflanze nicht? Sie bückte sich tiefer hinunter und sah kleine rötliche Schlieren, die um das Blatt waberten. Auch die anderen Blätter hatten diese zarte rötliche Tönung. 

„Siehst du das?", fragte sie unvermittelt, ohne zu wissen, was Anela gerade überaus Wichtiges erzählte. 

„Wie? Was meinst du?" 

„Sieh, die Pflanze. Siehst du den rötlichen Schimmer, der sie umgibt?" 

„Rötlicher Schimmer?" Anela beugte sich neben ihr hinunter und starrte auf die Pflanze. „Syrisches Brandkraut. Sieht völlig normal aus. Wo soll da ein rötlicher Schimmer sein? Hast du was mit den Augen?" Nun drehte sie ihren Kopf und sah Almina an. „Nein, keine Rötungen, keine Entzündung, alles ganz normal." 

Almina schluckte und blinzelte ein paar Mal. Vielleicht bildete sie sich das nur ein. So musste es sein. Sie hatte schon Halluzinationen. Dennoch verharrte sie und beobachtete die Pflanze. Sie konnte spüren, wie es in ihr brodelte, kribbelte und so wie eben in der Bibliothek vom Bauch aus höher strömte. Besorgt wollte sie die Hand zurückziehen, aber irgendetwas hielt sie an der Position. Sie konnte sich nicht mehr bewegen! 

Panisch drehte sie ihren Kopf und sah, wie sich die Cousine aufrichtete, als ob sie gar nichts bemerkte. Sie richtete ihren Blick erneut auf die Pflanze und schon sah sie einen dünnen bläulichen Schimmer aus ihrer Fingerkuppe hervorströmen und in das Brandkraut eindringen. Keine Sekunde später war das Schimmern verschwunden – das rötliche und auch das bläuliche. 

„Na komm, lass doch die Pflanze in Ruhe. Und erzähl das bloß nicht Professor Haldor, dass du irgendwas Rotes gesehen hast. Der verdonnert uns dann noch dazu, alle Pflanzen auf Schädlinge zu untersuchen. Darauf habe ich so gar keine Lust." Anela machte eine Atempause und gleich darauf huschte ein Strahlen über ihr Gesicht. „Es sei denn, alle Schüler müssen da mitmachen. Dann hätte ich die Gelegenheit, mich ganz unauffällig Jeldrik zu nähern!" 

Almina stöhnte. „Vergiss Jeldrik. Deine Eltern werden ihn nie als Schwiegersohn tolerieren. Ein wenig unter unserer Machtstufe lässt sich zwar nicht verhindern, aber niemals so tief darunter." 

Anela zuckte nur mit den Schultern. „Wo die Liebe hinfällt. Erzählst du es Professor Haldor? Sonst tue ich es. Siehst du vielleicht noch mehr Pflanzen mit Rotschimmer?" 

Tänzelnd lief sie voran und bückte sich ab und zu, um eine der Blumen näher zu betrachten. 

„Also für mich sehen alle gesund und hübsch aus, was meinst du?" 

Sie lief noch einige Schritte weiter, bückte sich sogar zu einer Moosflechte hinunter, was Almina erneut zu einem Stöhnen verleitete. Machte die Cousine sich etwa über sie lustig? Auf jeden Fall wusste sie nun, warum sie hier im Park beständig diese Macht in sich spürte, obwohl gar keine Magie im Einsatz war. Sie sah ebenso wie Anela genauer hin und entdeckte tatsächlich weitere Pflanzen, die einen schwachen Rotschimmer hatten. Das war niemals normal! 

Mit einem Mal stieß Anela einen lauten Schrei aus. Almina zuckte zusammen und stürzte sofort zu ihrer Cousine. War irgendetwas passiert? Hatte vielleicht ein Insekt sie gestochen? 

„Ich weiß es!", schrie Anela und strahlte übers ganze Gesicht. „Du hast deine besondere Gabe bekommen! Wieso ist mir das nicht gleich eingefallen? Mit siebzehn bekommt doch jeder eine besondere Gabe. Bei dir ist sie bislang nur nicht aufgefallen." 

Anela ergriff Almina bei den Händen und drehte sich mit ihr im Kreis. Sie lachte und kreischte vor Vergnügen. 

„Du hast deine Gabe bekommen. Du hast deine Gabe bekommen", sang sie fröhlich und mit solch einer überschwänglichen Freude, dass Almina gar nicht anders konnte, als mitzumachen. 

Für einen Moment vergaß sie das Kribbeln, die blaue Anti-Magie und auch die Prophezeiung. Sie war eine siebzehnjährige Magierin aus dem edelsten Geschlecht und durfte stolz auf sich sein. Sie konnte etwas sehen, was niemand sonst wahrnahm. Sie war eine Seherin! Das war so viel mehr als eine Magierin. 

Vielleicht waren sie ein klein wenig zu laut in ihrer Freude. Auf jeden Fall eilte Professor Haldor mit wehendem Umhang herbei und funkelte sie ziemlich zornig an. 

„Was macht ihr hier für einen Lärm? Und weshalb seid ihr nicht in der Bibliothek, um zu studieren? Gerade von euch hätte ich ein vorbildliches Verhalten erwartet!" 

Die beiden Mädchen tauschten einen Blick aus. Dann sprudelte es aus Anela hervor. 

„Meine Cousine Almina Isabella Loelia Primordialis hat ihre besondere Gabe entdeckt. Sie hat gesehen, dass diese Pflanzen hier mit einem roten Zauber belegt sind." 

Almina zuckte zusammen. Anscheinend hatte ihre Cousine den Blick falsch gedeutet. Eigentlich hätte sie nichts erzählen sollen. Schon gar nicht von einem roten Zauber. Das klang nicht nur verrückt, das war verrückt! Wer belegte denn eine harmlose Pflanze mit Feuermagie? Das brannte sie doch mit der Zeit aus! 

Das brannte sie aus ... Sie hob ungläubig den Kopf und sah in die Augen des Professors, der ebenso ungläubig wie sie blickte. Nur einen Moment lang. Bis er die Tragweite dieser Behauptung durchschaute und zu einem Entschluss kam. 

„Anela und Almina, sofort zurück in die Bibliothek!", befahl er mit energischer Stimme. „Dort dürft ihr als Zusatzaufgabe studieren, wie sich Feuermagie auf Pflanzen auswirkt! Danach erwarte ich von euch beiden eine Entschuldigung." 

Er wies mit ausgestrecktem Arm zum Tor und die Mädchen beugten sich seiner Anweisung. Folgsam, fast geknickt schlichen sie zurück in die Bibliothek, die Almina heute nicht mehr hatte betreten wollen. 

Als der Professor außer Hörweite war, flüsterte Anela: „Ich glaube dir. Und wir werden es dem Professor irgendwie beweisen, dass die Pflanzen rötlich schimmern. Es muss ja kein Feuerzauber sein. Bestimmt gibt es magische Krankheiten, die so schimmern. Danach werde ich suchen, nicht nach Feuermagie." 

Almina starrte die Ältere groß an und sah das aufgeregte Glitzern in deren Augen. Vielleicht war sie gar nicht so oberflächlich und verspielt, wie sie sich immer gab. Außerdem bewies ihre Schwärmerei für Jeldrik, dass sie sich nicht unbedingt an Regeln hielt und Abenteuer liebte. Vielleicht könnte sie mit ihr über die blaue Magie sprechen. Es musste doch Aufzeichnungen von so etwas geben. Jede Gabe war irgendwo verzeichnet. Sie musste alles darüber finden und wenn sie es bei Kerzenschein tat. Eine Kerze wurde durch ihre Anti-Magie ganz sicher nicht ausgelöscht! 

„In Ordnung", stimmte sie deshalb ebenso leise zu, „ich mache mit." 



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